Dein Licht, das mich umfängt. Avon Gale
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Читать онлайн книгу Dein Licht, das mich umfängt - Avon Gale страница 3
»Ich habe dieses Gebäude so entworfen, dass es den Anforderungen entspricht, die wir erhalten haben.« Averys Stimme ist inzwischen weniger wütend und er zappelt herum, weil er nicht in der Lage ist, stillzusitzen. »Wenn es andere gegeben hat, hätten Sie mir das sagen müssen.«
»Ich muss gar nichts«, blafft Lacroix. Dann schließt er die Augen, als würde er bis zehn zählen. Oder... was auch immer zehn auf Französisch heißt. Avery ist sich ziemlich sicher, dass das Lacroix' Staatsangehörigkeit ist. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Lacroix dreht seinen Monitor so, dass Avery ihn sehen kann. Zuerst kann er sich aus dem, was er auf dem Bildschirm sieht, keinen richtigen Reim machen. Er lehnt sich vor, blinzelt, holt instinktiv seine Brille aus der Hemdtasche und setzt sie auf. »Faszinierend. Sind das diese Excel-Tabellen, von denen ich so viel gehört habe?«
»Waren Sie in all Ihren Kursen so nervtötend, Hextall?«
»Oh ja.« Avery wendet seinen Blick nicht vom Bildschirm ab. »Es ist gut, dass hier nur zwei Empfehlungsschreiben verlangt wurden, sonst würde ich in Schwierigkeiten stecken.«
Ein Schnaufen erklingt, das vielleicht ein Lachen sein könnte. Dann fährt Lacroix fort: »Das ist das Schema für den Auftrag, für den Ihr Entwurf abgelehnt wurde.« Er klickt mit der Maus, öffnet Seiten, die aus Säulendiagrammen und einer Menge langweiliger Berechnungen bestehen. »Es war ein brillanter Entwurf. Ihr Talent lässt sich nur selten infrage stellen.«
Avery ist von dem ersten echten Lob, das er je von Lacroix gehört hat, so schockiert, dass er nichts tun kann, außer wie ein Fisch mit schwarz umrandeter Brille dreinzublicken. Ist er eingeschlafen? Denn das kann gerade einfach nicht passiert sein...
Moment. Will er wirklich einschlafen und von Lacroix träumen? Definitiv nicht. Aber dieses Lob… Daran könnte er sich gewöhnen.
»Mr. Hextall?«
»Oh. Äh. Was?« Avery rückt seine Brille zurecht und bemüht sich, finster dreinzublicken, schafft es allerdings nicht ganz. Abgesehen davon interessiert es ihn, was auf dem Bildschirm angezeigt wird. Da steht einiges über Bodenzusammensetzung und Wettermuster, gleich neben Ausdrücken wie Angebotsauflistung und Kostenaufschlüsselung.
»Ich muss jeden Entwurf, der meine Ansprüche erfüllt, mit den Anforderungen des Kunden abgleichen, dann mit denen der Firma und den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Letztendlich wähle ich den Entwurf aus, der allem am ehesten gerecht wird.« Er hört auf herumzuklicken und es erscheint eine Seite mit Averys Initialen, ein paar weiteren Diagrammen – und vielen Zahlen. »Hier sehen Sie eine Aufschlüsselung Ihres Projektes.«
Avery studiert den Bildschirm und ist sich nicht hundertprozentig sicher, was er da liest, aber aufgrund der beunruhigend vielen roten Zahlen bekommt er einen ganz guten Eindruck.
