Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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und die fremde Dame gar nicht erfreut musterte.

      »Du bist doch sicherlich die kleine Graziella de Avido«, schmeichelte sie. »Schau einmal, was ich dir mitgebracht habe!«

      Damit hielt sie der Kleinen ein Päckchen hin; doch das Kind rührte sich nicht.

      »Ich darf von Fremden nichts annehmen; das hat mir Papi verboten!« erklärte sie kurz und bündig.

      Monika lachte geziert auf. »Ich bin doch keine Fremde, mein Engelchen.«

      »Doch, ich habe Sie noch nie gesehen.«

      »Die Kleine ist ja köstlich!« lachte Greißner belustigt. »Aber recht hat sie. Verboten ist eben verboten; da gibt es keine Ausnahme.«

      Er begrüßte Iris, die inzwischen auf dem kleinen Tisch Ordnung geschaffen hatte und sich jetzt umwandte, mit einer höflichen Verbeugung, die sie mit einem Neigen des Kopfes erwiderte.

      »Ich gehe jetzt zu Tisch, Herr Uhde.«

      »Bitte sehr, Fräulein Grall! Wann kommen Sie wieder?«

      »Um vierzehn Uhr.«

      Wieder ein Neigen des Kopfes, das diesmal sogar recht hochmütig ausfiel; dann schritt sie langsam dem Ausgang zu.

      »Die ist bestimmt nicht klein zu kriegen«, sagte Greißner halb anerkennend, halb ärgerlich. »Das Schicksal hat sie doch gerade genug gedemütigt; aber die hochmütige Art hat sie beibehalten.«

      »Wie du dich nur darüber ärgern kannst«, meinte die Schwester mißbilligend. »Mich läßt es kalt, wie der Rotkopf sich benimmt.«

      »Na, erlaube mal, Monika, rot ist das Haar doch bestimmt nicht«, widersprach der Bruder heftiger, als die Äußerung es gerechtfertigt hätte. »Es ist blond mit einem satten Goldton. Eine Schönheit ersten Ranges ist Fräulein Grall schon, das kann selbst deine Mißbilligung nicht abstreiten!«

      »Sprechen wir von etwas anderem«, winkte sie mit einem Lächeln ab, das dem Bruder das Blut in die Stirn trieb. »Über Geschmack läßt sich eben nicht streiten. – Ah, wohl deine Frau, Olaf?« wandte sie sich dem Bild über seinem Schreibtisch zu. »Ja, die ist schön! Das wird jeder bestätigen, der etwas von Frauenschönheit versteht.«

      Sekundenlang war es sehr still im Zimmer, dann streckte Monika dem Hausherrn die Hand hin: »Ich weiß wohl, wie weh es tut, einen lieben Menschen hergeben zu müssen«, sagte sie leise. »Ich habe meinen Mann auch durch den Tod verloren.«

      »Davon weiß ich ja gar nichts, Monika. Oskar hat mir davon nichts geschrieben.«

      »So wichtig war das nun auch wieder nicht«, gab Greißner freimütig zurück. »Monika kann froh sein, daß sie den unheilbaren Trinker los ist, mit dem sie sich tagtäglich wie Hund und Katze gezankt hat. Sie lebt jetzt entschieden ruhiger und besser.«

      »Pfui, Oskar, was für ein gefühlsroher Mensch bist du nur!« entrüstete sie sich, worüber er jedoch nur ein Achselzucken hatte.

      *

      »Oh, là, là, welche Amazone kommt denn da zu uns?« begrüßte Herr Julius Korsel mit seinem dröhnenden Baß die Reiterin, die vor dem erleuchteten Herrenhaus des Gutes Traun hielt.

      Iris lachte und reichte von ihrem Gaul herab dem Hünen die Hand. »Entschuldige bitte meinen späten Besuch, Onkel Korsel! Aber –«

      »Je später der Abend, um so schöner die Gäste!« Onkel Korsel verneigte sich galant, wobei er die leichte Gestalt mühelos aus dem Sattel hob. Wie hergezaubert stand da auch schon ein Stallbursche da, der das Pferd in Empfang nahm, während der Gutsherr sich mit seinem Gast in das Haus begab.

