Mörderische Eifel. Andreas J. Schulte

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mörderische Eifel - Andreas J. Schulte страница 7

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Mörderische Eifel - Andreas J. Schulte

Скачать книгу

dieser Greifenklau machte seine Sache gut, der wusste, was man von ihm erwartete.

      »Spendet Beifall. Handgeklapper, ich will Euch johlen und kreischen hören. Nicht ganz so ehrbare Mägde dürfen gern auch Tücher und andere Kleidungsstücke unseren Kämpfern als Treuepfand zu Füßen werfen.«

      Das Klatschen wurde deutlich lauter. Immerhin – Greifenklau hatte sein Ziel erreicht.

      »So, und nun, wo Ihr Eure Aufgabe kennt, haltet Euch mit Eurer Begeisterung nicht zurück, denn hier, auf der Seite mit der roten Fahne, steht er, der Herausforderer, Wolfgang von Woooolfenstein! Sein Wappentier ist der Heulende Wolf vor einer dreizackigen Krone. Er hat heute bereits acht ehrbare Gegner besiegt. Beifaaalll!«

      Er machte zwei Schritte nach vorne, verbeugte sich, so weit es die Metallteile seiner Rüstung zuließen, und reckte dann die Faust mit seinem Schwert in die Luft. Da waren tatsächlich unter den Zuschauern einige ganz hübsche Dinger in engen Miedern und langen Röcken, die ihm belustigt ein paar Kusshände zuwarfen.

      He, ihr süßen Schnecken, ich merk mir eure Gesichter. Wenn ich aus dieser Blechbüchse wieder draußen bin, zeig ich euch mal, wo der Frosch die Locken hat, dachte er zufrieden. Er verbeugte sich ein zweites Mal vor den kreischenden Mägden, nur um zu zeigen, dass er sie bemerkt hatte, und wandte sich dann seinem Gegner zu.

      Der Herold trat zwischen die beiden Kämpfer. Mit gesenkter Stimme sagte er: »Ihr kennt ja die Regeln. Ein Hieb zählt hier nur als Treffer, wenn er, mit einer scharfen Waffe ausgeführt, eine ernsthafte Verletzung zur Folge gehabt hätte. Passt eure Hiebe der Rüstung eures Gegners an. Auf ungeschützte Körperteile will ich keine Hiebe mit voller Wucht sehen. Und dies ist kein Vollkontakt-Turnier, also denkt daran, es gilt die kleine Trefferzone, damit meine ich Kopf, Oberkörper, Oberarm und Oberschenkel.«

      Der Herold streckte beide Arme in die Höhe und rief laut: »Die Recken sind bereit, um den Sieg und die Ehre zu kämpfen. Möge der Bessere gewinnen.«

      Na, dann los, dachte Wolfgang von Wolfenstein und fixierte durch das gelochte Visier seinen Gegner, der mit breiten Schritten auf ihn zustapfte. Gedämpft hörte er durch den Helm das Johlen der Menge. Jetzt zählten nur die nächsten Minuten – der Schweiß, die Hitze, die Mädels im Mieder und sogar das kalte Bierchen waren vergessen. Als Bruno von Waldhaus nur noch zwei Schritte entfernt war, nahm Wolfgang die Grundstellung zum Schwertkampf ein. Die Arme gehoben, die Klinge über dem Kopf nach vorne in Richtung Gegner gestreckt, bereit, Brunos ersten Hieb zu parieren. Der kam auch prompt, allerdings anders, als er das erwartet hätte. Bruno schlug einen Bogen, verfehlte ihn um fast einen halben Meter, es war, als hätte der auf einen unsichtbaren zweiten Mann neben ihm eingeschlagen.

      »Höh, Bruno«, durch den Helm klang Wolfgangs Stimme dumpf und blechern, »biste besoffen, oder was? Hier steh’ ich.«

      Bruno von Waldhaus hob erneut sein Schwert, aber langsam, viel zu langsam. Was soll’s – wenn der so luschig kämpfen will, ist das nicht mein Problem, Wolfgang schlug zu. Bruno machte keine Anstalten sich zu verteidigen. Wolfgangs Klinge traf ihn mit der Breitseite am Oberarm, und ein zweiter Hieb donnerte gegen seinen Helm. Zack, direkt noch ein dritter Treffer auf die andere Seite. Ein vierter Hieb ging ins Leere, denn Bruno von Waldhaus war zu Boden gegangen. Langgestreckt wie eine gefällte Eiche. Ohne sich abzufangen, donnerte er mit voller Wucht auf den ausgedorrten Rasen.

      Für einen Moment herrschte auf dem ganzen Turnierplatz atemloses Schweigen, dann johlte die Menge los.

