Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland

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Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland

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Dass er mir einen überbraten wollte, sah ich ihm an.

      Er rückte seine Brille gerade, lächelte kalt und sagte: „Die Gesetze unseres Landes lassen es zu, dass zwei Behörden gleichzeitig an einem Fall arbeiten. Wir sind also nicht untätig gewesen und haben ermittelt. Übrigens erfuhr ich vor ein paar Minuten, dass es diesem Stellcass besser geht.“ Er machte eine Kunstpause, rückte wieder an seiner Brille und fuhr fort: „So wird dieser Bursche wenigstens seiner Strafe nicht entgehen.“

      „Strafe? Wofür?“

      „Er ist der Brückensprenger.“

      Ich beherrschte mich und fragte: „Was Sie nicht sagen, und wieso?“

      Er lächelte mokant und plusterte sich stolz auf. „Weil es dafür Zeugen gibt. Hören Sie ... oder lesen Sie am besten selbst, was meine Kriminalpolizei herausgefunden hat!“

      „Ermittlungsbericht 89 A 12/PO 63

      Kriminalpolizei HoGu Serg. Boils Weisungsgemäß habe ich heute Mrs. Sievers verhört und von ihr bestätigt bekommen, dass sie Kenntnis von einer Abmachung zwischen ihrem Mann, dem verunglückten Bahningenieur Sievers, und einem gewissen Mike Stellcass hat. Für eine Summe von einigen tausend Dollars (eine genaue Summe konnte Mrs. Sievers nicht nennen) sollte Sievers dem Stellcass nach einer Liste technisches Material aus Bahnbeständen besorgen. Darunter befand sich auch Sprengmaterial, wie sich Mrs. Sievers genau erinnert. Diese Abmachung wurde etwa sechs Tage vor der Sprengung getroffen. Mrs. Sievers weiß, dass ihr Mann vier Tage vor dem Unglück seine Schulden bezahlt hatte. Sie erklärt, dass zwei Tage vor dem Unglück ein älterer Mann gegen neunzehn Uhr zu ihr gekommen sei, um die Sachen abzuholen. Mrs. Sievers wusste von ihrem Mann, dass diese Sachen im Schuppen hinter dem Haus bereit lagen. Sie führte den Mann, der sich als Mike Stellcass vorstellte, zum Schuppen. Er fuhr mit einem grauen Lieferwagen (Marke und Kennzeichen unbekannt) in den Hof und lud die Materialien auf.

      Ein Verhör beim Hausnachbar Jenkins ergab, dass diese Angaben stimmten, soweit es den Abtransport der Materialien betrifft. Jenkins konnte aber ebenfalls nicht sagen, welche Nummer der Lieferwagen hatte. Nur eine ausgebeulte Stelle am vorderen rechten Kotflügel habe er bemerkt, und dass sie rot angestrichen gewesen sei. Die Personenbeschreibung des Fahrers deckt sich allgemein mit der, die Mrs. Sievers abgab, doch bezeichnet Jenkins den Fahrer als etwa Mitte der Vierzig. Er ist dessen aber nicht mehr sicher.

      Der Lokführer Edison, der mit dem Güterzug N 35 der A.P. & N.Y. Railroad am Unglückstage fünfundsechzig Minuten vor dem Express 253 die Brückenstrecke und die Brücke selbst befuhr, hat ausgesagt, dass er einen grauen Lieferwagen neben der Straße unterhalb der Brücke gesehen und einen Mann auf dem Bahnkörper beobachtet habe, der etwa der Beschreibung Stellcass entspricht, einen Schlapphut getragen, und ein Kabel in der Hand gehalten habe. Edison habe diesem Vorfall aber keine Bedeutung beigemessen, da Streckenarbeiter meist keine Uniform trügen.‟

      21

      Ich legte den Bericht zur Seite. „Larry, Mrs. Sievers hast du doch geladen, nicht wahr?“

      Larry nickte. „Aber du wirst doch nichts dagegen haben, dass diese Leute, die alle kommen sollen, wenigstens bis sieben Uhr Zeit haben. Wenn wir auch die Nacht zum Tage machen, andere möchten gerne noch etwas schlafen.“

      Ich trieb ihn scharf an: „Sofort soll sie kommen, Larry, sofort!“

      Er grinste den Staatsanwalt an. „Was Sie einem alles einbrocken!“

      Dann verschwand er.

      Der Staatsanwalt erhob sich. „Ich glaube, das genügt. Ich habe diesen Stellcass unter Mordanklage gestellt.“

      Er verabschiedete sich frostig und ging. Ich trank meinen Kaffee aus und unterschrieb den Fahndungsantrag nach Betty Collins alias Betty Marek. Dann konnte sie der Beamte abholen.

