Todesstrafe - Der zweite Fall für Schmalenbeck und Paulsen. Brigitte Krächan

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Todesstrafe - Der zweite Fall für Schmalenbeck und Paulsen - Brigitte Krächan

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es kam nie zu einem persönlichen Gespräch, wenn Sie so etwas meinen. Im Gegenteil. Er hatte das Geld immer schon abgezählt in der Hand, wenn er mir die Tür öffnete. Rundete ziemlich großzügig auf. Ich lieferte das Essen, nahm das Geld, wünschte ihm noch einen schönen Abend und war wieder weg. Eigentlich der ideale Kunde. Wissen Sie, nichts ist schlimmer als Kunden, die dich hineinbitten, erst noch umständlich ihr Portemonnaie suchen und dich dann ewig in Smalltalk verwickeln. Wir sind immer in Eile. Die anderen Kunden warten, und sie wollen auch eine heiße Pizza. Und nein, ich kann mich nicht erinnern, dass er einmal mehr als eine Portion geordert hätte. Aber ich weiß nicht, ob er alleine lebte oder einmal Besuch hatte. Wie gesagt, ich bin nie weiter als bis zur Haustür gekommen.“

      „Ist Ihnen an diesem Abend etwas Besonderes aufgefallen?“, fragte Ulli.

      Stefan Hoff dachte nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein, alles war wie immer.“

      „War Herr Tieck vielleicht ungewöhnlich nervös? Oder hatten Sie den Eindruck, es war sonst noch jemand im Haus?“

      „Sie meinen, sein Mörder war schon da? Ich glaube, so etwas wäre mir aufgefallen. Auf jeden Fall schien er nicht aufgeregt oder ängstlich. Und nach Besuch sah es auch nicht aus. Man stellt doch den Fernseher nicht so laut, wenn man Besuch hat und sich unterhalten will. Ich habe lange überlegt, aber ich kann mich auch beim besten Willen nicht mehr erinnern, ob da ein Auto geparkt war. Also direkt vor dem Haus mit Bestimmtheit nicht, da habe ich mit dem PizzaFord gehalten.“

      „Und auf dem Weg zur Torstraße? Ist Ihnen da etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Ein parkendes Auto vielleicht, in dem jemand saß?“, hakte Ulli nach.

      Stefan Hoff schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Ich achte auf so etwas nicht. Ich ahnte ja nicht, dass ich in einem Mordfall aussagen muss.“

      „Und Sie selbst haben den ganzen Abend gearbeitet? Wann genau hatten Sie Feierabend?“, fragte Paule.

      Stefan Hoff schaute den Kommissar freundlich an. „Das war jetzt wohl die Frage nach dem Alibi. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das fragen. Ich bin von der Torstraße zurück zur Pizzeria. Hat etwas länger gedauert als sonst, weil ziemlich viel Verkehr war. Ich habe vom Auto aus mit meiner Freundin telefoniert, die wird Ihnen das bestätigen. Die letzte Pizzabestellung habe ich um Viertel nach zehn übernommen, also zweiundzwanzig Uhr fünfzehn, und direkt ausgeliefert. Zum Campingplatz Buchholz in Stellingen. Dann bin ich wieder zurück und habe abgerechnet. Kurz nach zwölf war ich zuhause in Wilhelmsburg. Sie können bei meiner Freundin nachfragen, wir wohnen zusammen.“

      Stefan Hoff hatte einen Zettel mit den Telefonnummern seines Chefs und seiner Freundin schon vorbereitet und gab ihn Paule. Er versprach, noch einmal durch die Torstraße zu fahren und auszuprobieren, ob er sich vielleicht doch an etwas Ungewöhnliches erinnern konnte. Danach verabschiedete er sich.

      „Ich finde, unser Kaffee ist weitaus besser als sein Ruf“, meinte Paule, als die beiden Kommissare mit ihren Kaffeetassen Ullis Büro betraten. „Als Zeuge war unser junger Freund verdächtig gut vorbereitet.“

      Ulli gab Paule recht: „Aber kannst du ihn dir als kaltblütigen Mörder vorstellen? Obwohl er zweifelsohne die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Ihm scheint noch nicht einmal der Gedanke gekommen zu sein, dass wir ihn verdächtigen könnten. Entweder, er ist ein hervorragender Schauspieler, oder er hat tatsächlich nichts mit dem Mord zu tun. Trotzdem soll sich Kai seinen Hintergrund noch einmal gründlich ansehen. Vielleicht taucht doch ein Motiv auf.“

      Das Team hatte sich um den langen Konferenztisch versammelt. Hauptkommissar Walter Schmitz, der Leiter des zweiten Ermittlungsteams des LKA, nickte Ulli ernst zu. Er war Ullis Bitte zur Teilnahme an dieser Sitzung gefolgt, um über den alten Mordfall Karin Kömen zu berichten. Ulli erwiderte Walters Nicken und wollte beginnen, als sich die Tür zum Besprechungsraum öffnete.

      Sebastian Eisler schob sich in den Raum.

