Animus. Astrid Schwikardi

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Animus - Astrid Schwikardi Köln-Krimi

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sie das Bein ihrer Mutter.

      Mark vermutete, dass es sich um Dahlmanns Enkeltochter handelte, aber sicher war er sich nicht, da er die Enkelin bisher nur ein einziges Mal auf einem Familienfoto gesehen hatte, vor über eineinhalb Jahren. Er erinnerte sich deshalb noch so genau an den Tag, weil Dahlmann zum ersten Mal seine verletzliche Seite gezeigt und erstmalig über seine Enkelkinder gesprochen hatte. Bis dahin hatte Mark nicht gewusst, dass sein Chef schon zweifacher Großvater war. In diesem Augenblick war ihm zum ersten Mal bewusst geworden, wie penibel Dahlmann sein Privatleben abschirmte und alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten, von seinen Kollegen fernhielt. Aber wieso?

      Mark lächelte die Kleine an.

      „Sind Sie Natalie Heidkamp?“, hörte er Maja fragen, und zeitgleich veränderte sich der Gesichtsausdruck der Frau, die mit einem Mal besorgt aussah. Kaum wahrnehmbar nickte sie.

      „Wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Wir sind Kollegen Ihres Vaters. Ich bin Staatsanwältin Maja Reinhold und das ist Kriminalhauptkommissar Mark Birkholz.“

      Die Frau nickte erneut und wich zurück. „Mein Vater ist nicht hier. Und meine Mutter auch nicht“, erwiderte sie forsch.

      „Das ist bedauerlich. Wir hatten gehofft, Ihre Eltern bei Ihnen anzutreffen, denn offen gestanden machen wir uns große Sorgen um Ihren Vater. Seit zwei Tagen ist er nicht zum Dienst erschienen. Vielleicht wissen Sie ja, wo er sich aufhält.“

      „Mama, was ist mit Opa?“, fragte die Kleine und blickte ihre Mutter aus großen Kulleraugen an.

      „Opa geht‘s gut, Mäuschen. Mach dir keine Sorgen“, beruhigte Natalie Heidkamp ihre Tochter. Sie warf einen Blick über die Schulter und sagte: „Ich fürchte, ich kann Ihnen da leider nicht weiterhelfen. Wissen Sie, mein Verhältnis zu meinem Vater war in letzter Zeit nicht sonderlich intensiv … Wenn Sie verstehen, was ich meine?“

      „Aber Mama, vielleicht weiß Oma, wo der Opa ist.“

      Frau Heidkamp lachte gekünstelt. „Mäuschen, die Oma weiß auch nicht, wo der Opa ist.“

      „Aber das weißt du doch gar nicht, wenn du sie noch nicht gefragt hast. Soll ich die Oma fragen?“

      „Nein, lass die Oma bitte in Ruhe“, fuhr sie ihr Kind an.

      Mark beugte sich zu der Kleinen hinunter. „Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

      „Was glaubst du denn, wie ich heiße?“

      Er lachte. „Das ist aber eine gemeine Frage. Einen kleinen Tipp bräuchte ich schon.“

      „Mein Name hat am Ende eine Spitze, und Mama macht dann noch einen Strich durch.“

      „Also endet dein Name mit einem A.“

      „Keine Ahnung, weiß nicht.“ Die Kleine verzog ihren Mund und zuckte mit den Schultern.

      „Sie heißt Lisa“, lüftete die Mutter das Geheimnis.

      „Lisa. Kaum ein anderer Name hätte besser zu dir gepasst. Sag mal Lisa, ist die Oma auch da?“, hakte er nach.

      „Herr Birkholz, was soll das? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie nicht hier ist.“

      Lisa sah ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen an und schlang ihre dünnen Ärmchen noch fester um ihren Oberschenkel.

      „Lass gut sein, Natalie“, vernahm Mark aus der Wohnung eine Frauenstimme. Kurz darauf erschien eine kleine, rundliche Frau an der Wohnungstür, die er eindeutig als Christine Dahlmann identifizierte. Erschöpft und blass sah sie aus, wenn auch durchaus wohl genährt. Eilig richtete er sich auf und reichte ihr die Hand.

