Toni der Hüttenwirt 260 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt 260 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 5
Alexander lehnte sich im Schaukelstuhl zurück und wippte einige Male nervös hin und her.
»Ja, ihr habt recht. Ich werde mit ihr reden. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich hier auf der Berghütte bleibe, bis sie kommt?«
»Du kannst gern bleiben. Zwar sind alle Kammern belegt, aber du kannst auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen«, sagte Toni. »Das ist bequemer, als auf dem Hüttenboden.«
Alexander bedankte sich.
»Irgendetwas stimmt nicht mit Monika. Es ist nicht nur, dass sie fortgelaufen ist. Mir gelingt es auch nicht, sie zu uns einzuladen. Auch an dem Tag, als sie den Vortrag hielt, wand sie sich heraus. Anders kann ich es nicht beschreiben. Warum?«
Toni und Anna sahen sich an. Sie wussten, dass die Verknüpfung zwischen der freien Praxis und der Liebe zu Alexander Monika Kopfschmerzen verursachte. Sie waren der Meinung, dass das völlig unnötig war. Ohne sich abgesprochen zu haben, sprachen Toni und Anna dieses Thema nicht an. Monika musste es ihm selbst sagen.
Die nächste Stunde saßen sie am Kamin. Alexander schwärmte von Monika, gleichzeitig jammerte er unentwegt. Anna und Toni brachten viel Geduld auf.
»So, und jetzt gibt es nix mehr zu sagen, Alex«, sagte Toni. »Erst musst du mit Monika sprechen. Wir gehen jetzt schlafen. Ich nehme an, Moni kommt erst Morgen. Sie wird bei ihren Verwandten übernachten.«
Sie tranken aus und gingen schlafen.
Alexander war sehr aufgewühlt. Eine Weile wälzte er sich unruhig hin und her. Dann stand er auf, zog sich an und ging hinaus auf die Terrasse.
Es war eine wolkenlose Nacht und sehr mild. Es wehte ein leichter warmer Wind über die Berge. Er kam aus dem Süden. Alexander trat ans Geländer und schaute in den Nachthimmel. Die Sterne glitzerten wie geschliffene Diamanten. Es war fast Vollmond. Die Berge hoben sich schwarz und mächtig gegen den Himmel ab.
Seine Augen blieben am hell schimmernden Gipfelkreuz des ›Engelssteigs‹ hängen. Er erinnerte sich an Nächte aus seiner Kindheit. Als er noch ein kleiner Bub war, hatte er sich nachts oft auf den Balkon geschlichen. Mit seinem Fernglas hoffte er einen Blick auf die Engel vom ›Engelssteig‹ zu erhaschen. Wie allen Kindern in Waldkogel war ihm von seinen Eltern und Großeltern vermittelt worden, dass die Engel vom ›Engelssteig‹ einen besonders gütigen Blick auf jeden im Tal hätten. Ihnen konnte man vertrauen. Mit ihnen konnte man sprechen wie mit einem guten Freund. Die ihnen anvertrauen Sorgen und Nöten würden sie hinauf in den Himmel bringen. Alexander erinnerte sich an die Bilder, die er gemalt hatte. Er hatte den Gipfel des Engelssteigs gemalt. Neben dem großen Gipfelkreuz zeichnete er eine Holzleiter, deren oberstes Ende in den Wolken verschwand. Auf dieser Leiter stiegen die Engel empor. Zwischen den Flügeln trugen sie schwere Rucksäcke, die ihnen ein Fliegen unmöglich machten. Die Säcke waren prall gefüllt mit den Sorgen und Nöten, dem Kummer und den Gebeten der Menschen. Sie schleppten sie hinauf zum Herrgott, der die große Versammlung im Himmel leitete. Daran nahmen sein Sohn Jesus, seine Mutter, die heilige Maria, alle Heiligen und Seligen teil. Alexander lächelte, als er sich erinnerte, wie er diese Szenerie am oberen Blattrand festgehalten hatte.
Ein tröstliches Gefühl stieg in ihm auf. Es kam tief aus seinem Herzen, dorther, wo jeder Mensch die guten und schönen Erinnerungen der Kindheit bewahrt.
