Tödlicher Crash. Barbara Wimmer

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Tödlicher Crash - Barbara Wimmer

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die Arbeit nicht warten. Bisher hatte der Kommissar keinen einzigen ernstzunehmenden Verdächtigen und der Crash lag jetzt schon 14 Tage zurück. Allerdings, das musste er sich zu seiner Verteidigung immer wieder selbst sagen, wusste man erst seit sieben Tagen, dass es sich bei dem Delikt um einen Mord gehandelt hatte. Den arbeitslosen Hobby-DJ, den das »Precrime«-System ausgespuckt hatte, ordneten seine Kollegen und er eher in die Kategorie »dummer Zufall« ein. Seine Befragung im Ort heute Mittag hatte allerdings auch nicht das ergeben, was er sich gewünscht hatte. Da musste er noch einmal wiederkommen und nachbohren, denn das halbe Dorf schien beim Leichenschmaus gewesen zu sein und seine Ermittlungen waren diesbezüglich nicht sehr weit vorangeschritten. Umso wichtiger war es, dass er die Befragung von Thomas Steinrigl jetzt sorgfältig führte und genau hinhörte, ob sich hier Ungereimtheiten ergaben. Sein Gefühl sagte ihm, dass das Ehepaar irgendetwas bedrückte. Doch hing das wirklich mit dem Tod ihres Familienangehörigen zusammen?

      Der Kommissar blickte durch die Bauernstube. Schon beim Reinkommen war ihm neben den Tassen mit dem dampfenden Tee gleich ein zentral platziertes Display aufgefallen, das an der Wand befestigt war, als plötzlich der Hausherr, Thomas Steinrigl, zu ihm kam und ihm verlegen die Hand schüttelte. »Herr Steinrigl, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich Sie an so einem traurigen Tag stören muss. Es ist nur mein Job«, entschuldigte sich der Kommissar einmal mehr beim Landwirt.

      »Kein Problem, ich versteh das, dass Sie auch nur Ihren Job tun müssen. Kommen S’ rein in die gute Stube. Wollen S’ einen Tee? Sigrid hat uns gerade einen gemacht. Das Wasser kocht sicher noch.«

      »Gerne doch. Rein aus Neugier: Darf ich fragen, was Sie da an der Wand hängen haben?«

      »Ach das«, sagte der Landwirt. Sein Blick verfinsterte sich schlagartig. »Das ist ein Display für den Kuhstall. Damit können wir immer sehen, was die Roboter gerade machen. Wir haben Melkroboter und Fütterungsroboter und Sensoren, die unsere Tiere rund um die Uhr überwachen.«

      »Spannend, spannend. Bei unserer Arbeit sollen uns auch Computer dabei helfen, effizienter zu sein und Fälle schneller aufzuklären. Mein subjektives Gefühl sagt mir aber, dass das nicht wirklich etwas bringt. Ich wusste gar nicht, dass man in der Landwirtschaft genau denselben Fehler macht.«

      »Wenn man so wenig Zeit hat wie ich, braucht man das«, seufzte der Landwirt. »Das ist schon eine enorme Arbeitserleichterung. Und den Tieren schadet das nicht. Zumindest haben wir noch nichts bemerkt.«

      »Ganz glücklich wirken Sie damit aber nicht«, stellte der Kommissar fest.

      »Schauen Sie, die Zeitersparnis durch die Automatisierung ist enorm. Nur so kann ich meine Funktion als Bürgermeister dieser wunderschönen Gemeinde überhaupt ausführen. Aber bis wir die Kosten der Anlage wieder reinkriegen, das kann dauern.«

      »Wie viel kostet so etwas denn?«

      »Das wollen Sie gar nicht so genau wissen. Ein Melkroboter alleine kommt auf 120.000 Euro. Wir haben zwei davon. Und dann kommen da noch die Steuerungsanlage dazu, die Fütterungsroboter und die Spaltenroboter, die die Laufgänge reinigen. Dann haben wir noch automatische Selektionstore, damit die Kühe immer rechtzeitig gemolken werden. Und dann haben wir noch verschiedene Sensoren zur Überwachung der Tiere. Aber ich schätze, so genau wollten Sie das alles gar nicht wissen. Entschuldigung, wenn ich Sie damit vollquatsche. Sie sind ja wegen was ganz anderem da.«

      »Nein, nein, das ist alles sehr interessant. Auch wenn ich selbst nicht unbedingt ein Freund der modernen Technik bin, das ist doch trotzdem die Zukunft, oder? Zumindest wird uns das immer eingeredet. Wie viel kostet das denn jetzt alles zusammen?«

      »Über eine Million Euro. Wir haben dafür einen Kredit aufnehmen müssen«, sagte der Landwirt zaghaft. Ohne es zu merken, entstanden auf seiner Stirn Falten und sein Ausdruck wurde ganz hart.

