Der Geheimbund der 45. Bernhard Wucherer

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Der Geheimbund der 45 - Bernhard Wucherer

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auffiel, während sie durch das Bergtor die Hauptstraße hinunterkutschierten, um eine Herberge zu suchen.

      »Scusi!«, rief Matteo vom Kutschbock herunter und bekam von einer der beiden Frauen, die er angesprochen hatte, ein »Hä?« zurück.

      Über diese kurze Antwort erstaunt, schaute er erst die Frau, dann Hannß an, der sofort lauthals zu lachen begann, bevor er seinem Freund erklärte, dass sie ihn nicht verstanden hatte. »Sie kann kein Italienisch! Lass mich mal versuchen, vielleicht versteht die holde Maid ja einen Tyroler!«

      Nachdem Hannß in seinem hier zwar nicht unbedingt allseits bekannten, aber dennoch verständlichen Dialekt höflich nach einer Herberge gefragt hatte, zeigte die Frau nach vorne. »Ihr miesset bloß g’rad’aus, nananab durch’s Schdädtle! Dann ab bizzle rechts ’nauf bis zur Kloschd’rmihle! Dô isch dann d’r ›Schwanê‹! Pfiat eich Gott!«

      »Danke!«

      »Grazie, signora!«

      »As sei scho recht!«, sagte die Ältere.

      Als der Planwagen an den beiden vorbeizog, kicherte die andere und meinte zu ihrer Freundin: »Hôsch dean schwarze’ Deif’l g’sea? Und hôsch g’sea, wie der mi a’glueget hôt? Der kennt m’r herrgottig g’falle’!«

      »Wenn du muisch!«

      Damit war die Konversation der beiden Dorfschönheiten beendet.

      Die der Kutscher aber nicht: »Hast du ein Wort verstanden?«, mochte Hannß lachend von seinem Freund wissen.

      Matteo gab keine Antwort. Stattdessen hatte er sich seitlich so weit vom Bock gelehnt, dass er zurückschauen konnte. Erst als er von Hannß einen Rempler in die Rippen bekam, besann er sich wieder auf ihre Fahrt. »Was hast du gesagt?«

      »Sag nicht, dass dir die Kleine mit dem güldenen Haar gefallen hat!« An Matteos Reaktion merkte Hannß, dass er die Gefühle seines Freundes richtig eingeschätzt hatte. »Das glaube ich jetzt nicht!«

      Mit sich und der Welt zufrieden fuhren sie an etlichen Betrieben vorbei: einem Becherer, mehreren Lodwebern, einem Schuhmacher, einem Nagler und sogar einem Murator, der den wachsenden Wunsch betuchter Zugereister nach Häusern aus Stein befriedigte.

      »Sieh mal, Hannß …« Der gottesfürchtige Italiener bekreuzigte sich, bevor er aufgeregt nach vorne zeigte. »Rechts oben ist ein Kloster!«

      »Und wo Klosterbrüder sind, wird auch gesoffen! Da kann eine Schenke nicht weit sein«, war sich der durstige Fuhrwerker sicher und sollte recht behalten. Denn gleich darauf zeigte Matteo zu einem ausladenden Metallschild in Wappenform, das unter dem Giebel eines Hauses hing. Darauf war ein weißer Schwan abgebildet, was auf eine Herberge, zumindest aber auf eine Schankwirtschaft hinweisen könnte. Und tatsächlich: Nach wochenlangen Strapazen waren sie an ihrem Ziel angekommen und schienen auf Anhieb eine Unterkunft gefunden zu haben.

      Das Gebäude mitsamt den überdachten Wagenabstellplätzen und der dazugehörenden Landwirtschaft war erst vor Kurzem das Eigentum von Friedrik Eberz geworden. Denn der findungsreiche mittlere Sohn von Godefried und Maria Eberz war kaum erwachsen geworden, als er sich von den Eltern sein Erbteil hatte auszahlen lassen. Damit hatte er den gesamten Wirtshaus- und Beherbergungsbetrieb zu einem Spottpreis kaufen können, weil der Vorbesitzer, der das Gebäude vom Kloster gepachtet hatte, auf die Gant gekommen war. Seither führte einer aus dem alteingesessenen Geschlecht der Eberz die älteste Schenke von Isine, die schon vor einhundertzwölf Jahren in Zusammenhang mit einem Tauschgeschäft zwischen dem Kloster und dem Dorf durch Wolfrad Graf von Altshausen neben einer Mühle an das Kloster übergeben worden war und immer schon Salzrodern, Tuchhändlern und anderen Reisenden als Unterkunft gedient hatte. Und weil Friedriks älterer Bruder Cristoff inzwischen Bürgermeister war, hatte es auch keine Probleme gegeben, das neu zu beantragende »Krugrecht« für die Schankstube »Zum Schwanen« zu erhalten.

