Die 4 Diamanten. Stefanie Müller
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Читать онлайн книгу Die 4 Diamanten - Stefanie Müller страница 3
Reot und Fineis landeten hundert Meter vor der Lichtung, als ein Junge beiden entgegenrannte. Er ist ein Menschenkind, der panisch nach Hilfe rief. „Hilfe!! Ich bitte euch! Bitte …“ Er rannte weinend in die Arme von Fineis. „Unser Dorf ist völlig zerstört, alles ist kaputt.“
Reot kniete sich zu dem Kind runter, streichelte sein Kopf und fragte: „Wie ist das passiert?“
Der Junge zeigte den Hügel hinunter, unten im Tal war das Dorf in Schutt und Asche gelegt. „Es war ein Monster.“
Fineis und Reot schauten sich fragend an.
„Du bleibst hier“, sagt Fineis zu dem Jungen, der sich die Augen rieb.
Reot stand auf und legte seine Hand kurz auf die Schulter des Jungen. „Es ist besser, du gehst nach Linda, geh zum Schloss und sag ihr, was passiert ist, und dass dich der rote Diamant geschickt hat „Okay …und …“
„Keine Sorge.“, sagte Fineis behutsam. „Linda ist ganz lieb, nun beeile dich.“
Der Junge schaute beide an und lief los, so schnell er konnte in Richtung Schloss.
Auch Reot und Fineis rannten den Hügel zum Dorf hinunter. Auf dem Weg waren angeranzte Bäume und tiefe Kratzspuren, die deren Rinde zeichnete. Außerdem zierten sich am Busch entlang vereinzelte Blutspuren. Der gesamte Weg ins Tal sah aus als hätte ein Krieg stattgefunden.
Je näher sie dem Tal kamen desto mehr hörten sie das geballte Knurren und Zähnefletschen einer Bestie.
Hier im Dorf gab es nichts mehr, was noch anstandsweise zu gebrauchen war. Es war alles voll Blut. Blut von Stalltieren, von Menschen und von Fablen.
„Das stinkt! Als hätten wir nicht genug Probleme.“, sagte Reot genervt.
Fineis hockte sich hin und zog aus dem Schutt eine Puppe hervo.r „Nein Reot, das hier ist unser Problem.“
„Ja klar, aber die Lage, in der wir uns befinden.“, antwortet Reot und hockte sich neben Fineis, der zum Dorfende schaute.
„Und wie siehst du das?“
„Das glaub ich nicht.“, Reot war fassungslos. „Du hältst hier am besten die Stellung!“
„Klar“, sagt Fineis vorwurfsvoll.
„Ich sag den anderen Bescheid und Fineis, tu nichts unüberlegtes.“ Reot drehte sich um und flog hochhinauf.
Fineis bildete mit seiner Hand eine Faust, erhob sich und ging in Richtung der Bestie, die Jolett und Atistarz waren, die beide ihrer Form der Seele angenommen hatten. Beide waren mit tiefen Wunden übersät und kämpften wie die Löwen gegeneinander. Offenbar ist ihnen nicht mal aufgefallen, dass sie ein ganzes Dorf zerstört hatten. Ohne Worte, ohne ein absehbares Ende verletzten sie sich weiter.
Fineis‘ Wut auf beide wurde in Windeseile gigantisch. „Seid ihr bescheuert!! Wie erbärmlich wollt ihr eigentlich werden!“, schrie er beide an. Doch seine Worte ergaben nur ein Ohrenzucken von Atistarz, sonst nichts. Keiner von ihnen hörte auf. „Ihr verlogenen Hunde!“ Mit diesen Worten nahm Fineis voller Wut seine Form der Seele an und riss sich zwischen den beiden. Mit seinen Klauen hielt er Atistarz am Boden, Jolett, der gerade zubeißen wollte, landete in Fineis Flanke. Für einen kurzen Moment blieben sie so ineinander verharrt, keiner rührte sich.
