Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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verstand nur nicht und sah ihn fragend an.

      »Ein einfaches Mädchen«, wiederholte er. »Das Bild muß viele Jahre alt sein und hat irgendwie mit meinen Vorfahren zu tun.« Dann, nach kurzem Zögern, erzählte Stephan ihr von dem Gemälde der Fürstin Luitgard, das im ehemaligen Ballsaal der Burg hing.

      Das ist doch Unsinn, wollte Flora sagen, aber Stephans Gesichtsausdruck ließ sie schweigen. Sicher hatte er unter dem frühen Tod seiner Eltern sehr gelitten, das Medaillon war das einzige, was ihm geblieben war. Er klappte es zu, steckte es hastig wieder weg.

      »Vielleicht stammen meine Vorfahren aus Passau? Ich werde es wohl nie herausfinden. Ich weiß nur, daß ich hierbleiben muß. Ich kann nicht zulassen, daß Angela allein in einer Ruine lebt. Ich kann es ändern, ich habe das Geld dazu. Ich mache es nicht so wie Graf Oliver, der einfach aufgibt, der Angela ihrem Schicksal überläßt. Ich bleibe hier!«

      In seinem Gesicht konnte sie lesen, daß er wirklich dazu entschlossen war. Es hatte keinen Sinn, an seine Vernunft zu appellieren, sie würde nur gegen eine Mauer rennen. Und ein Appell an die Liebe? Er hatte sich über ihr Kommen gefreut. Sie hatte es gesehen, hatte es gespürt. Doch im Moment war die Prinzessin stärker als sie. Sie hatte sich vorgenommen, ihn zu verstehen, also schwieg sie.

      *

      Flora war gegangen, und Ste­phan hatte sie gehen lassen. Er hatte nicht versucht, sie zu halten, und das schmerzte. Sie hatte ihm gesagt, daß sie kein festes Ziel habe, sie wolle sich nun auch in Deutschland umsehen, wenn sie schon einmal hier war. Du weißt ja, wo ich wohne, vielleicht meldest du dich noch einmal, hatte er gesagt, und es hatte sehr beiläufig geklungen.

      Flora lehnte an der Kaimauer.

      Die Zähne hatte sie in die Unterlippe gepreßt, sie versuchte zu verhindern, daß ihre Augen feucht wurden. Sie sah den Fluß entlang. Es stimmte, Passau war ein schönes Städtchen. Es lag auf einer Landzunge zwischen zwei Flüssen. Warum war sie nur so dumm gewesen und hatte sich gegen eine Deutschlandreise gewehrt? Was nun? Sollte sie wirklich allein herumreisen? Mit Stephan konnte sie nicht rechnen. Er hatte nur diese Prinzessin im Kopf.

      Ein Gedanke stieg in ihr auf und ergriff immer mehr Besitz von ihr. Warum sollte sie sich nicht die Prinzessin ansehen? Egal, wo sie heute übernachten würde, sie konnte doch zuerst einmal zur Burg hinauffahren. Sie mußte wissen, was Stephan so an dieser Frau faszinierte. Sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern eilte zu ihrem Mietwagen, den sie an der Donaubrücke abgestellt hatte. Sobald sie Passau etwas hinter sich gelassen hatte, sah sie die Burg auf der Anhöhe liegen. Sie verlangsamte ihr Tempo, ihre Hände umspannten fester das Lenkrad. Nein, sie konnte Stephan nicht verstehen. Sie fand nichts Anziehendes an dem alten Gemäuer. Sie entdeckte einen Wegweiser und bog ab. Die Straße war kurvenreich, und da sie sich nicht auf die Straße konzentrierte, sondern ihren Blick schweifen ließ, kam sie zu nahe an den Straßenrand, das Vorderrad rutschte in den Graben.

      Flora war wütend. Sie war eine gute Autofahrerin, und so etwas war ihr noch nie passiert. Sie schalt sich selbst eine Närrin, dann stieg sie aus, um sich den Schaden zu besehen. Erleichtert seufzte sie, als sie feststellte, daß er nicht allzu groß war. Mit etwas Glück konnte sie sich selbst aus dieser heiklen Lage befreien. Ehe sie zur Tat schreiten konnte, kam ein Auto. Es hielt neben ihr an, und der Fahrer fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

      »Ich habe nicht auf die Straße geachtet«, sagte Flora. Sie sah, daß der Fahrer den Kopf schüttelte. Das ärgerte sie. Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, war er schon ausgestiegen.

