Toni der Hüttenwirt Extra 4 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Wolfi dachte nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich denke, es ist besser, sich niemandem anzuvertrauen«, sagte er leise.
Sie schwiegen alle. Die Minuten verrannen.
»Wolfi, ich bin immer noch der Meinung«, ergriff Martin das Wort, »dass es das Beste ist, so zu tun, als wärst du das Wochenende in den Bergen gewesen. Okay, du hast ein Madl gesehen. Dein Herz schlug schneller. Man könnte es so darstellen. Du hattest keine Gelegenheit, sie näher kennenzulernen. Du hattest nur ihre Autonummer. Alles Weitere hast du über den befreundeten Kollegen erfahren. Aber du bist dem Madl nicht mehr begegnet. Das war gut so, denn du hast das Interesse an der jungen Frau verloren, nachdem du erfahren hast, dass sie wegen Autodiebstahls gesucht wurde. Ich denke, das ist eine glaubhafte Variante der Geschichte. Soll dir doch irgendjemand nachweisen, dass es nicht so war!«, erklärte Martin im Tonfall fester Überzeugung.
»Wie du das sagst, klingt es ganz einfach, Martin.«
»Es ist einfach. Und wenn es nötig wird, dann stehe ich dir bei. Okay, du hattest das Madl im Auto gefunden und mich angerufen. Zweitens, ich habe das Madl aufgenommen und verarztet. Drittens, Moni hat meine ärztlichen Leistungen bar bezahlt und ist verschwunden. Ich kann viertens zugeben, dass mir ihr Verhalten etwas sonderbar vorkam. Aber ich erklärte es mir damit, dass sie unter Schock stand.«
»Und jetzt ist die Patientin fort. So einfach ist das«, fasste es Walli zusammen.
»Und warum hat sie dich aufgesucht?«, fragte Wolfi.
»Mei, das gehört unter die ärztliche Schweigepflicht. Basta!«, antwortete Martin mit fester Stimme.
Wolfi rieb sich das Kinn. »Klingt gut«, murmelte der leise. »Aber du, Katja, Walli, Pfarrer Zandler, ihr seid nicht die Einzigen, die davon wissen. Was ist mit Beate und Carl? Was ist mit Toni und Anna? Falls es zu einem Verhör kommt, hängt ihr alle mit drin.«
Martin seufzte. »Mei, Wolfi, höre auf, dich da in etwas hineinzusteigern! Das ist ja nimmer mit anzusehen. Das ist schon fast krankhaft. Höre bitte jetzt auf, dir solche Schreckensszenen auszumalen«, schimpfte Martin. »Mache lieber, dass du wieder auf die Berghütte kommst. Moni muss ja irgendwann wieder unter Menschen gehen.«
Wolfi schüttelte den Kopf. »Ich habe mir überlegt, dass es vielleicht besser ist, Moni zu meiden. So für einige Tage, dachte ich mir. Jedenfalls bis Arnold Lehmann sein Auto zurückbekommen hat. Vielleicht besitzt er noch einen winzigen Rest von Anstand und zieht die Anzeige gegen Moni wegen Autodiebstahl zurück?«
»Das würde die Sache vereinfachen«, bemerkte Katja.
»Stimmt!«, nickte Wolfi. »Er könnte sagen, dass er sich geirrt habe. Er muss den Kollegen nicht auf die Nase binden, dass Moni sich von ihm getrennt hat. Er könnte sagen, dass seine Freundin verreist sei und er sie nicht erreicht habe, um sie nach dem Auto zu fragen. Sicher ist diese Ausrede etwas dünn. Aber ich sage euch, jede Dienststelle ist froh über jeden Fall, den sie nicht bearbeiten muss. Dann wird diese Aussage weitergemeldet, und die Fahndung nach Moni Stegmüller wird eingestellt.«
»Dann hoffen wir mal alle darauf«, seufzte Martin.
Wolfi stand auf. »Ich danke euch für alles. Ich gehe jetzt heim und lade mein Handy. Und bitte keine Anrufe mehr auf mein Diensthandy!«
»Schon kapiert, Wolfi«, antwortete Martin. Er brachte ihn zur Tür.
