Dein Licht, das mich umfängt. Avon Gale

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Dein Licht, das mich umfängt - Avon Gale

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Avery sieht zu Harlan hinüber, der ihm mit Blicken bedeutet, still zu sein. Avery macht einfach einen Kussmund in seine Richtung und wendet sich wieder Lacroix zu. »Sie sehen viel weniger spießig aus. Wie ein normaler Mensch.«

      »Und Sie sehen... geschlagen aus.« Lacroix' Lächeln wirkt bissiger, und das ist seltsam. Im Restaurant ist es laut, aber Avery kommt es vor, als könnte er niemand anderen hören, nichts anderes wahrnehmen als seinen Chef. »Fast wie vorhin, als Ihnen klar war, dass Sie sich entschuldigen sollten, und sich deswegen geärgert haben.«

      Das lässt Averys Zorn vollständig verpuffen. Er fühlt sich nur noch schrecklich müde. Und betrunken. Lacroix amüsiert sich eindeutig auf Averys Kosten, was ihm unangenehm ist und ihm überhaupt nicht gefällt. »Gehen Sie weg. Feuern Sie mich, wenn ich zurückkomme. Ist mir egal. Warum sind Sie überhaupt hier? Ich dachte, Sie leben in Mordor.«

      »Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen«, sagt Lacroix mit ruhiger Stimme und Avery ist sich ziemlich sicher, dass die Anspielung gerade total an ihm vorbeigegangen ist. »Ich bin hier, um mich mit einem Freund zu treffen.«

      »Was? Sie haben Freunde? Sind das auch langweilige Mathematiker?« Avery grinst ihn bösartig an, als würde er ein Kind an der Bushaltestelle schikanieren. Ein älteres Kind, das ihn mit dem Auto überfahren könnte. »Hey, ist es Thomas? Verpasst er ihnen einen Fünfundzwanzig-Dollar-Blowjob?« Sobald er es gesagt hat, wird Avery bewusst, dass er zu weit gegangen ist.

      Wieso hat er immer noch einen Job und warum tut er sein absolut Bestes, damit sich das ändert? Irgendetwas an Lacroix' unerträglicher Spießigkeit bringt Avery dazu, ihn anstacheln zu wollen. Und er war schon immer der Typ, der immer weitergeht, einfach um zu sehen, womit er davonkommt. Aber nur selten so wie hier. Was zur Hölle will er eigentlich? Dass Lacroix seine Kontrolle verliert und ihm einen Kinnhaken verpasst? Himmel, er verhält sich wie ein zwölfjähriger Junge, der völlig vernarrt ist in –

      Oh nein. Nein, nein, nein. Ein schrecklicher Verdacht verfestigt sich in Averys Kopf und in dem verzweifelten Versuch, ihn mit mehr Alkohol auszulöschen, nuckelt er an dem Eis in seinem verwässerten Gin Tonic.

      »Ich denke nicht, dass Sie wollen, dass ich darauf antworte, Avery«, sagt Lacroix und es ist so seltsam, ihn seinen Vornamen aussprechen zu hören, seltsam und noch etwas anderes. Und oh, Avery ist am Arsch. Er ist verdammt noch mal am Arsch. »Ich sehe Sie in ein paar Tagen auf der Arbeit und wir werden so tun, als wäre das hier nie passiert. Nicht wahr.«

      Das ist schon wieder so eine Frage, die nicht wirklich eine Frage ist, aber dieses Mal nickt Avery. »Na klar, Malin«, antwortet er und versucht es gewohnt draufgängerisch. Er hat Lacroix noch nie beim Vornamen genannt. Es ist komisch.

      Lacroix antwortet, indem er seine Aussprache korrigiert, Harlan freundlich zunickt und sich dann abwendet. Avery ist neidisch. Es wäre echt nett, so offen Fuck you sagen zu können, ohne anzudeuten, dass die eigenen Kollegen für Geld Schwänze lutschen.

      Harlan mustert ihn mit einem Gesichtsausdruck, der oft bedeutet, dass er etwas sagen wird, was Avery nicht hören möchte. Alles, was er allerdings tut, ist, der Kellnerin Bescheid zu geben, dass sie gerne zahlen möchten (und ihre Nummer zu ergattern – der Schlawiner), bevor er die Rechnung begleicht. Er nimmt Avery auch mit nach Hause, aber statt ihn mit ins Bett zu nehmen, stellt er ein Glas Wasser neben das Gästebett und widersteht Averys ungelenken Verführungsversuchen. Was gut ist, denn sobald sein Kopf das Kissen berührt, holen seine schlaflosen Nächte und die Kombination aus Stress, Alkohol und Junkfood ihn ein, und er schläft tief und fest.

      Avery überzeugt sich selbst davon, dass es ihn nicht nervös macht, wieder zur Arbeit zu gehen und Lacroix zu sehen. Er entscheidet sich dafür, dass er das am besten zeigen kann, indem er ihm aus dem Weg geht.