      »Der Kredit … Bringt Sie der jetzt vielleicht in Schwierigkeiten?«

      Der Landwirt blickte auf zum Kriminalkommissar und schluckte. Plötzlich wurde er ganz nervös und fing sofort an, sich zu verteidigen. Da hatte Leyrhofer wohl ins Wespennest gestochen. »Das dürfen S’ jetzt nicht falsch verstehen! Ich mein … Natürlich hilft uns die Lebensversicherung von meinem Bruder jetzt weiter, aber glauben S’ mir, froh bin ich deswegen nicht über seinen Tod!«

      »Welche Lebensversicherung?«

      »Ach so, ich dachte, dass Sie wegen der hier sind«, sagte Thomas Steinrigl überrascht. »Mein Bruder hat mich als Begünstigten eingetragen. 50 Prozent bekomme ich neben seiner Ehefrau, weil er selbst keine Kinder hat und unsere Eltern tot sind. Die Summe käme uns gerade sehr gelegen. Wenn wir bis Monatsende die Kreditrate nicht zahlen können, schaut’s schlecht aus für unseren Hof. Wir könnten einen Teil davon verlieren, zumindest ein Stückchen Grund. Das würde bedeuten, dass wir einen Teil unserer Milchkühe verkaufen müssen, weil wir nicht genügend Land für die Futterproduktion haben. Dann würden wir noch weniger Erträge erwirtschaften und noch mehr in Zahlungsverzug kommen. Und dann hat sich dieser neumodische Krempel am Ende tatsächlich absolut nicht ausgezahlt«, erläuterte Thomas Steinrigl seine Misere. »Aber ich dachte, das wissen Sie schon alles. Bei seiner Frau Beate waren Sie doch sicher schon.«

      »Nein, das wusste ich bisher nicht. Aber danke, dass Sie so offen sind. Das macht Sie gleich viel weniger verdächtig«, sagte der Kommissar und lachte. Der Landwirt fand das freilich weniger witzig. Er lief rot an im Gesicht und sah weg. Entweder, er fühlte sich ertappt, oder ihm war das Ganze einfach nur peinlich.

      »Und haben Sie schon Kontakt mit der Versicherung aufgenommen?«

      »Natürlich, gleich am nächsten Tag.«

      »Und?«

      »Das dauert, sagen die.«

      »Kennen Sie sich eigentlich gut mit der Technik aus, die da bei Ihnen am Hof jetzt zum Einsatz kommt?« Zwischen der Fragerei nahm der Kommissar einen Schluck aus seiner Tasse Tee, die ihm Sigrid mit einem noch immer alles andere als freundlichen Blick auf den Tisch gestellt hatte.

      »Ja, wie man es nimmt. Ich kann alles bedienen und es funktioniert alles. Ein Supertechniker muss man dafür nicht gerade sein, aber natürlich braucht man ein gewisses Verständnis dafür. Nur einmal hat’s ein bisschen einen Wirbel gegeben. Da sind die Schleusen von selbst aufgegangen und meine Kühe sind ins Dorf gerannt«, erzählte Thomas Steinrigl.

      »Aha. Und woran lag das?«, fragte der Kommissar. Er konnte sich dunkel daran erinnern, davon ein Foto in der Zeitung gesehen zu haben. Da stand auch dabei, dass es sich beim betroffenen Landwirt um den Bruder des Ministers gehandelt hatte. Aber das hatte er in der Zwischenzeit längst wieder vergessen gehabt. Jetzt schrieb er sich nebenbei rasch in sein Notizbuch: ›Kuhstall. Fehlalarm. Minister. Zeitungsberichte checken.‹

      »Das weiß ich bis heute nicht so genau. Wir haben einen Techniker kommen lassen. Danach hat’s wieder funktioniert.« Thomas Steinrigl blickte zu seiner Frau hinüber. Er fühlte sich von den Fragen des Kriminalkommissars langsam ein wenig ins Eck gedrängt. Warum wollte der das alles von ihm wissen? Der Kommissar ließ überdies nicht locker. »Und warum, glauben Sie, war Ihr Bruder an dem Tag in der Gegend unterwegs? War er auf dem Weg zu Ihnen?«

      »Das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Ein paar Tage vor seinem Tod haben wir miteinander telefoniert und ich hab ihm von meiner finanziellen Lage erzählt. Das hat ihn natürlich nicht sehr erfreut, er war besorgt. Ich glaub, er wollte vorbeikommen und mir seine Hilfe anbieten.«

      »Aber sicher sind Sie sich nicht?«

      »Nein. Zumindest war nichts geplant in der Richtung. Wenn, dann wär das ein

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