Mami Bestseller 60 – Familienroman. Rosa Lindberg

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Mami Bestseller 60 – Familienroman - Rosa Lindberg Mami Bestseller

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kennengelernt.

      Annegret war in dieser Nacht noch mit in die Wohnung gegangen, und schweigend hatte Juliane ihr die drei schlafenden Kinder gezeigt.

      Annegret hatte lediglich genickt, so, als hätte sie schon verstanden, obwohl man, nur wenn man drei schlafende Kinder gezeigt bekommt, nichts verstehen kann. Viel später hatte Annegret ihr erzählt, daß sie die Zusammenhänge geahnt habe und ihre Ahnungen sich beinahe exakt mit den Tatsachen deckten.

      »Ich schäme mich so sehr…«, hatte Juliane noch gesagt, und sie meinte damit, daß sie in ihrem Schmerz ihre Kinder hatte vergessen können, wenn auch nur für einen winzigen, verzweifelten Augenblick. »Sie brauchen sich nicht zu schämen«, hatte Annegret im Hinausgehen gesagt und als sie fort war, als der laute Motor schon längst davongerattert war, hatte Juliane gedacht: Ich hätte sie nach ihrem Namen fragen sollen…

      Doch das war nicht nötig gewesen, denn Annegret war am nächsten Mittag aufgekreuzt, gerade in dem Moment, in dem Juliane aus dem Hause ging, um Tanja vom Kindergarten abzuholen.

      »Alles okay?« hatte Annegret als Begrüßung gefragt, und ihr Blick war schnell, forschend und ein fast prüfender gewesen. »Alles okay!« hatte Juliane fest geantwortet. Damit hatte ihre Freundschaft begonnen.

      Jetzt saß Annegret also als einziger Geburtstagsgast mit hochgezogenen Beinen auf der Couch und schlürfte gut gekühlten Sekt. Sie tat das mit großem Behagen, man sah es ihr an.

      Juliane bemerkte, daß Annegret sie beobachtet hatte.

      »Entschuldige…«, sagte sie rasch, »manchmal gerate ich immer noch ins Grübeln.«

      »Warum auch nicht? Nur endgültig durchdachte Dinge können eines Tages ad acta gelegt werden. Die meisten Menschen wissen das nur nicht…«

      Dann sprachen sie über die Kinder, über Alltagskram, bis sie auf Großmutter Barlach zu sprechen kamen und Juliane von der kuriosen Frage am Telefon erzählte. »Ha!« machte Annegret.

      »Was heißt das?« erkundigte Juliane sich.

      »Das heißt«, antwortete Annegret triumphierend, »daß sie dir vermutlich das Haus vermachen will! Menschenskind, dann wärst du ja endlich aus dem Schneider!«

      »O Gott!« sagte Juliane und schob die Schale mit dem Gebäck näher hin zu Annegret, »du und deine Ahnungen! Sie hat doch Mieter drin.«

      »Denen kann man kündigen.«

      »Ach – ach…«, machte Juliane, und doch war die Möglichkeit gar nicht so abwegig.

      »Wenn es so sein sollte«, sprach Annegret weiter, »würdest du dann nach Hamburg ziehen?«

      Juliane brauchte nicht darüber nachzudenken. »Warum nicht?«

      »Hm«, Annegret betrachtete die Freundin, »weißt du, daß ich auch schon lange die Absicht hatte, in eine Großstadt überzusiedeln?«

      »Ja? Wirklich? Das wußte ich ja gar nicht!«

      »Doch, es ist so. Denn hier, in diesem Kaff, sind ja alle heiratsfähigen Männer bereits unter der Haube!«

      Juliane legte den Kopf schräg, wie immer, wenn sie etwas bezweifelte.

      »Ich denke, du willst Junggesellin bleiben.«

      »Im Vertrauen: Das sage ich immer nur wegen des Mangels an Gelegenheit!«

      »Im Ernst?«

      »Nicht ganz.«

      »Also, was nun?«

      Annegret schob die Beine von der Couch, stellte die Füße nebeneinander auf den Boden und betrachtete sie eingehend.

