Harte Reden. Fritz Binde

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der Rückgang und Verfall der menschlichen Kultur auf Erden folgen. Und nicht nur der Verfall der Kultur, sondern sogar der Verfall des Menschen mitsamt der Menschheit selbst. Eine Rückbildung der Menschenart ins Tierische zurück sei als wahrscheinlich anzunehmen. Sie werde Hand in Hand mit dem allgemeinen Verfall des Lebens auf der alternden Erde vor sich gehen. Vielleicht kaum merklich langsam, vielleicht durch veränderte Daseinsbedingungen der Erde katastrophenartig, in Gestalt wiederkehrender Eiszeiten, die die Kultur des Menschen nach dem Äquator zurückdrängen werden und womöglich den letzten Menschen in Eskimokleidung dort erfrieren lassen. Ob nun langsam oder plötzlich, jedenfalls werde das organische Leben wieder zu den niedrigsten Formen herabsinken und endlich ganz auf Erden ersterben.

      Die Erde selbst habe man sich dann in mondgleicher Verödung als ausgestorbenen Planeten zu denken, dessen Kollegen am Himmel ebenfalls einer nach dem andern dem Greisentum entgegenaltern, bis sie, wie der Mensch und alles Erdenleben in den Schoß seiner Mutter Erde zurücksank, in den Schoß der greisen Mutter Sonne zurückstürzen werden, deren verlöschende Glut sich vom Tode ihrer Kinder vielleicht noch einmal nähre, um endlich auch zu verlöschen. Als tote dunkle Sonne, wie es deren viele im Weltraum gibt, werde sie dann noch existieren, bis sie durch gewaltige Weltkatastrophen einer größeren Sonne, ans glühende Herz geschleudert oder sonst zertrümmert werde. Aber nicht nur unser Sonnensystem, sondern auch die große Sonnenfamilie, zu der unsere Sonne mit ihren Kindern gehört, werden unter unermesslichen Himmelskatastrophen verenden und, wie der Mensch zu Erdenstaub wird, wieder zur glühenden Gasmasse werden, aus der die Sonnen einst durch Rotation und Abkühlung geboren wurden. Das weite Totenfeld zerschellter Sonnen im Weltraum werde dann sein ein neuer glühender Nebelfleck.

      Also vom Nebelfleck zum Menschen und vom Menschen wieder zum Nebelfleck! Und in diese Weltentragödie eingeschlossen die Tragödie, die Unglücksgeschichte der Erde und – des Menschen! –: das ist's, was dir mit grausiger Sachlichkeit eine ungläubige Wissenschaft zu melden und als Antwort zu bieten hat auf die Menschheitsfrage „Woher? Wohin?“ Ist das nicht wahnwitzige, wahnsinnige Hoffnungslosigkeit? Oder soll die erhabene Großartigkeit des Weltbrandspieles, innerhalb dessen der Mensch in der Eiszeit seiner sterbenden Erde mitsamt seiner heißerarbeiteten Kultur verdirbt, für die grausige Hoffnungslosigkeit entschädigen? Oder soll der Gedanke, dass aus dem Weltenflammentode ja wieder neue Sonnen, neue Erden, neue Erdenlebewesen, ja eine neue Menschheit geboren werden die grausige Hoffnungslosigkeit mildern oder gar aufheben? Ist etwa die Endlosigkeit dieses nach Milliarden von Milliarden Erdenjahren aufgerollten Weltenspieles eine Antwort auf den Menschenschrei: „Woher? Wozu? Wohin?“ Oder soll der ewige Bestand des „Seins“, in dem über Werden und Vergehen hinaus „das Leben“ lebendig kreist und bleibt, etwa lebendige Hoffnung sein?

      Wie könnte der bloße Bestand des Seins die Antwort sein! Und doch kennt der Unglaube am Grabe des einzelnen Menschen und am Grabe des Menschengeschlechtes und seiner verherrlichten Kultur keine andere Auferstehungspredigt als die des „ewigen“ Seins als „ewiges“ Werden und Vergehen. Und weil ihn selber dabei friert, fügt er mit der Gebärde des großen Verzichts eine moralische Ermahnung zur Bescheidenheit fürs kleine Menschlein an, es solle doch keine egoistischen Wünsche ans Weltall stellen, sondern sich genügen lassen am wissenschaftlich so herrlich erkannten Kreislauf des einen großen Lebens. Welche grausig-armselige Komödie! Ja, welche Tragikomödie der Hoffnungslosigkeit! O Mord am Menschenherzen und Menschengeist! O Bankrott einer Wissenschaft, die gerade von dem nichts weiß, was der Mensch so lebensnötig wissen muss! Denn nie wird sich das Innerste des Menschenwesens und Menschenherzens „wissenschaftlich“ totschlagen lassen; nie wird es aufhören zu fragen: Woher? Wozu? Wohin? Und immer wieder wird es die Antwort des Unglaubens als Hoffnungslosigkeit empfinden.