      Es funktioniert. Hauptsächlich, weil sie nicht viel Zeit miteinander verbringen. Avery sieht ihn hin und wieder im Vorbeigehen und sie tauschen ein kühles Nicken aus. Dann blickt Avery als Erster weg, weil Lacroix das zu erwarten scheint.

      Er ist auch ein wenig verschnupft, was Harlan angeht. Am Tag nach seiner peinlichen, von Gin Tonic befeuerten verbalen Entgleisung hat Harlan immer noch Nein gesagt, als er etwas von ihm wollte. Er hat Avery bei sich bleiben lassen, ihm Abendessen gekocht und sogar einen blöden Horrorfilm ausgeliehen. Aber er hat sich absolut geweigert, einer von Averys patentierten Verführungsstrategien zum Opfer zu fallen, die da wären: Ich klettere dir auf den Schoß oder Ich biete an, in der Dusche deinen Rücken zu waschen.

      Als beides nicht so funktioniert hatte wie erwartet, hat er versucht, Harlan abzufüllen. Das hat nicht mit Sex geendet, allerdings damit, dass Harlans Dialekt sich deutlich weniger nach einem Südstaaten-Gentleman und mehr nach einem ungehobelten Hinterwäldler angehört hat, was Avery echt spitze und urkomisch fand. Er log und sagte, dass es heiß war, einfach um zu sehen, ob das funktionieren würde, aber Harlan schlug ihn mit einem Kissen und sagte ihm, dass er sich verpissen sollte.

      Letztendlich entschloss er sich, einfach zu fragen, warum sie nicht vögelten, da sie schließlich beide nicht in einer Beziehung waren und hin und wieder miteinander geschlafen hatten, seit sie sich kennengelernt hatten. Avery war ein Erstsemester am College gewesen und hatte einen Sommerjob angenommen, bei dem er auf einer Baustelle aushalf, um zu verstehen, wie es war, Dinge zu bauen und die Materialien anzufassen. In diesem Sommer fasste er letztendlich viele Materialien an, vor allem Baumwollshirts, die er Harlan auszog.

      Er lernte zwei Dinge. Wenn man Gebäude entwirft, kann man dabei in einem klimatisierten Raum sitzen und rauchen. Und manchmal steht er auf Schwänze. Es war ein wenig überraschend, aber als er es seiner Mutter gestand – mit einer weniger direkten Formulierung –, sagte sie: »Nun ja, natürlich magst du Jungs, Liebling. Hast du das wirklich nicht gewusst? Dein Vater und ich dachten… Na ja, ich freue mich, dass du es endlich herausgefunden hast.« Dann traten seine Eltern PFLAG bei und seine Mutter backte Kekse für den Kuchenverkauf.

      Seine Eltern waren wirklich verdammt großartig.

      Harlan hingegen war nicht so großartig. Er konnte sich tatsächlich Averys hartnäckigen Fragen widersetzen und sagte nur: »Ich glaube einfach nicht, dass es eine gute Idee ist.«

      Avery wollte wissen, warum es eine schlechte Idee war. Harlan sagte ihm, dass er es schon noch herausfinden würde. Avery erinnerte ihn daran, dass er neunzehn Jahre gebraucht hatte, um diese ganze Ich stehe auf Schwänze-Sache herauszufinden. Dabei hatte Harlan ihm geholfen, also warum konnte er ihm nicht auch hier eine helfende Hand reichen? Oder einen Mund. Irgendetwas. Sie mussten ja nicht vögeln, wenn Harlan nicht wollte –

      Und an diesem Punkt hatte Harlan Averys Schultern mit beiden Händen gepackt und ihm mit ernster Stimme gesagt, dass er nach Hause gehen sollte, weil er die Katze füttern musste. Er wusste Averys Witz anscheinend nicht zu schätzen. »Oh, verstehe. Du willst mich nicht ficken, weil du dir wegen der Mieze Gedanken machst.«

      Also nannte er Harlan stattdessen Foghorn Leghorn – er hatte seit der Nacht in der Bar versucht, sich an den Namen dieses verdammten Hahns zu erinnern – und ließ sein nasses Handtuch auf dem Gästebett liegen. Ha! Man musste sich an den kleinen Dingen erfreuen. Aber so was von.

      Harlan würde es ihm schon noch sagen. Er ist so etwas wie Averys weiser, allwissender Berater – mit einem Südstaatenakzent und einem Mund, der für Blowjobs wie gemacht war – und Avery weiß die Fähigkeit seines Freundes, rational zu denken und zusammenhängende Gedanken zu fassen, immer zu schätzen. Er muss nur anfangen, sie mit ihm zu teilen.

      Aber Harlan antwortet auf keine von Averys viertausend Nachrichten, die alle ungefähr lauten: im ernst was meinst du?? Und der nagende Gedanke, dass er etwas übersieht, macht ihn genauso verrückt

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