Mami Bestseller 60 – Familienroman. Rosa Lindberg

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Mami Bestseller 60 – Familienroman - Rosa Lindberg Mami Bestseller

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ewigen Mutterängste in sich fühlend. Ihre Kinder mögen ein gutes Leben haben, »ja Schwester, Gott schütze sie…«

      »Ist es was Ernstes?« erkundigte sich Achim, und unter der Oberfläche seiner Stimme lag ein Fliegen. Juliane nahm die überspielte Sorge mit einem Aufseufzen wahr, fragte, um ein wenig Zeit zu gewinnen:

      »Was soll ernst sein?«

      »Die Neuigkeit…«, sagte Achim und blickte sie bohrend an, sah dann erleichtert aus, als er erkannte, daß Mamis Augen tief und dunkel in ihrem Haselnußbraun lächelten.

      »Sie wird«, sagte Juliane und blickte alle drei der Reihe nach an, »unser Leben verändern.«

      Die Mädchen standen mit geöffneten Mündern und unverhohlener Neugier schweigend da. Achim aber, sah Juliane mit Erstaunen, sah mit einem Male noch ein bißchen blasser aus als vorher.

      »Kommt – kommt der Mann jetzt wieder zurück?«

      Juliane legte ihre Hand gegen die schmale weiße Knabenwange.

      »Welcher Mann?« fragte sie verständnislos, und Achim schluckte.

      »Er meint den Vater«, erklärte Susan hilfsbereit und ohne jegliche Emotion.

      Es versetzte Julianes Herz einen Stich, und sie mußte ganz behutsam, ganz tief durchatmen.

      War alles umsonst? fragte etwas ganz tief innen in ihr, alles vergeblich? Das ganze Spiel von intakter, nur eben getrennter Familie?

      Oder – Juliane mußte die Nasenflügel weiten, weil die Luft plötzlich so knapp war in dem Krankenzimmer und so stickig – oder war gar alles verkehrt gewesen?

      »Na, sag schon!«

      Es war Susan – wieder mit herabgelassener Brille – die die Situation rettete, die Luft im Zimmer wieder normal machte und damit auch ihren Bruder und ihre Mutter von ihrer kaum wahrgenommenen Verstörtheit befreite.

      »Nein…«, erklärte Juliane, ordnungsliebend wie sie nun einmal war, erst Achims Frage beantwortend, »er kommt nicht zurück.«

      Täuschte sie sich, oder sah sie Erleichterung in den Kindergesichtern? Mein Gott, was bildete sie sich denn nur ein!

      »Was dann?« fragte Susann.

      Juliane setzte sich in Positur, weil sie meinte, daß diese Situation Positur erforderte.

      »Großmutter Barlach«, erklärte sie kurz und bündig, ohne Spannung und ohne Umschweife, »hat uns ihr Haus vermacht. Wir sollen sofort einziehen!«

      Als erstes faßte Tanja, die Kleinste, sich und befeuchtete ihre Lippen. Dann fragte sie:

      »Das Haus gehört jetzt uns?«

      Juliane nickte, sah dann Susan an, die vor Aufregung – freudiger Aufregung, Juliane erkannte es sofort – ihre Brille abnehmen mußte.

      Dann blickte sie auf Achim, und Rührung überlief ihre Haut, wie eine Gänsehaut. Achim sah geradezu verklärt aus und hatte Augen, Augen wie einer, dem sich ein Wunder offenbart hatte. Er hat Großmutter Barlachs Augen! stellte Juliane unterbewußt und mit großem Erstaunen fest. Es war ihr nie vorher aufgefallen.

      »Das Haus?« fragte er leise, ohne daß sein Blick an Verklärtheit verlor und auch ohne daß er sich der männlichen Mühe unterzog, seine Riesenfreude darüber zu verbergen. Er liebte Großmutter Barlachs Haus, es war, wenn er manchmal träumte, das Ziel seiner Wünsche. Daß es eigentlich mehr der große Garten war, der das Wunschziel war, erkannte er noch nicht. Und es war auch nicht wichtig, es zu wissen.

      »Das Haus!« bestätigte Juliane, und mit enger Kehle wußte sie plötzlich, daß kein Kind in einem Hochhaus aufwachsen dürfte! Keines! Aber – sie würde es nicht verhindern können. Vielleicht konnte das niemand.

