Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer страница 4

Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

Скачать книгу

ab. Der andere war ziemlich pummelig und wirkte, als wäre er aus der Zeit gefallen. Wer bitte schön trug denn heute noch Weste, Cordhose und Lederschuhe? Und war das etwa eine Taschenuhr, die da an einem Goldkettchen in der Westentasche verschwand?

      Die drei nahmen keinerlei Notiz von ihnen. Sie schienen vollkommen in ihr Kartenspiel vertieft.

      Jem trat näher und warf einen Blick auf die Karten. Irgendwelche Monster, Zaubersprüche und Fantasyländer. Er selbst fand sich mit seinen fünfzehn Jahren schon lange zu alt für so etwas, aber in seiner Klasse gab es einige, die sich dafür interessierten.

      Connie hatte hektische rote Flecken im Gesicht, als sie in die Hände klatschte und rief: »Zusammenpacken, ihr drei. Lucie und Jem sind eingetroffen, finally!« Ihr amerikanischer Akzent klang, als hätte sie ein Kaugummi im Mund.

      Die drei schenkten ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Das Spiel beanspruchte sie voll und ganz.

      »Na los, Beeilung«, sagte Connie nachdrücklich. »Und seht zu, dass ihr nichts vergesst!«

      »Gleich«, rief der Winzling mit der Brille. »Olivia versucht gerade einen Großangriff mit ihren Goblins. Wenn ich nicht aufpasse …«

      Das Muscleshirt trat vor. »Habt ihr nicht gehört, ihr Hobbits? Steckt euch eure Goblins dahin, wo die Sonne nicht scheint, und steht auf. Oder soll ich euch Beine machen?« Er griff nach einem ihrer Rucksäcke und trat dabei versehentlich auf ein paar Karten.

      Jem hätte beinahe laut aufgelacht, als das Mädchen mit der Baseballkappe aufsprang und wie eine Furie auf den Blonden losging. Dass der sie um mehr als einen Kopf überragte, schien sie nicht im Mindesten zu beeindrucken.

      »Runter von meinen Karten«, zischte sie. »Du stehst da auf einem Tarmogoyf.«

       »So what?«

      »Die Karte ist über fünfzig Euro wert.«

      Der Blonde schnaubte verächtlich. »Glaubst du, das interessiert mich?« Vorsichtshalber machte er aber doch einen Schritt zurück. Diese kleine Furie schien ihm nicht geheuer zu sein. »Eins sage ich euch. Wenn ich wegen euch Kröten meinen Flieger verpasse, gibt’s Ärger, verstanden?« Er warf Jem einen finsteren Blick zu. »Das Gleiche gilt auch für dich, Compadre. So ein Rumgetrödel will ich nicht noch mal sehen! Und jetzt los.« Mit diesen Worten machte er sich mit den beiden Mädchen im Schlepptau auf den Weg zum Schalter. Jem schüttelte amüsiert den Kopf. Das schien noch eine lustige Reise zu werden.

      »Rot«, murmelte Lucie so leise, dass nur er es hören konnte. »Einfach nur rot.«

      »Stimmt!« Jem grinste. »Aber einer muss halt das Alphamännchen spielen. Scheint so eine Art Naturgesetz zu sein.«

      Der Flieger war voll besetzt und bereit zum Abheben. Als sie eintraten, erklang vereinzelt ironischer Applaus, was Jem aber total egal war. Er war einfach nur froh, dass sie es doch noch geschafft hatten.

      »Hier drüben«, rief Connie und deutete auf zwei Sitzreihen in der Mitte. Auf ihrer hellblauen Bluse zeichneten sich kreisrunde Schweißflecken ab. Sie machte wahrscheinlich drei Kreuze, wenn alle saßen und der Flieger endlich startete. »Da sind unsere Plätze. Macht’s euch bequem und dann geht’s los.«

      Lucie, die bereits auf einem Platz in der vorderen Reihe saß, winkte Jem zu sich. Er freute sich, dass sie an ihn gedacht hatte, schob seinen Rucksack ins Gepäckfach und wollte gerade Platz nehmen, als er eine mächtige Pranke auf seiner Schulter spürte. »Nicht hier, Compadre.«

      Er drehte sich um und starrte auf das Muscleshirt. Der Typ grinste ihn fett an. »Das ist unsere Reihe. Setz du dich zu den anderen Freaks.« Er deutete auf die Dreiergruppe in der Reihe dahinter. Das Mädchen und die beiden Jungs saßen über ihre Gameboys gebeugt und waren bereits in ihr Spiel vertieft.

