Himmlisches Herzflüstern. Michael Stahl

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Himmlisches Herzflüstern - Michael Stahl

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Worte kamen aus dem Munde einer Frau, die ihr Kind verloren hatte, die so oft um das Leben ihres Mannes gebangt hatte und schauen musste, wie sie ihre Kinder versorgen konnte. Die sich selbst stets zurücknahm und gab, wo sie nur geben konnte – und das alles zu Kriegszeiten!

      Oft erzählte sie mir biblische Geschichten. Ich bin so dankbar für jede Minute, in der ich ihr zuhören konnte. Gerade jetzt fällt mir ein, dass ich ihr wohl nie gesagt habe, wie sehr ich sie liebe. Sie wusste es immer, doch ist es so wertvoll, es auszusprechen. Ich wusste es ja auch erst mit 37 Jahren, wie unendlich kostbar es ist, die Liebe auszusprechen.

      Sehr oft erzählte sie mir von dem ersten Märtyrer „Stephanus“, dass er für sein Bekenntnis zu Jesus sterben musste, dass er aber im Sterben den offenen Himmel sehen durfte. Diese Begebenheit sollte später noch eine größere Bedeutung bekommen.

      So oft beteten wir gemeinsam. Welch ein Segen, Eltern und Großeltern zu haben, die beten und segnen können. Immer wieder erzählte sie mir von ihrem kleinen Jungen, dem „Werner“, der mit gerade mal zwei Wochen gestorben war. Sie gab Gott nie die Schuld für seinen Tod, sondern sagte mir mit Gewissheit, dass er nun bei Jesus sei.

      Omas Sofa war ein Stück Zufluchtsort für mich, wenn die Welt da draußen brüllte. Hier wurde nie geschrien. Opa war wortkarg; nie sprach er aus seinem Herzen. Nähe konnte er auch keine spenden. Heute weiß ich, warum. Er starb 1988, als ich 18 Jahre alt war. Ich glaube, seine Erziehung sowie der Krieg und die Gefangenschaft haben vieles in ihm zerstört und sein Herz versteinert. Würde ich ihm nur noch ein einziges Mal begegnen, so würde ich ihn in meine Arme nehmen (wenn er es zulassen würde) und ihm in sein Ohr flüstern: „Opa, ich verstehe dich und ich liebe dich!“ Oh Mann, geht mir das ans Herz!

      Ende Dezember 1983 kam meine Oma ins Krankenhaus. Die ersten vier Wochen dachten wir, dass alles gut werden würde, doch auf einmal schien sie uns nicht mehr zu erkennen. Es war eine schlimme Zeit. Meine geliebte Oma wusste meinen Namen nicht mehr.

      Eines Tages saß ich an ihrem Bett, als ich ein Strahlen in ihrem Gesicht bemerkte; es war wie von Freude erleuchtet. Sie zeigte zur Wand neben sich und fragte flüsternd, mit zärtlicher Stimme, voll Ehrfurcht und Dankbarkeit: „Siehst du ihn Michael?“ Dabei wisperte sie aufgeregt, als teilten wir unser intimstes Geheimnis.

      „Siehst du ihn?“, hakte sie nach. „Nein, wen?“, fragte ich und schaute verwundert auf die Wand. „Sieh doch genau hin!“, wurde sie energisch. „Jesus ist da! Schau … wie wunderschön er ist …“

      Ja, jetzt sah ich ihn auch – auf ihrem Gesicht. Ich sah, dass Oma Lisa ihn sah … Und ich flüsterte ihr zu: „Ja, jetzt sehe ich IHN auch …“ Sie lächelte mit tiefer, erfüllter Freude und zugleich Sehnsucht.

      So durften wir beide Jesus sehen – meine Oma von Angesicht zu Angesicht und ich in ihrer Freude, im Strahlen ihres Gesichtes …

      Die auf Gott schauen werden leuchten wie die Sonne, sagt die Bibel (vgl. Mt 13,43). Ich habe es selbst gesehen und erlebt, damals am 7. Februar 1983 im Kreiskrankenhaus in Bopfingen auf Ebene eins, ganz hinten am Flur … Es war die Krönung all unserer Gespräche.

      (So, nun laufen meine Tränen. Ich weiß nicht, ob es sich „gehört“, wenn man als Autor von seinen Tränen schreibt, während man die Tastatur bearbeitet und mit verschwommenen Blick zu erklären versucht, was unerklärbar ist. Ich spüre nur noch Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe … Mein Bildschirm ist verschwommen … Ich sehe IHN gerade jetzt, Jesus, vor meinen inneren Augen; und vielleicht erkennst auch du ihn in deinem Herzen.)

