Der Bergpfarrer Extra 10 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Extra 10 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Extra

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es, zu antworten: »Mein Vater dürfte vorgesorgt haben, er ist ja fast achtzig. Bei meinen Brüdern schaut es anders aus. Sie sind beide erst um die fünfzig. Beruflich irgendwo unterzukommen, wird in diesem Alter nimmer so einfach sein. Sie können allenfalls versuchen, was Neues auf die Beine zu stellen. Das Problem dürfte sein, dass ihre Geschäftseinlagen futsch sein werden, sollte die Landshuter Brauerei GmbH den Bach hinuntergehen.«

      »Die beiden sind zu schwach, um ihre Interessen gegen den absolut autoritären Michael P. Deininger durchzusetzen«, ergriff nun wieder Katrin Moser das Wort. »Aber wem net zu raten ist, dem ist auch net zu helfen. Jürgen hat sich rechtzeitig abgenabelt von dem alten Despoten, und ich denk’, er ist damit gut gefahren. Leid kann einem nur Philipps Mutter tun. Der Philipp telefoniert fast täglich mit ihr. Helga will, dass sich ihr Mann und sein Bruder, der Vinzenz, endlich gegen ihren Vater auf die Hinterfüß’ stellen. Aber wie’s scheint, kämpft sie gegen Windmühlenflügel. Sie steht leider auf verlorenem Posten.«

      »Es ist tragisch«, fügte Jürgen hinzu, »aber wohl net zu ändern.«

      »Vielleicht sollten S’ doch noch einmal versuchen, mit Ihrem Vater zu reden, Jürgen«, murmelte Sebastian. »Schicken S’ Ihre Brüder vor, lassen S’ die beiden den Weg für Sie ebnen. Sie und Ihren Vater haben doch rein geschäftliche Differenzen entzweit. Ich würd’ ja alles verstehen, wenn der Streit persönlicher Natur gewesen wär’. Aber so …«

      »Mein Vater trennt Privat- und Geschäftsleben nicht«, entgegnete Jürgen. »Er nimmt auch das Geschäftliche absolut persönlich. Wenn es einem Menschen gelingt, mit dem Kopf Wände einzurennen, dann ist das mein alter Herr, mit seinem Sturschädel.«

      »Es muss doch einen Weg geben …«, murmelte Sebastian nachdenklich.

      »Ich seh’ keinen«, erklärte Jürgen und zuckte mit den Achseln. »Ich selbst bin es auch ziemlich leid, zu versuchen, mit meinem Vater Frieden zu schließen.« Er seufzte ergeben. »Sollten wir uns vorher nicht mehr treffen, Sebastian, dann sehen wir uns spätestens am Freitag, um zehn Uhr, bei der Brauerei. Ich hab’ sämtliche Hoteliers der Umgebung eingeladen, außerdem die Pensions-, Gaststätten- und Restaurantbesitzer aus dem ganzen Wachnertal sowie die Bürgermeister und Gemeinderäte von St. Johann, Engelsbach und Waldeck, und, und, und …«

      »Dann wird’s sicher sehr eng im Brauhaus«, meinte Sebastian lächelnd.

      »Iwo, ich hab’ groß genug gebaut«, versetzte Jürgen und erwiderte das Lächeln des Pfarrers.

      *

      Als Sebastian das Pfarrhaus betrat, empfing ihn der Duft von gebratenem Fleisch. »Das riecht ja verheißungsvoll«, sagte er zu Sophie Tappert, die den Kopf zur Küchentür herausstreckte.

      »Schweinsbraten, Hochwürden, mit Knödeln und gemischtem Salat.«

      »Hervorragend«, lobte der Pfarrer. »Ich geh’ noch eine halbe Stund’ in mein Büro. Sagen S’ mir halt Bescheid, wann S’ das Essen auftragen möchten, Frau Tappert.«

      »Haben S’ denn mit niemand gesprochen, Hochwürden? Gibt’s nix Neues?«

      »Die Veit-Franzi und der Rehfeldt-Jannik haben sich gestern auf der Kandereralm verlobt, und Jürgen Deiningers Brüder haben ihr Erscheinen zur Einweihungsfeier der Brauerei am kommenden Freitag abgesagt.«

      »Was? Ich denk’, die drei Brüder vertragen sich wieder.«

      »Die beiden befürchten, dass sie ihren Vater verärgern könnten«, sagte Sebastian.

