Die Abrichtung 2 | Erotischer SM-Roman. Alexandra Gehring
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Am nächsten Tag verlor er den Kampf gegen seine Selbstzweifel, gegen jegliche Vernunft, gegen seine bisherigen Wertevorstellungen, gegen seine eigene Moralvorstellung.
Er kontaktierte die ihm bekannte Adresse.
Über seine weit verzweigten beruflichen Kontakte war Leonhard dabei, eine junge Frau gegen Geld zu erwerben. Das geschah mitten im heutigen Deutschland, sozusagen am helllichten Tag. Die Auswahl hatte er selbst eingeschränkt.
Seit er Sirima, eine junge Thailänderin, in seiner »Loge« zum ersten Mal gesehen hatte, war diese der Inbegriff von Schönheit und Attraktivität für ihn. Sie war ungemein beliebt, charmant und hatte das besondere Etwas. Er fand sie anmutig und sexuell stimulierend. Seine Entscheidung war gefallen.
***
Natürlich befiel ihn eine innere Unruhe, als er die viel frequentierte Bahnhofsvorhalle betrat. Hatten die Unbekannten Wort gehalten? Er hatte feuchte Hände, einen trockenen Mund.
Dann war es so weit. Die Stunde war gekommen. Er konnte es selbst nicht fassen, wie unproblematisch die Abwicklung vor sich ging. Der Preis war für ihn kein Problem. Die Tasche mit dem Geld deponierte er wie abgesprochen in einem Schließfach in der Bahnhofsvorhalle. Ihm war bewusst, dass die Überwachungskameras alles aufzeichneten. Das war auch den Unbekannten wichtig. Es war ihre Absicherung gegenüber Leonhard. Sollte etwas schieflaufen, würden sie der Bahnhofspolizei einen anonymen Tipp geben. Leonhard hätte dann ein Problem.
Die Frau wurde weder vermisst noch von irgendjemandem gesucht. In ihrer Heimat wusste man, sie würde nach Europa gehen, hatte einen Job angeboten bekommen. Das Angebot war zu gut, sie konnte es nicht ausschlagen. Nun war sie hier. Es lief alles nach Plan, allerdings nicht für sie ...
Nur wenige Minuten später übergab ein Unbekannter Leonhard die ahnungslose, junge Frau. Sie hatte nur eine Tasche mit Handgepäck bei sich. Ihren weißen Hut hatte sie weit ins Gesicht gezogen. Was für ein ungemein hübsches Wesen stand da vor ihm! Leonhard versuchte, sie rücksichtsvoll und freundlich zu begrüßen.
Die junge Frau stand starr neben ihm, wirkte apathisch, hatte sichtlich keine Ahnung, was hier gerade ablief.
»Wie ist dein Name?« Leonhard zeigte auf sie.
Die Frau schaute auf den Mann, der ihr zunickte.
»Tamika.« Sie deutete auf sich.
Sie sah, wie der Mann Leonhard eine Mappe übergab. Dieser schaute sich um, um dann mit den beiden zu einer Sitzbank zu laufen.
In gespielter Ruhe sichtete Leonhard die Dokumente. Tamika, dreiundzwanzig Jahre, Thailänderin. Weiter überflog er die Seiten. Leonhard wusste, dass sie über die grüne Grenze nach Deutschland gekommen war. Sie war illegal eingereist. Die Schleuser hatten ihr frische Papiere ausgestellt.
Er schaute sich Tamika nochmals begutachtend an. Sie war die attraktive, hübsche junge Frau, die ihm angeboten worden war. Er musste sich eingestehen, sie war noch attraktiver als er es erhofft hatte. Die Lieferanten hatten Wort gehalten.
Leonhard schüttelte dem unbekannten Mann zum Abschied die Hand, übergab ihm auf diese Art den Schlüssel für das Schließfach. Das war’s. Der Deal war perfekt.
Leonhard und Tamika gingen in die Tiefgarage. Fast wie in Trance lief sie artig neben ihm her. Schweigend stiegen sie in seinen schwarzen Mercedes.
Während der Heimfahrt lauschten beide den Radiohits aus den Achtzigern. Tamika hörte mit geschlossenen Augen der Musik zu. Sie atmete ruhig, schien sich ihrem Schicksal zu fügen.
