Dein Licht, das mich umfängt. Avon Gale

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Dein Licht, das mich umfängt - Avon Gale

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Abends wird es ihm ein bisschen zu viel. Sicher ist er ein Anhänger des Spice Channel, verschiedener Zeitschriften für Erwachsene, des Internets und was nicht sonst noch alles, aber verdammt. Er will einen echten Menschen. Also geht er am Donnerstagabend nach der Arbeit ins Fitnessstudio, duscht sich und macht sich auf in die Bar, die er hin und wieder frequentiert, wenn ihm nach einem Kerl zumute ist und sein üblicher Fickkumpel nicht verfügbar ist. Oder sich seltsam aufführt und ihm ausweicht.

      Avery ist vielleicht neurotisch und aufbrausend, aber gleichzeitig auch charmant und zielstrebig. Er glaubt nicht, dass er Probleme haben wird, einen Tanzpartner für den Abend zu finden. Allerdings wird es etwa eine Stunde nach seiner Ankunft schmerzhaft deutlich, dass er seine Tanzkarte zu Hause gelassen hat – versteckt unter einem Haufen Zeitschriften und überfälligen Rechnungen auf seiner Küchentheke. Es ist nicht so, als gäbe es keine heißen und sogar interessierten Leute, aber keiner von ihnen lässt ihn ja, nimm mich mit nach Hause und fick mich denken.

      Das macht ihn nur noch entschlossener. Also ist er jetzt einer von diesen Widerlingen, die herumschleichen wie ein Jagdhund um ein Kaninchen. Oder wie auch immer man das nennen würde, wenn ein bisexueller Kerl auf bedeutungslosen Sex aus ist und dabei ungewöhnlich wählerisch ist.

      Er ist drauf und dran, aufzugeben und nach Hause zu seinem Laptop und seiner rechten Hand zu fahren, als er jemanden am Ende der Bar sieht, der ihm bekannt vorkommt. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals und plötzlich hat er den Geschmack von ruhelosem Verlangen und Angst auf der Zunge. Der Mann ist deutlich über eins achtzig, gut gekleidet und hat weißblondes Haar. Eine halbe Sekunde lang ist Avery sich sicher, dass es sich bei dem Mann um Lacroix handelt.

      Er versucht, sich selbst einzureden, dass das keinen Unterschied macht. Wenn Lacroix hier ist, dann ist er hier. Es ist schließlich nicht so, als wäre eine Bar namens Just John nicht offensichtlich eine Schwulenbar, also zählt Das wusste ich nicht als Ausrede nicht wirklich. Aber er kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, dass dieser Mann wirklich Lacroix sein könnte. Es macht ihn nervös, auch wenn er nicht recht weiß, warum. So viel Aufmerksamkeit hat er an diesem Abend sonst niemandem geschenkt, auch wenn er sich sagt, dass das andere Gründe hat.

      Wenn er während des Studiums etwas designt hat, hat er manchmal seine Pläne angestarrt, die einfach keinen Sinn ergeben wollten. Sie waren ein Durcheinander aus zusammengewürfelten Elementen und halb zu Ende gedachten Ideen ohne Struktur. Dann war da oft ein einfaches Detail – ein Element, eine Farbe oder einfach eine Kritzelei am Rand –, das alles auf einmal ins rechte Licht gerückt hat.

      Genau das passiert auch, als sich der Mann weit genug herumdreht, sodass Avery erkennen kann, dass es sich tatsächlich nicht um Lacroix handelt, und ihm klar wird, dass er dabei keine Erleichterung empfindet. Keine Erleichterung, sondern Enttäuschung.

      Oh. Nein, verdammt.

      Avery stürzt den Rest seines Drinks herunter, nimmt genug Geld aus seiner Brieftasche, um seine Rechnung zu bezahlen, und schiebt es dem Barkeeper hin. Es rauscht in seinen Ohren und er fummelt ungeschickt mit den Geldscheinen herum, obwohl er nur ein Glas getrunken hat. Es ist sogar so schlimm, dass der Barkeeper ihn fragt, ob alles in Ordnung ist. Avery lacht leicht hysterisch auf und schüttelt den Kopf. Dann steuert er auf die Tür zu. Vielleicht sorgt etwas frische Luft ja dafür, dass er den Kopf freibekommt, auch wenn das bisher noch nie funktioniert hat.

      Das tut es auch diesmal nicht. Avery schafft es nach Hause und kann sich kaum an den Fußmarsch dorthin erinnern, die Eindrücke und Geräusche, die ihn auf dem Rückweg zu seiner Wohnung umgeben haben. Irgendwie bekommt er es fertig, Harlan eine Nachricht zu schicken, die Nein lautet und sich wie eine Lüge anfühlt. Das bringt ihn dazu, sein Handy mit solcher Wucht durchs Zimmer zu werfen, dass es die Wand trifft.