      *

      »Ihr habt Glück, dass ich noch eine Kammer und einen Stellplatz für euer Fuhrwerk frei habe!«, sagte der geschäftstüchtige Wirt, um den Übernachtungspreis anheben zu können. Den Matteo hoch dünkenden Übernachtungszins begründete der Wirt damit, dass Isine in wenigen Tagen das Lindauer Stadtrecht verliehen werden sollte, weswegen »eigentlich« jetzt schon alle Schlafkammern besetzt seien, »… egal, was sie kosten!«

      »Schon gut!«, sagte Matteo. Er konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als schon wieder in freier Natur unter dem Planwagen schlafen zu müssen, wie dies während der Reise meistens der Fall gewesen war.

      »Also gut! Gebt mir eine Anzahlung und mein Knecht Jockel versorgt eure Tiere und das Fuhrwerk, während ihr euch am Brunnen im Hof waschen könnt, bevor ihr eure Kammer bezieht!«, lockte der Wirt, um schnell mit Matteo handelseinig zu werden.

      Obwohl die beiden Fremden todmüde waren, saßen sie eine Stunde später in der Schankstube und ließen sich das Bier schmecken, das ihnen Resi, die dralle Schankmagd, unaufgefordert hingestellt hatte.

      »Was für ein Weib!«, stellte Hannß entzückt fest, nachdem er ihr so ungeniert in den offenherzigen Ausschnitt geguckt hatte, dass er von Matteo einen Fußtritt bekommen hatte. Nach wochenlangen Entbehrungen würde es den Fuhrwerker gelüsten, sich endlich wieder einmal so richtig verwöhnen zu lassen.

      Weil Matteo die Gedanken seines neuen Freundes lesen konnte und ihn davon weglenken mochte, fuhr er mit einem forschen »Salute!« dazwischen.

      »Salute, mein italienischer Freund!«, entgegnete Hannß, während er den Krug hob und Resi sehnsüchtig hinterherschaute.

      *

      Nach und nach füllte sich die Schankstube, in der dem Anschein nach ausschließlich Bier getrunken wurde, was Matteo Anlass dazu gab, sich zu wundern.

      »Bestimmt gibt es hier auch Wein!«, orakelte Hannß, der eigentlich hätte wissen müssen, dass sich das einfache Volk überhaupt keinen Wein leisten konnte. Aber dies machte den beiden nichts aus; Hannß war an Bier gewöhnt und Matteo schmeckte das dunkelbraune Gebräu.

      »Weißt du noch, als wir bei der Überquerung der Alpen fast abgestürzt wären, weil eines meiner Rösser wegen einer Kreuzotter gescheut hatte?«, eröffnete Hannß das Gespräch, das sich an diesem Abend hauptsächlich um ihre Reise drehen sollte.

      »Ja!«, antwortete Matteo. »Dass du zuvor aber einen Landsmann von mir erwürgt hast, wäre allerdings nicht nötig gewesen, oder?«

      »Sag mal, bist du der Narretei verfallen? Diese vier italienischen Straßenräuber wollten uns umbringen und unsere Habe stehlen! Hätte ich mich nicht gewehrt, wären wir jetzt beide nicht mehr am Leben!«

      Du hast ja recht, dachte sich Matteo, dem die drei Verletzten und der Tote im Grunde genommen nicht leidtaten. Vielmehr ärgerte es ihn, dass er den Körper des toten Strauchdiebes nicht für seine wissenschaftlichen Untersuchungen hatte verwenden können.

      »Noch ein Bier?«, fragte Resi den Salzroder und bedeutete ihm mit einer unverhohlenen Geste, ihm unauffällig nach hinten in den Hof zu folgen. Sie hatte längst bemerkt, dass der kräftig wirkende Mann heiß auf sie war. Und er gefiel ihr.

      »Nun geh schon«, flüsterte Matteo seinem Freund in abgehacktem Deutsch zu, bevor er sich mit Händen und Füßen an Resi wandte: »Aber vorher bringst du mir etwas zu essen!«

      Inzwischen war es draußen so dunkel geworden, dass der Wirt eiserne Spanhalter mit Holzspänen

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