Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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Sie es so auffassen, Herr Uhde –«

      »Nun, liebenswürdiger sind Sie in den sechs Jahren bestimmt nicht geworden«, gab er verärgert zurück. »Aber wie jeder es will – wie man sich bettet, so schläft man. Ich bin schließlich nicht mehr der arme Inspektor von einst, den die Tochter des Chefs mit ihrem Hochmut ungestraft quälen konnte. Vielleicht merken Sie sich das, Fräulein Grall!«

      Damit verließ er das Zimmer.

      Iris sah ihm mit spöttischem Lächeln nach.

      *

      Am nächsten Morgen war die Sekretärin pünktlich an ihrem Arbeitsplatz und hatte wohl schon drei Stunden fleißig geschafft, als der Gutsherr sein Arbeitszimmer betrat.

      Er fand die Postsachen übersichtlich geordnet auf seinem Schreibtisch vor. Dabei lagen kurze erklärende Bemerkungen. Zum Teil waren die Briefe sogar schon beantwortet und zur Unterschrift vorgelegt. Jedenfalls war alles so übersichtlich, daß es eine Kleinigkeit für ihn war, sich hier zurechtzufinden.

      Später rief er dann die Sekretärin herbei.

      »Bitte, Fräulein Grall, lassen Sie uns mit der gemeinsamen Arbeit beginnen«, wandte er sich in höflichem Ton an sie. Dann schob er ein wenig das kleine Mädchen vor, das sich an seine Knie geschmiegt hatte.

      »Das ist meine Tochter Graziella – das meine Privatsekretärin Fräulein Grall!« stellte er vor. »Geh, Graziella, begrüße die Dame!«

      Langsam trat das Kind auf Iris zu, und die dunklen Augen musterten die Fremde eingehend.

      »Sie mag ich leiden«, sagte sie nach einer Weile mit der Freimütigkeit des verwöhnten Kindes, das sich jede Äußerung ungestraft erlauben darf. »Sie haben so schönes Haar wie die Königstöchter und Feen in meinem deutschen Märchenbuch und solche Augen wie die Nixen.«

      »Sollen die Nixenaugen nun eine Schmeichelei sein, Graziella?« lachte der Vater erheitert.

      »Das soll etwas Gutes sein, Papi!«

      »Das beruhigt mich außerordentlich, Kleines. Und nun zu Fräulein Agathe, damit wir ungestört arbeiten können.«

      »Laß mich doch hierbleiben, Papi – bitte!« bettelte die Kleine und umhalste den Vater stürmisch. »Ich werde so still wie ein Mäuschen sein.«

      »Na –«, zweifelte er. »Ich glaube nicht, daß du lange dein Plappermäulchen halten kannst. Wir jedoch müssen ungestört arbeiten können.«

      »Papi – bitte, bitte!«

      Es mußte dem Mann wohl unmöglich sein, dem schmeichelnden Stimmchen und den bettelnden Augen zu widersprechen, denn er gab nach.

      »So bleibe, du Quälgeist – aber ruhig mußt du sein!«

      Damit war für ihn der Fall erledigt, und er wandte sich wieder Iris zu, die bereits an dem kleinen Tisch, der neben seinem wuchtigen Schreibtisch stand, Platz genommen hatte.

      Darüber hing jetzt ein großes Bild, das eine Frau in Lebensgrößte zeigte. Nicht mehr ganz jung war sie, aber immer noch schön. Iris konnte gar wohl verstehen, daß der kühle Deutsche sich an der südlichen Schönheit entflammt hatte.

      »Gefällt Ihnen meine Mami?« fragte Graziella plötzlich. Da schrak Iris zusammen und löste rasch den Blick von dem Bild.

      »Gewiß, Graziella, deine Mami ist sehr schön!« sagte sie hastig.

