Gesprochene Verbrechen. Heike Gerdes

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Gesprochene Verbrechen - Heike Gerdes

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Auch den Pflaumenkuchen lobten sie in den höchsten Tönen. Ich verschwieg, dass Schwiegermutter ihn gebacken hatte, weil der Herd, den Renko angeschlossen hatte, so gut heizte, dass jeder Kuchen nach zehn Minuten außen verkohlt und innen flüssig war.

      Schwiegermutters Pflaumenkuchen war aber auch wirklich ein Gedicht. Binnen weniger Minuten klebten auf der Kuchenplatte neun Wespen, drei patrouillierten über dem Tisch und eine verfing sich in Sabines langen schwarzen Locken, geriet in Panik und stach Sabine in die Oberlippe. Ich lotste die Jammernde über einen Haufen Abbruchziegel in die Küche, um ihr einen Eiswürfel zum Kühlen zu geben. Mit einem mitleidigen »Haou« wollte Renko uns folgen, aber vier verwirrte Wespen versperrten ihm den Weg. Renko fuchtelte mit seinen kräftigen, sonnengebräunten Armen, trat drei große Schritte rückwärts, strauchelte über einen Mörtelzuber und kam endlich heftig rudernd so weit wieder ins Gleichgewicht, dass er mit langen Sätzen, Haken schlagend wie ein Feldhase, ums Haus flüchten konnte.

      Sabines Lippe war nach wenigen Tagen wieder abgeschwollen und sie trug mir die Attacke nicht nach, zumal sich Renko sehr fürsorglich um sie gekümmert und mit seinen geschickten Händen höchstpersönlich ein kühlendes Gel aufgetragen hatte. Schon am nächsten Samstag besuchte sie uns wieder. Sie kam so früh, dass sie Renko zum Baumarkt begleiten konnte, während ich mich diesmal zur Abwechslung in unserem schönen, wildromantischen Garten zu schaffen machte. Natürlich lud ich sie zum Mittag ein und sie revanchierte sich dafür, indem sie Renko nachmittags beim Vertäfeln der Wohnzimmerdecke zur Hand ging. Ich war ihr dankbar, denn da ich auf dem besten Wege war, unser gemeinsames Nest in Weener mit neuem Leben zu füllen, genoss ich es sehr, nicht ständig auf dem Boden herumzukriechen, Profilbrettkrallen und Werkzeuge zu suchen oder mit weit über den Kopf gereckten Armen auf einem Stuhl zu balancieren, um vier Meter lange Holzbretter gegen die Decke zu drücken.

      Stattdessen stellte ich mir einen Gartenstuhl in ein schattiges Eckchen hinter eine Holzwand, die den ewigen ostfriesischen Nordwestwind abhielt, beobachtete mit wohliger Trägheit die vorbeitorkelnden Zitronenfalter und lauschte dem Zwitschern der Vögel und dem Summen der Bienen.

      Ein ausdauerndes Knistern, als würde jemand ständig die Nägel von Daumen und Zeigefinger aneinanderknipsen, erregte meine Aufmerksamkeit, und nach einigem Suchen entdeckte ich an der Windschutzwand drei fleißig raspelnde Wespen, die sich den Bauch oder was auch immer mit Holzspänchen vollschlugen. Sie ließen sich von mir nicht im geringsten stören, waren ganz vertieft in ihre Arbeit – genauso vertieft wie Renko und Sabine ins Vertäfeln unseres Wohnzimmers.

      Ich holte mir ein Buch und kehrte in meinen Gartenstuhl zurück, um von dort aus meine Naturstudien fortzusetzen. Und es gab viel zu beobachten: Hier das Raspeln und Knispeln der Hymenoptera aus der Familie der Vespidae. Dort das Nestbauverhalten von Homo sapiens sapiens. Mehr oder weniger sapiens jedenfalls.

