Das Labyrinth erwacht. Rainer Wekwerth

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Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth Labyrinth-Trilogie

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kurzen Zeit und in seiner unglücklichen Position nicht, sich ein Bild seines Gegners zu machen. Er wusste nur, dass er so schnell wie möglich verschwinden musste. Er warf sich herum, drückte sich mit seinem gesunden Arm vom Boden hoch. Mit einem Satz war er auf den Beinen. Dann rannte er. Er rannte, so schnell er konnte. In seinem Rücken ertönte aufgeregtes Rufen, lang gezogenes heiseres Heulen, das sich in seinem Kopf festzusetzen schien und dem bald andere Schreie antworteten. Was immer ihn da angegriffen hatte, es war nicht allein. Es gab andere, die jetzt ebenfalls Jagd auf ihn machten. Warum griffen sie ihn an? Die unmenschlichen Laute dröhnten in seinen Ohren. Er erhöhte das Tempo. Sein Atem ging keuchend und er versuchte, den lähmenden Schmerz in seinem linken Arm zu ignorieren. Er sah nicht zurück, wollte gar nicht wissen, wie viele ihn jagten, aus Angst, seine Beine könnten bei ihrem Anblick versagen.

      Der Rucksack schlug schmerzhaft gegen seinen Rücken, die Wasserflasche darin drückte durch den Stoff. Aber er war froh, die Sachen noch zu haben. Im Laufen zog er die Riemen straff.

      Besser, dachte er. So ist es besser. Bloß nicht stolpern, wenn du stolperst, haben sie dich.

      Er glaubte, den Atem seiner Verfolger im Nacken zu spüren, die Kälte in seinem Arm zog bis in die Fingerspitzen. Beinahe konnte er sie nicht mehr spüren, und als er versuchte, sie zu bewegen, krampften seine Finger. Es war, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren. Er stöhnte auf, doch er biss die Zähne zusammen und forderte das Letzte aus seinem Körper heraus.

      Etwas hinter ihm erschütterte den Boden und raste in einer Druckwelle heran. Was war das? Eine Explosion? In letzter Sekunde warf sich Mischa nach vorn, ein heller Schmerz durchzuckte seinen Nacken, als er auf seine Schulter stürzte. Für einen kurzen Moment war alles um ihn wie im Nebel. Wieder hörte er Rufe und Schreie hinter sich. Sie klangen allerdings weiter entfernt als zuvor. Er hatte sie nicht abgehängt, aber sich einen Vorsprung verschafft.

      Mischa rappelte sich mühsam hoch und warf hastige Blicke über seine Schulter zurück.

      Im unheimlichen Zwielicht konnte er mehrere dunkle Umrisse ausmachen, die sich schleppend auf ihn zubewegten. Sie waren ungefähr so groß wie er. Einzelne Gesichter schälten sich aus der dunklen Masse heraus, immer wieder blitzten helle Haare daraus hervor. Er kam auf diese Weise nicht schnell genug voran, aber er wollte wissen, was da hinter ihm herjagte. Aber jedes Mal, wenn er eine der Gestalten in den Blick bekommen hatte, verschwamm alles vor seinen Augen, er konnte sie nicht fixieren. Das Bild schien zu flackern. Er gab auf.

      Wie weit sind sie weg?

      Einige Hundert Meter, mindestens.

      Vornübergebeugt, versuchte er, sich zu erholen. Der Brustkorb pumpte hektisch, bei jedem Atemzug stach es in der Lunge. Sein mittlerweile komplett steifer Arm krampfte. Irgendetwas pulsierte schmerzend an der Hüfte, aber er ignorierte es. Er zog die Wasserflasche aus dem Rucksack und trank sie in hastigen Schlucken leer. Über neues Wasser konnte er sich später Gedanken machen.

      Jetzt musste er weiter. Er wusste, dass er noch lange nicht in Sicherheit war. Seine Verfolger kamen näher, unerbittlich. Es war sinnlos, einfach weiterzurennen, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Er musste es schaffen, seine Spur zu verwischen, ihre Sinne zu täuschen. Aber wie?

      Sein Blick schweifte umher. Ein Blitz erhellte den Himmel für einen Sekundenbruchteil.

      Da. Gar nicht so weit entfernt, zeichnete sich ein Wald vor dem dunklen Horizont ab. Dort wäre er nicht so leichte Beute. Sie würden ihn nicht so schnell finden können, vielleicht sogar seine Spur verlieren. Er entblößte die Zähne zu einem entschlossenen Grinsen.

