Solo für Schneidermann. Joshua Cohen

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Solo für Schneidermann - Joshua  Cohen

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an meine Schüler und ihre Schicksale, die jetzt untrennbar mit meinem verbunden sind,

      erinnert mich an den Skandal, den das Konservatorium aus der Presse heraushalten konnte, ein Paradebeispiel an Musiktratsch,

      Garderobenklatsch,

      den Inbegriff des Volksmärchens über angebliche Ereignisse hinter den Kulissen,

      das habe ich von meinem Exkollegen da aus dem Kaukasus gehört: ein annehmbarer Pianist, ein Jude, der all die Asiaten unterrichtet, diese Diplomaten- und Managerkinder und

      reiche junge Frauen, die en gros hierher verfrachtet werden,

      wie dunkeläugige Bomben über uns abgeworfen,

      damit sie an heiratsfähiger Begabung, wenn nicht an Solokarrieren arbeiten konnten,

      na, und mein Freund, der Professor, der hat sie präpariert, hat sie so getriezt, dass sie nur noch einen verminderten Halbton vom Wahnsinn entfernt waren, mit diesem Wahnsinnsüben und Vorbereiten, was seine Schüler jedes Jahr für den Klavierteil des jährlichen KONZERTWETTBEWERBS des Konservatoriums leisten mussten

      wenn man den übrigens gewinnt, spielt man das Aufführungsstück mit dem Spitzenorchester des Konservatoriums bei einem großen Konzert, das von allen Kritikern besucht wird, die einen groß rauskommen lassen können – also hat man da vielleicht hundertfünfzig Jammergestalten, die Unsummen zahlen, um sich Klavierschüler schimpfen zu dürfen, und alle wetteifern um diese eine Auszeichnung, das ist ein Riesenwettbewerb, die ganz große Sache, bei der es für alle darauf ankam, und alle waren einen Augenblick lang,

      einen wochen- und monatelangen Augenblick lang,

      die ganzen Tonleiterübungen und Drills für Fingergeschmeidigkeit, stundenlanges Üben einzelner Passagen, eines einzigen Takts wieder und immer wieder, eines langen Tons, der wieder und immer wieder angeschlagen wird, eines Klangs, der erklungen bleiben soll, immer weiter singen und klingen soll, wenn man dazu aufgefordert wird und er vonnöten ist, auf ein gnadenloses Kommando hin, so dass man meinen sollte, nach so viel Üben müsste das Klavier doch eigentlich von selbst spielen können, selbst und für sich selbst spielen und üben können in diesem viereckigen Einzelübungsraum:

      vier Wände, eine Tür, Decke und Boden, ein Klavier und der nackte Hocker dazu, das ist alles, das ist der Komfort der Kunst,

      ein Raum, der einsam ist, wenn er leer ist, und genauso einsam, wenn er besetzt ist, ja, das ist die Bühne:

      ein einzelnes Klavier, das sich nach einem bis zum Ende, zum Finale durchgespielten Stück sehnt, ein Flügel, wöchentlich gestimmt, wie alle in DEM großen Stadtkonservatorium für angehende Stars,

      das alles für Sie alle konserviert, also auch Für Elise, wer immer die sein mag – jedenfalls haben wir also einen einzelnen Flügel in einem Einzelübungsraum im obersten Stock, den sich zwei junge Asiatinnen teilen, die wie ein und dieselbe Asiatin ausgesehen haben mögen,

      sagen wir, die platonische Asiatin, falls Asiaten schon mal was von Plato gehört haben,

      genau genommen zwei platonische Asiatinnen, falls das möglich ist, eine gut, eine böse, dieselbe gelbsuchtgelbe Haut, pechschwarzes Haar mit weltallschwarzem Fett verpicht, Aknegalaxien,

      schlüsseldürr, praktisch tittenlos, aber alles, was sie mit all ihrem Talent anzufangen wussten, war üben, Tag und Nacht, auf ihrem einen einsamen Flügel in ihrem einsamen Übungsraum, oben im obersten Stock des Konservatoriums mit Blick auf und Gehör für den Park, wo,

      sie übten bis zu leicht psychotischen Anfällen, ausbleibenden Monatsblutungen, pickelsprengend extremem Schlafentzug und übten bis zum Schichtwechsel, der wohl gerade noch rechtzeitig kam, bevor sie völlig durchdrehten, aber – was übten sie? wie züchtig übten sie tüchtig Abschnitt für Abschnitt? über welches Konzert sollte befunden werden? juriert werden? für welches olympische Konzert rackerten sie sich ab und vergeudeten die ihnen verbliebene Jugend?

      es war, also die Komposition war, ob Sie’s glauben oder nicht, Ludwig van Beethovens 4. Klavierkonzert,

      genau, das Meisterwerk in G-Dur, op. 58, und wenn Sie noch etwas wissen wollen, was die beiden Asiatinnen definitiv nicht wussten: Es wurde 1805/06 komponiert, als sich der Meister sporadisch auch mit seiner ersten und einzigen Oper Fidelio abmühte,

      und als wäre das noch nicht genug, auch mit seiner 4. und 5. Sinfonie, falls Sie die kennen – das vierte seiner fünf Klavierkonzerte war das, und das beginnt mit einem Schlag ins Gesicht jeder Konvention:

      die piano und dolce eröffnenden fünf Solotakte statt des erwarteten Orchestereinsatzes, dann antworten die Streicher, im Pianissimo und mehrere Tonarten entfernt, und es folgt ein Satz mit der Satzbezeichnung allegro moderato, der auf denselben bebenden Achtelakkorden beruht, die später als das sogenannte Schicksalsmotiv der 5. Sinfonie berühmt wurden:

      dumm, dumm, dumm, DUMM geht das,

      bumm, bumm, bumm, BUMM, wenn Sie mir das Singen weit in den zweiten Satz des Werks hinein erlauben:

      ja, der prachtvolle, polare zweite Satz, der umwerfend extreme andante con moto-Satz, wo das Klavier und das Orchester, sie spielen nie zusammen, eher schon nur gegeneinander, manche Leute interpretieren das als Wettstreit, kann auch sein, aber wichtiger ist der Kontrast, in Wahrheit ist das Wichtigste das Drama, das weniger im Kampf liegt als in der Trennung,

      dem Zerwürfnis,

      der Zerfallsära,

      praktisch Stereo vor Stereo – das Klavier als Orpheus, der das Orchester einlullt,

      die Monster mit Süßholzspänen mästet:

      Asiatinnen, zwei davon, insgesamt vielleicht hundertfünfzig, und alle spielen Beethovens 4. Klavierkonzert,

      und sie spielen es weniger, als dass sie auf Reize reagieren, wie meinem alten verstorbenen Freund Isaac Stern auffiel, als er 1979 nach Schanghai kam, und ebenso Schneidermann, er sprach andauernd über Asiaten und ihr Versessensein auf diese ganze künstlerische Massenproduktion,

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