      Jem hob sein Kinn. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein?

      »Na, was ist jetzt, brauchst du eine Extraeinladung?« Ein gefährliches Lächeln strahlte ihm entgegen.

      Jem überlegte, ob er es auf einen Streit ankommen lassen wollte, entschied sich aber dagegen. Er hatte schon genug andere Probleme, da konnte er sich so etwas nicht leisten. Und außerdem – sobald sie gelandet waren, würde er den Typen vermutlich sowieso nicht wiedersehen.

      Wortlos packte er seinen Rucksack und verzog sich eine Reihe nach hinten. Das überhebliche Grinsen brannte sich in seinen Hinterkopf. Er drehte sich um, stopfte seine Tasche ins Gepäckfach und nahm Platz.

      »Halt, warte.« Lucie griff nach ihrer Tasche und wollte ihm folgen, als sie von dem Großen zurückgehalten wurde. »Du doch nicht«, sagte er. »So eine hübsche Lady darf natürlich bei uns bleiben. Mein Name ist übrigens Marek. Und wie heißt du?« Sein Lächeln wurde so breit wie in der Zahnpasta-Werbung. Jem verdrehte die Augen.

      »Lucie.«

      »Cooler Name. Ist das die Kurzform von irgendwas?«

      »Lucinde. Lucinde von Winterstein.«

      Mareks Begleiterinnen kicherten. Jem fand, dass die Blonde gar nicht mal so schlecht aussah, soweit sich das unter der dicken Schicht Schminke beurteilen ließ. Sie hatte blaue Augen und einen silbernen Nasenstecker. Als sie allerdings ihren Mund aufmachte, musste Jem wieder mal feststellen, dass gutes Aussehen einfach nicht alles war. »Klingt wie aus einem Gruselfilm«, sagte sie. »War Viktor Frankenstein vielleicht dein Urgroßvater?«

      »Lasst gut sein, Katta«, fuhr Marek ihr über den Mund. »Ich finde den Namen schön. Wofür steht das von? Bist du adelig oder was?«

      »Schon möglich. Ich glaube, mein Urgroßvater war tatsächlich ein Baron.«

      Jem grinste in sich hinein. Er fand Lucie ziemlich schlagfertig.

      »Cool«, sagte Marek. »Dann hat deine Familie doch bestimmt Geld, oder?«

      Auf Lucies Gesicht erschien ein misstrauischer Ausdruck. »Warum willst du das wissen?«

      »Nur so.« Marek ließ sich breit grinsend auf seinen Platz gleiten. »Ich interessiere mich halt für meine Mitmenschen, du nicht?«

      Den Rest des Gesprächs bekam Jem nicht mehr mit. In diesem Moment liefen die Triebwerke an und ein Rütteln ging durch die Maschine.

      Er setzte seine Ohrhörer auf und blendete die Welt ringsherum aus.

      Schüleraustausch USA

      Das erste Mal weit weg von zu Hause. Der Duft von Freiheit und Abenteuer. Erlebe die Vereinigten Staaten von Amerika hautnah und wage den Schritt über den großen Teich! Besuche das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem Tellerwäscher zu Millionären werden und Verteiler von Werbeflyern wie Brad Pitt zu Filmstars. Bewirb dich noch heute und lerne den Spirit of America kennen!

      Lucie legte die Werbebroschüre zur Seite und blickte auf ihre Uhr. Die Stunden vergingen schleppend. In Deutschland war es jetzt kurz nach dreiundzwanzig Uhr, doch draußen war es immer noch hell. Das lag daran, dass sie gegen die Erddrehung flogen. Verrückt.

      Die Geräusche im Flugzeug waren gedämpft. Lucie bemerkte, dass viele die Rollos heruntergezogen hatten und zu schlafen versuchten. Um sie

Скачать книгу