      Ich werde diese verfluchten Biester abhängen.

      3.

      León hatte sich aufgerichtet und blickte sich um. Gras, so weit das Auge reichte, lediglich in einer Richtung zeichnete sich ein dunkler Wald ab.

      Qué pasa? Wie bin ich hierhergekommen?

      Er blickte an seinem nackten Körper hinab. Blauschwarze Figuren mit Flügeln, Totenschädel, jede Menge Buchstaben, die er nicht lesen konnte, Verzierungen, geometrische Formen. Seine Arme, Beine, der ganze Oberkörper, alles war von diesen mysteriösen Zeichen bedeckt. Er spuckte auf den Arm und versuchte, eines der Bilder abzureiben. Vergeblich. Die Dinger waren in seine Haut eingestochen.

      Ob mein Gesicht ebenfalls voll damit ist?

      Es gab keine Möglichkeit, das zu überprüfen.

      Mierda! Ist das jetzt gut oder schlecht für mich?

      Da die Bilder schon teilweise verblasst waren, konnten sie nichts Schlimmes bedeuten. Außerdem schmerzten und juckten sie nicht, wahrscheinlich trug er sie schon lange. Er fuhr sich mit der Hand über Nase und Wangen, dann über seinen Kopf. Seine Haut war völlig glatt. Unversehrt.

      Er schaute erneut an sich herab und grinste. Na wenigstens eine Stelle war nicht von diesen… Tätowierungen!!!… bedeckt.

      Ein kalter Windhauch erfasste ihn. In der Ferne braute sich ein gewaltiges Gewitter zusammen und er stand splitternackt an einem unbekannten Ort.

      Plötzlich durchbrach ein Lichtstrahl die Wolkendecke und ließ etwas im Gras schimmern. Neugierig ging León darauf zu.

      Ein Rucksack mit Kleidung, die er sofort anzog. Ein Schlafsack. Er fand ein großes Klappmesser, dessen Klinge unglaublich scharf war, nachdem er herausgefunden hatte, wie man es öffnete.

      Gut, dachte er, wenigstens bin ich nicht wehrlos.

      Er schob gerade das Messer in die Hosentasche, als ein Geräusch ihn herumfahren ließ.

      Nicht weit von ihm entfernt standen ein Junge und ein Mädchen und blickten ihn an. Sie trugen ähnliche Kleidung wie er. Der Junge war fast einen Kopf größer als er selbst. León ließ seinen Blick an ihm hinabgleiten. Der Junge strahlte Kraft und Ruhe aus, auch wenn er im Moment gehetzt wirkte. León erkannte instinktiv, dass er es mit jemandem zu tun hatte, den man nicht unterschätzen durfte.

      Das Mädchen hatte ein hübsches Gesicht und Lippen, die wie geschaffen für ein strahlendes Lächeln waren. Aber im Moment lächelte das Mädchen nicht. Ihr schlanker Körper war genauso angespannt wie ihre Mimik und plötzlich verstand León auch, warum die beiden ihn misstrauisch anstarrten und nicht näher kamen.

      Ich bin also auch im Gesicht tätowiert. Wahrscheinlich sehe ich für sie wie ein Monster aus.

      León fluchte innerlich, dann streckte er beide Arme aus, drehte die Handflächen nach oben und zeigte ihnen, dass er unbewaffnet war und nichts Böses im Sinn hatte. Er ging ihnen ein paar Schritte entgegen.

      Das Mädchen zögerte, aber der fremde Junge machte ebenfalls ein paar Schritte auf ihn zu. Er lächelte nicht, wirkte aber freundlich. Er hob die Hand zum Gruß.

      »Ich bin Jeb. Das ist Jenna.«

      »Mein Name ist León.«

      Er wusste zwar nicht, wo er war, aber er musste nicht darüber nachdenken, wer er war. Umso überraschender waren für ihn Jebs nächste Worte.

      »Wir haben dich gesucht.«

      Jeb hatte sich neben León ins Gras gesetzt. Jenna gab León schüchtern die Hand, bevor sie ihren Rucksack auf dem Boden ablegte. Sie hatten seit geraumer Zeit nichts mehr von dem, das sie verfolgte, gehört. Dies war eine gute Gelegenheit, kurz Kraft zu schöpfen.

      Jeb

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