      „Wir stören Sie nur ungern, aber wir müssen dringend mit Ihnen sprechen. Ihr Mann ist seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen, und wir machen uns natürlich Sorgen.“

      „Sorgen?“, erwiderte sie nachdenklich.

      Erst jetzt bemerkte er die Tränen in ihren Augen. Zu seiner Schande wurde er unsicher, und für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.

      Zum Glück ergriff Maja das Wort. „Ihr Haus wirkt unbewohnt. Wohnen Sie denn noch dort?“

      Die Gesichter von Mutter und Tochter wirkten mit einem Mal wie versteinert.

      Maja räusperte sich, nachdem die Frauen keinerlei Anstalten machten, ihr zu antworten. „Sein Dienstwagen ist ebenfalls spurlos verschwunden. Außerdem haben wir bei allen in Frage kommenden Krankenhäusern nachgefragt, doch dort wusste niemand etwas. Die ganze Situation ist mehr als sonderbar.“

      Christine Dahlmann nickte. „Ich glaube, da gibt es noch mehr Dinge, über die sie sich wundern werden. Aber kommen Sie erst mal herein.“

       Kapitel 9

      In der Ecke des modernen Wohnzimmers stand eine Eckcouch mit dunkelgrauem Veloursbezug, davor ein Glastisch mit verchromtem Metallgestell. Maja und Mark hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht und sahen Lisa dabei zu, wie sie ein Miniaturtablett mit gestapelten Kaffeetassen ins Wohnzimmer jonglierte. Gefolgt von ihrer Mutter, die mit ausgestreckten Armen hinter ihr herging. Letztendlich glückte der Gefahrentransport und Natalie Heidkamp atmete erleichtert auf, als Lisa das Tablett auf dem Glastisch abstellte. Danach verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck, als sie ihre Mutter ansah, die wie ein Häufchen Elend im Sessel kauerte und in ein Taschentuch schnäuzte. Hilflos zuckte sie mit den Schultern und warf Mark einen resignierten Blick zu. „So geht das schon die ganze Zeit.“

      Er nickte kurz. „Lebt Ihre Mutter jetzt bei Ihnen?“ Kaum hatte er seine Frage ausgesprochen, da verwandelte sich Christine Dahlmanns Lethargie in einen ausgekochten Gefühlsausbruch.

      „Das ist wieder typisch für ihn. Der lebt sein Leben so weiter, als wenn nichts passiert wäre. Wo andere Menschen ein Herz haben, hat der nur einen Klumpen Granit.“

      „Mama. Jetzt mach mal halblang“, fiel die Tochter ihr ins Wort.

      „Ist doch wahr. Oder willst du mir erzählen, dass sich ein normaler Mensch so verhält? Aber wahrscheinlich bin ich ihm einfach egal“, lamentierte Christine Dahlmann.

      Ihr Gesicht glich mittlerweile einem zerlaufenen Bild aus Wasserfarben. Die Wimperntusche und der Lidschatten rannen über ihre Wangen, während Lippenstift an ihrer Nasenspitze klebte.

      Mitleidig schaute Natalie Heidkamp ihre Mutter an und streichelte ihr tröstend über den Arm.

      „Ist doch wahr. Ich habe die Nase voll von diesem Schuft“, schimpfte sie mit tränenerstickter Stimme.

      „Wieso?“, entfuhr es Mark.

      Ungläubig sah Christine Dahlmann ihn an. Erst da begriff er, wie unpassend und deplatziert seine Frage war. Die Quittung für seine unüberlegte Offensive folgte postwendend.

      „Meinen Sie nicht, dass Sie jetzt etwas zu weit gehen, Herr Birkholz? Oder wollen Sie ernsthaft mit mir über unsere Eheprobleme diskutieren? Machen Sie das gefälligst mit Ihrem emotionalen Krüppel von Chef.“

      „Mama. Lass

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