Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle. Sven R. Kantelhardt

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Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle - Sven R. Kantelhardt Britannien-Saga

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auch sträubte, der Tag ihrer Abreise rückte unaufhaltbar näher. Am Abend zuvor rüsteten sich die Sachsen wie zur Schlacht. Mit den Keydingern, deren Schiff tags zuvor in Beufleet eingetroffen war, verfügte Hengist nun über fast hundertfünfzig Mann. Kampfesmutig und aufeinander eingespielt, war es eine ernst zu nehmende Streitmacht, die er Vortigern geworben hatte. Wäre Rowena nicht gewesen, Ceretic hätte sich stolz und zufrieden zurückgelehnt. Aber er konnte Rowena weder vergessen, noch konnte er ihre Abreise hinauszögern. Wenn es Gott gefiel, so tröstete er sich, würde er schon im folgenden Jahr wiederkehren und sie zur Braut nehmen.

      Derweil zogen die sächsischen Krieger in Keilen hinter ihrem jeweiligen Steuermann geschart an ihm vorbei. Hengists Keil vornan, gefolgt von Horsa und Willerich mit seinen Keydingern. Ceretic folgte dem Zug in Richtung des Opfermoors. Voll Schaudern dachte er an den Abend, an dem er Ordulf vor dem Tod im Sumpf gerettet hatte. Was mochte der wohl auf diesem Weg empfinden? Der einzige seiner Gegner von damals, der sich noch in Hengists Heer befand, der einäugige Halvor, marschierte in Horsas Abteilung. Ceretic und auch Halvor selbst waren Zeugen geworden, wie Hengist seinem Bruder wegen dessen Milde schwere Vorhaltungen machte. Aber Horsa hatte sein Wort gegeben und auch sein älterer Bruder musste das respektieren.

      Vor ihnen führte der Weg zwischen den düsteren, bemoosten Eichen entlang zu dem eigentlichen Sumpf. Die Männer aller Keile bildeten einen Halbkreis um die grob geschnitzten Götzenbilder, die schlaff im Wind wehenden Häute der geopferten Tiere in ihrem Rücken. Ceretic schauderte unter dem Mantel und schlug ein Kreuz. Tavish und Malo standen dicht hinter ihm, sprachen aber kein Wort. Hengist trat zusammen mit Horsa in die Mitte, genau vor die Götzen. Willerich stand etwas hinter den beiden. Auch die beiden Jungen Oisc und Ebissa durften ihre Väter diesmal begleiten, doch insbesondere Ebissa schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. Sein Gesicht wirkte sonderbar bleich, doch vielleicht lag das auch nur an dem blassen Mondlicht.

      Nun führte Witiko eines von Hengists Reitpferden in die Mitte. Der Haduloher ging ihm mit einer Streitaxt entgegen, er streichelte kurz die Nüstern des nervös tänzelnden Hengstes, klopfte ihm noch einmal auf den Hals. Dann hieb er dem Tier unvermittelt die Klinge vor den Kopf. Der Hengst brach betäubt in den Vorderläufen ein. Hengist sprang einige Schritte zurück, doch sofort kam Witiko heran und zog ein breites Messer über den Hals des Tieres. Ein dicker Strahl dunklen Blutes rann aus der zerschnittenen Drosselvene. Das Tier fiel zur Seite, blutiger Schaum vor dem Maul. Ein weiterer Knecht reichte Witiko einen großen Kessel, in dem der das Blut des Opfertieres auffing. Die Beine des Hengstes zuckten noch einmal wild und Witiko musste ausweichen, um nicht getroffen zu werden. Geschickt hielt er den Kessel in den Strahl des Lebenssaftes, bis dieser versiegte. Dennoch war er, als sich der große Kadaver endlich nicht mehr rührte, über und über mit dem Blut besudelt. Ceretic hörte Tavish hinter sich aufatmen.

      „Thunær!“, rief Hengist laut.

      „Thunær!“, antworteten die Sachsen dumpf und schlugen ihre Speere im Takt gegen die Schilde.

      „Schenke uns eine glückliche Überfahrt und guten Wind!“, intonierte Hengist. „Männer aus Sachsen, wollt ihr mit mir nach Britannien fahren, um Gold und Ruhm zu gewinnen?“, wandte er sich dann an die versammelten Sachsen. „So schwört mir nun bei Thunær, Uuoden und Saxnot eure Treue.“

      Daraufhin trat Horsa vor. „Tretet vor und taucht eure Rechte als Zeichen unseres Bundes in das Opferblut“, forderte er die Männer auf.

      Ceretic bemerkte, dass er das „unseres“ besonders nachdrücklich betonte, wobei ihn Hengist stirnrunzelnd ansah.

      Als erstes trat Willerich vor, streckte die Rechte ins Blut und erhob die geballte Faust. „Für Hengist!“, rief er.

