... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

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... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz

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er anfangen wollte, das Glas auszulecken, nahm Tina es ihm weg.

      »Nils, du bist ein Ferkel. Dein ganzes Gesicht ist schon voller Schokolade. Man macht sowas nicht! Auslecken geht gar nicht! Möchtest du mir helfen? Ich schaffe das ganze Eis nicht, denn eine Kugel ist für mich genug.«

      Nils riss das Glas von Tina zu sich herüber und nahm die schon angetaute Kugel heraus. Man sah ihm an, was er dachte: So ein toller Tag!

      Hoffentlich bekommt er keine Bauchschmerzen, dachte Tina. Sie wollte ihn gleich auf die Kinderstation begleiten und der Stationsschwester sagen, dass er eine Riesenportion Eis verdrückt hatte.

       13.

      

      

      

      

      Als sie die Cafeteria verließen, sah Nils am Ausgang ein Regal mit kleinen Autos. Er blieb davor stehen und liebäugelte mit einem schwarzen Landrover mit orangefarbenen Flammen darauf.

      »Ist das Auto schön?«, fragte Tina. Nils nickte.

      Er erzählte Tina, dass er zu Hause noch mehr Landrover habe, aber in anderen Farben. Er nahm es in die Hand und schaute genau hin. Dann hängte er es wieder auf die Stange und wollte losfahren. Tina schaute auf das Preisschild. 3,49 €. Das ist ein teurer Nachmittag, dachte sie. Aber sie empfand so viel Freude in ihrem Herzen, dass sie gar nicht anders konnte, als ihm nun 3,50 € in die Hand zu drücken und das Auto noch dazu.

      »Gehst du bitte bezahlen?«, fragte sie ihn. Nils stierte auf das kleine Auto.

      »Ist der für mich?«, fragte er erstaunt. Tina nickte und freute sich über das Leuchten in den Augen des kleinen Jungen. Als er sah, dass an der Kasse einige Leute standen, fuhr er kurzerhand hinter die Theke und gab der Kassiererin das Geld. Tina hörte, wie die Frau zu ihm sagte, dass er vorne warten müsse, aber Nils redete sich natürlich raus.

      »Ich bin doch im Rolli«, sagte er, »da kannst du mich ja gar nicht sehen. Und so ist das besser. Nun siehst du mich.«

      Die junge Frau lächelte und nahm ihm das Geld ab und gab ihm einen Cent zurück. Er wollte ihn Tina geben, aber sie meinte, er solle ihn behalten. Es sei ab heute sein Glücks-Cent. Ganz behutsam steckte er ihn in seine Hosentasche.

      Im Fahrstuhl fragte sie Nils, ob er das Auto denn gar nicht auspacken wollte. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er die Verpackung sofort aufreißen würde.

      »Nein«, sagte er stattdessen. »Das mache ich erst später.«

      »Ach so«. meinte Tina, als ob sie es verstehen würde. Sie gingen zur Kinderstation, und Tina wechselte ein paar Worte mit der Krankenschwester. Nils sauste unterdessen schon zu seinem Zimmer. Ein lustiger Bär hing vor der Tür, die er einfach offen ließ.

      Tina betrat den Raum und sah, wie Nils sich an seinen Nachtschrank lehnte und etwas flüsterte. Tina kam näher und sah, wie er das Auto in den Händen hielt und damit leise sprach. Dabei hielt er es immer in die Richtung der geöffneten Lade und bemerkte Tina gar nicht. Sie sah, wie er den Glücks-Cent aus seiner Tasche holte und den ebenfalls zum Nachtschrank hielt und wieder flüsterte.

      »Nils, was tust du da?« fragte Tina ratlos. Er sah sich um und meinte, dass er ja seine Sachen in das Schränkchen legen müsse.

      Wenn ein neues Kind in sein Zimmer käme, könnte er ihm ja das Auto wegnehmen. Heute Morgen wäre Mina entlassen worden. Sie hätte dort an der Wand geschlafen. Sie war zu Hause aus dem Fenster gefallen und ginge schon zur Schule.

