Freiheit statt Scham. Mirjam Fischer

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Freiheit statt Scham - Mirjam Fischer

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Schamgefühlen leiten lasse und ihnen nicht widerstehen kann – weil sie mich förmlich antreiben oder ich Angst verspüre, ihnen zuwider zu handeln – bedeutet das für mich Gebundenheit. Das ist genau das Gegenteil von Freiheit.

       Freiheit verspüre ich, wenn ich mich in jeder Lage meines Lebens und auch trotz meiner Gefühle immer frei entscheiden kann, was meine nächsten Schritte sind.

      Es ist erschreckend, welche Tiefe dieses Gefühl der Scham in sich birgt und was es uns rauben kann, wenn wir uns davon manipulieren lassen. Scham kann jeden Teil unseres Lebens betreffen und sogar so weit gehen, dass sie Lebensbereiche völlig lahmlegt. Besonders in Bezug auf unsere Gottesbeziehung ist Scham ein effizientes Mittel des Teufels, um uns auszubremsen oder gar zu blockieren.

      Nachdem ich mein eigenes Leben unter die Lupe genommen hatte, begann ich in Gesprächen mit anderen Menschen immer mehr die Spuren der Scham zu entdecken. Ich fing an, mich damit auseinanderzusetzen, was Scham genau ist und wo sie in der Geschichte der Menschheit begann und Einfluss gewann. Es ist schön zu sehen, wie Gott einem Dinge aufzeigt und sogar die Möglichkeit schafft, diese Erkenntnisse auch in andere Menschenleben hineinzusäen, sodass sie ebenso davon profitieren können.

      Ich habe bei so vielen Menschen Scham in den verschiedensten Bereichen gefunden. Manchmal sprang sie mich förmlich an. Sie zeigt sich oft sehr versteckt und ist nicht gleich als solche zu entlarven, und doch ist sie da und hindert uns am Handeln, weil wir uns im Innersten für etwas schämen.

       Scham hindert uns daran, so zu leben, wie es Gottes ursprünglichem Plan entspricht. Sie trennt uns von Gott und macht uns abhängig davon, so zu sein und zu handeln, wie es dem Normal unserer Welt entspricht.

      Ich wurde von klein auf gelehrt: Du darfst du selbst sein. Alle Menschen sind verschieden. Jeder ist anders als der andere und hat seine eigene Persönlichkeit. Keiner gleicht vollkommen einem anderen. Aber alle sind gleich viel wert. Deshalb darfst du so sein, wie du bist.

      Wenn du so sprichst, werden dir die meisten Menschen in deinem Umfeld zustimmen. Du bist nicht wie dein Ehepartner, deine Mutter/dein Vater, deine Geschwister oder Freunde. Ich habe gewisse Ähnlichkeiten mit meinen beiden Schwestern. Manche sind mit bloßem Auge sichtbar, andere erkennt man an unseren Begabungen oder Charakterzügen. Doch jede hat ihre Besonderheiten. Wenn ich allerdings die heutige Gesellschaft betrachte, kann ich nicht feststellen, dass die Besonderheit jedes einzelnen geschätzt und anerkannt wird. Vielmehr werden wir auf Norm getrimmt, und wenn eine Frau nicht den Maßen 90-60-90 entspricht, findet sie in manchen Läden nicht einmal passende Kleider – um es einmal überspitzt zu sagen.

      In der Schweiz fällst du also schon aus der Norm, wenn du mehr als zwei Kinder hast. Alles darüber hinaus muss gut abgewogen und geplant werden. Einer solchen Herausforderung wollen sich verständlicherweise nicht mehr alle Menschen stellen.

       Die Norm soll uns zeigen, was als normal betrachtet wird. Sie soll uns eine Richtlinie bezüglich dessen sein, was üblich ist und was gut für uns ist. Aber oft ist es eine Einschränkung, die den Einzelnen und seine Begabungen nicht berücksichtigt.