      »Seien S’ mir net bös’, Hochwürden, wenn ich’s sag’: Viel Rückgrat haben die beiden net. Gerade von Philipps Vater hätt’ ich mehr Cou­rage erwartet.«

      »Warum sollt’ ich Ihnen bös’ sein, Frau Tappert? Wo S’ recht haben, da haben S’ recht. Ich bin auch enttäuscht von Philipps Vater. Andererseits kann ich ihn aber auch verstehen. Er muss mit seinem Vater zurechtkommen. Der Jürgen und der Philipp haben in Landshut alles hingeschmissen und sich auf eigene Füß’ gestellt. Dem Gerhard und dem Vinzenz ist es allerdings noch net gelungen, sich aus dem Schatten ihres Vaters zu lösen. Und das ist das Problem.«

      »Ich seh’s schon kommen, Hochwürden«, sagte Sophie, »da müssen Sie eingreifen. Und wie ich Sie kenn’, haben S’ daran selber schon gedacht. Oder net?«

      »Sie kennen mich gut, Frau Tappert«, schmunzelte Sebastian. Dann nickte er und fügte hinzu: »Aber Sie haben recht. Ich hab’ in der Tat schon drüber nachgedacht, wie man den Jürgen und seinen Vater an einen Tisch bringen und zu einem vernünftigen Gespräch bewegen könnt’. Allerdings ist der alte Deininger stur wie ein Maultier, und wirkt auch recht arrogant.«

      »Sturheit und Arroganz«, murmelte Sophie. »Eine gefährliche Mischung. Mit Leuten, die diese Charakterzüge in sich vereinbaren, sachlich zu reden, ist fast net möglich. Sie lassen meist keine andere Meinung gelten.«

      »Das ist das Problem«, sagte der Bergpfarrer. »Aber vielleicht find’ ich noch einen Weg …« Mit dem letzten Wort setzte sich er in Bewegung, um in sein Büro zu gehen.

      *

      An diesem Sonntagnachmittag fuhr ein sportlicher Kleinwagen mit Regensburger Kennzeichen bei der ›Pension Edelweiß‹ vor. Eine dunkelhaarige, schlanke Frau stieg aus. Sie trug eine grüne Jeans sowie ein weißes T-Shirt. Ihre Füße steckten in weißen Sneakers. Die langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

      Sie war sehr hübsch, wirkte trotz ihrer saloppen Kleidung elegant und ausgesprochen attraktiv. Nachdem sie alles prüfend gemustert hatte, nickte sie zufrieden. Ihr schien zu gefallen, was sie sah. Zu beiden Seiten der Hauptstraße, die den Ort gewissermaßen teilte, waren die Wohn- und Geschäftshäuser im alpenländischen Stil errichtet. Manche wiesen kunstvolle Lüftlmalereien auf.

      Vor den Lokalen standen Tische und Stühle auf den Gehsteigen. Es war erst Anfang Mai und so saßen nicht viele Gästen vor den Lokalen. Während der Hauptsaison würde man hier wohl kaum einen Platz bekommen.

      Der Ort wirkte ruhig und idyllisch. Der Glockenturm der Pfarrkirche überragte die Häuser. Das Kupfer, mit dem das Dach verkleidet war, hatte eine grüne Färbung angenommen.

      Die junge, hübsche Frau nahm ihre Handtasche und eine Reisetasche vom Rücksitz ihres Autos, warf die Tür zu und begab sich in die Pension. Die Rezeption war verwaist.

      Die Frau aus Regensburg stellte die Reisetasche am Boden ab und schlug mit der flachen Hand auf die Klingel, die auf dem Tresen der Rezeption stand und jetzt einen durchdringenden Ton erzeugte.

      Gleich darauf zeigte sich eine blonde Frau, Marion Trenker, die zusammen mit ihrem Mann Andreas die Pension betrieb. Sie lächelte freundlich. »Grüß Gott«, sagte sie und begab sich in die Rezeption.

      »Grüß Gott«, erwiderte die junge Frau. »Mein Name ist Lena Dorner. Ich hab’ ein Zimmer bei Ihnen gebucht.«

      Marion tippte den Namen in den Computer und nickte im nächsten Moment. »Frau Dorner, aus Regensburg. Sie sind bis einschließlich Sonntag bei uns?«

      »So ist es.« Lena lächelte, ihre dunklen Augen strahlten. »Ein wunderschöner Ort, in dem Sie leben. Sie können sich glücklich schätzen.«

      »Das stimmt. Ich kann net klagen. Sie haben auf jeden Fall eine gute Wahl getroffen, als Sie sich für St. Johann entschieden haben. Ich darf Sie bei uns herzlich willkommen heißen,

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