      Mit beiden Händen nahm Wolfgang endlich den bekloppten Helm ab und schnappte gierig nach Luft. So konnte er genau sehen, wie plötzlich das Gesicht des Herolds, der neben Bruno am Boden kniete, käsig bleich wurde. Ganz unmittelalterlich schrie der plötzlich: »Ach du Scheiße! Einen Arzt, schnell, wir brauchen einen Arzt.«

      Wolfgang von Wolfenstein, mit bürgerlichem Namen Wolfgang Schmertbach, Inhaber des Elektroinstallationsbetriebes Schmertbach, hatte sein erstes Turnier gewonnen. Allerdings hätte er nie damit gerechnet, dass sein Finalgegner bewusstlos mit einem Rettungswagen und Blaulicht ins Krankenhaus geschafft werden müsste. So kräftig waren seine Hiebe schließlich auch nicht gewesen.

      Zwei Stunden später, ohne Rüstung und mit einem Krug Bier in der Hand, wollte Wolfgang gerade die Mädels ansteuern, als ihm der Herold die Hand von hinten auf die Schulter legte. »Alles klar, ich hab gerade einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen. Unserem Bruno geht’s schon wieder besser. War wohl ein Kreislaufkollaps.«

      Wolfgang nickte: »Da bin ich aber froh.«

      »Ich auch, kannste mir glauben. Ein Turnierteilnehmer, der einfach umkippt, begeistert zwar das Publikum, aber für mich als Veranstalter ist das versicherungstechnisch immer ’ne heikle Sache.«

      »Ach, du hast das hier alles organisiert?«

      »Ja, die Mittelalter-Spektakel & Turnier GmbH gehört mir. Hab die MS&T im letzten Jahr gegründet. Ich bin der Dieter und würde mich mal gern in Ruhe mit dir unterhalten. Ich hätte da nämlich einen Vorschlag …«

      *

      Ein Jahr später

      »Wolfgang Schmertbach, alias Wolfgang von Wolfenstein ist bei den Events der MS&T dick im Geschäft. Allerdings gab es bislang noch keinen weiteren Gegner mit einem Kreislauf-Kollaps. Was mich ehrlich wundert. Die lassen sich mitten im Hochsommer die Sonne auf ihre Blechhelme knallen und vergessen dabei zu trinken. Wahrscheinlich, weil die Blase sonst drückt und es ein elendiges Gefummel ist, bis man mal die Rüstung abgelegt hat und pinkeln gehen kann. Dass da nicht mehr umkippen …«

      Carsten Weller schaute kurz zu seinem Kollegen auf dem Beifahrersitz hinüber, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte und beschleunigte. Sven Drohmke war ungefähr in seinem Alter, Anfang 30, und sie arbeiteten jetzt schon seit mehr als zwei Jahren zusammen.

      »Und was haben wir damit zu tun? Gab es Haftungsansprüche?«

      »Nee«, Carsten schüttelte den Kopf, »Dieter zu Greifenklau, bürgerlicher Name Dieter Feldkirch, hat zwar bei uns diverse Versicherungen, aber der unglückliche Ausgang des Turniers im Westerwald blieb für ihn ohne Folgen.«

      »Ja, aber dann verstehe ich nicht, warum wir ins Spiel kommen?«

      Bevor Carsten antwortete, schaltete er gekonnt zwei Gänge runter und nahm die Haarnadelkurven, als gelte es, auf dem Nürburgring Bestzeit zu fahren. Sven Drohmke unterdrückte ein Stöhnen, spürte aber, wie sich die Currywurst-Pommes vom Mittagessen unangenehm bemerkbar machte. Carsten trat wieder aufs Gas, und die Beschleunigung des Audi TT presste Sven in den Ledersitz, er rülpste leise.

      »’tschuldigung, Carsten, muss du hier die letzte DTM nachfahren oder geht’s auch ein bisschen langsamer?«

      »Was denn? Macht dir das keinen Spaß?«

      »Mir schon, aber meinem Magen mit der Currywurst-Pommes nicht. Und wenn du nicht ausprobieren willst, ob deine neuen Ledersitze abwaschbar sind, nimmst du die nächsten Kurven mal weniger schnittig.«

      Carsten Weller brummte ein wenig missmutig, nahm aber den Fuß vom Gas und die nächsten Kurven deutlich gefühlvoller.

      Sven Drohmke atmete erleichtert auf.

      »So, und jetzt noch mal zum Mitschreiben. Dieser Veranstalter von Mittelaltermärkten, dieser Feldkirch, hat bei uns Versicherungen, aber es ist nix passiert. Was sollen wir dann in Manderscheid?«

      »Diese

Скачать книгу