Hineni – Hier bin ich!. Ruthmarie Moldenhauer

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Hineni – Hier bin ich! - Ruthmarie Moldenhauer

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und nun kam diese Müdigkeit, diese Erschöpfung. An diesem Morgen öffnete ich eine Nachricht und erlebte die Diskrepanz zwischen einem Wort und einem Gefühl. Eine Freundin sandte mir den Vers:

      Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegt (Jes 58,11).

      In so einem Moment stellt sich die Frage: Wem glaube ich nun? Glaube ich meinen Gefühlen oder dem Wort, das Gott gerade zu mir spricht. Da erinnerte ich mich an das Gebet um ein frisches Wort Gottes. Und dieser Vers war eine Antwort auf mein Gebet. Ich nahm es als Zusage dafür, dass durch meine Schwachheit hindurch und aus meiner Wüste heraus Wasser fließen sollte, weil es da diese Quelle Jesu in mir gab. Es war wunderbar, dies an diesem Morgen so bezeugen zu dürfen und dann auch zu erleben.

      Als zu Beginn des neuen Jahres jeder in der Gemeinde eine persönliche Jahreslosung zog, bekam ich dieses Wort noch einmal. Es ist kostbar, wenn Gott sein Wort bestätigt, um uns noch sensibler dafür zu machen. Auch in diesen Tagen fühlte ich mich alles andere als überfließend. Doch in die Verzagtheit meines Herzens hinein legte Gott noch einmal dieses Wort wie eine Zusage für dieses neue Jahr und als Erinnerung: Es wird nicht so sein, weil ich mich so fühle, sondern weil ER es verheißen hat.

      Und wie sieht das nun in diesem Jahr 2020 aus, das so ganz anders ist, als irgendjemand hätte erwarten können?

      Es heißt in der Bibel, dass der Glaube Berge versetzen kann. Ich glaube, manchmal ist der größte Berg, der bewegt werden muss, der Berg in meinem eigenen Herzen. Es ist mein Vertrauen, das ihn bewegen kann, um Jesus Platz zu machen.

      Wir sind berufen, wie eine Quelle zu sein; und wir können das sein, wenn wir selbst mit der Quelle des Lebens verbunden sind. Wenn der Heilige Geist mir sagt, ich würde sein wie ein bewässerter Garten, dann höre ich darin die Verheißung für das, was Jesus in meinem Leben schon sieht; und genauso höre ich den Ruf, dorthin zu kommen an den Ort, wo ich frisches Wasser bekomme, um selbst zu einer Quelle werden zu können. Ich muss mich mit diesem Wort bewegen. Mein Gehorsam kann eine neue Realität erschaffen. Ich kann nur wie ein bewässerter Garten sein, wenn es da eine Wasserstelle in meinem Leben gibt, die mich versorgt, die den Garten meines Lebens bewässert. Doch dort, an der Quelle, erlebe ich diesen Ort, wo das Wasser nie ausgeht – Wasser, das durch die Wüste fließt und durch das Wüstenpflanzen leben.

      Wüstenpflanzen sind ganz unterschiedlich ausgestattet, um in der Wüste überleben zu können. Es gibt die, die sehr tiefreichende Wurzeln haben, sodass sie sich vom Grundwasser ernähren können. Dann gibt es die Dickblättrigen, die das Wasser, das in der Wüste zu seltenen Zeiten fällt, speichern, um dann davon zu zehren. Und es gibt Pflanzen, die ein ganz feines Wurzelsystem knapp unter der Erdoberfläche haben, mit dem sie den Wüstentau aufsaugen und dadurch am Leben bleiben. Ich glaube, wir Menschen brauchen von allem etwas. Wir brauchen das tiefe Verwurzelt-Sein, die Wurzeln, die in festem Grund verankert sind, genauso wie die Speicher, die in besonderer Dürre zusätzlich nähren, und auch das frische, tägliche Wasser. Das alles ist uns verheißen, wenn wir den rechten Ort dafür aufsuchen – zur Quelle kommen und unseren Lebensgarten bewässern lassen.

      So scheint es mir, es gehe in unserem Leben immer wieder darum, was Gott in uns vorfindet. Wie er uns vorfindet. Jesus fragt an einer Stelle:

      Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde? (Lk 18,8).

      Wie findet er mein Herz vor? Findet sein Wort in meinem Herzen Resonanz? Findet es Resonanz in den Herzen derer, die er sich erwählt?

      Die Erwählung

      Das Wort Erwählung erscheint uns in der Bibel manchmal schwierig. Was hat es damit auf sich, wenn Gott sich erwählt? Bedeutet das gleichzeitig, dass andere ausgeschlossen sind? Wählen heißt ja eigentlich, ich entscheide mich für etwas und damit auch gegen etwas anderes. Es heißt, ich wähle aus mehreren eines aus. Was bedeutet es nun, wenn Gott erwählt?

      Gott aber sucht, was verloren ging (Pred 3,15 ZÜR).

      Gott sucht das Entschwundene wieder hervor (Pred 3,15 ELB).

      Das beschreibt Gottes endlose, liebende Suche über alle Erwählung und alle Vorherbestimmung hinaus. Du bist erwählt, weil seine Sehnsucht dich sucht.

      Das Törichte der Welt hat Gott auserwählt,

      damit er die Weisen zuschanden macht;

      und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt,

      damit er das Starke zuschanden macht.

      Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt,

      das was nicht ist, damit er das, was ist, zunichtemache,

      dass sich vor Gott kein Fleisch rühme (1 Kor 1,27-28).

      So sieht Erwählung Gottes aus. Bei ihm haben alle die die beste Chance, die sich klein, unscheinbar, ungenügend, schwach und minderwertig fühlen.

      Er ist es, der sucht, sieht und Suchende erwählt. Nicht willkürlich, sondern er gibt damit Antwort auf suchende, sehnsuchtsvolle Herzen. Das, was uns abhält, in diese Berufung zu kommen, ist der Kampf um unser Herz. Und um diesen Kampf zu führen, sind wir von der Liebe Gottes erwählt. Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass Gott die Welt liebt – egal woher wir kommen.

      Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Joh 3,16).

      Seine Liebe gilt dir, gilt allen, denn Gottes Wesen ist Liebe, und seine Liebe erwählt.

      … wegen der Liebe des Herrn zu euch … (5 Mose 7,8).

      Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein (Jes 43,1b).

      Beim Namen rufen kann dich nur jemand, der dich kennt. Das ist persönlich, weil Gott dich persönlich meint. An anderer Stelle heißt es:

      Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt ... (Eph 1,4).

      Gott möchte uns um sich haben. Dazu wirst du erwählt. Das schließt keinen aus, aber er zwingt auch keinen dazu. Gott hat vor Grundlegung der Welt erwählt. Gott hat zuerst geliebt – dort beginnt alles.

      Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt … (Joh 15,16).

      Die er aber zuvor erwählt hat, die hat er auch im Voraus dazu bestimmt, nach dem Bild seines Sohnes gestaltet zu werden, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er im Voraus bestimmt hat, die hat er auch berufen. Und die er berufen hat, die hat er auch gerecht gesprochen. Die er aber gerecht gesprochen hat, denen hat er auch die Herrlichkeit verliehen (Röm 8,29-30 ZÜR).

      Dieser Erwählung geht Liebe voraus; und dann sucht Erwählung das Verlorengegangene und wartet gleichzeitig auf eine Antwort.

      Gott aber sucht, was verloren ging (Pred 3,15b

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