      Und nun fing das Verhör an. Ich ließ einen Schreiber kommen. Zwei Beamte brachten Mark Marek, den jungen Burschen, der bei unserem Zusammenprall am Hals verletzt worden war.

      Er sah mich hasserfüllt an, aber das beeindruckte mich wenig. „Setzen!“

      Er gehorchte, wenn auch mit allen Zeichen inneren Widerstandes.

      „Sie kennen Stellcass, nicht wahr?“

      Er sah mich an, sagte aber nichts. Ich bot ihm eine Zigarette an, er lehnte ab.

      „Mark Marek“, sagte ich, „Sie haben zwar aus völlig unverständlichen Gründen einen Mordanschlag auf Bahndetektiv Higgins und mich unternommen, aber sonst liegt gegen Sie wohl kaum etwas vor. Sie sollten wirklich aussagen! Auch wenn wir schon viel über Stellcass wissen und das Motiv seiner Tat kennen, so wollen wir doch möglichst alles erfahren. Also, woher kennen Sie Stellcass?“

      Ich hatte ihn auf dem Leim. Er glaubte, mein Verdacht richte sich auf Stellcass und gar nicht auf ihn. Das zog.

      „Er war mit meinem Vater bekannt.“

      „Erzählen Sie alles, was Sie wissen, Marek. Lassen Sie nichts aus!“

      Und er begann: „Ich glaube, mein Vater hat Stellcass Arbeit verschafft. Sie arbeiteten zusammen in der Staatsdruckerei. Eines Tages hat Stellcass Geld gefälscht und wurde verhaftet. Mein Vater auch, aber den haben sie wieder entlassen. Vor drei Jahren kam Stellcass wieder. Zu uns. Mein Vater war inzwischen gestorben. Stellcass wohnte einige Zeit bei uns. Er verkaufte Kupferstiche, Landschaften, Kinderköpfe und so’n Zeug. Er nannte es Kunst. Ich fand es blöd und kitschig. Aber die Leute haben es gekauft. Und eines Tages wurde er wieder geschnappt. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“

      „Wollen Sie nicht doch die ganze Wahrheit sagen, Marek?“, fragte ich.

      „Das war sie.“

      „Es fehlt leider zu viel. Passen Sie mal auf! Ihr Vater und Stellcass fälschten gemeinsam Geld. Beide machten die Platten dafür. Es sollte ein Wettbewerb sein für die besten Graveure, ausgeschrieben von der Staatsdruckerei. Keine Fälschung. Doch die Drucke waren so gut, dass kaum jemand sie von echten unterscheiden konnte. Ihr Vater wollte das ausnützen, Stellcass nicht. Er entwendete Ihrem Vater die beiden fehlenden Platten. Jeder hatte zwei gemacht. Stellcass die von Schwarz und Rot, Ihr Vater die gelbe und die blaue. Ihr Vater ist es gewesen, der Stellcass angezeigt hat. Vorher entwendete er Stellcass zwei der vier Platten. Stellcass konnte die beiden anderen auch noch verstecken, aber das angedruckte Geld genügte der Polizei für die Verhaftung. Stellcass wurde verurteilt. Als er wiederkam, Marek, da hatte Ihr Vater indessen vergeblich die fehlenden Platten durch eigene Ätzungen zu ersetzen versucht. Er arbeitete nicht so gut wie Stellcass, und so waren seine Drucke fehlerhaft. So schlecht jedenfalls, dass Broom zweimal damit aufgefallen ist. Ihr Vater war tot, als Stellcass entlassen wurde. Aber Ihre Mutter und Sie, sowie Ihre beiden Brüder, sorgten dafür, dass er schnell wieder ins Loch kam. Da floh er dann. Euch aber ist es nicht gelungen, die beiden fehlenden Platten von Stellcass zu erwischen. Und jetzt weiter?“

      Mark Marek sah mich entsetzt an. Also stimmte das, was ich ihm vorgehalten hatte. Bis jetzt war mein Mosaik gut aufgebaut. Blieb abzuwarten, wie es weiterging. Denn der größte Stein fehlte mir noch. Ich wusste nicht, wer Fred Marek war. Wo er steckte, wie er genau aussah.

      „Na ja“, erklärte Marek, „es war so. Aber mein Vater ist ja tot, und Tote soll man ruhen ...‟

      „Gut, gut! Jetzt sagen Sie, warum Sie Tom Higgins und mich abknallen

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