      »Setzen Sie sich ans Steuer. Ich werde ihn schieben.«

      Flora störte sich an seinem befehlenden Ton, aber sie zuckte die Achseln und setzte sich hinter das Steuer. Sie startete, gab Gas, zuerst drehte der Motor leer, doch dann spürte sie einen Ruck, und schon stand sie mit allen vier Rädern wieder auf der Straße. Flora schaltete den Motor wieder ab und stieg aus.

      »Danke!« sagte sie und hielt dem Fremden ihre Hand hin. »Wahrscheinlich hätte ich es doch nicht ohne Sie geschafft.«

      »Mmh!« Der Mann verzog das Gesicht. Flora fühlte sich gemustert, doch dann nahm er doch noch ihre Hand. Er stellte sich vor: »Eckhold, Oliver von Eckhold!«

      »Was?« Flora starrte nun ihrerseits den Mann an. Im Grunde gefiel ihr, was sie sah. Sie versicherte sich: »Sie sind Graf Oliver?«

      »Genau derjenige!« Oliver lächelte. »Darf ich nun erfahren, wer Sie sind?«

      Flora senkte den Kopf. Das war ihr peinlich, ausgerechnet Graf Oliver mußte ihr helfen. Wie stand sie nun da? Doch dann machte es in ihrem Kopf klick. Aufgeregt fragte sie: »Waren Sie auf der Burg? Waren Sie bei Prinzessin Angela?«

      »Nun, das dürfte Sie wohl nichts angehen, wer auch immer Sie sein mögen.« Graf Oliver wußte nicht, ob er sich ärgern oder ob er lachen sollte.

      »Es ist aber wichtig!« Flora war nun so aufgeregt, daß sie den Grafen beinahe am Arm gepackt hätte. »Stephan sagt, daß Sie sich nicht mehr um Angela kümmern.«

      »Meinen Sie etwa Herrn Dorr?« Graf Oliver kreuzte die Arme vor der Brust. »Dieser Mann geht also noch immer auf der Burg ein und aus. Ich hätte es mir denken können.« Empört wollte er sich abwenden.

      »Was haben Sie gegen Stephan, bitte?« Flora streckte nun doch ihre Hand aus. »Stephan will der Prinzessin doch nur helfen.«

      »So?« Voller Abwehr trat Graf Oliver einen Schritt zurück.

      »Es ist Ihre Schuld«, fuhr Flora ihn an. »Sie müssen sich um die Prinzessin kümmern, müssen versuchen, sie zu verstehen!«

      »Nun ist es aber genug! Was erlauben Sie sich!« Er sah Flora an. Ihr Anblick versöhnte ihn etwas, und er fragte noch einmal: »Wer sind Sie eigentlich?«

      Flora nannte ihren Namen. »Ich bin Stephans Freundin. Ich hatte es abgelehnt, ihn nach Deutschland zu begleiten, und nun ist da Prinzessin Angela. Stephan will ihr helfen, er fühlte sich dazu verpflichtet.«

      »Helfen! Er will die Burg kaufen!« Verächtlich blähten sich Olivers Nasenflügel. »Ich habe mich erkundigt. Ihr Freund ist Geschäftsmann. Er wird versuchen, einen möglichst günstigen Preis herauszuholen, falls Angela je verkauft.«

      »Sie scheinen wirklich nichts zu verstehen, da hat Stephan recht.« Floras Augen blitzten. »Es könnte doch auch sein, daß Stephan sich in die Prinzessin verliebt hat? Und wie steht es mit der Prinzessin?«

      Abrupt drehte Oliver sich um und ging zu seinem Auto. »Moment, laufen Sie nicht weg! Ste­phan sagte, daß Sie mit der Prinzessin befreundet sind. Lieben Sie sie denn nicht?« Und da Oliver nichts sagte, setzte sie hinzu: »Ich liebe Stephan. Ich möchte ihn nicht verlieren.«

      Langsam drehte Oliver sich wieder um. Er sah Flora an. »Sie sind sehr ehrlich.«

      Sie nickte. »Ich bin Stephan schließlich nach Deutschland nachgefahren. Zu spät habe ich erkannt, daß er mir sehr viel bedeutet.«

      Ihre Aufrichtigkeit berührte ihn. Er fühlte sich mit ihr verbunden. »Ich habe Angela nicht gesehen«, gestand er. »Ich wollte zu ihr, ich habe ja noch frei. Aber ich bin nicht bis zur Burg gefahren, vorher habe ich umgedreht.«

      »Im Grunde sehen Sie gar nicht wie ein Feigling aus.« Flora stieß heftig die Luft aus. »Wir müssen etwas unternehmen!«

      »Sie sind ziemlich keß.«

      »Entschuldigen

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