      Er geht in sein Schlafzimmer, legt sich im Dunkeln aufs Bett – er muss seine Schmach nicht ins Scheinwerferlicht stellen, vielen Dank auch – und knöpft sich die Hose auf. Mit beinahe grimmiger Entschlossenheit lässt er seine Hand hineingleiten und beginnt, sich selbst zu reiben. Er ist hart. Natürlich ist er das. Aber er befindet sich bereits seit letzter Woche in einem Zustand unterschwelliger sexueller Frustration. Und nicht, weil Harlan sich ihm ständig verweigert hat, auch wenn das sicher nicht hilfreich gewesen ist.

      Es liegt an Lacroix.

      Avery wirft einen Arm nach oben und legt ihn sich über die Augen. Seine Atemzüge sind langsam, er berührt sich mit lockerem Griff und versucht, an irgendetwas anderes zu denken, an irgendjemanden – sogar an Brandon Thomas, verdammt noch mal –, was ihn wütend machen sollte. Aber stattdessen denkt er an Blowjobs für fünfundzwanzig Dollar und den Mann an der Bar. Es vermischt sich alles miteinander, bis das Bild vor seinem geistigen Auge ihn selbst auf den Knien zeigt. Lacroix' Hand liegt schwer auf seiner Schulter, er starrt ihn mit eisigem Blick an und erklärt Avery, wie er seinen Namen auszusprechen hat. Und lässt ihn von Avery wiederholen, bis er es richtig macht.

      Und verpasst ihm eine Ohrfeige, wenn er es falsch macht.

      Avery stöhnt. Er bewegt seine Hand schneller und zwingt sich aufzuhören. Unkoordiniert streckt er eine Hand nach der Fernbedienung aus, sodass er den Fernseher anschalten und das hier mit dem Gedanken an etwas anderes tun kann, irgendetwas anderem. Was, ist ihm ziemlich egal. Es muss nur besser sein, als sich vorzustellen, seinem Chef einen zu blasen. Das Beste daran, bi zu sein, ist, dass man die doppelte Anzahl von heißen Menschen hat, auf die man sich einen runterholen kann.

      Als er den Fernseher allerdings einschaltet, läuft eine Sendung über Messis. Das ist sogar ihm zu seltsam, also schaltet er ihn wieder aus und schließt schwer atmend die Augen. Er versucht, sich an das letzte Mal mit Harlan zu erinnern, oder an die heißen Mädels, mit denen er vor ein paar Wochen einen Wahnsinnsdreier hatte, oder sogar an den Profisportler, dem er mal in einer Bar am Flughafen begegnet ist und schnell einen runtergeholt hat.

      Es hilft alles nichts. Jedes Mal, wenn er kurz davor ist, wird er unachtsam und die Person, an die er gerade denkt, verwandelt sich verdammt noch mal in Malin Lacroix. Avery versucht aufzuhören und es ist so frustrierend, dass er schließlich auf die Matratze einschlägt und sich selbst »Na schön, scheiß drauf« zumurmelt. Er ist halb davon überzeugt, dass er sich einfach verrückt macht und das hier nur einmal machen muss, damit alles wieder gut wird.

      Ja. Er sollte der Versuchung einmal nachgeben, dann wäre sie verschwunden. Vielleicht vermischt er gerade nur die Arbeit mit allem anderen in seinem Leben. In letzter Zeit hat sie schließlich alles bestimmt. Mehr ist da wahrscheinlich gar nicht dran. Oder? Genau. Und hey, er hat es doch schließlich schon tausendmal gehört: Man soll sich wegen seiner Fantasien nicht schuldig fühlen. Es ist ja nicht so, als wolle man sie in die Tat umsetzen.

      Also erlaubt er sich, daran zu denken – was passiert wäre, wenn das in der Bar wirklich Lacroix gewesen wäre. Er wäre vermutlich verärgert gewesen, weil Avery ihn gesehen hatte. Also wäre er aufgestanden und...

      »Komm«, sagt Lacroix kurz angebunden, stürzt seinen Drink hinunter und stellt das Glas auf den Tisch. Er sieht sich nicht zu Avery um, aber das muss er auch nicht.

      Avery folgt ihm weg von der Bar und in den hinteren Bereich. Dort befindet sich ein Flur, das weiß er, weil er bereits ein paarmal da war.

      Dann drückt Lacroix ihn gegen die Wand, baut sich vor ihm auf und stützt seine Hände links und rechts neben seinem Kopf ab. »Du wirst niemandem erzählen, dass du mich hier gesehen hast, nicht wahr?«

      Avery lehnt sich gegen die Wand zurück, übermütig wie üblich, und grinst ihn an. »Ich werd's allen sagen. Ich schreib's in den Newsletter der Abteilung. Vielleicht auch auf Facebook. Ich hab's. Ich tweete es. Ich wette, du weißt nicht einmal, was das heißt, oder? Du bist ein Twidiot. Ha.«

      »Du

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