»Der arme Bursche«, seufzte Walli, als Martin wieder in die große Wohnküche kam. »Mein Herz ist voller Mitleid. Martin, es war richtig von dir, ihm zu sagen, er soll erst prüfen, ob sich das Risiko lohnt. Zur Liebe gehören bekanntlich zwei, ein Bursche und ein Madl. Wolfi liebt Moni. Er hat sich richtig verknallt. Was mit Moni ist, da sehe ich erst einmal ein großes Fragezeichen, wenn ich ehrlich bin. Sicherlich wird da auf ihrer Seite Dankbarkeit sein. Doch wie es mit der Liebe ist, das muss sich erst noch herausstellen.«
»Walli, da stimme ich dir vollkommen zu. Wir wissen alle, wie das mit Liebeskummer ist. Da gibt es verschiedene Phasen, Wut, Trauer, Enttäuschung, Verbitterung. Um den Schmerz zu bewältigen, wenden sich die meisten Betroffenen erst einmal gegen das andere Geschlecht. Dann sind für die Madln alle Burschen Hallodris und alle Burschen schwören Stein und Bein, sich nie mehr zu verlieben.«
»Damit hast du den Punkt getroffen, Martin«, sagte Katja. »Ich bezweifele, ob Moni im Moment überhaupt einen einzigen Gedanken an eine neue Liebe verschwendet. Okay, es war ihr Entschluss, diesen Kerl endlich zu verlassen. Das wollte sie schon lange. Aber er hatte sie manipuliert und sie geschickt von sich abhängig gemacht. Während ich mit ihr in Kirchwalden einkaufen war, hat sie mir einiges erzählt. Und das war gewiss nur die Spitze des Eisbergs. Ich denke, sie wird Zeit brauchen, ihr Leben neu zu ordnen. Sie macht sich bittere Vorwürfe, dass sie nicht viel früher die Reißleine gezogen hat. Sie war immer wieder auf seine Beteuerungen hereingefallen.«
»Ja, so etwas gibt es«, seufzte Walli. »Der Aufenthalt auf der Berghütte wird ihr guttun. Anna und Toni können ihr helfen, darüber hinwegzukommen.«
»Wenn sie mit ihnen spricht, wenn sie zuhört. Bis jetzt verkriecht sie sich. Was ich verstehen kann«, bemerkte Katja.
»Katja, besuche sie doch auf der Berghütte! Moni hat Vertrauen zu dir«, schlug Martin vor.
»Daran habe ich auch schon gedacht. Doch ich warte bis morgen. Dann rufe ich Anna an und erkundige mich, wie es Moni geht«, sagte Katja.
Sie waren sich einig, dass sie im Augenblick nichts weiter tun konnten. So beendeten sie das Thema. Doch auch wenn sie nicht mehr darüber sprachen, so beschäftigten sie sich in Gedanken mit Wolfi und Moni.
*
Als Pfarrer Zandler das Pfarrhaus betrat, begrüßte ihn Helene Träutlein mit den Worten: »Es wäre schon praktisch, wenn Sie das Handy immer einstecken würden. Ist Martins Telefonanschluss gestört?«
Pfarrer Zandler schmunzelte. »Nein, der Anschluss ist nicht gestört. Aber ich wollte ihn nicht benutzen.«
»Aha!«, stieß Helene Träutlein hervor.
»Träutlein, du kannst mich gern weiter mit deinen versteckten Fragen löchern. Ich kann und will es dir nicht erklären, jedenfalls nicht im Augenblick. Außerdem habe ich keine Zeit. Ich rufe Fellbacher an und bitte ihn herzukommen.« Pfarrer Zandler ging in seine Studierstube und schloss die Tür.
Am Display des Telefonapparats im Flur sah Helene Träutlein, dass er telefonierte. Das Gespräch war kurz. »Da ist etwas im Busch«, murmelte sie.
Es dauerte nicht lange, dann klingelte es an der Haustür.
Helene Träutlein öffnete. »Grüß Gott, Bürgermeister Fellbacher!«
»Grüß Gott, Helene! Zandler erwartet mich.«
»Dann nix wie herein! Sie kennen den Weg.«
»Ja, den kenne ich.«
Im Flur kam ihm Zandler schon entgegen. »Danke, Fritz, dass du dich gleich auf den Weg gemacht hast. Komm rein!« Zandler hielt Fellbacher die Tür auf.
»Träutlein,