Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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ist dieses meine Heimat. Von der anderen will ich nichts wissen.«

      »Das kann ja gut werden!« seufzte er halb bestürzt, halb erheitert auf. »Doch darüber wollen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Vor allen Dingen wollen wir uns zuerst einmal umkleiden und dann feststellen, was für ein Festessen Tante Mienchen uns anrichten lassen wird. Aber noch vor der Mahlzeit möchte ich mir meine Arbeit etwas ansehen.«

      Er hieß Fräulein Agathe und Graziella, sich weiter mit dem Haus vertraut zu machen, und ging hinüber in sein Arbeitszimmer. Wohlgeordnet lagen auf seinem Schreibtisch Akten und Wirtschaftsbücher. Doch trotz aller Ordnung fand er sich nicht in ihnen zurecht.

      Uhde überlegte einige Sekunden, dann drückte er auf die Klingel.

      »Sie wünschen mich zu sprechen, Herr Uhde?«

      Der Mann am Schreibtisch fuhr herum – sprang auf – und ein Ausdruck maßloser Überraschung ging über sein Gesicht. Unwillkürlich beugte er sich vor, um besser sehen zu können.

      »Sie hier –?«

      »Sie haben mich doch zu sprechen gewünscht«, sagte das Mädchen.

      »Ich warte hier auf meine Privatsekretärin.«

      »Die bin ich, Herr Uhde.«

      Man sagte Uhde nach, daß er sich eisern beherrschen konnte – und in diesem Augenblick gab er eine glänzende Probe davon. Was andere, weniger beherrschte Menschen hätte fassungslos werden lassen, tat er mit einem kurzen Aufblitzen der Augen ab – das der Sekretärin allerdings sehr viel verriet.

      »Das ist allerdings eine ungeahnte Überraschung, gnädige Frau – oder noch Fräulein Grall?« fragte er sehr langsam und merkwürdig betont.

      »Letzteres, bitte! Und nun eine Frage, Herr Uhde: Wünschen Sie das Angestelltenverhältnis mit mir zu lösen?«

      Nun dauerte es doch einige Sekunden, bis er antwortete. Er schien erst mit etwas fertig werden zu müssen, das ihn stark beschäftigte – und dabei verhärtete sein Gesicht sich mehr und mehr, wurden seine Augen kalt und glitzernd.

      »Durchaus nicht, Fräulein Grall. Ich habe sämtliche Angestellten meines Vorgängers übernommen. Warum sollten Sie da eine Ausnahme machen? Herr Härtner, der mir einen genauen Bericht über Rotbuchen sandte, hat Sie mir als tüchtige, zuverlässige Kraft geschildert. Es war wohl nur Zufall, daß Ihr Name dabei nicht genannt wurde. Jedenfalls bitte ich Sie, in meinen Diensten zu bleiben.«

      Nach diesen kühlen, geschäftsmäßigen Worten war es eine Weile sehr still. Olaf Uhde und Iris Grall standen sich gegen­über wie zwei Menschen, die sich zum erstenmal sehen. Und doch war der Mann um dieses Mädchens willen vor sechs Jahren aus der Heimat geflohen, um in einem abenteuerlichen Leben Vergessen zu suchen.

      *

      »Heino, woher kommst du denn?« fuhr Iris Grall erschrocken auf, als der Bruder so ganz unerwartet und in völlig erschöpftem Zustand ins Zimmer taumelte. »Du siehst ja furchtbar aus!«

      »Ich – ach, Iris, – ich –«, stöhnte er und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Seine Hand, mit der er die Mütze vom Kopf ziehen wollte, zitterte so heftig, daß er sie wieder sinken lassen mußte. Behutsam nahm die Schwester ihm die Mütze ab, klappte auch den Pelzkragen herunter und sah nun in ein todblasses, verzerrtes Gesicht und in flehende, angstvolle Augen.