Alexander legte den Kopf zurück. Während er das Gipfelkreuz nicht aus den Augen ließ, schickte er all die Sehnsüchte, die ihn plagten und die Unsicherheit über Monikas Davonlaufen hinauf. Er erzählte den Engeln von seiner tiefen Liebe zu Monika. Er legte den göttlichen Boten seine Verzweiflung dar. Ich will sie nicht verlieren. Ich liebe sie. Ich war davon überzeugt, dass sie mich auch liebt. Warum lief sie so entsetzt davon, fragte er die Engel.
So ging das eine ganze Weile. Alexander setzte sich auf einen Stuhl und verschränkte die Arme. Er dachte nach. In Gedanken liefen die Wochen, in denen er so viel mit Monika unternommen hatte, wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab.
»Es war die schönste Zeit in meinem Leben«, flüsterte er. »Oh, Monika, ich habe dich so lieb!«
Sein Herz war wund vor Schmerz.
Alexander schaute hinüber auf die andere Seite des Tales. Dort reckte sich der Unheilsberg gegen den Nachthimmel. Er sah bedrohlich aus. Trotz des Mondlichtes konnte Alexander den Gipfel nicht erkennen. War er in eine unheimliche Wolke gehüllt? Alexander seufzte. Wenn etwas Schlimmes passierte, stand eine schwarze Wolke über dem Gipfel. Dann war der Satan aus dem Tor auf dem Gipfel getreten und schaute sich um. Deshalb trug der Berg auch den Namen ›Höllentor‹. Alexander erinnerte sich deutlich an die mahnenden Worte, die den Kindern gesagt wurden, wenn es um das Höllentor ging. Der Berg war gefährlich und deshalb für jede sportliche Aktivität gesperrt. Sein Gestein war weich und porös. Immer wieder kam es zu folgenschweren Erdrutschen. Als Erwachsener hatte Alexander alles als Märchen abgetan. Er war überzeugt gewesen, dass sie nur etwas für Kinder waren.
In dieser Nacht aber, mit dem Kummer im Herzen, war ihm die Bedrohung seiner Liebe bewusst.
»Moni, ich liebe dich so!«, flüsterte er wieder und wieder.
Bello, der Neunfundländerrüde, der vor dem Kamin gelegen hatte, kam auf die Terrasse und schmiegte sich an Alexander.
Alex streichelte ihn.
»Willst du mir sagen, dass ich mich endlich schlafen legen soll, Bello? Du hast recht, ich sollte versuchen, Ruhe zu finden. Morgen will ich mit Moni sprechen. Dazu brauche ich einen klaren Kopf und muss ausgeschlafen sein.«
Alexander ging in die Berghütte. Als er die Tür zum Wohnzimmer schließen wollte, drängte sich Bello dazwischen. Sanft schob ihn Alexander zurück in den Wirtsraum und machte die Tür zu.
Dann legte er sich hin. Seine Gedanken kreisten immer noch um Monika. Er überlegte, wie er sie ansprechen sollte. Da musste jedes Wort sorgfältig gewählt werden. Er grübelte und grübelte und schlief dann doch irgendwann ein.
*
Doktor Clemens Kirchner stand neben der Einfahrt zum Grundstück. Er winkte Monika herein, als sie mit dem Auto ankam.
»Hier rein!«, rief er laut und zeigte in Richtung der Einfahrt.
Monika setzte den Blinker, bog auf das Grundstück ab, hielt und stellte den Motor ab.
»Ein herzliches Grüß Gott, Frau Kollegin!«, sagte Doktor Kirchner.
Galant bot er Monika Hilfe an, beim Aussteigen.
»Grüß Gott! Wohl ganz Kavalier der alten Schuhe?«, lachte Monika.
Sie schüttelten sich die Hände.
Doktor Kirchner bat sie ins Haus.
Im Wohnzimmer des Einfamilienhauses wurde Monika herzlich von Alma begrüßt, Doktor Kirchners Ehegattin. Auf einem niederen Tisch standen ein Imbiss und verschiedene Getränke. Monika nahm in einem Sessel Platz.
»Bier,