Leonhard war in Gedanken schon einen Schritt weiter. Er hatte es wahrgemacht.
Sein Mädchen
Zu Hause angekommen, wärmte er ihr das vorbereitete Essen. Er hatte im Internet einige Rezepte thailändischer Kochkunst ausgedruckt. Helena war für die Einkäufe und die Zubereitung zuständig.
Tamika hatte sichtlich Hunger. Als sie aß, wirkte sie sofort zutraulicher und schaute sich etwas entspannter ihr Umfeld an. Leonhard hatte ihr Wasser und Cola hingestellt.
»Essen gut«, kam es von der jungen Frau. Sie nahm einen Schluck Cola.
Das Sprichwort »Mit Speck fängt man Mäuse« kam Leonhard in den Sinn. Er ärgerte sich über sich selbst, schämte sich dafür. Das war nun wirklich nicht sein Niveau.
»Guten Appetit!«, sagte er.
Sie sah kurz zu ihm hoch.
Er glaubte, ein kurzes Leuchten in ihren dunklen Augen gesehen zu haben. Dann ging er in ein Nebenzimmer und durchsuchte ihr Handgepäck. Mehr als das Nötigste hatte sie nicht bei sich. Das konnte sie gern behalten.
Nachdem sie aufgegessen hatte, ging er mit ihr die Treppe hinunter in die hergerichtete Kellerwohnung. Das würde für lange Zeit ihr Zuhause sein, dessen war sich Leonhard sicher. Alles andere würde sich in den nächsten Wochen und Monaten ergeben. Weiter wollte er noch nicht denken.
Leonhard zeigte auf sie. »Du wohnst jetzt hier. Ich bin dein Herr. Komm jetzt mit!«
Sie stutzte, kniff ihre Augen etwas zusammen, versuchte in Leonhards Gesicht zu lesen, ihn zu verstehen.
Der ging mit ihr ins Bad, deutete auf die Dusche.
Sie verstand. Er hielt ihr einen Nassrasierer hin, fuhr ihr damit leicht über den Arm. Sie nickte. Aus dem Schrank legte er ihr eine Bluse und einen kurzen Rock auf den Stuhl. Unterwäsche gab es keine. Sie würde sich schnell daran gewöhnen.
Als er hochging, verschloss er die Tür. Sein Puls war erhöht. Er spürte, wie ihn diese Stunden aufwühlten. Er hatte es getan, jetzt gab es kein Zurück mehr. Von einem Moment auf den anderen hatte sich sein Leben verändert. Er tat etwas Verbotenes, Ungesetzliches, Strafbares. Er war sich dessen bewusst.
Aber da war eben auch dieses beginnende unglaubliche, atemberaubende Abenteuer, dieses berauschende, sexuelle Kopfkino. Vernunft, Anstand, Rechtsbewusstsein ... alle bisherigen Werte zerplatzten in diesen Tagen wie ein Luftballon.
Er ging die Treppe hoch in sein Büro. Dort schaltete er den Monitor ein. Im Wohn- und Schlafbereich der Kellerwohnung hatte er winzige Kameras installiert. Im Bad war die Kamera nur in Richtung Dusche gerichtet. Er fand das so in Ordnung.
Durch den Dunst des warmen Wassers sah er die junge Frau hinter der Glasfront. Nass wie sie war, trat sie aus der Dusche und nahm den Rasierer. Sie begann mit ihren Beinen, stellte ein Bein hoch, um dann im Votzenbereich mit der Rasur fortzufahren. Alles geschah sehr sorgfältig.
Leonhard spürte, wie er unruhig wurde.
***
Eine Stunde später ging er wieder nach unten, setzte sich in einen Stuhl, um die schlafende, nackte Frau zu betrachten. Vor Erschöpfung war sie in einen Tiefschlaf gefallen. Minutenlang beobachtete er seinen neuen Besitz.
Tamika wachte langsam auf, spürte wohl, dass sie beobachtet wurde. Sie setzte sich ruhig hin, sah Leonhard fragend an.
»Komm her!« Er machte die passende Geste dazu.