      Allerdings deckt die träge, ichsichere Gedankenlosigkeit des Menschen die Schauerlichkeit seiner Hoffnungslosigkeit zu. Die meisten Menschen denken nicht weit. Sie leben dem Augenblick. „Lasset uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ Das ist ihr Gedankenkreis. Solche Gedankenlosigkeit ist der beste Nährboden des materialistischen Unglaubens und der gemeinen Selbstsucht. Wenn man nur das geliebte Ich durchbringt; im Übrigen mag kommen was will – „nach uns die Sintflut!“

      Andere wieder sind geblendet durch einen aus Trotz und Verzagtheit geborenen Optimismus. Sie haben einen geradezu blinden Glauben an sich selbst und an die Menschheit. Es sind die revolutionären und reformatorischen Kulturethiker und Friedensapostel. Mit einer auf wissenschaftlicher Entwicklungslehre gegründeten Ethik erhoffen sie eine Kultur der Gerechtigkeit und Freiheit schaffen zu können. Krieg und menschliche Selbstsucht scheinen ihnen nur Reste einer unwissenschaftlichen Erziehung. Dächten sie über ihren wissenschaftlichen Evolutionismus und über Möglichkeit und Wert ihrer erträumten Kultur im Sinne der großen Dreifrage: Woher? Wozu? Wohin? gründlich nach, müsste sie die Hoffnungslosigkeit angrinsen! Kennten sie das Menschenherz und das Wesen der Sünde; wie beides Gott im Bibelworte offenbart, und beugten sich dieser realen Offenbarung, wie würde ihr blinder Optimismus zusammenkrachen! Denn dieser Optimismus ist nichts anderes als die ungebrochene Hoffart des menschlichen Geistes, die in trotziger Selbsthilfe lieber zehntausendmal mit ethischen Kulturphrasen den Turm von Babel zu bauen sucht, als dass sie sich einmal dem Gott und Heiland der Heiligen Schriften unterwirft. Nur ihre Verblendung trennt sie von der Einsicht in ihre Hoffnungslosigkeit.

      Zerreißt der Allmächtige nach langer Geduld endlich mit starkem Arm den Schleier solcher wissenschaftlichen Verblendung, indem er den Menschen die Frucht ihres eigenen Wesens in schrecklichen Gerichtszeiten zu schmecken gibt und etwa, wie jetzt, während dies geschrieben wird, die Gräuel des Krieges sich entfesseln lässt, o wie sinken da die ethischen Träumereien in den Staub, wie nackt zeigt sich da die Hoffnungslosigkeit des Menschen, der ohne den lebendigen, persönlichen Gott in der Welt ist, und wie schnell lernen da manche, die sonst ohne ihn fertig wurden, nach seiner allein wahrhaft mächtigen Hilfe schreien! Denn solange der Mensch selbstgewiss in stolzer Vernunftsicherheit, die er „Wissenschaft“ nennt, gegen den geoffenbarten Gott und seinen alleinigen Retter Jesus Christus streitet, wird er auch noch gegen seinen Nebenmenschen und wird Volk wider Volk streiten. Nur wenn der Wille Gottes, wie er in Christus offenbar geworden ist, auf Erden geglaubt und erkannt wird, gibt es keine Kriege auf Erden mehr. Alle anderen Friedensversuche werden an der sündigen Menschennatur scheitern als Hoffnungslosigkeit!

      Dasselbe Offenbartwerden der Hoffnungslosigkeit des Unglaubens vollzieht sich auch immer noch im Einzelleben. Ich traf nach Jahren einen monistisch gesinnten Freund wieder und redete zu ihm vom lebendigen persönlichen Gott. „Ach was!“ rief er da aus, „Gott, Gott?“ wies zum Fenster hinaus und meinte: „Da, das ist Gott! Das weite Leben ringsum draußen! Einen anderen Gott gibt's nicht!“ Ein Jahr später bat mich der inzwischen schwer herzleidend gewordene Freund auf schriftlichem Wege, ich möge doch für ihn beten. „Zu wem soll ich beten?“ fragte ich zurück. „Ihr Gott ist ja das weite Leben ringsum draußen. Soll ich also zum weiten Leben für Sie beten?“ – So offenbart sich in Völker- und Einzelnot die Hoffnungslosigkeit jeder ungläubigen, unbiblischen Weltanschauung.

      Der Unglaube in allen seinen Formen hat es noch nie weiter gebracht, als bis zum Heroismus, Stoizismus oder Pessimismus. Entweder optimistisches selbstsicheres Heldentum, das sich blind auf roh oder edel gesteckte Ziele versteift, bis es zusammenkracht oder gelehrte oder ungelehrte Verzicht leistende Gelassenheit, die bereit ist, alles geradeso hinzunehmen, wie es ist, oder schwermutsvoller Weltschmerz, der mit dem freiwilligen Tode liebäugelt.

      Und damit bin ich bei der auffälligsten Form der Hoffnungslosigkeit des Unglaubens angelangt: sein Liebäugeln mit dem Tode.

      Auch der Unglaube braucht einen Erlöser aus den Nöten unseres unzulänglichen irdischen Daseins und dieser Welt, die im Argen liegt. Den vom Vater im Himmel gesandten Erlöser Jesus Christus, als Erretter aus Schuld und Macht der Sünde, verschmäht er. Er hat sich einen anderen Erlöser erwählt als den Urheber und Herrn des Lebens. Er verehrt den König der Schrecken, in dem die Gewalt Satans lebt: Er verehrt den Tod.

      Die zunehmende Zahl der Selbstmorde, diese Quittung auf die Hoffnungslosigkeit des Unglaubens, beweist,

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