      »Lowise, Lowischen, die Iris ist da!« rief er mit ganzer Stimmenkraft und schmunzelte behaglich, als sich fast augenblicklich eine Seitentür öffnete und eine weibliche Gestalt die Halle des Gutshauses betrat.

      »Bei allen Gästen hat sie es nicht so eilig«, erklärte er dem jungen Mädchen. »Nur der Name Iris wirkt jedesmal auf sie wie eine geheime Zauberformel.«

      »Erleichtere nur dein Herz!« entgegnete das Fräulein trocken und faßte mit ihren großen, derben Händen behutsam nach den feinen des jungen Gastes.

      »Schön willkommen, Kindchen!« sagte sie dabei voll Herzlichkeit. »Hast du schon zu Abend gegessen?«

      »Danke, ja, Tante Lowischen. Es ist ja auch schon recht spät für einen Besuch. Weil ich tagsüber jedoch keine Zeit habe –«

      »Ach was, du willst dich doch nicht etwa entschuldigen –«, winkte Fräulein Luise ab. »Zu uns kommst du nie zu spät, welche Zeit du auch zu deinen viel zu seltenen Besuchen auswählen mögest. Komm nur in mein Wohnzimmer, da ist es mollig warm.«

      Iris mußte in ihrem großen Lehnsessel Platz nehmen und sah nun lächelnd auf die Näschereien, die das alte Fräulein vor ihr aufbaute.

      »Greif nur zu, Herzchen!« ermunterte sie dabei. »Wenn man so jung ist wie du, kann man eine Unmenge von dem Zeug verdrücken; das weiß ich aus meiner Jugendzeit.«

      »Na, Lowischen –«, zweifelte der Bruder. »Das ist doch schon so lange her, daß du dich unmöglich darauf besinnen kannst. Wie alt bist du eigentlich, Schwesterherz?«

      »Genauso alt wie du«, kam die Antwort kurz und trocken.

      »Nicht zwanzig Minuten älter?« neckte der Zwillingsbruder. »Du hebst doch sonst bei jeder unpassenden Gelegenheit hervor, daß du die Ältere von uns beiden bist.«

      Iris sah lächelnd auf die Geschwister, die sich so sehr ähnlich sahen. Gemeinsam waren ihnen die hünenhafte Gestalt, das flachsblonde Haar und die derben blauroten Gesichter. Auch im Charakter waren sie einander sehr ähnlich, und sie vertrugen sich deshalb so glänzend, weil sie größtenteils einer Meinung waren und der eine Zwilling nie ohne des andern Wissen und Einverständnis etwas tat.

      Julius Korsel hatte seine Frau, die eine Verwandte Herrn Gralls gewesen war, nach kurzer, sehr glücklicher Ehe verloren. Er hatte den Mut gehabt, sich seine Liebste aus dem Rotbuchener Herrenhause, wo sie eine Aschenputtelrolle spielte, zu holen. Selbstverständlich hatte Herr Grall es nicht gern gesehen, daß seine junge Verwandte diesen Mann, der seiner Meinung nach tief unter ihr stand, heiratete.

      Das hatte er wohl auch Herrn Korsel zu verstehen gegeben und eine Antwort darauf erhalten, die zum Bruch zwischen Rotbuchen und Traun führte. Aber das hinderte Grall nicht, Korsel um Geld zu bitten, als der Zusammenbruch Rotbuchens näher kam. Er hatte aber kein Glück; Korsel wies ihn hohnlachend ab, und so kam eben alles, wie es kommen mußte. Der Kinder nahm Korsel sich jedoch sofort an, als sie nach dem Zusammenbruch schutzlos dastanden. Er bildete sich ein, daß sie seinen Vorschlag, zu ihm nach Traun zu kommen, hochbeglückt annehmen würden.

      Allein darin hatte er sich geirrt. Er stieß hauptsächlich bei Iris auf eine unbändigen Stolz. Alles, was er erreichte, war, daß ihm vom Gericht die Vormundschaft über die Geschwister zugesprochen wurde – sehr zum Verdruß Iris’. Sie verhehlte ihm auch ihre Abneigung keineswegs. Erst allmählich lernte sie den biederen Mann schätzen.

      Herr Korsel hatte nicht wieder geheiratet, und seine Schwester war überhaupt unverehelicht geblieben.

      »Die Männer haben Angst vor ihr«, pflegte der Bruder immer

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