      „Darf ich dazukommen?“

      Sebastian Eisler war im Januar von Berlin zum LKA Hamburg gekommen und arbeitete als zweiter Kommissar in Walter Schmitz‘ Ermittlungsteam. Ulli mochte die engagierte und gewissenhafte Art des neuen Kollegen. Sie hatten bisher einige Male am Kaffeeautomaten zusammen gestanden und sich über ihre aktuellen Fälle und ehemalige Kollegen in Berlin ausgetauscht. Die Kollegen des KK3 munkelten schon über das zukünftige, smarte Ermittlungsduo des LKA. Und tatsächlich konnte sich Ulli durchaus vorstellen, nach Paules Pensionierung im kommenden Dezember mit Sebastian in einem Team zusammenzuarbeiten. Ulli schmunzelte innerlich: Die Gerüchteküche würde überkochen, wenn die Kollegen wüssten, dass es nicht bei den zufälligen Treffen am Kaffeeautomaten geblieben war. Sie nickte Sebastian zu und forderte ihn mit einer einladenden Geste auf, sich zu ihnen an den Konferenztisch zu setzen.

      „Der Tote ist Wilhelm Tieck. 53 Jahre alt, ledig. Lebte alleine. Seine Schwester und ein Arbeitskollege fanden ihn gestern Morgen tot in seinem Haus in der Torstraße. Todesursache war ein Schuss aus kurzer Distanz in die Stirn. Tatortfotos und den Bericht der Rechtsmedizin findet ihr im Computer. Die Rechtsmedizin kann eine zweite Todesursache ausschließen. Todeszeitpunkt ist vermutlich der Abend, beziehungsweise die Nacht von Donnerstag auf Freitag. Der Tote hat am Donnerstagabend eine Pizza bestellt, die laut Aussage des Pizzaboten um zwanzig Uhr geliefert wurde. Der Pizzabote vermutet, dass das Opfer alleine war. Zurzeit haben wir keinen Grund, an der Aussage des Zeugen zu zweifeln. Aber wir werden noch seinen persönlichen Hintergrund anschauen und die Fingerabdrücke abgleichen. Oskar hat uns bestätigt, dass der Tote nichts von der Pizza gegessen hat. Wir nehmen also an, der Täter betrat kurz nach dem Pizzaboten das Haus. Wann der Mord stattfand, lässt sich nur ungefähr eingrenzen. Die Leichenstarre hatte sich am Sonntagmorgen bereits gelöst. Wir können davon ausgehen, dass der Mord nach zwanzig Uhr am Donnerstagabend und nicht später als Freitagmorgen stattgefunden hat. Unser Pizzabote ist bisher der Letzte, der das Opfer lebend gesehen hat. Außer dem Täter natürlich. Keine Einbruchsspuren. Wir waren gestern Abend mit der Schwester des Toten noch einmal im Haus, um zu sehen, ob etwas gestohlen wurde. Von den wenigen Wertgegenständen im unteren Stock scheint nichts zu fehlen. Die Geldbörse des Opfers lag auf der Kommode mit sechzig Euro in Scheinen und etwas Kleingeld. Die Schwester meinte, ihr Bruder hatte nie viel Bargeld im Haus. Wir sind auch in den ersten Stock. Es schien, als habe das Opfer dieses Stockwerk nicht bewohnt, es eher als Lager benutzt. Die Schwester vermutete, dass da vorher einmal mehr Kisten waren. Aber sie wäre schon lange nicht mehr oben gewesen. In den Kisten bewahrte ihr Bruder nichts Wertvolles auf. Kleider, alte Spielsachen, Zeug ihrer Eltern. Dinge, die man nicht braucht, die aber zu schade zum Wegwerfen sind. Vielleicht hat Wilhelm Tieck einige Kisten entsorgt. Wir werden auf jeden Fall noch einmal die Spurensicherung ins Haus schicken, damit sie im oberen Stockwerk Fingerabdrücke nimmt.“

      Ulli schaute kurz von ihren Unterlagen auf und sah direkt in die dunklen Augen von Sebastian Eisler. Sebastians zustimmendes Nicken schmeichelte ihr. Er hatte sicherlich kein Problem mit Frauen in Führungspositionen.

      Ulli räusperte sich und gab Dirk ein Zeichen. Das Foto des Opfers, auf dem Stuhl fixiert, erschien auf der Wand hinter Ulli.

      „Die Auffindesituation des Opfers legt nahe, dass es kein Raubmord war. Der Täter hatte vermutlich beide Stühle aus der Küche ins Wohnzimmer geholt.

      „Sieht aus, als hätten sich die beiden unterhalten“, warf Kai ein, „vielleicht hat der Täter doch Geld im Haus vermutet und das Opfer unter Druck gesetzt, ihm das Versteck zu verraten.“

      „Dagegen spricht, dass nichts in der Wohnung darauf hindeutet, dass der Täter etwas gesucht hat. Außerdem gibt es keinerlei Verletzungen am Opfer, die auf Folter hinweisen.“

      „Also ein kleiner Plausch unter Freunden?“, überlegte Walter. „Wenn es keine

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