      Wenn wir alle gleich sein sollten, dann hätte Gott uns so geschaffen. Das war jedoch nicht Gottes Absicht. Er erschuf den Menschen nach seinem Abbild.

      Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes und schuf sie als Mann und Frau und segnete sie und gab ihnen den Namen „Mensch“ zur Zeit, da sie geschaffen wurden (1 Mose 5,1-2 LUT).

      Gott selber hat so viele Facetten, dass er den Menschen in all seiner Pracht erschaffen konnte. Weil wir alle nach seinem Bilde erschaffen wurden, sehen wir so unterschiedlich aus. Manche sind blond, andere braun oder schwarzhaarig, wieder andere haben rote, graue oder weiße Haare. Welche der Haarfarben ist also „die Richtige“? Wenn du zehn Leute in deinem Umfeld nach der „richtigen“ Haarfarbe fragen würdest, bekämst du wahrscheinlich zehn verschiedene Antworten. Manche mögen das eine und manche das andere. Warum also sollten wir dem Ideal glauben, dass nur blonde Frauen attraktiv seien?

      Die Menschen wollen schöne Menschen sehen. Deshalb küren sie jedes Jahr einen „Sexiest Man Alive“. Ein Mann soll der Schönste von allen sein. Doch wer beurteilt, wer der Schönste ist? Es wurden ja nicht alle Menschen dieser Erde angesehen, und trotzdem wurde der schönste und „sexieste“ Mann gekürt. Es wird einfach ein beliebter, bekannter Mann präsentiert, der den Kriterien entspricht, die sich die Jury gesetzt hat.

      In diesem Moment fällt mir ein, wie oft ich schon gehört habe, dass Schönheit von innen kommt und nicht von außen. Doch in der Welt sehe ich selten, dass wirklich auf die Einzigartigkeit eines jeden eingegangen wird.

       Es wird eine „Form“ vorgegeben. In jedem Teil, in dem du nicht mit dieser Form übereinstimmst, wird ein Nährboden für Scham gelegt.

      Wir sind Kinder des höchsten Gottes. Wir wurden als die Krönung der Schöpfung erschaffen und haben, so denke ich, einen natürlichen Antrieb, dass wir etwas wert sein wollen. Doch die Welt setzt uns lauter Grenzen und Ideale, die wir als normale Menschen nicht erreichen können bzw. nur dann, wenn wir Teile unseres Selbst abschneiden, weglassen oder uns verbiegen.

      Wer kennt nicht das Märchen von Aschenputtel, in dem die Stiefschwestern den Prinzen so gerne heiraten möchten, dass sich eine von ihnen gar einen Zeh abschneidet, um in den Schuh zu passen? Aber es flog auf und sie wurde nicht Prinzessin. Auch die zweite Stiefschwester passte nicht in den Schuh und schnitt sich einen Teil der Ferse ab, was genauso entlarvt wurde, und auch sie wurde nicht Prinzessin. Am Ende wurde Aschenputtel die Frau des Prinzen, weil nur ihr Fuß genau in den Schuh passte.

      Die Norm möchte uns eine Richtlinie geben und engt uns dadurch ein. Jeder von uns versucht, den vorgegebenen Standards gerecht zu werden, egal, was es uns kostet oder was wir von uns selbst hingeben müssen, um in die Form zu passen, in die die Welt uns pressen will. Doch was ist unser Antrieb, dass wir dem entsprechen wollen, was andere Menschen als schön und wichtig erachten?

      Wir möchten dazugehören! Gott hat uns als Wesen erschaffen, die gerne in Beziehung mit anderen leben. Als Gott den Menschen erschuf, sah er, dass sein Alleinsein nicht gut war. Also schuf er Eva, damit Adam ein Gegenüber hatte, das ihm glich.

      Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht (1 Mose 1,18).

      Wenn wir uns nur auf natürlichem Wege

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