Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Extra

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meinst, du siehst überall Gespenster?«

      »So ungefähr«, gab Wolfi zu. »Ich habe mich in die Moni verliebt. Das ist gegen die Vorschrift.«

      »Welche Vorschrift?«, fragte die alte Walli erstaunt.

      »Schon während der Ausbildung bekamen wir ein Training. Es sollte uns helfen, neutral zu bleiben und uns nicht emotional zu verstricken. Dass Menschen sich auf Anhieb sympathisch finden und dann Emotionen in Gang gesetzt werden, die die Neutralität und Sachlichkeit von Polizeimitarbeitern beeinflussen, ist eine Gefahr. Ich denke, das muss ich nicht weiter erklären. Das versteht ihr auch so. Ich dachte nie, dass mir einmal so etwas passieren würde. Salopp ausgedrückt: Moni hat mir den Kopf verdreht. Wenn ich sie schützen will, dann muss ich mich selbst schützen.« Wolfi seufzte. »Vielleicht sehe ich wirklich Gespenster, wo es keine gibt. Auf jeden Fall bitte ich euch, mich in dieser Angelegenheit nicht mehr auf meinem Diensthandy anzurufen.«

      »Okay, Wolfi«, sicherte ihm Martin zu. »Aber eine andere Nummer haben wir nicht.«

      »Stimmt! Ich habe mein privates Handy daheim in der Schublade liegen. Ich habe es selten benutzt. Das wird sich ändern. Ich gebe dir die Nummer. Hast du etwas zu schreiben?«

      Martin holte Papier und einen Bleistift.

      Wolfi schrieb seine private Handy­nummer auf. »Von hier aus werde ich heimgehen, es laden und einstecken. Vielleicht bin ich wirklich übervorsichtig, aber…«

      »Wir verstehen dich. Du musst es nicht weiter erläutern«, beschwichtigte ihn Martin.

      Und auch Katja und Walli nickten ihm ernsthaft zu.

      Dann erzählte Martin ausführlich von Wallis Einfall, Pfarrer Zandler dazu zu bringen, dass er das Auto meldet.

      »Wir mussten es ihm erklären, Wolfi. Er weiß alles, und was er nicht wusste, das dachte er sich. Er freut sich, dass du ein Madl gefunden hast, das dir gefällt.«

      Wolfi lächelte vor sich hin. »Ja, das habe ich. Ich gebe es zu. Es ist wirklich so, dass der Verstand aussetzt, wenn man verliebt ist. Das Herz gewinnt die Oberhand. Ich kann mir tausendmal sagen, dass ich Moni melden müsste. Ich kann es nicht. Aber es ist und bleibt nun einmal die Deckung einer Straftat, so wie die Sache im Augenblick steht. Moni wird als Autodiebin gesucht. Ich weiß, wo sie ist. Auch wenn ich mir absolut sicher bin, dass dieser Arnold Lehmann Moni eins auswischen wollte. Wahrscheinlich aus Zorn, Rache, gekränktem Stolz oder Eitelkeit, jedenfalls aus sehr niederen Beweggründen. Aber als Polizist habe ich nicht zu urteilen, weder zu verurteilen noch freizusprechen. Das ist die Aufgabe des Gerichts, wenn die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt.«

      »Wolfi, jeder Staatsanwalt und noch mehr jede Staatsanwältin muss und wird sofort erkennen, was dahintersteckte, hinter dieser Anzeige. Es wird sicherlich nicht der erste Fall dieser Art auf deren Schreibtisch sein.«

      »Da magst du Recht haben, Martin. Trotzdem dürfte ich nicht so handeln. Aber ich kann nicht anders«, sagte Wolfi. »Ich kann nur hoffen, dass die Sache zu einem guten Ende kommt. Das kann aber dauern.«

      »Wolfi, du steigerst dich da in etwas hinein«, bemerkte Martin. »Außerdem fehlt mir etwas die Einsicht, gestehe ich dir. Du bist doch nicht nur Polizist. Klar, es ist dein Beruf. Aber kann er so über dein Leben bestimmen? Du bist doch auch ein Mensch, ein Bursche, und hast dein eigenes Leben. Niemand kann doch verlangen, dass du das alles hintenanstellst, oder? Zuerst kommt die Pflicht und danach soll lange, lange nichts kommen und erst dann – du als Mensch?«

      Wolfi seufzte. »Martin, ich habe mich für den Beruf entschieden. Du weißt, es war mein Traumberuf. Ich wollte immer zur Polizei. Bisher war ich auch nie in einem Konflikt.«

      Wolfi schloss für einen Augenblick die Augen. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er seinen Eid ablegte.

