Mami Bestseller 19 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Bestseller 19 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Bestseller

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      Sie hielt sich am Fensterflügel fest und holte tief und mühsam Luft. Endlich wurde ihr etwas besser, und sie wandte sich um. Aber sie war noch immer sehr blaß. »Es ist zu warm im Zimmer, davon muß einem ja übel werden«, murmelte sie und drehte die Heizung ab, die wegen des kühlen Wetters immer noch auf Hochtouren lief. »Na, na«, Inge Brunn hob scherzhaft drohend den Finger, »Übelkeit am Morgen kann auch andere Ursachen haben!«

      »Unsinn«, sagte Christiane schroff. »Eine kleine Unpäßlichkeit, das kann doch jedem passieren, oder nicht?«

      »Ja, natürlich, ich hab’ ja auch nur Spaß gemacht«, lenkte Inge Brunn ein. »Du bist so empfindlich in letzter Zeit.«

      Als die Kollegin wieder in ihr Büro hinübergegangen war, beugte Christiane sich über ihre Arbeit.

      »Sehr geehrte Herren, auf Ihren Brief vom 16.4. teilen wir Ihnen mit…«

      Christiane starrte auf das vor ihr liegende Blatt Papier, unfähig, sich zu konzentrieren. Eine würgende Angst stieg in ihr empor. Es war manches nicht so, wie es sein sollte in letzter Zeit. Aber sie hatte die Störung in ihrem körperlichen Wohlbefinden nicht wichtig nehmen wollen, und wenn sie doch einmal ein schrecklicher Verdacht durchzuckte, hatte sie ihn sogleich wieder von sich gewiesen. Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein, es wäre Wahnsinn! Aber wenig später erhielt Christiane die Gewißheit, daß sie ein Kind bekam. Ein Kind von Uwe Hallweg!

      Sie war ratlos und verstört wie nie zuvor und es schien ihr, als hielte eine eiserne Faust ihr Herz umklammert. Dieses Herz, das eben noch im Überschwang der ersten Liebe so selig geschlagen hatte! Sie schützte Arbeit vor, wenn Andreas sie sehen wollte, und weil er gerade ein Zwischenexamen zu bestehen hatte, gab er sich damit zufrieden.

      Warum war das Kind, das in ihr wuchs, nicht von Andreas, warum war es von einem Mann, der ihr fremd und gleichgültig geblieben war? Jetzt erst, wo es zu spät war, erfaßte sie bittere Reue darüber, daß sie Uwe Hallwegs Drängen nachgegeben hatte, aus einer Sektlaune heraus, aus Neugier, um zu erfahren, was andere Mädchen in ihrem Alter längst erfahren hatten. Warum, warum hatte sie nicht gewartet, bis der Mann kam, für den sie nicht nur ein Spielzeug war? Nur wenige Wochen später sollte sie die wahre Liebe kennenlernen – welch grausame Ironie des Schicksals!

      Sie ballte die Hände zu Fäusten, sie biß sich die Lippen blutig. Ich will dieses Kind nicht haben, dachte sie in wildem Aufbegehren, ich werde irgend etwas unternehmen… Aber das eine erfüllte sie ebenso mit Entsetzen wie das andere. Verzweifelt erkannte sie, daß sie sich in einer Stunde des Leichtsinns ihr Leben zerstört hatte.

      *

      »Hallo, Chris, kennst du mich nicht mehr?«

      Christiane zuckte zusammen. »Guten Tag, Herr Hallweg«, sagte sie steif und wollte rasch an ihm vorübergehen. Doch Uwe Hallweg streckte seine Hand aus und hielt sie am Arm zurück. Sein interessantes Gesicht zeigte jenes Lächeln, das viele für unwiderstehlich hielten.

      »Warum so eilig, Mädchen, willst du vor mir davonlaufen?«

      Mit einem kühlen Blick sah sie ihn an. »Nein, keineswegs, aber Dr. Müller wartet auf die Akten…« Sie wies mit dem Blick auf die beiden Mappen, die sie unter dem Arm trug.

      »Dr. Müller kann auch noch fünf Minuten länger warten«, meinte Uwe Hallweg lässig. Sein Lächeln vertiefte sich. »Wie geht’s dir denn immer, Chris?«

      Sie haßte ihn plötzlich um dieses vertraulichen Lächelns willen.

      »Danke, mir geht es gut«, antwortete sie mit großer Zurückhaltung, und dann fügte sie hinzu: »Ich möchte Sie bitten, Herr Hallweg, zu der offiziellen Anrede zurückzukehren. Es könnte sonst Gerede in der Firma geben.«

      Sein Mund verzog sich spöttisch.

