Treppe Und Kristall. Alessandra Grosso

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Treppe Und Kristall - Alessandra Grosso

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      DIE FLUCHT

      Image“Das Leben ist eine grosse Lektion in Demut”. (James Matthew Barrie)

      Ich rannte auf die Treppe um den Schlüssel zu holen, der uns endlich befreien würde. Ich wusste instinktiv, dass es fünfundfünfzig Stufen zum Hinaufsteigen waren und weitere fünfundfünfzig zum Hinuntersteigen. Hinter mir gingen Türen, Tore und sehr alte Gitter zu; alles war schwarz und hoffnungslos.

      Die Gefühle waren Angst und Sorge, kurzer und schwerfälliger Atem, Wände die von gelb zu cremig-weiss immer unschärfer wurden… Ich war dabei in die Hölle einzutreten aber ich konnte nicht verlangsamen. In meinem Rennen war der Schlüssel zum Ausgang von diesem Ort alles: es war die Rettung!

      Auf die letzte Stufe angekommen, sprintete ich zu dem Raum, wo sich der Schlüssel befand. Dieser war das Symbol der Befreiung, war unser Entkommen von der Finsternis... aber ich wusste, dass der Monster mit den Klauen es beschützen würde: Es würde nicht einfach werden.

      Das Monster gegenüberzutreten erforderte Kraft. Er war im vorherigen Leben ein Mann gewesen, ein starker Mann, Pädophil und mächtig. Ich konnte nur auf die rechte Seite springen und mit dem einzigen Holzstuhl angreifen, dass ich finden konnte, ein Stuhl gegen ein Monster, das im Leben ein Mythos gewesen war... Ein Leben voller Exzesse, Trinkereien bis zum Morgengrauen, Kokain, Frauen, Millionen von Frauen, Pädophilie, bis er grauenhaft lebendig verbrannt wurde.

      Ich war schon immer empfindlich im Leben gewesen und hatte verstanden, die Schwächen des Monsters wahrgenommen und plötzlich griff ich an: Mit einer Finte auf der Seite zerschlug ich den Stuhl auf seinem Kopf. Der Stuhl ging kaputt und in den Händen blieben mir zwei Stümpfe übrig. Aufgeregt, stoss ich sie mit Wut in die Brust und im Hals des Monsters ein.

      Jetzt war die grauenhaft verbrannte Figur auf den Boden. Ich konnte nur versuchen, ihn in Brand zu setzen. Es hätte ihn verlangsamt: Er hatte eine Phobie davon... das grauenhafte Monster hatte die Phobie des Feuers, das seine Eifersucht, die er während seines Lebens trug, ausgelöscht hätte, eine wilde Eifersucht gegenüber der Schönheit und der Unschuld – er war nämlich Psychopath und manipulativ gewesen. Ich war fast sicher über diese Phobie, aber ich musste mich ja schützen und ihn harmlos machen.

      Während seines Lebens hatte er verstanden, dass die Eifersucht und der Neid als schlecht empfunden wurden, so kaschierte er sie hinter einer Rüstung von Charme und Intellektualismus, aber finster und bitter waren seine Gedanken; Man sagt nämlich „eine ganz fürchterliche Sache, den Hunger“. Für mich ist der Neid schlimmer und in der Geschichte verursachte es Kriege, Schlägereien, Konflikte und endlose Trauer.

      Ich fand mein Feuerzeug von den guten Zeiten, ich nannte es der „Zipp von meinen sechzehn Jahren“, als ich heimlich rauchte. Ich bewegte mich schnell und warf der Zipp, dann sah ich die Schlüssel, ich nahm sie und rann zu den Treppen.

      Fünfundfünfzig Stufen.

      Ich war jung und beschritt sie fliegend.

      Ich fühlte Schmerzen am Knie aber ich setzte meinen Weg fort. Ich dachte, dass jede Stufe das Leben war, ich zählte und zählte sie nochmal.

      An die Spitze angekommen, bog ich schliesslich hinter das Gitter um, der die Treppen beschützte und schnell übergab ich den Schlüssel an den Kameraden die ich dort fand, die das Licht suchten, aber auch an diejenigen, die in die andere Richtung gehen und sich in der Finsternis einlassen wollten.