Fineis erhob schmerzverzogen, aber voller Wut, seinen Kopf. Er blickte zu Jolett, der langsam seine Zähne aus Fineis Flanke zog. Er blieb in Angriffsposition stehen.
Artistarz sah Fineis mit beängstigtem Blick an.
Fineis war sich sicher, eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und beide würden ohne Rücksicht, dass er zwischen ihnen steht, wieder loskämpfen.
Dabei waren ihre Körper schon ausgelaugt, eine Wunde neben der andern und wie es um sie herum schon aussah, hatten beide schon viel Blut verloren. Dennoch machte der Hass aufeinander der beiden keine Müdigkeit. Sie schienen noch nicht mal mehr ihre eigenen Schmerzen zu spüren.
Es war still, nur der Wind trug ein leises Zischen als er über die Asche fegte und diese auffliegen ließ. Es sah aus wie Nebel, nur aus Asche. Noch glühende Bretter flimmerten vereinzelt gelegentlich auf den Boden. Der Geruch von Blut, Verbranntem und Toten lag in der Luft. Bald würde die Sonne aufgehen.
Fineis sah sich um. Von Reot und den anderen fehlt noch jede Spur, obwohl man durch den Aschenebel auch nicht sonderlich weit sehen konnte. Seine Hüfte schmerzte. Jolett hatte ordentlich zugebissen.
Er spürte, dass beide jeden Moment sich wieder losreißen würden. Ob das die letzten Augenblicke seines Lebens sein sollte, sich zwischen seinen besten Freunden zu stehen und sich töten zu lassen?
„Wie das wohl ist? Hier mit euch zu sterben“, sagt Fineis vollkommen gleichgültig. „Ob mich jemand sehr vermissen wird? Was wird wohl geschehen mit dieser Welt, wird sie wirklich untergehen?“
Jolett hob seine Haltung „Wenn du tot bist, ist es doch egal was passiert, du bekommst ja nichts mehr davon mit.“ Sein Ton war aggressiv und vorwurfsvoll zugleich.
Fineis sah Atistarz an, sein Blick senke sich. „Ja, ich weiß“ sagte er dann.
„Und was willst du dann hier!“, zechte Atistarz.
Lächelnd sieht Fineis ihn an. „Wenn ich sterben würde, dann bereue ich eins zutiefst.“
Jolett lachte boshaft. „Klar, dass du dich zwischen uns gestellt hast!“
„Nein.“ Fineis schaute ihn mit einem sanften Ausdruck in den Augen „Ich würde es bereuen, dass ich jene nicht gesagt habe, was ich empfinde und nie erfahren werde, was sie mir gegenüber fühlen.“
Atistarz sah ihn fragend an und auch Jolett schien über diese Worte ernsthaft nachzudenken. „Du meinst, es wäre …“ Jolett hielt kurz inne.
„Wenn du jemanden tötest, was hast du davon?“ fragte ihn Fineis. „Wenn du tötest, gibt es immer einen, der in tiefste Trauer fällt und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Er oder sie wird dann dich töten und so ist es ein immer zunehmender Kreislauf. Genau so entstehen Kriege, ein schlichter Streit bis einer die Nerven verliert und den anderen tötet“.
„Ich verstehe.“, sagt Atistarz und stand auf. „Darum heißt es: Fügst du anderen Leid zu, nimmt es dir deine Freude. Fügst du
anderen Schmerz zu, raubt es dir den Schlaf.“ Er atmete tief durch und endlich erschienen auch die Anderen. Als sie näher kam führte er fort „Nimmst du anderen das Leben, trifft es dich selbst.“
„Was zum…was habt ihr nur getan?“, Vegün war entsetzt, als er und Oberau das Schlachtfeld sahen.
Fineis trat von den beiden zurück und atmete erleichtert durch. Endlich die Lage schien sich zu entspannen. Reot blickte besorgt zu Fineis, dann er nahm menschliche Form an und ging zu ihm. „Du Idiot!“, sagte er und mit diesen Worten legte er seine Jacke über Fineis herüber.
Oberau