      »Ich…«, sagte sie dann gespielt düster, »warte immer noch auf die große Liebe. Und sie kommt und kommt nicht! Also scheint sie hier nicht zu sein, deshalb werde ich mich entschließen, sie anderswo zu suchen!«

      »Du hast dich aber noch nicht entschlossen?«

      »Es hängt von Großmutter Barlach ab…«, lachte Annegret und griff nach dem Sektglas. Ihre Augen jedoch, sah Juliane, waren ganz ernst.

      *

      Großmutter Barlach mußte den Brief wirklich noch sofort nach dem Telefongespräch geschrieben haben, denn er war bereits am nächsten Tag bei ihr im Briefkasten.

      Juliane las ihn, einmal und noch einmal. Dann ließ sie sich in einen Sessel fallen und starrte, den Kopf in den Nacken gelegt, die Decke an, die auch mal wieder getüncht werden mußte.

      Großmutter wollte ihr tatsächlich das Haus vermachen.

      Und zwar jetzt schon! Sie sollte mit den Kindern kommen und ihren zukünftigen Besitz bewohnen, damit sie auch noch etwas davon habe, denn, so schrieb Großmutter, sie habe die Absicht, wenn nicht hundert, so doch wenigstens neunzig Jahre alt zu werden, und dann wäre sie – Juliane – bereits fünfzig, die Kinder groß und – und – und… Vor Julianes zur Decke gerichteten Augen tauchte das Haus auf, hell und geduckt mit seinen eineinhalb Stockwerken und den gevierteilten Fenstern, mit dem Garten, dem großen Birnbaum, der Bank darunter, unter der Joachim ihr…

      Sie stand auf, das Haus zerfloß und die Erinnerung an Joachim mit ihm.

      Juliane ging zum Kühlschrank, fand noch einen kleinen Rest eines klaren Schnapses, goß ihn sich ein und trank ihn. Er brandete gegen ihre Magenwände, brannte kurz und wärmte dann, um gleich darauf Ruhe und Wohlbehagen in den ganzen Körper strömen zu lassen.

      Sie wanderte an der Schrankwand entlang, auf der Suche nach Zigaretten, die sie, die Gelegenheitsraucherin, immer zu kaufen vergaß.

      »Aha!« sagte sie laut, denn sie hatte ein angefangenes Päckchen gefunden. Als die Zigarette brannte, die erste Rauchwolke gegen die renovierungsbedürftige Zimmerdecke gezogen war, setzte sie sich wieder, nahm den Brief von Großmutter und las ihn ein drittes Mal.

      Als sie den Blick hob, geriet ihr Joachims Bild ins Auge. Langsam stand sie auf, stellte sich davor und sah es, ohne es anzuheben, an. Sie sah es sehr lange und suchend an, ohne zu wissen, was eigentlich sie suchte. Dann wußte sie es, sie suchte nach Ähnlichkeiten Joachims mit den Kindern, oder umgekehrt. Sonderbar, daß sie keine fand…

      »… und im Grunde«, hatte Joachim beim Abschied gesagt, »sind es ja auch deine Kinder und nicht meine!«

      Er hatte nie eine Bindung an sie gehabt, oder doch? Recht hatte er allerdings gehabt, denn sie war es gewesen, die Kinder haben wollte, sofort, und auch nicht nur eines. So hatte sie sie bekommen, erst Achim, der jetzt zehn war, dann Susan, die jetzt neun und dann Tanja, die jetzt acht Jahre alt war.

      Tanja war noch ein Baby gewesen, als Joachim sie verließ, regelrecht fortlief vor dem, wie er es nannte, »ständigen Kindergeschrei« und dem ewigen Windelgeruch.

      In stillen, ganz objektiven Augenblicken hatte Juliane sich gefragt, ob Joachim sie überhaupt jemals wirklich geliebt hatte oder sie nur wegen ihren kleinen Vermögens geheiratet hatte. Sie hatten zusammen in einer Werbe-Agentur gearbeitet, sie im Büro und Joachim in der spöttisch »kreativen Abteilung« genannten Etage. Er hatte ihr Vermögen dazu benutzt, sich selbständig zu machen, was nicht gutging, denn er unterschätzte

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