      Während Sabine und Renko ziemlich ortsfest blieben, waren die Wespen ständig in Bewegung. Ausdauernd verschifften sie ihre Holzspäne auf dem Luftweg und steuerten zielstrebig die fünfte Dachpfanne von unten an. Zum Schutz der Bauarbeiter vor Kammerjägern oder Kuckuckswespen, die gewohnheitsmäßig ihren Nachwuchs in fremden Nestern ablegen, schwebten immer drei, vier Wächter an den Grenzen des Staates von Vespula germanica.

      Die Tage waren warm und trocken und jeden Morgen, wenn die ersten Strahlen der Morgensonne die Dachpfannen erwärmten, begann dort ein munteres Summen, Raspeln und Knispeln. Stieg die Temperatur nachmittags zu stark an, schaltete das expandierende Wespenvolk den Ventilator an und ein vielhundertfaches Flügelschlagen erfüllte die Luft mit gleichmäßigem Brummen.

      Grenzkonflikte hatten wir nicht. Ich beschränkte mich aufs Beobachten und Renko war im Haus zu beschäftigt, um zu bemerken, was sich über der Palettenterrasse abspielte. Immer häufiger brach er jetzt zudem auch an normalen Wochentagen nach Feierabend zum Baumarkt auf. Mit Rücksicht auf mich und meinen Zustand meist allein. Ohne mich waren seine Einkaufstouren aber längst nicht so erfolgreich, immer häufiger kam er zwar spät, aber ohne neue Elektrogeräte, Farbeimer und Badezimmerfliesen zurück.

      Ich begann mich zu langweilen, denn auch Sabine hatte immer seltener Zeit, mich zu besuchen. Nur samstags kam sie noch, hatte dann aber viel zu viel damit zu tun, Renko beim Heimwerken zur Hand zu gehen.

      Ich beobachtete das Wachsen des Heims von Vespula germanica und, wie mir – spät, aber schlagartig – endlich klar wurde, als Renko mit der Stichsäge die Bauteile eines herzförmigen Schlüsselkastens zurechtsägte, das Balzverhalten von Homo sapiens. Und das alles, während die Birken auf dem Dach meines Nestes wuchsen, der Efeu die Wände emporkletterte und sich unter die Dachziegel vorarbeitete.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Renko davon überzeugt hatte, dass das Dach vor dem Herbst unbedingt repariert werden musste. Aber eines schönen Morgens, die Sonne war gerade aufgegangen und ihre Strahlen hatten noch nicht viel Kraft, lehnte er endlich die lange Leiter an den Giebel unseres Hauses. Ich verabschiedete mich herzlich von ihm und fuhr zum Einkaufen, um ihm bei der Arbeit nicht im Wege zu stehen. Als ich vom Hof fuhr, hatte er bereits die obersten drei Dachpfannenreihen entfernt.

      Der dunkellockige Notarzt war sehr einfühlsam. Ich sah ihn mit tränenumflortem Blick an, als er mir ein Beruhigungsmittel in den Arm spritzte und mit seinem entzückenden mediterranen Akzent behutsam fragte, ob er jemanden benachrichtigen solle. Ich schüttelte den Kopf und versuchte ein tapferes Lächeln. Ich würde schon zurechtkommen, ganz bestimmt. Ja, doch, ich wäre ihm schon dankbar, wenn er morgen noch einmal nach mir sehen könnte. Zur Teezeit vielleicht.

      Als der Notarztwagen und der silbergraue Kombi mit den gekreuzten Palmwedeln auf der Milchglasheckscheibe um die Ecke des Kleidobbens verschwunden waren, ging ich in die Küche. Ganz unten in der Schublade, unter den Kostenvoranschlägen der Handwerker, lag auch die Police der Restschuldversicherung. Sie würde mir helfen, mein Nest trotz alledem wohnlich herzurichten.

      Aber erst einmal bestrich ich zwei Scheiben Toast fingerdick mit süß duftendem Pflaumenmus, legte sie auf einen Teller von meinem Lieblingsgeschirr und stellte sie auf die Terrasse. Als kleines Dankeschön.

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