      Die Zeit.

      Es war ja so leicht, immer und für alles ihr die Schuld zu geben, der Zeit, der Entwicklung… Aber wer prägt sie denn, die Zeit? Wir…, dachte Juliane, wir. »Und auch den Garten?« fragte Achim weiter, da er nicht wußte, ob der nur zufällig ums Haus herum war, oder ob er auch dazugehörte.

      »Auch der Garten…«, bestätigte Juliane.

      Susan ließ sich rücklings aufs Bett fallen und schrie:

      »Mich laust der Affe!«

      Befremdet blickte Achim zu ihr hin, erkannte dann, daß es eben ihre Art war, ihrer Freude Ausdruck zu geben und lächelte. Diese Art, jeden nach seiner Fasson nicht nur selig werden zu lassen, sondern jedes Menschen Art auch zu akzeptieren, würde dem jungen und später auch dem älteren Achim Hellberg viel Freude bringen. Es würde ihm allerdings auch zuzeiten zu schaffen machen, wenn es um Ellenbogenfreiheit ging, wie allen toleranten Menschen, aber es würde ihn niemals tief treffen. Julianes beinah fanatische Weitergabeversuche an die Kinder, was Toleranz, Verstehen und Verständnis betraf, würde gerade bei Achim beste Früchte tragen. Und – zu Julianes Freude – ihn zu einem stets zufriedenen Menschen machen.

      »Mich auch!« pflichtete Tanja ihrer Schwester bei, gesellte sich der zu, die begonnnen hatte, auf dem Bett herumzuhopsen, eine Art Indianer-Freudentanz per Po.

      Mutter und Sohn sahen sich an. Nachsichtig und gegenseitig um Rücksicht bittend für diese beiden albernen, kichernden weiblichen Geschöpfe, die die andere Hälfte ihrer Familie war.

      An den Mann in Paris dachte in diesem Moment niemand von ihnen.

      *

      Der Mann in Paris hieß Joachim Hellberg. Hier allerdings nannte er sich »Joaquin«, und unter diesem Namen versuchte er auch seine Bilder zu verkaufen.

      »Manchmal mit Erfolg, manchmal auch nicht«, sagten die Leute, die sich seine Freunde nannten. Joachim Hellberg selbst redete sich ein, hier in Paris endlich sein Glück und seine Freiheit gefunden zu haben. Hätte er richtig nachgedacht, doch das tat er nicht, so wäre ihm aufgefallen, daß es mehr Monika war, die ihm das einredete. Monika, mit der er damals hier angekommen war, und die inzwischen zu einem spindeldürren und demzufolge begehrten Mannequin geworden war. Sie war das berühmte Mädchen mit der Löwenmähne und den hungrigen Augen und hatte eine Menge damit zu tun, ihren inzwischen siebenundzwanzig Lebensjahren das absolut Mädchenhafte zu erhalten.

      Ihre Beziehung, einmal die große Leidenschaft, war jetzt eher als kühl zu bezeichnen. Streng genommen waren sie eine Interessengemeinschaft auf Sympathie.

      Jedenfalls ermöglichte ihnen Monikas zwar schwankendes, aber meist gutes Einkommen ein sorgenfreies, angenehmes Leben, das sich, obwohl sie eine große Atelierwohnung ihm sechzehnten Stock besaßen, in erster Linie »draußen« abspielte. Draußen, das waren die Cafés und Bistros, in denen sie aßen und tranken und redeten, denn Monika hatte weder Zeit noch Lust, so etwas wie eine Versorgung ihrer kleinen Gemeinschaft zu übernehmen. Sie frühstückten im »Charly in«, lunchten bei »Rivell« und dinierten, wenn sie nicht gerade eingeladen waren, bei Boris, dem hochgewandten Russen mit den traurigen Augen.

      An die Zukunft dachten sie beide nicht oder kaum, sie waren Menschen der Gegenwart und so geschaffen, daß sie beide, sowohl Joachim als auch Monika, vermutlich immer jemanden finden würden, der auf irgendeine Art und Weise für sie sorgte. Bei Joachim war es erst seine Mutter gewesen, dann Juliane und jetzt Monika.

      Er

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