Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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wußte, daß Oliver ihm nicht geglaubt hätte. Sie mußte zugeben, daß auch alles sehr eigenartig klang. Doch sie, die in den letzten Jahren sehr mißtrauisch gegenüber jedermann geworden war, glaubte ihm.

      »Sie wollen wirklich in Deutschland bleiben?« fragte sie.

      »Ich denke jedenfalls nicht über eine Rückkehr nach. Was soll ich in New York? Ich telefoniere hin und wieder mit meinem Büro. Ich werde nicht vermißt. Natürlich hatte ich dort Bekannte. Mir war jedoch immer bewußt, daß viele meine Freundschaft suchten, weil sie sich etwas davon versprachen.«

      Sie konnte ihn verstehen, ihr Herz schlug schneller. Sie freute sich, daß er bleiben wollte. Ste­phan bemerkte es nicht. Sein Blick fixierte eine Ameise, die versuchte, den Weg zu überqueren. Er spürte Angelas Nähe. Wann würde er ihr wieder so nahe sein? Er mußte jetzt sprechen. So räusperte er sich.

      »Angela, ich möchte ein neues Leben beginnen.« Er hob den Blick, sah sie voll an. »Ich habe Ihnen von meiner Freundin erzählt. Ich wollte sie heiraten, aber Flora braucht mich nicht. Ich komme mir sehr unnütz vor.« Er stockte. »Es ist nicht mein Verdienst, daß sich mein Vermögen täglich vermehrt. Das ist mir bewußt. Eine Zeitlang habe ich es auch genossen.«

      Er spürte ihren fragenden Blick und unterbrach sich. Er wollte ihr nichts vormachen, wollte, daß sie ihn so sah, wie er wirklich war. So begann er nachdenklich: »Natürlich genieße ich es auch jetzt. Ich bin frei, kann tun und lassen, was ich will, Angela, verstehen Sie mich? Ich möchte etwas Neues beginnen.«

      Angela nickte, sie konnte ihn verstehen. »Lassen Sie sich Zeit damit«, schlug sie vor. »Prüfen Sie, ob Sie im Grunde Ihres Herzens nicht doch bereits Amerikaner sind.«

      »Wahrscheinlich haben Sie recht. Es ist nicht nur die Burg. Der Grund, daß ich in Passau bleiben will, sind auch Sie. Wir kennen uns erst wenige Tage, und trotzdem…« Es fehlte ihm an Worten, daher platzte er schließlich einfach heraus: »Angela, ich möchte Ihnen helfen. Bauen Sie die Burg auf. Es ist genügend Geld vorhanden.«

      Sie rückte etwas zur Seite. An sein Geld hatte sie überhaupt noch nicht gedacht. Er war ihr zum Freund geworden, dem sie sich anvertraut hatte.

      »Nein…« Sie schüttelte den Kopf und fuhr heftiger fort: »Nein! Sie können mir doch kein Geld anbieten. Ich besitze nichts. Ich kann es nie zurückzahlen.« Sie war jetzt voller Abwehr.

      Er hatte das befürchtet, trotzdem versuchte er es noch einmal. »Angela, ich habe genügend! Ich möchte, daß Ihnen die Heimat erhalten bleibt. Ich möchte, daß die Burg wieder völlig aufgebaut wird.«

      »Nein!« Sie erhob sich. »Bieten Sie mir nie wieder Geld an, Ste­phan!«

      »Aber…« Langsam erhob er sich ebenfalls. In ihrem Gesicht konnte er lesen, daß er es falsch angefangen hatte.

      »Nie wieder, Stephan! Ich dachte, wir verstehen uns. Warum wollen Sie mich jetzt so demütigen?«

      »Das wollte ich nicht!«

      »Gut, Stephan, dann wollen wir das Gespräch vergessen. Nur, fangen Sie nie wieder davon an. Ein zweites Mal würde ich Ihnen nicht verzeihen. Ich bin eine typische Rittlingen, habe meinen eigenen Kopf.« Sie reichte ihm die Hand. »Bis morgen! Rufen Sie an, wenn Sie die Ahnengalerie besichtigen wollen.«

      Er wollte ihre Hand festhalten, doch sie entzog sie ihm rasch und ging davon. Er konnte nichts anderes tun, als der schlanken Gestalt nachzusehen, die hochaufgerichtet davonschritt.