      Horsa schaute resigniert auf ihn. Nun traten, einer nach dem anderen, die Sachsen an den Kessel und tauchten ihre Rechte ins Opferblut. Glücklicherweise forderte niemand die Britannier auf, an diesem gräulichen Götzenzauber teilzunehmen. Ceretic bekreuzigte sich abermals. Am Ende wurde das tote Tier gehäutet und zerlegt, oder eher zerstückelt, befand Ceretic. Währenddessen half Witiko der einzigen anwesenden Frau, einer Greisin, die man extra für diese Opferzeremonie aus ihrer einsamen Hütte im Moor herbei geholt hatte, auf die Lichtung. Sie blickte eine Weile starr auf das tote Tier. Dann stieß sie ihren Gehstock energisch zwischen die am Boden verteilten Eingeweide des Hengstes. Murmelnd schob sie die dampfenden Gedärme herum, als suche sie etwas Bestimmtes. Schließlich nuschelte sie in einem zahnlosen Sächsisch, wovon Ceretic nur die Worte „Dreihundert Jahre“ und „Beute“ verstand. Hengist und die übrigen Sachsen wirkten äußerst erleichtert über den günstigen Orakelspruch. Als die Alte wieder verschwunden war, versenkte Hengist einige Teile des getöteten Tieres unter neuerlicher Anrufung der Götzen im Sumpf. Dann zog er zusammen mit Horsa und dem alten Witiko die blutige Haut des Tieres auf ein neues Holzgestell, das am Rande der Lichtung aufgerichtet worden war.

      „Für Thunær!“, rief Hengist einmal mehr und die Sachsen wiederholten seinen Ruf und schlugen die Waffen an ihre Schilde.

      Als nächstes traten zwei von Hengists Knechten vor. Sie trugen die erbeuteten Waffen der getöteten oder entflohenen Ebbingemannen. Hengist ergriff eines der Schwerter am Heft und am Ort der Klinge. Ein staunendes Raunen ging durch die versammelten Reihen, als er die Waffe mit der bloßen Kraft seiner Arme zu einem U verbog. Sie sollte keinem Sterblichen mehr dienen.

      „Saxnot, nimm unser Opfer!“, rief er und warf die zerstörte Waffe im weiten Bogen in den Sumpf. Die Knechte folgten seinem Beispiel und übergaben die übrigen Waffen unter wiederholter Anrufung des Götzen dem schwarzen Morast. Schließlich hatte das dunkle Moor das letzte Stück Eisen verschlungen.

      Ceretic atmete tief durch. Erst jetzt merkte er, dass sich die Muskeln seiner Schultern völlig verkrampft hatten. Er versuchte sich zu entspannen, doch da schrak er schon wieder zusammen. Zwei sächsische Krieger zerrten einen gebundenen Mann auf den freien Platz vor Hengist.

      „Oh, nein“, raunte Tavish von hinten, als er erkannte was sich dort anbahnte. „Nicht auch das noch.“

      Ceretic hatte den Gefangenen noch nie gesehen, offenbar handelte es sich um irgendeinen unglückseligen Sklaven, der sich wer weiß welchen Vergehens schuldig gemacht hatte. Der Mann zitterte am gesamten Körper wie Espenlaub.

      Hengist blickte ihn finster an und befahl dumpf: „Gebt ihn dem Uuoden!“

      „Nein, mein Gott, nicht das!“, schrie der verzweifelte Sklave.

      War das etwa ein christlicher Bruder?, durchzuckte es Ceretic. Wenn er selbst nicht zweimal gesprochen hätte, würden nun Ordulf oder der einäugige Ebbingemanne an der Stelle des armen Kerls stehen! Hatte er am Ende zwei Heiden gerettet und einen weiteren eigenhändig erschlagen, nur um einen christlichen Bruder zu verdammen? Ceretic bekreuzigte sich wild.

      Derweil zerrten die Sachsen den Fremden in Richtung der Götzenfiguren am Ufer und weiter auf den modrigen Steg hinaus. Einmal noch bäumte er sich auf, dann ließ er sich ergeben führen. Wie ein Lamm zur Schlachtbank, dachte Ceretic und schluckte hart. Diesmal würde er nichts daran ändern können.

      Die Sachsen zogen dem Unglücklichen eine geflochtene Schnur um den Hals, ganz wie auch Ordulf sie getragen hatte, als er damals im letzten Moment dazwischen trat. Vielleicht war es sogar dieselbe Schnur. Ein kräftiger Kerl zog die Schlinge zu und der Sklave brach röchelnd zusammen. Aber er war noch nicht tot, als sie ihn in den Sumpf warfen. Kaum im Morast, begann er wild zu strampeln, bis ihn seine Peiniger schließlich mit den Speerschäften unter die Oberfläche drückten. Es dauerte eine schrecklich lange Zeit, dann stiegen nochmals Luftblasen auf und der Körper wurde schlaff. Langsam versank der Fremde im Sumpf.

      Endlich war die grausige Szene vorüber und nur die blutigen rechten Hände der Krieger erinnerten an die schaurige Zeremonie

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