Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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Lucie war nett, wenn auch etwas seltsam. Da war etwas in der Art, wie sie sprach, was ihn aufhorchen ließ. Mal klang es, als wäre sie superintelligent, dann wieder gab sie total merkwürdiges Zeug von sich. Aber er war froh, das Labyrinth aus Gängen, Rolltreppen und Hinweistafeln nicht alleine durchqueren zu müssen. Zumal sie bessere Augen zu haben schien als er.

      »Rechts«, keuchte sie und bog ab.

      Hektisch überflog er den Wald aus Schildern und Anzeigentafeln. Tatsächlich, da war der Pfeil. Er hatte ihn schon wieder übersehen.

      »Da drüben, Jerome, siehst du? Da ist unsere Sicherheitskontrolle. Terminal A/B 1. Wir haben es gleich geschafft.«

      »Alles klar«, schnaufte er zurück. »Aber bitte sag Jem zu mir. Nur mein Vater nennt mich Jerome.«

      »Alles grün. Ich werd’s mir merken.«

      Alles grün? Farben schienen es ihr irgendwie angetan zu haben. Seit sie sich heute Morgen kennengelernt hatten, waren schon einige Sätze gefallen, in denen sie irgendwas von Rot, Grün, Blau oder Gelb geredet hatte – als lebte sie in einer kunterbunten Regenbogenwelt.

      »Oh, da vorne ist Connie von der Agentur.« Lucie deutete in Richtung der Magnetschranke, hinter der eine zierliche Frau mit blondem Pferdeschwanz stand und hektisch winkte.

      Jem kannte Connie bislang nur vom Telefon, sie gehörte zur Reiseorganisation Travel-Exchange, die sich auf Schüleraufenthalte in den USA spezialisiert hatte. Connie würde die Jugendlichen auf ihrem Flug nach Los Angeles begleiten und vor Ort dafür sorgen, dass jeder in die richtige Gastfamilie kam.

      Jetzt redete sie auf einen Angestellten der Security ein, der immer wieder den Kopf schüttelte. Wahrscheinlich kein gutes Zeichen.

      »Das schaffen wir doch nie«, murmelte Jem. »Sieh dir mal die Warteschlange an. Das sind mindestens fünfzig Leute und die müssen alle noch durchgecheckt werden.«

      Connie deutete jetzt heftig gestikulierend in ihre Richtung. Der Beamte reckte den Hals, sah zu ihnen herüber und winkte dann eine Kollegin herbei. Die schwarz uniformierte Frau öffnete ein Absperrband.

      »Ich glaube, die wollen uns durchlassen«, sagte Lucie. »Beeilen wir uns. Sie wirkt furchtbar gelb …«

      Gelb? Jem runzelte die Stirn. Die Frau sah eigentlich ganz normal aus. Abgesehen davon, dass sie ein bisschen dicklich war und einen mürrischen Zug um den Mund hatte.

      »Kommen Sie, Herrschaften, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, rief sie und wedelte ungeduldig mit der Hand. Lucie und Jem hielten auf sie zu.

      Doch ihre Aktion erregte die Aufmerksamkeit anderer Fluggäste. Einige von ihnen machten sich ebenfalls auf den Weg.

      »Dieser Schalter ist geschlossen«, rief die Beamtin. »Bitte bleiben Sie in der Schlange.«

      »Und was ist mit denen da?« Ein älterer Herr deutete auf Lucie und Jem. »Die dürfen doch auch durch.«

      »Ist ein Notfall«, erklärte die Beamtin.

      Der Mann reckte sein spitzes Kinn vor. »Wir stehen hier schon eine halbe Stunde! Wird man jetzt auch noch fürs Zuspätkommen belohnt? Unerhört, so was!«

      Jem versuchte, die Schimpftiraden auszublenden, und konzentrierte sich auf die Sicherheitskontrolle. Zu Connie hatten sich inzwischen ein Junge und zwei Mädels in Jems Alter gesellt, wahrscheinlich andere Teilnehmer des Schüleraustauschs. Sie sahen ziemlich genervt aus. Jem spürte, dass sie ihm die Schuld für die Verzögerung gaben. Dabei konnte er gar nichts dafür! Signalstörung auf der Strecke Köln–Frankfurt. Eine halbe Stunde hatte sie das gekostet. Allerdings schien er der einzige Dunkelhäutige in der Gruppe zu sein. Jem hatte diese abschätzigen Blicke schon häufig spüren müssen. Gib dem Neger die Schuld. Na klar. Noch nicht mal richtig angekommen, war er mal wieder der Schwarze Peter. Haha.

