Hineni – Hier bin ich!. Ruthmarie Moldenhauer
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Dort, wo Gottes Sehnsucht und die meine aufeinandertreffen, ist der Ort der Innigkeit, der Intimität. Dort ist der Ort, wo mein Herz zur Ruhe kommen kann, weil es Ruhe findet in ihm. Das ist der Ort, um den David bittet:
Eines erbitte ich von dem Herrn, nach diesem will ich trachten: dass ich bleiben darf im Hause des Herrn mein ganzes Leben lang, um die Lieblichkeit des Herrn zu schauen und ihn zu suchen in seinem Tempel (Ps 27,4 SLT).
Debora Sommer schreibt: „Unsere tiefsten Sehnsüchte können zum Ort einer heiligen und intimen Verbindung mit dem lebendigen Gott werden!“3
Unsere Sehnsucht ist eines der stärksten Gefühle. Sie hat so viel Kraft – doch es ist immer die Frage, wohin lenken wir sie, und wohin lassen wir uns ziehen. Kann sie dort auf Gottes Sehnsucht treffen?
Im Weiten Land schrieb ich davon, dass Gottes Sehnsucht nach Freundschaft und Intimität wie ein Wind über diese Erde weht und uns hungrig macht, ihn zu finden. So sprechen wir auch davon, dass wir Hunger oder Durst nach Gott haben. Und die Antwort Gottes darauf ist Jesus, der sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin das lebendige Wasser. Und wenn du dorthin kommst, gesättigt wirst, dein Durst gestillt wird, dann wirst du selbst zu einer Quelle für andere.
Die Gottesfurcht
Nach dem Erscheinen von Weites Land erlebte ich drei ganz starke Gefühle in mir. Da gab es einmal eine sehr große Dankbarkeit darüber, dass es nun geworden war. Mein Beten und Bitten, meine Wüstenwartezeit waren zu Ende gegangen. Damit verbunden war das zweite Gefühl – ein Gefühl der Leere. Das fühlte sich sehr komisch an, und während ich Gott fragte, was das bedeute, hatte ich den Eindruck, dass ich den Grund verloren hatte, Gott zu suchen. Monatelang war ich immer wieder mit der Bitte in die Verborgenheit gegangen, dass Gottes Wort, sein Auftrag sich erfülle. Danach hatte ich angefangen, Lobopfer zu bringen, d. h. ich begann dafür zu danken, dass er sein Wort werden lassen würde. Da er es gesprochen hatte, musste es werden – aber ich wusste nicht wann und hatte nur meinen Glauben als Gewissheit. Dieser Grund war nun nicht mehr gegeben, diese Bedürftigkeit gab es nicht mehr. Und ich musste neu lernen, Gott wieder um seiner selbst willen zu suchen.
Das dritte und sehr starke war ein Gefühl von Ehrfurcht. Ehrfurcht vor diesem großen Gott, der, wenn er spricht, es geschehen lässt. Dieser Gott, der zu mir gesprochen hatte, so klar und mit so einer Kraft, dass es hatte werden müssen. Gottes Wort hat Schöpfungskraft.
Ich fühlte mich damals sprachlos darüber und fand Worte dafür in einem Buch von Johannes Hartl, dem Gebetshausleiter aus Augsburg.
Dem Betenden wird Gott immer größer. Und er hat mehr zu staunen, mehr zu lieben und – mehr zu fürchten. Denn was man nicht fürchten kann, darüber staunt man nicht recht. Nicht Angst ist gemeint, doch das Spüren, dass da etwas viel Größeres ist als man selbst.4
Voll Ehrfurcht stand ich vor diesem Geschehen und erkannte einmal mehr, wie unergründlich, wie wunderbar und mächtig Gott ist. Wenn er etwas hervorbringen möchte, dann wird es geschehen. Es war für mich heiliger Boden, auf dem ich stehen durfte. Es war eine Gottesbegegnung – anders als die Berührungen des Vaters, die Fürsorge des Heiligen Geistes, die heilende Hand Jesu – es war Allmacht, Vollkommenheit, Stärke, denen ich hier begegnete. Ja, es war tatsächlich mit Zittern und Erschauern verbunden. Und das ist gut so. Das Erkennen und Erleben der Größe Gottes bringt mich an die richtige Position und zeigt mir, wer ich bin und wer Gott ist. Gleichzeitig lässt es meine Liebe neben der Furcht wachsen und stärker werden. Das ist die Liebe, die hervorbringen kann, was Gott in diese Welt hineinschenken möchte. Immer, aber manchmal auch zu festgesetzten Zeiten – denn für manche Dinge gibt es von Gott festgesetzte Zeiten.