      Der Schlüssel drehte, aber währenddessen hörte ich, wie sich das Monster am Erholen war und es sich näherte: Er wollte die Treppe zurückverfolgen.

      Wir wollten von dort hinausgehen und gegen das Licht fliehen... Licht, welche ich seit immer suchte, aber in der Zwischenzeit hatte ich immer die verzwickten, weiss bemalten Gitterstäbe des Tors vor mir, die mich die Reinheit und noch einmal das Licht erinnerten.

      Die Gitterstäbe waren robust und dicht und das Monster hätte sich von denen auf Abstand gehalten, weil das Licht mich schützte... aber was konnte nur dieses Schutzelement sein?

      Das Licht? Was ist nur das Licht? Gott? Licht wie Luzifer? Ja, es sind Fragen, es sind Fragen... aber die Antwort?

      Ich suchte sie weiterhin, und nach der Flucht vom Kellermonster traute ich mich, in eine dunkle Kirche zu gehen.

      Das Monster hatte geschimpft, gewütet, mit seiner kehligen und fürchterlicher Stimme; es hatte geflucht, aber die Gitterstäbe waren geschlossen worden, alle waren geflohen und der Schlüssel war jetzt für die zur Verfügung, die sterben oder ihn endgültig töten gehen wollten. Mehr als das konnte ich nicht machen.

      Ich wusste nicht, was an der alten, dunklen Kirche seltsam war, aber plötzlich befand ich mich alleine und im Dunkeln, in dieser staubigen Kirche und mit den verfallenen und abgezehrten Mauern.

      Ich ging entlang der Zelle, die ich glaubte, in den rechten Seitengang zu sein und sah eine seltsame Kniebank mit einer Statue.

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      Seltsame Statue, dachte ich. Was könnte sie nur...

      Sie war blutüberströmt.

      Ein Schauder und dann eine Stimme.

      «Es existiert NICHT nur ein Tod!».

      Der Tod wird wirklich das Ende von allem sein oder werden wir in die Vergangenheit gehen? Oder in die Zukunft? Oder werden wir langsam in einer Rauchwolke verblassen? Eine nahe oder weite Vergangenheit oder ein Paralelluniversum?

      Das fragte ich mich, während ich mich ausserhalb der Kirche wiederfand und im Farnkraut umher wanderte. Riesige Farne, majestätisch, mit glänzenden Blättern, die ein wilder Duft hatten und mich meine Kindheit nahe dem See in dem alten Landhaus erinnerten. Dieses Landhaus war nahe, aber ich war neugierig und wollte die Farnausdehnung überschreiten, in einem Verhalten aus Suche und Auskundschaftung, die für die erste Pubertät typisch ist. Meine Jugend sagte mir nämlich „erforsche“, meine Weisheit „denke“, mein Herz „versuche“. Ich ging weiter, meine abenteuerliche Natur folgend... und auch in diesem Moment mache ich es, wie es für meinen Charakter typisch ist.

      Ich entdeckte eine Szene der Vergangenheit, ein heftiger Kampf zwischen Dinosauriern, und floh. Vor der Flucht kann ich bezeugen, die scharfen Zähne der beiden Tiere gesehen zu haben und ihr Verhalten, das von anfänglicher Herausforderung, sich in einem richtigen Kampf entwickelte. Sie stiessen sich mit ihren kolossalen und muskulösen Körper und zerstörten alles, was sie überrannten. In einem typischen Kampf in der Fortpflanzungsperiode, hatten sie Bäume niedergeschlagen und meine geliebten Farne zerstört.

      Als ich rann, fiel ich auf Steine, die eine auf den anderen runter rollten. Der Lärm lockte die sehr empfindlichen Riesentiere, die sich herumdrehten und die Jagd begannen.

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      Sie rochen jeden Geruch und spürten die Angst, wie viele stolze Wilde.

      Ich floh verzweifelt, der Atem, der schwer wurde. Die Milz stach, erschöpft, aber ich konnte mir

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