      Einen Tag später kam mein Papa um die Mittagszeit nach Hause. Dies war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah – diesen Mann, der so oft geschrien hatte. Er stieg aus dem Taxi, ging die Stufen unseres alten Hauses hinauf, trat ein und flüsterte unter Tränen: „Meine Mama ist eben gestorben …“ Nie werde ich diesen Augenblick, sein Flüstern vergessen, genauso wenig wie das meiner Oma tags zuvor.

      Im Himmel sah sie ihren kleinen Werner wieder, und sie hat nun wieder zwei Beine und tanzt mit Jesus. Ihr Gesicht strahlt jetzt bis in alle Ewigkeit …

      Ihr leises Zeugnis von der Schönheit Jesu Christi möge auch in dein Herz flüstern und dir den gleichen Halt schenken, den meine Oma stets hatte, den Trost, der sie durch schwere Zeiten getragen hat, und den Mut, ihr Leben aus Liebe zu geben; ihr Vertrauen in den, der nie von ihrer Seite gewichen ist und der sich ihr im Sterben zeigte. Er nahm ihr alle Ängste und schenkte ihr die Zuversicht, dass der Himmel für sie offenstand wie einst bei Stephanus.

      „Schau, Michael, wie wunderschön Jesus ist“, höre ich sie immer und immer wieder flüstern, seit nun mehr als 37 Jahren. Und deshalb flüstere auch ich es jetzt in diese Welt hinaus: „Seht her, wie schön ER ist.“

      Mögest auch du sehen, wie schön ER ist … Sein Name ist JESUS!

      Kapitel 3: Bett-Flüstern

      Ich hatte, wie vielleicht die meisten von euch wissen, keine unbeschwerte Kindheit. Die einfachsten Dinge waren für mich oft Lichtjahre weg. Ich wurde verletzt, gedemütigt und kannte kaum meinen Wert. Mein Papa, der 2010 verstarb und mit dem ich mich fast drei Jahre zuvor versöhnen durfte, war Alkoholiker, und mit dem Arbeiten hatte er es auch nicht so. So war mir damals wie heute meine Mama ein Fels in der Brandung. Sie leistete oft Unmenschliches, obwohl sie es selbst nicht einfach hatte. Noch heute habe ich ihr so viel zu verdanken.

      Wir wohnen nun gemeinsam in einem Haus, und sie ist uns in vielen Bereichen eine Stütze. Während ich dieses Kapitel schreibe, kocht sie ein leckeres Mittagessen im unteren Stockwerk in unserer Küche. In Kürze sitzen wir alle gemeinsam wieder an einem Tisch wie fast jeden Tag. Ach ja, Mama, falls du das jetzt liest, du und der Rest der Welt sollen es wissen, dass ich dich liebe und ehre!

      Doch trotz meiner Mama, meiner Oma und meiner geliebten Tante Elfriede, fehlte mir ein liebevolles männliches Vorbild, und das entdeckte ich mehr und mehr bei meinem geliebten Onkel Heinz. Was für ein toller Mann! Er war Jahrgang 1930 und kam aus Berlin.

      Er war sooooo schlau. Für mich war er wie ein persönliches Wikipedia und Google in einer Person. Stets hatte er einen Rat. Tante Elfriede und Onkel Heinz wohnten nur 200 Meter von Oma und Opa entfernt. Fast jeden Sonntag gingen wir zusammen spazieren, meine Familie und die beiden.

      Heinz und ich „seilten“ uns stets ab und gingen oft hunderte von Metern voraus. Ich saugte alles auf, was er zu sagen hatte. Er bemerkte meine Unsicherheit und brachte mir die ersten Tricks zur Selbstverteidigung bei. Er sagte mir immer wieder: „Junge, wenn du einmal wegläufst, dann läufst du immer weg. – Steh aufrecht! – Halte dem Blick stand! – Sag, wenn du etwas nicht möchtest! – Erhebe deine Hände und beschütze deinen kleinen unsichtbaren Gartenzaun! – Und wenn jemand alle Warnungen ignoriert und dir weh tun will, dann betonierst du ihm sofort eine!“ Boah, er war so mutig, so stark, das Gegenteil von mir. Deshalb bewunderte ich schon immer Muhammad Ali, Bruce Lee und Bud Spencer. Sie alle waren ein wenig wie Onkel Heinz.

      In manchen Zeiten war ich täglich bei meinem „Onkele“. Er spürte, wenn es mir nicht gut ging, wenn andere mich verletzten, und oft sprach er mich direkt an: „Bist du aufrecht gestanden?

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