      »Heino – lieber Heino –«, sagte sie leise und strich ihm den blonden Haarschopf zurecht. »Ist es sehr schlimm, was ich da wieder zu hören bekomme?«

      Da umklammerte er sie mit beiden Armen. Der kraftvolle Körper wurde von einem harten, stoßweisen Schluchzen förmlich hin und her geworfen. Sie ließ ihn eine Weile gewähren, dann bat sie gequält: »Heino, so sprich doch endlich! Bist du etwa wieder von deiner Lehrstelle fortgelaufen?«

      Ein heftiges Nicken, dann sah er auf. In dem Jungen Gesicht stand jetzt Trotz – und trotzig klang auch seine Stimme, als er sagte: »Ja, ich bin ausgerissen – auf der Stelle, Knall und Fall. Soll ich mir etwa gefallen lassen, daß man mich des Diebstahls beschuldigt?«

      »Heino –!!!«

      »Jawohl, gestohlen soll ich haben, Iris. Kannst du das von mir glauben?«

      »Das kann doch nur ein Irrtum sein. Um welche Summe handelt es sich denn?«

      »Um zwanzig Mark.«

      »Und ausgerechnet du sollst sie genommen haben?«

      »Ja, gerade ich! Weil ich der jüngste Lehrling bin, bei dem man nicht jedes Wort auf die Waage zu legen braucht. Ich habe ihnen aber zu verstehen gegeben –«

      »Heino, du bist doch nicht etwa unhöflich gewesen?« unterbrach sie ihn vorwurfsvoll. Da brauste er auf.

      »Gewiß bin ich das gewesen! Ich werde mir doch nicht ohne weiteres eine ehrenrührige Handlung nachsagen lassen! In dem Betrieb weiß nämlich einer vom anderen nichts, und einer sucht seine Schuld auf den anderen zu wälzen. Selbst wenn der Irrtum sich aufklären sollte, gehe ich nicht mehr zurück. Nein, Iris, ich tue es nicht – und wenn du mich deswegen noch so vorwurfsvoll ansiehst!« setzte er trotzig hinzu.

      »Heino, es ist deine dritte Lehrstelle in einem halben Jahr. Was soll aus dir werden, wenn du es so weitertreibst? Man muß sich ja schämen, deinem Vormund unter die Augen zu treten.«

      »Und ihr sollt euch schämen, mich in einen Beruf zu zwängen, der mir durchaus nicht liegt!« trumpfte er auf. »Gebt meiner Bitte nach und laßt mich Landwirt werden! Dann habe ich einen Beruf, der mir Freude macht, und werde euch nie mehr Anlaß zur Klage geben.«

      »Immer noch das gleiche Lied, Heino. Du weißt doch, daß du nicht Landwirt werden kannst. Sieh das doch endlich mal ein, und mache mir mit deinem törichten Wunsch nicht das Leben so schwer! Ein Landwirt ohne Grund und Boden hat es furchtbar schwer, Junge.«

      »Ein Kaufmann ohne Vermögen wohl nicht?«

      »Heino, du bist fürchterlich in deiner Beharrlichkeit! Hast du dich noch immer nicht mit deinem Schicksal abgefunden?«

      »Nein – und das werde ich auch nie! Am wenigsten, wenn ich einem Beruf nachgehen soll, der mir verhaßt ist. – Fünfzehn Jahre hindurch hat man mich in den Glauben gelassen, daß ich der Erbe Rotbuchens sei, hat mich zu den größten Ansprüchen erzogen –«

      »Heino, mir ging es doch auch nicht anders als dir«, unterbrach die Schwester ihn hastig. »Glaubst du etwa, daß es mir Freude macht, als Sekretärin mein Leben zu verbringen? Aber es muß sein, darum füge ich mich. Was sollte wohl aus uns werden, wenn ich mich so anstellen wollte wie du?«

      »Verzeih mir, Iris«, bat er zerknirscht und umhalste sie stürmisch. »Ist schon wieder gut. Ich werde in meine Lehrstelle zurückkehren – dir zuliebe, weil du dir so große Mühe mit mir gibst.«

      Das klang so in sein Schicksal ergeben, daß es der Schwester ins Herz schnitt.

      »Das sollst du nicht eher, als bis ich mit deinem Lehrherrn gesprochen habe«, begütigte sie. »Jetzt beruhige dich erst einmal, dann wollen wir beraten, was wir am besten tun. Hast du überhaupt schon Mittag gegessen?«

      »Nein – ich bin seit morgens unterwegs.«

      »Und

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