      *

      Flora Paddon starrte die Sekretärin ihres Freundes fassungslos an. »Sie meinen, Herr Dorr hat nicht die Absicht, nach New York zurückzukehren?«

      »Es scheint so!« Die Sekretärin lehnte sich zurück. Sie hätte dem Chef gern nähergestanden, als dies der Fall war, und so hatte sie stets Eifersucht auf Flora empfunden. Nun lächelte sie spöttisch und setzte hinzu: »Ich telefoniere öfter mit ihm.«

      »Sie wissen, wo Stephan sich aufhält?«

      »Natürlich!« Das Lächeln der Sekretärin wurde triumphierend. »Er ist in einem kleinen Städtchen an der Grenze zu Österreich abgestiegen. Mich würde es auch interessieren, was ihn dort festhält.«

      Der herausfordernde Blick der Sekretärin trieb Flora das Blut in die Wangen. »Ich hätte Herrn Dorr begleiten sollen«, sagte sie spitz, »zog es jedoch vor, in New York zu bleiben.«

      »Sie werden sicher Ihre Gründe gehabt haben.« Die Sekretärin lächelte honigsüß.

      »Die hatte ich!« Am liebsten wäre Flora der Frau ins Gesicht gesprungen. Sie beherrschte sich jedoch und meinte nun ihrerseits mit zuckersüßem Lächeln: »Und Sie sind sicher, daß Sie sich nicht irren? Stephan wollte eine Deutschlandreise machen.«

      »Weit ist er nicht gekommen. Zuerst meldete er sich aus München, und nun ist er bereits seit einiger Zeit in Passau.«

      »Passau?« wiederholte Flora. »Noch nie gehört!«

      »Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Offensichtlich zieht den Chef aber nichts nach New York zurück. So müßte man leben können!« Nun seufzte die Sekretärin.

      Flora stand bewegungslos vor dem Schreibtisch. Ihre Gedanken überschlugen sich, ein Pfeil bohrte sich schmerzvoll in ihre Brust. Sie hatte gehofft, daß Stephan zu ihr kommen würde, doch er hatte es nicht getan. Sie begann zu rechnen, viele Tage waren nun schon seit ihrem Streit vergangen.

      »Wenn sich der Chef wieder meldet, soll ich ihm etwas ausrichten? Ich habe aber keine Ahnung, wann das sein wird. Er will auch nicht, daß man sich mit ihm in Verbindung setzt.« Nun war wieder Triumph in der Stimme der Sekretärin, und Flora konnte es nicht überhören. »Wir sind hier der Ansicht, daß er sein privates Glück gefunden hat.«

      Flora drehte sich um und ging zur Tür. Die Stimme der Sekretärin folgte ihr. »Falls ich diesbezüglich etwas erfahre, teile ich es Ihnen gern mit.«

      Floras Kehle war wie zugeschnürt. Sie ging, ohne etwas erwidert zu haben. Im Lift fuhr sie sich rasch über die Augen. Sie holte ihre Puderdose hervor und probierte ein Lächeln. Sie hatte es geschafft, in vierzehn Tagen fuhr sie zu Filmaufnahmen in die Karibik. Sollte Stephan doch in diesem Passau versauern! Um sich abzulenken, suchte sie einige Boutiquen auf. Sie kaufte teure Sachen, ihre Gedanken weilten jedoch nicht in der Karibik, sondern in einem kleinen Städtchen, von dem sie keine Vorstellung hatte. Im letzten Moment fiel ihr noch ein, daß sie zum Essen mit William Dodwell verabredet war. Er wollte ihr den Vertrag mitbringen.

      Sie nahm sich ein Taxi, und während sie durch die Straßenschluchten von Brooklyn fuhr, versuchte sie sich zu freuen. Inzwischen war sie in Hollywood gewesen und hatte Probeaufnahmen gemacht. Sie war aber bereits vor einer Woche nach New York zurückgekehrt. Natürlich hatte sie dann nicht zu Hause gesessen und auf Stephan gewartet, aber sie hatte an ihn gedacht. Und als der Anruf kam, daß man sich für sie entschieden habe, war sie überglücklich gewesen, doch dann hatte sie ihre Freude mit Stephan teilen wollen. Nachdem sie vergebens versucht hatte, ihn zu erreichen, war sie zu seinem Büro gefahren. Sie hatte nicht erwartet, daß er in Deutschland blieb. Jetzt, wo er für sie unerreichbar war, stieg eine bisher nicht gekannte Sehnsucht in ihr auf.

      Tief atmete Flora durch. Wieder sagte sie sich, daß sie es geschafft hatte. Bereits in einem halben Jahr würde ihr Name groß auf den Film­plakaten prangen. Das Taxi fuhr vor dem Restauranteingang vor. Sie wußte, daß dieses Restaurant

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