»Es war zu teuer?«
»Das war ein Problem, ja.«
»Für uns oder für die?« Avery sieht ihn an und seine Wut flammt wieder auf, dieses Mal allerdings nur um seiner Künstlerseele willen. »Und was meinen Sie mit ein Problem? Welche gibt es denn noch? Denn manchmal muss man für mehr Qualität eben bezahlen –«
»Hextall, seien Sie still. Schauen Sie hin und hören Sie mir zu.« Lacroix nutzt den gleichen Tonfall, in dem er ihm schon befohlen hat, sich hinzusetzen. »Sie denken wie ein Architekt, nicht wie ein Geschäftsmann. Es gibt mehr zu berücksichtigen als eine schnelle Kostenanalyse und einen Überblick über die Umweltauswirkungen.« Lacroix macht eine abweisende Handbewegung. »Wussten Sie, dass allein die Kosten für die nötige Versicherung, damit diese Firma ein – wie haben Sie es genannt – ein freistehendes Atrium haben kann, wahrscheinlich tausend Menschen ihre Stelle kosten würde?«
»Sie haben gesagt, dass sie offene Räume mit viel Licht wollen. Das habe ich entworfen. Woher hätte ich das andere Zeug wissen sollen?«
Lacroix seufzt und dreht seinen Monitor von Avery weg. »Hätten Sie nicht. Aber ich. Es gab Probleme mit der Bodenzusammensetzung und dem Wasserabfluss eines nahe gelegenen Sees. Ich nehme an, Sie wussten auch nicht, dass es in der Nähe einen See gibt. Und das hatte ebenfalls Einfluss darauf.«
Avery nimmt seine Brille ab und reibt mit seinem Hemd über die Gläser. »Ich hätte das in Ordnung bringen können. All das. Wenn es mir jemand gesagt hätte.«
»Ich bin mir sicher, dass Sie das gekonnt hätten. Aber Sie sind Juniorpartner in einer Firma und Thomas' Entwurf war preislich und den Umweltbedingungen entsprechend viel besser geeignet.«
Brandon Thomas. Ugh. Natürlich. Der strahlende Wunderknabe, der nett zu fast jedem war und es sogar noch ernst meinte. Man konnte ihn unmöglich hassen. Oh, wie Avery es versucht hat. Auch in genau diesem Moment, als er erfährt, dass Brandons Entwurf statt seinem ausgewählt wurde.
»Also haben Sie ihn nicht gehasst.« Avery lässt sich in seinen Stuhl zurückfallen, starrt an die Decke und überlegt, wie er es tut mir leid sagen kann, ohne die Worte tatsächlich auszusprechen. Im Nachhinein war das alles eine furchtbare Idee gewesen. Zumindest hat er den Briefbeschwerer nicht geworfen. »Meinen Entwurf, meine ich.«
»Diesen hier? Nein. Ich habe ein paar davon gehasst, weil ich finde, dass Ihr Festhalten an Nachhaltigkeit hin und wieder Ihre Gestaltung beeinträchtigt. Ich beginne langsam zu glauben, dass Ihr Markenzeichen unnötig kompliziert ist.«
Das überrascht ihn genug, um den Blick wieder zu Lacroix zu heben. »Sie reden doch wohl nicht von der Spirale mit passiver Solarheizung, die ich in die Biegung der Treppe eingebaut habe, oder? Denn das war verdammt brillant.«
»Passive Solarheizung... Sie meinen ein Fenster?«
»Es ist nicht meine Schuld, dass Sie die Erde hassen.« Avery stößt den Atem aus. Er hat sich wahrscheinlich gerade gründlich reingeritten und wenn er den Ruf bekommt, eine Primadonna zu sein, endet er noch damit, Eigentumswohnungen für Rentner in Virginia Beach oder etwas ähnlich Schreckliches zu entwerfen. Er kann sich nicht dazu durchringen, sich zu entschuldigen, obwohl er weiß, dass er es tun sollte. Es würde vermutlich nicht viel nutzen... aber trotzdem.
Avery schweigt stur. Alles, was er hier noch hat, ist sein Stolz und ein Wahnsinns-Treppendesign.
»Ich nehme an, diese Unterhaltung hat all Ihre Fragen beantwortet, Mr. Hextall?« Lacroix starrt ihn immer noch an. Avery findet, dass er wie ein Falke aussieht. Macht das Avery zum Kaninchen, wenn er nicht wegsehen kann?
Er nickt so mürrisch wie möglich.
»Gut. Sie können gerne einen Termin mit mir machen, um über Ihre Entwürfe zu sprechen, aber platzen Sie ja nie wieder hier herein und führen sich auf, als schuldete ich Ihnen Antworten, weil ich meinen Job mache. Oder als wäre ich auf einem persönlichen Kreuzzug, um Ihre Karriere zu beenden. Sehen Sie es als neue Regel an, dass Sie mein Büro nicht ohne meine ausdrückliche Erlaubnis betreten dürfen.« Lacroix' frostige Stimme fühlt sich an wie Eis, das Averys Wirbelsäule hinabgleitet.
Kein Wunder, dass meine Treppe ihm nicht gefallen hat. Er ist viel zu kalt für alles, was mit Sonne zu tun hat. Es ist ein Zeichen von Reife, dass er diesem Gedanken nicht erlaubt, zu Worten zu werden.
»Ich würde vorschlagen, dass