      »So schön wie meine Mami war keine andere Frau«, bekannte das Kind stolz. »Höchstens noch Sie.«

      »Graziella, du bist manchmal von einer geradezu beleidigenden Offenheit«, rügte der Vater, der nicht wußte, ob er lachen oder sich ärgern sollte. »Man darf nicht immer alles sagen, was man denkt.«

      »Warum denn nicht, Papi? Bei uns durfte ich das immer.«

      »Da ist auch vieles gestattet, was hier für ungezogen angesehen wird«, erklärte er mit leisem Unbehagen. »Danach mußt du dich schon richten, mein Kind.«

      »Aber ich habe Fräulein Grall doch nichts Kränkendes gesagt! Ich freue mich doch auch, wenn jemand mich schön findet«, beharrte sie.

      Da gab der Vater sich geschlagen.

      »Bevor wir anfangen, möchte ich noch etwas mit Ihnen besprechen, Fräulein Grall. Ich habe nämlich gestern die Akten durchgesehen, in denen der Verkauf Rotbuchens an Herrn Härtner verzeichnet ist. Demnach blieb Ihnen als Eigentum aus der Versteigerung nichts weiter als das kleine Haus, in dem Sie jetzt wohnen?«

      »Nein, sonst nichts.«

      »Hätte sich da nicht doch noch mehr für Sie herausschlagen lassen?«

      »Vielleicht! Allein uns lag daran, allen Gläubigern möglichst gerecht zu werden. Da blieb eben nur das kleine Haus übrig.«

      »Das ist doch aber ein Unfug, Fräulein Grall! Soviel ich mich entsinne, ist schon damals, als ich noch Inspektor auf Rotbuchen war, der Gutskämmerer aus diesem Hause gezogen, weil es ihm als Wohnung nicht genügte.«

      »Uns genügt es; wir sind froh, daß wir es haben. Es war ja durchaus nicht baufällig, nur sehr verwohnt, was nun durch geschickte Reparaturen behoben ist. Außerdem hängt meine Mutter sehr an dem Haus, das ihr eine zweite Heimat geworden ist.«

      »Dann läßt sich allerdings nichts mehr dagegen sagen. Sie müssen mir jedoch gestatten, daß ich Ihnen an Gehalt zulege, weil doch –«

      »Nein, Herr Uhde«, unterbrach sie ihn entschieden. »Ich bekomme neben einem angemessenen Deputat noch zweihundert Mark im Monat in bar. Damit dürfte meine Arbeit bezahlt sein. Ein Übriges würde nach Almosen aussehen.«

      Ganz ruhig war das gesprochen – und doch stieg dem Mann dunkle Röte bis in die Stirn hinauf. Er biß die Zähne zusammen, als wolle er eine heftige Antwort unterdrücken, und griff nach einem Brief, über dessen Inhalt er nun sprach.

      Er verlangte überhaupt über vieles Auskunft, die Iris ihm auch kurz und klar gab.

      Graziella verhielt sich wirklich ganz still, so daß die beiden Emsigen die Gegenwart des Kindes vergaßen. Nur wenn Iris den Kopf zur Seite wandte, fühlte sie Graziellas Blick unentwegt auf sich ruhen.

      *

      Dann sprach Uhde wieder von geschäftlichen Dingen, bis Oskar Greißner in Begleitung seiner Schwester das Zimmer betrat.

      »Wenn mich nicht alles täuscht, ist das Frau Monika?«

      »In Lebensgröße«, lachte sie perlend auf und streckte ihm die rechte Hand entgegen, während die Linke einen großen Rosenstrauß umfaßt hielt. »Willkommen in der Heimat, Olaf!«

      »Vielen Dank, gnädige Frau.«

      »Laß doch den Unsinn, lieber Freund!« unterbrach sie ihn mit lockendem Blick. »Bei unserer Jugendfreundschaft: Ich bin für dich die Monika, und du bist der Olaf – wie einst. Einverstanden?«

      »Mit dem größten Vergnügen, Monika. Und die schönen Blumen, sollen die etwa für mich sein?«

      »Selbstverständlich!

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