      »Kleiner Angsthase. Erstens ist hier weit und breit niemand zu sehen, und zweitens hat es mich noch nie gestört, wenn über mich geklatscht wurde. Daran gewöhnt man sich mit der Zeit.«

      »Aber mich stört es«, gab Christiane mit einer leisen Schärfe im Ton zurück.

      »Ja, natürlich. Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Uwe Hallweg einsichtig. »Ich möchte trotzdem heute oder an einem der nächsten Abende mit Ihnen ausgehen, Chris!« Als er ihr Erstaunen bemerkte, fuhr er leise fort: »Ob du es glaubst oder nicht – ich habe dich nicht vergessen. Warum hast du dich neulich davongeschlichen, tat es dir leid, mit mir gegangen zu sein?«

      Christiane fühlte, wie es ihr heiß in die Wangen stieg, und sie ärgerte sich über ihr Erröten. »Ich möchte nicht mehr darüber sprechen, Herr Hallweg!« entgegnete sie heftig. »Und ich habe auch keine Zeit, mit Ihnen auszugehen. Es gibt sicher genügend andere Mädchen, die mit tausend Freuden Ihre Einladung annehmen.« Sie neigte den Kopf und ging eilends davon.

      Uwe Hallweg war über diese Abfuhr so verdutzt, daß er wie angewurzelt stand und ihr nachsah. Ein sonderbares Mädchen! Auf dem Betriebsfest hatte ihn ihre anfänglich so kühle, fast abweisende Haltung gereizt, er hatte es sich in den Kopf gesetzt, sie zu erobern und es war ihm schließlich auch gelungen. Dennoch war ihm nicht ganz klargewesen, wer wen besiegt hatte in diesem Spiel mit dem Feuer. Wenn man es genau besah, war sie seltsam unbeteiligt geblieben, und daß sie fortging, ohne sich nach ihm umzusehen, gerade so, als interessiere er sie nicht mehr im geringsten, war ebenfalls neu für ihn.

      Dabei war sie eine Schönheit, diese Christiane Mellin, er hatte einen Blick dafür. Man müßte sie nur in die richtigen Kleider stecken. Achselzuckend ging er weiter. Wenn sie nichts mehr von ihm wissen wollte – auch gut! Aber es war beinahe zum Lachen, wie diese Chris ihm die kalte Schulter zeigte!

      *

      »Du siehst nicht gut aus, Christiane, bist du krank?« fragte Andreas besorgt, als sie sich endlich wiedersahen.

      »Ach wo, nur ein bißchen abgespannt.« Sie hängte sich bei ihm ein, weil es sie danach verlangte, seine Nähe und Wärme zu spüren. Dann blickte sie zu ihm auf. Er hatte dunkle Ringe um die Augen. »Du siehst auch nicht gerade aus, als hättest du jede Nacht neun Stunden geschlafen«, bemerkte sie ablenkend.

      »Ich hab’ ja auch die Nächte hindurch gebüffelt – weil ich vorher ein bißchen gebummelt hatte, weißt du?« Ein Lächeln hing in seinen Augenwinkeln. »Aber dafür hab’ ich auch mein Zwischenexamen mit ›Gut‹ bestanden!«

      »Das ist ein Anlaß zum Feiern, meinst du nicht?« Flüchtig rieb sie den Kopf an seiner Schulter. »Ach, Andreas, du hast mir so gefehlt.«

      Zärtlich drückte er ihren Arm an sich. »Und du mir! Ist das nicht sonderbar, bis vor kurzem haben wir uns noch nicht gekannt, und nun brauchen wir einander wie die Luft zum Atmen.«

      Mein Liebster, dachte sie, oh, mein Liebster, was soll das werden mit uns?

      »Ich möchte heute abend Wein trinken«, erklärte sie fast heftig, »und lachen und fröhlich sein. Es gibt so wenig glückliche Stunden im Leben.«

      Er sah sie an. Sie kam ihm verändert vor, ein wenig fiebrig fast. In ihren Augen flackerte Unruhe. »Aber, mein Liebes, wir werden doch noch viele glückliche Stunden zusammen haben!«

      Nein, uns bleibt nur noch eine kurze Spanne Zeit, schrie es in ihr. Aber sie war verzweifelt entschlossen, diese kurze Zeit, die ihr noch mit Andreas blieb, bis zur Neige auszukosten.

      Sie erwiderte seine Küsse mit einer Leidenschaft

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