Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis. A. F. Morland
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Mister McKee legte den Hörer auf.
33
"Wir suchen eine Frau", sagte ich an Milo gewandt, während der 300 M durch die Nacht jagte. "Und wenn Eric Hernandez einen Grund hat, Mister McKee zu hassen, dann hat seine Schwester es auch..."
"Ich weiß nicht."
"Milo, ich will einfach sicher sein, nichts übersehen zu haben, verstehst du?"
"Natürlich."
"Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Mister McKee dann doch noch etwas zustoßen würde."
"Glaubst du, mir ginge das anders?"
Per telefonischem Auskunftsservice ließen wir uns die Adresse von Ray Torillos Villa in der North Bronx geben, die im Gegensatz zur gefürchteten South Bronx eher bürgerlich wirkte.
Wir mussten einige Male klingeln ehe man uns durch das Tor ließ. Eine Reiher finsterer, wie Reverends gekleideter Leibwächter ließ uns nicht aus den Augen.
Wir wurden in einen Empfangsraum geführt, dessen Wände mit moderner Kunst vollgehängt waren. Ray Torillo hatte wohl seine kulturelle Weltläufigkeit herauskehren wollen.
Ein ergrauter, etwas müde wirkender Hausverwalter begrüßte uns im Morgenmantel.
Er hieß Hamilton und eröffnete uns, dass die City Police schon bei ihm gewesen sei, um ihm die Nachricht von Torillos Tod zu übermitteln.
"Was auch immer Sie an Fragen haben mögen", sagte Hamilton, "ich denke, dass es bis morgen früh Zeit hat..."
"Wir suchen Cynthia Hernandez", erklärte ich.
Hamilton hob die Augenbrauen.
"Weshalb?"
"Um mit ihr zu reden..."
"Auch das wird Zeit haben..."
"Ist sie hier? Sie wohnt doch hier!"
Hamilton atmete tief durch, dann schüttelte er den Kopf.
"Nein, sie ist nicht hier... Ich habe selbst schon vergeblich versucht, sie telefonisch zu erreichen..."
"Wo könnte sie sein?"
"Keine Ahnung. Normalerweise würde ich sagen, dass Miss Cynthia in ihrer Wohnung ist, aber da geht niemand ans Telefon."
Cynthia Hernandez' Wohnung lag in einem Block in der 84. Straße. Wir fuhren so schnell wie möglich dorthin.
Als wir vor ihrer Tür standen, machte niemand auf.
"Vergiss es, Jesse. Die macht sich irgendwo 'nen schönen Abend oder liegt gerade in der Wanne..."
Ich begann mit einem kleinen Drahtstück das Türschloß zu öffnen.
"Jesse, bist du verrückt? Was glaubst du, was das für ein Theater gibt..."
"Wir werden nichts durcheinanderbringen", erklärte ich. "Aber ich muss es einfach wissen... Ich muß wissen, ob diese Cynthia die Person ist, die uns schon so lange zum Narren hält..."
Die Tür öffnete sich. Wir betraten die Wohnung. Es war ein kleines Apartment. Ein Wohnraum, Küche Bad. Die Schlafcouch sah aus, als hätte darauf noch vor kurzem jemand gelegen.
Auf einem Schreibtisch stand ein Computer mit Drucker.
Zahlreiche Ausdrucke stapelten sich auf dem Tisch. Es schien so ziemlich alles zu sein, was man über das FBI Field Office New York und sein Hauptquartier an der Federal Plaza über das Internet erfahren konnte.
Ich begann die Stapel oberflächlich durchzusehen.
"Hier sind auch Anleitungen zum Gebrauch von Sprengstoff", stellte ich fest.
"Aus dem Internet kann man sich komplette Baupläne herunterziehen", meinte Milo.
"...und Cynthia Hernandez scheint davon ausführlich Gebrauch gemacht zu haben. Ich glaube, sie ist es", meinte ich. "SIE ist die Frau, die wir suchen, nicht Alexandra Berringer."
"Du scheinst die richtige Nase zu haben! Kompliment!"
In einer der Schubladen fand ich eine Mappe mit Pressemeldungen, in denen Mister McKee erwähnt wurde. Außerdem zahlreiche Fotografien. Von dem Apartment-Haus, in dem Mister McKee wohnte, von seinem Wagen, von seiner Wohnung. Auf einer Skizze war der genaue Weg verzeichnet, den Mister McKee jeden Morgen nahm, wenn er zum Dienst fuhr.
Cynthia Hernandez hatte sich sehr genau über ihr Opfer informiert...
Milo hob den Papierkorb empor und zeigte ihn mir. Er brauchte kein Wort darüber zu verlieren. Der Papierkorb enthielt zerschnittene Ausgaben des New Yorker.
Milo wühlte etwas im Papierkorb herum und fischte eine Medikamentenpackung heraus.
Er las die Aufschrift.
"Das ist ein Mittel, das die Symptome von Schizophrenie dämpft", erklärte er dann. "Wenn diese Cynthia die Killerin ist, wird sie möglicherweise ohne Rücksicht auf ihr eigenes Schicksal handeln..."
Ich öffnete eine Schublade. Eine Uzi-Maschinenpistole kam zum Vorschein. Außerdem jede Menge Munition, nicht nur für die Uzi, sondern auch noch für eine weitere Waffe...
Aber die war nicht zu finden, auch in den anderen Schubladen nicht.
"Die Frau ist auf Jagd", stellte ich fest. Ich griff zum Handy.
Ich musste Mister McKee warnen.
Sofort.
34
Das Telefon schrillte. Mister McKee griff zum Hörer.
"Ich wette, Sie können nicht schlafen", sagte die verzerrte Stimme am Telefon. "Und dabei ist der ewige Schlaf so nahe, Jonathan McKee... So nahe..."
Es klopfte an der Tür.
In unserem Hauptquartier an der Federal Plaza wird rund um die Uhr gearbeitet. Ein paar Mitarbeiter des FBI halten auch nachts die Stellung. Die Telefonzentrale zum Beispiel ist 24 Stunden besetzt. Und natürlich gibt es immer auch Operationen, die nachts laufen und von hier aus koordiniert werden müssen.
Mister McKee blickte auf.
Die Stimme aus dem Hörer sagte: "Versuchen Sie nicht, den Anruf zurückzuverfolgen. Es hat keinen Sinn, Jonathan McKee..."
Das Gespräch wurde ich unterbrochen.
"Wer ist da?", fragte Mister McKee in Richtung Tür.
Die Tür öffnete sich.
Eine Frau in einem roten Kleid stand im Türrahmen. In der einen