      »Als ich damals meinen Amtseid ablegte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich einmal in so eine Situation komme.«

      »Wie ist das mit der Verpflichtung?«, fragte Katja.

      »Da gibt es eine Formel. Sie lautet: ›Ich schwöre, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.‹ Das habe ich bisher immer getan.«

      »Also«, sagte Katja, »wie ich das sehe, warst du nicht im Dienst, als du Moni gefunden hast. Mir will nicht einleuchten, dass dieser Eid für jeden Augenblick deines Lebens gilt.

      »Doch, Katja, so ist es. Sieh mal, eigentlich ist jeder Bürger verpflichtet, Straftaten zu melden oder zu helfen, einen Straftäter, in diesem Fall eine Straftäterin, zu überführen. Das ist Bürgerpflicht«, erklärte Wolfi mit Nachdruck.

      »Das gilt nicht im Fall von der Moni«, erklärte Walli mit fester Stimme. »Wir alle wissen, dass Moni das Auto nicht gestohlen hat. Also musst du kein schlechtes Gewissen haben. So sehe ich das. Wolfi, mache es dir nicht komplizierter, als es ohnehin schon ist.«

      »Danke für dein Verständnis, Walli. Aber so einfach ist das nicht. Ich kenne einige Beispiele von Kollegen, die auch schon mal etwas unter den Tisch fallen ließen. Es nahm jedes Mal ein böses Ende. Wenn die Mühlen erst einmal anfangen zu mahlen, wird es gefährlich, Martin. Ich denke und grübele darüber, ja keine Spuren zu hinterlassen, versteht ihr?«

      Katja und Walli nickten.

      Martin schaute Wolfi ernst an. »Kann ich ganz offen reden, Wolfi? Ich möchte dich nicht verletzen. Weißt du, Freunde sind für mich nicht nur deshalb Freunde, weil sie mir immer zustimmen. Ich erwarte von einem Freund, dass er auch mal kritische Fragen stellt oder Zweifel äußert. Das wollte ich dir sagen. Mir geht ein Gedanke durch den Kopf.«

      »Okay, ich habe deine Vorrede verstanden. Spuck es aus, Martin!«, brummte Wolfi. Es war ihm anzumerken, dass er sehr angespannt war.

      »Wolfi«, sagte Martin und bemühte sich, seiner Stimme einen weichen und mitfühlenden Tonfall zu geben, »vielleicht solltest du erst einmal klären, ob Moni dich will? Ich meine, du hast dich in sie verliebt. Das ist wunderbar. Wir gönnen es dir. Aber ich möchte dich behutsam warnen. Die Liebe ist noch einseitig. Bis du weißt, ob dir Moni auch Liebe entgegenbringt, wäre es vielleicht wirklich angebracht, vorsichtig zu sein. Am Ende stehst du mit leeren Händen da. Moni ist dir durch die Finger gerutscht, und deine Arbeit bei der Polizei bist du auch los.«

      »Das sind harte Worte, Martin«, sagte Wolfi. »Auch, wenn ich den Gedanken gern verdrängen würde, muss ich ihn akzeptieren. Du hast vollkommen recht.«

      Martin legte Wolfi die Hand auf die Schulter. »Denke mal darüber nach, ob es einen Kompromiss gibt! Ich meine derart, dass du dem Madl hilfst, ohne selbst ein zu hohes Risiko einzugehen.«

      »Das ist es ja, was mich quält. Es gibt in dem Fall nur Schwarz oder Weiß. Ich verpfeife Moni und liefere sie aus. Sie wird sicher nicht in Untersuchungshaft kommen, denke ich. Oder ich tue so, als hätte ich nie etwas gehört und gesehen, weder das Auto, noch Moni. Dabei gibt es eine Unsicherheit. Ich hatte einen Kollegen gebeten, die Autonummer zu recherchieren. Ich habe ihm gestanden, dass ich mich in die Autofahrerin verliebt habe. Ich weiß nicht, ob der Kollege mich deckt. Sicher ist die Kameradschaft sehr groß. Das ist auch notwendig, weil man sich in einer Gefahrensituation auf die Kollegen verlassen muss. Ich ärgere mich, dass ich jemanden um Hilfe gebeten habe. Ich hätte es selbst machen sollen. Zu spät! Das Kind ist in den Brunnen gefallen«, seufzte Wolfi.

      Es war ganz still in der Küche.

      »Wolfi,

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