Wenn sie sich verzögert, so warte auf sie, denn sie wird gewiss eintreffen und nicht ausbleiben (Hab 2,3 SLT).
Es hatte gedauert. Ich hatte warten, aushalten, vertrauen müssen. Mein Weg des Vertrauens ging und geht bis heute weiter. Gerade in diesen Zeiten sind wir berufen, treue Haushalter zu sein. Treu in dem, was uns gegeben ist. Nicht nur Gaben, sondern auch Worte. Seine Worte schreiben sich so sehr in mein Herz. So ist vieles in meinem Leben in den vergangenen Jahren geworden, weil ich sein Wort bewahrt habe. Ich habe es gehütet, gepflegt, begossen, genährt – auch gegen alle Schwierigkeiten. Sein Wort ist für mich immer der Same, der alle Verheißung des Werdens in sich trägt.
So ist es Ausdruck meiner Liebe, meines Vertrauens, mich an das zu erinnern, was er gesagt hat, und damit dem Gesprochenen, Verheißenen mehr zu vertrauen als allem anderen, als allen Umständen. Wo ich sein Wort über alle anderen Worte, alles andere Denken stelle, kann es in meinem Leben auch Zeichen und Wunder hervorbringen.
Martin Schleske hat ein sehr schönes Wort über die Gottesfurcht: „Doch gerade die Gottesfurcht steht ja nicht außerhalb meiner Liebe, sondern ist der sehr ernste Teil ihres Wesens.“5
Gottesfurcht als den sehr ernsten Teil meiner Liebe zu sehen, das fordert mich heraus, genau hinzuschauen.
Am Anfang der Offenbarung wird Jesus beschrieben als der Mann mit Augen wie Feuerflammen, mit einer Stimme wie das Rauschen vieler Wasser, das Rauschen von Wassermassen.6 Das bringt unweigerlich Ehrfurcht hervor, doch wenn ich diesen Mann auch mit den liebenden Augen kenne, mit denen er den Menschen auf der Erde begegnet ist, mit denen er mir begegnet in meinen Nöten – dann habe ich auch keine Angst vor den Augen wie Feuerflammen. Ich habe Ehrfurcht, manchmal erschauere ich dabei, zittere – das ja –, aber es ist keine Furcht, denn ich weiß, in diesem Feuer ist auch das Feuer der Liebe. Und so beginnt das Feuer für mich genauso zur Heimat zu werden, wie die Liebe. In Jesus ist beides, in Gott finde ich das Feuer und die Liebe.
Fürchtet euch nicht! Denn nur um euch auf die Probe zu stellen, ist Gott gekommen, und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt … (2 Mose 20,20).
Hier spricht Mose zweimal von der Furcht, jedoch sind es im Hebräischen zwei Worte mit jeweils unterschiedlichen Bedeutungen.
Die erste Angst, von der Mose spricht, ist diese Angst, die jeder von uns kennt, die uns Not bereitet und knechten kann. Die Furcht vor dem Herrn dagegen ist das Erzittern vor Gott angesichts seiner Macht und Heiligkeit; doch gleichzeitig hat Gott kein Interesse daran, dass diese Furcht Angst vor ihm ist. Dafür hat er einen zu hohen Preis bezahlt, um uns daraus zu befreien. So bedeutet es nicht, Angst vor Bestrafung zu haben, sondern genau zu wissen, wer er ist, welche Eigenschaften er hat. Die Furcht vor dem Herrn meint neben Ehrfurcht auch Hingabe und Anbetung. Gott zu fürchten ist das, was wir tun, wenn wir verstanden haben, wie groß und heilig er ist und wie sehr er uns liebt.
So spricht Mose davon, dass das Gegenmittel gegen den Geist der Furcht die Furcht des Herrn ist. Es ist an der Zeit, gerade auch heute, die alten Festungen der Angst einzureißen und gegen die Furcht des Herrn auszutauschen.
„Fürchte dich nicht“, ist in der Bibel der am häufigsten benutzte Befehl. Das bedeutet, dass er wohl auch am meisten benötigt wird und gleichzeitig eine ganz besondere Bedeutung hat. So ist es Weisheit, wenn wir unsere Angst gegen die Furcht des Herrn eintauschen.
Die Quelle
Eines Tages fühlte ich mich kurz vor einer Predigt völlig schwach und kränklich. Ich wollte unter anderem auch darüber reden, wie Gott zu uns spricht – dass er spricht. Und eine Woche vor dem Predigtsonntag war mein