      Schwester Anna hätte gesagt, dass bald ein neues Kind käme, und dann hätte er wieder einen Freund. Aber das Auto bekäme der nicht. Er legte es in die Lade, schloss diese und wirkte sehr verlegen.

      Tina meinte, dass sie gerne mit ihm das Auto auspacken wollte, weil man es dann doch besser sehen könne.

      Nils stierte sie an und meinte leise: »Ich wollte das eigentlich mit Mama auspacken.« Tina schluckte.

      »Das wusste ich nicht. Natürlich, ich verstehe das«, sagte sie und fragte ihn: »Glaubst du, dass Mama etwas dagegen hätte, wenn ich auch dabei bin, wenn du das Auto auspackst?«

      Er meinte: »Soll ich sie mal fragen?«

      »Ja«, meinte Tina, »das mach mal.« Er öffnete die Lade, während Tina die Tür des Krankenzimmers schloss.

      Er flüsterte wieder etwas in die Lade und wollte das Auto herausholen, aber es blieb mit einer Ecke unter der Schiene stecken. Nils zog tüchtig daran, aber da er im Rollstuhl saß, bekam er es nicht heraus. Tina ging zu ihm und half.

      »Mama ist einverstanden«, sagte er. »Du darfst mitmachen.«

      Da sah sie unter dem Karton des Autos ein abgegriffenes Foto mit einer lächelnden, jungen Frau liegen. Tina zeigte darauf.

      »Darf ich es mal sehen,« fragte sie vorsichtig.

      »Meinetwegen,« meinte Nils. »Aber mach Mama nicht kaputt.« Tina nahm das Foto in die Hand und spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen.

      Wie gemein doch das Schicksal ist, dachte sie und sagte schnell, dass sie das Bild besser auf das Bett legen könnten, damit Mama auch alles sieht.

      Bloß nicht losheulen, dachte sie. Sie setzte sich neben das Foto aufs Bett, und Nils saß im Rollstuhl vor ihnen und hielt das Auto auf seinen Knien. Er öffnete eine Seite der durchsichtigen Folie und hielt das Ganze dem Foto hin.

      Er flüsterte: »Du bist zuerst dran, Mama« und gab dann Tina das Auto.

      »Und jetzt du.« Das Auto war schon fast ausgepackt. Das Foto bekam es noch einmal, und den Rest erledigte dann Nils.

      Tina entsorgte den Müll und bestaunte dann das schwarze Auto.

      Sie meinte zu dem Foto: »Danke, dass ich mitmachen durfte. Es ist wirklich ein sehr schönes Auto, das Nils sich da ausgesucht hat.«

      »Ja, das ist wirklich schön. Und schau mal Mama, ich habe von Tina noch einen Glücks-Cent bekommen. Der beschützt mich nun immer.«

      Er zeigte auf das Foto und sagte: »Guck mal, Mama freut sich auch. Sie lacht.«

      Es war fast zu viel für Tina. Sie hatte sehr viel Mitleid mit dem kleinen Knirps, der bei jedem »s« so niedlich lispelte, der das ganze Gesicht voller Sommersprossen hatte und ein Rotstich schimmerte in seinen blonden Locken. Was mochte das Leben so einem Kind wohl geben, das schon so jung seine Mutter verloren hatte?

      Nils schaute Tina an und fragte sie: »Wohin geht man, wenn man tot ist? Oma sagt, dass man dann ein Stern wird. Ein ganz neuer Stern am Himmel. Stimmt das? Ist Mama nun ein Stern? Und ist mein kleiner Bruder nun auch ein kleiner Stern?«

      Tina war entsetzt. »Dein Bruder? Ist dein Bruder auch gestorben, Nils?«

      Er nickte und sagte: »Ja, wir saßen alle drei im Auto. Da war so ein Geisterfahrer und hat Mama und Jannes totgefahren. Ich lebe aber noch.« Tina hatte schon Tränen in den Augen.

      »Oh

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