Gellengold. Tim Herden
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Tim Herden
Gellengold
Ein Hiddensee-Krimi
mitteldeutscher verlag
Tim Herden, geboren 1965 in Halle (Saale), arbeitete nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als wissenschaftlicher Assistent und Journalist, ehe er 1991 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden wurde. Heute ist er Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio Berlin. „Gellengold“ ist sein erster Krimi.
Handlungen und Figuren entspringen der Fantasie des Autors. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.
2010
© mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)
ISBN: 978-3-95462-694-6
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Für
Kati und Marianne
Inhalt
Selbst die Möwen fanden selten hierher, …
Selbst die Möwen fanden selten hierher, an den Südstrand. Nur ein paar Seeschwalben tobten sirrend wie Tiefflieger durch die Luft. Todesmutig stürzten sie sich senkrecht ins seichte Meer auf der Jagd nach verirrten Fischen im Flachwasser der Ostsee. Die Junisonne hatte das Meer aufgewärmt. Nun war sie mit rotem Schweif darin versunken. Ihre Spuren waren am Horizont noch zu sehen und nur langsam senkte sich die Dämmerung.
Er liebte diese Stimmung und auch die Einsamkeit um diese Zeit im Süden der Insel Hiddensee. Vielleicht noch bis zum kleinen Leuchtturm Gellen verirrten sich dann Touristen. Die Hiddenseer selbst hatten sich längst in ihre Häuser zurückgezogen. Der Sonnenuntergang im Meer war für sie so gewöhnlich wie das Anschlagen der Wellen am Strand.
Er hatte sein Fahrrad mit dem kleinen Anhänger mit an den Strand gezogen. Vorsichtig schaute er sich um, dass nicht doch noch der Naturparkwächter hier herumschlich auf der Suche nach irgendwelchen Vogelnestern. Nur der nahe Leuchtturm warf mit jeder Umdrehung immer weiter den Lichtkegel in seine Richtung.
Von der Sperre zum Nationalparkgebiet hatte er sechs Buhnen abgezählt. Hier zwischen der sechsten und siebten watete er in die Ostsee. Fünfzehn Meter musste er ins Wasser gehen. Da stieß er auf den ersten Stein, der ungefähr einen halben Meter unter der Wasseroberfläche sanft vom Meerwasser umspült wurde. Grüne Algen hatten sich angeheftet und ließen ihre Arme mit der Strömung treiben. Wenn er mit seiner Kopflampe in die Wellen leuchtete, glitzerte die Oberfläche des Steins. Er tauchte seine Hände ins Wasser und strich damit über den Stein. Das Wasser hatte die Kanten abgeschliffen in den letzten siebenhundert Jahren.
Er ging zurück zu seinem Fahrrad und löste die Plane vom Hänger. Ein kleiner Kompressor mit zwei Schläuchen kam zum Vorschein. Ein wenig sah das Gerät aus wie ein Staubsauger. Damit konnte man Fundstücke am Meeresboden von Sand und Schlick freispülen. Außerdem lag ein Unterwassermetallsuchgerät in dem Wagen. Er hob beide Gerätschaften heraus, hängte sie sich über die Schultern und ging wieder ins Wasser. Dort schaltete er das Metallsuchgerät ein und setzte sich einen Kopfhörer auf. Nur ein leises Brummen war zu hören, während er mit der Sonde den Meeresboden abschwenkte. Je weiter er vorwärtsging und mit der Stirnlampe den Meeresboden ableuchtete, desto deutlicher zeigte sich der Stein als Teil einer alten Mauer oder eines Fundaments, das in den Sandbänken versunken war. Plötzlich hörte er ein kurzes Klicken im Ohr. Er schaltete das Metallsuchgerät aus und begann