Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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macht euch mal nicht gleich ins Höschen, ihr Süßen.« Vor Arthurs Platz tauchte plötzlich Mareks blonder Strubbelkopf auf. Ein überheblicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Nur wegen ein paar Luftlöchern sind wir noch nicht gleich von Aliens entführt worden. Alles ganz normal. Trinkt ein Glas Milch, esst einen Keks, dann wird alles wieder gut.«

      Arschloch, dachte Jem. Aber was hatte er schon anderes erwartet?

      Arthur warf Marek einen giftigen Blick zu. »Und dass es hier null Empfang gibt, findest du auch normal?« Er hielt ihm sein Gerät entgegen. »Kein Netz, kein GPS, nichts.«

      »Bei mir auch nicht«, sagte Paul und tippte auf sein Smartphone. »Absolut tote Hose.«

      »Keine Ahnung, was mit euren Apparaten los ist«, erwiderte Marek schnippisch. »Wieso sind eure Smartphones überhaupt auf Empfang gestellt? Das ist doch verboten …«

      In diesem Moment ertönte ein Knacken in den Lautsprechern.

       »Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Aufgrund unvorhergesehener technischer Probleme sind wir leider gezwungen, unseren gegenwärtigen Kurs zu verlassen und einen Zwischenstopp auf dem Denver International Airport einzulegen. Wir werden dort in voraussichtlich dreißig Minuten eintreffen. Es besteht kein Grund zur Sorge, trotzdem möchten wir Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen …«

      Den Rest der Durchsage hörte Jem kaum noch. Er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt.

      Was ging hier vor? Was hatten sie da erlebt? Und warum nur glaubte er dem Kapitän nicht?

      Er hatte ein unmittelbares Gefühl von Bedrohung, das er aber nicht richtig fassen konnte.

      Er war inzwischen überzeugt, dass Paul recht hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht, man wollte ihnen nur nicht sagen, was.

      Das Knacken der Lautsprecher ließ Lucie hochschrecken. »Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir befinden uns nun im Anflug auf den Denver International Airport. Wenn Sie rechts aus dem Fenster sehen, können Sie die Berggipfel der Rocky Mountains erkennen. Aufgrund unserer gegenwärtigen technischen Probleme sind wir leider nicht in der Lage, Funkkontakt mit dem Tower aufzunehmen. Da der Landeanflug manuell erfolgt, möchten wir Sie dringend ermahnen, Ihre Plätze nicht zu verlassen und Ihre Gurte geschlossen zu halten. Ich melde mich wieder, sobald wir sicher gelandet sind. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.«

      Einen Moment lang herrschte Stille im Flugzeug, dann fingen die Leute in der Reihe vor Lucie an zu spekulieren. Von Entführung war die Rede, von einem ärztlichen Notfall, von vergifteten Lebensmitteln, der junge Mann ganz außen sprach sogar von einem Ausfall der Turbinen. Zumindest das konnte Lucie ausschließen, immerhin war das Motorengeräusch noch zu hören.

      »Wissen die in Denver überhaupt, dass wir kommen?«, rief Connie von hinten. »Wie lange wird die Verzögerung dauern?« Niemand gab ihr eine Antwort.

      »Ich habe wichtige Termine in Los Angeles«, beklagte sich ein Mann mit Schnauzbart und kariertem Hemd, der rechts von Lucie am Fenster saß. »Wer informiert die Leute vor Ort? Wer kommt für die Kosten auf?«

      Lucie wünschte, sie könnte sich zurück nach Hause beamen, in ihr kleines Zimmer direkt unter dem Dach, das bis oben hin vollgestopft war mit Büchern. Wie gerne hätte sie jetzt mit einem dicken Schmöker auf dem Bett gelegen, anstatt hier zu sitzen und nicht zu wissen, was mit ihr passierte. Die Welt um sie herum schien aus den Fugen geraten zu sein. Die Stewardessen hetzten durch die Reihen, sammelten die letzten Tabletts und den Müll ein und versuchten, den aufgeregten Fragen zu entgehen.

