Harte Reden. Fritz Binde

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dein Herz Öffnung, Tiefe, Licht und Lust empfangen haben? Wird der Boden deines Herzens „gutes Land“ geworden sein? Wirst du das gehörte Wort heimtragen und bewahren in einem guten und feinen Herzen? Wirst du es weiter bewegen in diesem Herzen?

      Oder bleibt es bei der Härte? Bleibt es bei der Oberflächlichkeit? Bleibt es bei den Dornen?

      O, welche Fragen von welcher Tragweite!

      Aber was du auch zu tun gedenkst: Gott hat das Seine getan. Er wollte dir durch das Gleichnis aus dem Munde seines Sohnes sein eigenes und dein eigenes Herz offenbaren.

      Darum gehe jetzt hin. Aber Jesu Gleichnis und Jesu Wahrheit und Jesu Frage werden mit dir gehen. Sie lauten:

       Vierfach ist das Ackerfeld,

       Mensch, wie ist dein Herz bestellt?

      *

      Wie schön ist nicht ein Herz,

      Das, ausgeleert von allem,

      Nichts in sich heget mehr

      Als Gottes Wohlgefallen.

      Das, durch viel Kreuz und Leid

      Geschmolzen und gefegt,

      Die höchste Majestät

      Im stillen Grunde trägt!

      Tersteegen

      „Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt“.

      Epheser 2,12

      Ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt, so bezeichnet der Apostel Paulus den Zustand eines Nichtchristen. Es ist also der Zustand eines Ungläubigen ein hoffnungsloser Zustand. An dieser Tatsache hat sich in den bald vollendeten zwei Jahrtausenden nichts geändert. Zwar sucht man heute die Tatsache umzukehren und die Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Man redet mit aller Dreistigkeit vom „Verfall des Christentums“ und von der Hoffnungslosigkeit des Christenglaubens. Gläubiger Christ sein oder werden sei etwas ganz Hoffnungsloses, sei nichts als Ignoranz und Resignation, öde Unwissenheit und armseliger Verzicht. Diese Meinung ist dank der sogenannten Aufklärungsschriften so verbreitet, dass der gewöhnliche Kulturmensch den bibelgläubigen Christen bereits als ein Kuriosum, als etwas Absonderliches betrachtet, das er sowohl bedauert als verachtet. Bedauert wird der Gläubige, weil man ihm ohne weiteres das „intellektuelle Defizit“, den Mangel an Verstand, anhängt, ein Zurückgebliebener, ein Dummer!

      Und verachtet wird der Gläubige, weil man ihm ebenso schnell das „moralische Defizit“, den Mangel an Ehrlichkeit, anhängt, ein Heuchler, ein Schuft! Beide Erklärungsweisen genügen dem Unglauben, um die Hoffnungslosigkeit des Christenglaubens zu betonen. Rückt aber der Ernst und die Notwendigkeit des Christwerdens dennoch einmal näher, so ist man schnell bereit, das Christwerden als etwas Hoffnungsloses abzuweisen, weil es, wie die jungen Leute gerne sagen, alle Lebensfreude zerstöre oder die geschäftliche Tüchtigkeit untergrabe und am Fortkommen hindere, also den Schritt hinein in die nackte Hoffnungslosigkeit bedeute. Und doch bleibt es bei dem Apostelwort. Nicht der Christ ist der Hoffnungslose, sondern der Nichtchrist.

      Ich möchte aber nicht ins Blaue hineinreden und bloße Behauptungen aufstellen, sondern, was gesagt werden muss auch zu beweisen suchen.

      Was heißt denn „hoffnungslos“? Nun, ich denke: antwortlos, aussichtslos, zukunftslos.

      Ist das denn der Zustand des Nichtchristen? Gibt der Ungläubige nicht an, die ganze Wissenschaft für sich zu haben, die seinem Verstande doch so zahlreiche Antworten gibt, und er soll antwortlos sein? Haben ihm Wissen und allgemeine Kultur nicht geradezu leuchtende und großartige Aussichten eröffnet, und er soll aussichtslos dastehen? Und garantiert ihm die fortschreitende menschliche Erkenntnis nicht jede Zukunft, und er soll zukunftslos sein? Berechtigt nicht das bisher Errungene zu den schönsten Hoffnungen, und der so reich ausgerüstete Unglaube soll hoffnungslos sein?

      Nun, wir wollen sehen.

      Drei große Menschheitsfragen gibt es, vor denen jede sogenannte Weltanschauung sich zu erproben hat. Es sind die Fragen nach dem Woher? Wozu? und Wohin? unseres Geschlechts. Vor diesen drei inhaltsschweren, unabweisbaren Fragen zeigt es sich, wie weit eine Weltanschauung antwortfähig und damit hoffnungsvoll oder antwortlos und damit hoffnungslos ist.

      Die Frage nach dem Woher? der Menschheit scheint ja das ungläubige Denken von heute ganz besonders ernstlich beschäftigt zu haben. Den biblischen Schöpfungsbericht hat man als „unwissenschaftlichen“ Mythos überlegen beiseite gelegt. Himmel, Erde und Mensch aus dem Worte und der Hand des persönlichen Gottes hervorgegangen, wird als unglaubliches Märchen belächelt. Man will eine bessere Antwort, als die, die Gott heißt. Man will Wirklichkeit. So hat man den einzig wirklichen Gott als etwas „Unwissenschaftliches“, das das menschliche Denken nimmermehr befriedigen kann, bei der Beantwortung der Frage nach dem Woher? streng methodisch ausgeschaltet und eine vernünftigere Antwort gesucht. Und man gibt an, die richtigere, ja, die einzig richtige Antwort gefunden zu haben. Wie lautet sie denn?

      Lange stand ich still und sann: Wissbegierige Menschheit, frohlocke! Du bist weiter vorgedrungen als bis zum Nord- oder Südpol deiner Erde. Preise deine Sternwarten und Riesenteleskope; denn sie haben dich nun den Anfang aller Dinge schauen lassen: den Nebelfleck. Großartige Sammlung und Vereinfachung aller weltlichen Herkünfte und Bezüge; denn alles gipfelt im Nebelfleck! Uralt ewige Frage, über die so manche Häupter gegrübelt, Häupter im Turban und im schwarzen Barett, du hast deine zwar nicht nahe liegende, auch nicht sehr hell einleuchtende, aber desto gewaltigere und großartigere Lösung gefunden; sie heißt: Der Nebelfleck! Rätsel des Lebens und des Todes, Rätsel der Welt, der Mensch ist dir nachgegangen bis zum fernsten Mutterschoß, bis zum Nebelfleck! Lebendiger, allmächtiger Gott, und dennoch wissenschaftlich auf Erden vernichtet, nun bist du bei den aufgeklärten Menschen eine geringwertigere Rarität geworden, als jede vorzeitliche Postkutsche; denn an Stelle deiner illusorischen Existenz ist getreten die reale Ausdehnung des Nebelflecks!

      Wird mich jetzt wieder ein Mensch fragen: Woher denn nun dies alles? Wo ist die Heimat? Wo liegt der hohe Pol? So werde ich geradenwegs ins Blaue oder Graue hinaufweisen, und werde mit wissenschaftlicher Betonung antworten: Im Nebelfleck! – So ungefähr sann

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