      »Metallgegenstände, Schlüssel und Geldbeutel hier in die Wanne legen. Tablets und Notebooks daneben.«

      Mit raschen Bewegungen leistete Jem den Anweisungen der Beamtin Folge.

      »Haben Sie irgendwelche Flüssigkeiten dabei?«

      »Nein.«

      »Schuhe ausziehen.«

      Er runzelte die Stirn. Lucie war bereits durch das Tor hindurch und wurde abgetastet. Sie hatte ihre Schuhe anbehalten dürfen.

      »Beeilung, junger Mann, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Die Beamtin wippte mit dem Fuß.

      Jem beugte sich vor, um die Schnürbänder seiner Chucks zu lösen. Dabei fiel ihm die Sonnenbrille runter.

      »Brille und Gürtel ebenfalls in die Wanne.«

      Ihm wurde warm. Schweiß trat auf seine Stirn. Kaum hatte er seinen Gürtel rausgezogen, merkte er, wie seine Hose zu rutschen anfing. Er trug seine Jeans gerne ein paar Nummern zu groß. Aber in diesem Moment hätte er viel lieber eine eng sitzende Hose angehabt. Den Bund mit der einen Hand festhaltend, watschelte er in Richtung Schranke.

      »Durchgehen, bitte.«

      PIEEEP!

       Na toll.

      »Bitte kommen Sie zu mir.« Ein Beamter hielt ihm ein kellenförmiges Gerät entgegen. »Arme ausbreiten.«

      Jem streckte seinen Bauch raus und versuchte, seine Hose oben zu behalten – vergeblich. Wie in Zeitlupe rutschte das verdammte Ding dem Erdmittelpunkt entgegen. Und mit ihm sein letzter Rest von Würde. Von der anderen Seite der Sicherheitskontrolle ertönte Gelächter. »Schicke Unterhose, Alter.«

      Der da rief, war schätzungsweise eins achtzig groß, muskulös und mit blondem Strubbelkopf. Eine echte Kante. Er trug ein Muscleshirt mit der Aufschrift UCLA – Westwood Los Angeles. Zwei hübsche Mädchen standen neben ihm, eine blond, die andere dunkelhaarig. Die Blonde hatte sich ziemlich aufgestylt.

      »In Ordnung und jetzt umdrehen.«

      Jem zog die Hose bis zum Anschlag. Doch kaum wurde er aufgefordert, die Beine zu spreizen und die Arme vom Körper wegzustrecken, fing das Spiel von Neuem an.

      Er stieß einen Seufzer aus. So hatte er sich die erste Begegnung mit seinen Mitreisenden nicht vorgestellt. Lucie war die Einzige, die Mitleid mit ihm zu haben schien, und warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu. Er wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.

      »In Ordnung, junger Mann. Sie dürfen jetzt weitergehen.«

      Danach ging alles ganz schnell: anziehen, packen, rennen – er hatte nicht mal Gelegenheit, den anderen Hallo zu sagen.

      Der Wartebereich vor ihrem Gate hatte sich bereits geleert. Die anderen Passagiere befanden sich sicher längst alle im Flugzeug. Am Boardingschalter saß eine Stewardess und trommelte mit den Fingern auf das Pult. Kaum standen sie vor ihr, setzte sie ein maskenhaftes Lächeln auf.

      »Herzlich willkommen bei der Lufthansa.«

      Rechts neben ihr hockten drei Gestalten am Boden und spielten ein Spiel. Das Mädchen trug eine schwarze Nerd-Brille und eine umgedrehte Baseballkappe, unter der sich braune Locken hervorkringelten. Die beiden Jungs waren noch

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