      Denver? Das lag doch in Colorado. Wie sollte sie denn von dort aus weiter nach L.A. kommen? Ihr Smartphone war genauso tot wie das von Arthur und Paul. Niemand hatte Empfang. Wie sollte sie denn jetzt ihre Gasteltern erreichen?

      Lucie wusste, dass die Familie in Pasadena, ein paar Kilometer außerhalb des Zentrums, wohnte. Sie waren bestimmt schon in Richtung Flughafen unterwegs, um sie abzuholen. Aber das war vermutlich gerade das kleinste Problem.

      Viel wichtiger war erst mal, dass sie heil runterkamen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was beim Landeanflug alles schiefgehen konnte.

      »He, da unten ist Denver«, rief ein kleiner Junge. »Ich kann den Airport sehen.«

      Lucie reckte den Hals, konnte aber nicht wirklich viel erkennen. Ihre Sitze waren alle in der mittleren Reihe, sodass die Entfernung zum nächsten Fenster recht groß war. Sie hielt es nicht länger aus. Sie löste ihren Gurt, stand auf und beugte sich über die fensterseitigen Sitze. Sie fühlte sich magisch angezogen.

      Zwischen den Wolkenlücken erkannte sie Bäume, Wiesen und Wasserflächen. Das Land unter ihr sah wunderschön aus. Ruhig, beschaulich und grün. Verdammt grün.

      Die Sonne war bereits hinter den Bergen versunken und der Himmel flammte orangerot auf. Plötzlich tauchten ein paar Hochhäuser auf, deren obere Hälften vom letzten Licht des Abends spektakulär beleuchtet wurden.

      Lucie spürte ein Kribbeln im Nacken. Irgendetwas stimmte nicht. Als würde sie ein Bild betrachten, das ein verborgenes Geheimnis enthielt. Geradezu hypnotisch.

      Plötzlich wusste sie, was es war. Sie beugte sich noch ein Stück weiter vor.

      Der Mann mit dem Schnauzbart lehnte sich höflicherweise nach hinten, sodass sie mehr Platz hatte. Sie war viel zu verblüfft, um sich zu bedanken. »Das ist ja ein Ding«, murmelte sie. »Sehen Sie das auch?«

      »Was meinen Sie?«

      Lucie deutete hinaus. »Fällt Ihnen nichts auf? Da unten brennt kein einziges Licht.«

      Jem machte es wahnsinnig, dass Lucie sich nicht hinsetzte. Hatte sie die Warnungen des Kapitäns nicht gehört? Was gab es da draußen so Spannendes zu sehen?

      Ohne groß nachzudenken, löste er seinen Gurt und sprang auf. »Bitte komm jetzt endlich, Lucie«, sagte er und packte sie am Arm. »Setz dich wieder hin!«

      »Keine Lichter«, murmelte sie. »Wie ein Garten Eden.«

       »Was?«

      Außer den dunklen Wolken und vorbeifegenden Baumwipfeln war nicht viel zu erkennen. Die Erdoberfläche war jetzt sehr nahe.

      »Höchstens noch eine Minute«, sagte er mit einem Anflug von Panik. »Es wird uns die Füße unterm Hintern wegfegen, wenn wir nicht angeschnallt sind. Willst du, dass wir durch den Gang segeln?«

      Doch Lucie schien sich der Gefahr gar nicht bewusst zu sein. Hatte sie ihm überhaupt zugehört?

      »Wieso brennen da keine Lichter?«

      »Scheiße, Lucie, komm endlich.« Er riss sie herum und zog sie auf ihren Sitz zurück, wo er ihren Gurt zuschnappen ließ. Keinen Moment zu früh war er wieder an seinem Platz. Kaum war sein Gurt eingerastet, setzte die Maschine krachend auf.

      Jem wurde nach vorne geschleudert, wieder zurück und hin und her. Er packte die Vorderlehne, beugte seinen Kopf vor und schloss die Augen. Die Angst schürte ihm die Kehle zu. Er spürte,

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