Deutschland – deine Politiker. Friedemann Weckbach-Mara
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Später erzählte sie mir am Telefon, dass seine Scheidung zügig lief. Ihr Oberstleutnant verließ nicht nur seine bisherige Familie, sondern auch die Bundeswehr, um nur noch mit seiner Angelika zu leben.
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So schnell ging es nicht beim engagierten Sozialdemokraten Rudolf Dreßler.12 Vielmehr dauerte es gut drei Jahre, bis er mir am 23. April 1999 abends in Niederdollendorf seinen Scheidungserfolg verkündete: „Dieser Freitag ist einer der glücklichsten Tage in meinem Leben.“ Frisch geschieden von seiner zweiten Ehefrau Leocadia, meinte der damalige SPD-Fraktionsvize: „Ich bin froh, dass wir uns am Ende außergerichtlich gütlich geeinigt haben. In 15 Minuten war die Scheidung vollzogen.“ Gegenüber seiner zweiten Frau wollte er „nicht kleinlich sein“: Sie bekam die Hälfte aus dem Verkaufserlös des einst gemeinsamen Wohnhauses in Wuppertal und noch monatlich fast die Hälfte seiner Diäten von rund 13.000 D-Mark. Den Beginn seines neuen Lebensabschnitts feierten Rudolf Dreßler und seine neue Partnerin, die Journalistin Doris Müller (39), im Gasthof „Bredershof“ in Niederdollendorf bei Bonn. Dort tranken wir gemeinsam ein Glas Sekt „auf die deutschen Richter“. Für sie war nun der Weg frei für ein unbeschwertes gemeinsames Glück: „Sobald die Gerichtsurkunde zugestellt ist, wollen wir heiraten.“ Taten sie auch. Als ich ihn Jahre später als hilfsbereiten Botschafter in Israel traf, hielt das Glück immer noch an.
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Etwas weniger offensiv agierte sein Parteifreund Hans Eichel.13 Er wollte sich nur einmal outen und dann sollte Ruhe sein. Dazu rief mich sein Sprecher Torsten Albig (der spätere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein) an mit dem Hinweis: „Ja, er lebt getrennt. Aber auch ein Minister braucht eine Schulter zum Anlehnen. Wir machen die Story exklusiv mit Ihnen und das war es.“ Er hat sich daran gehalten. So erfuhr die Öffentlichkeit mitten in der wichtigen Haushaltsdebatte des Bundestages vom neuen Glück des Finanzministers, das so gar nicht zu seinem bisherigen Erscheinungsbild passen will. Farblos, ein Mann ohne Sinn für das Schöne im Leben. Und dann die Meldung, er hat eine Neue: Gabriela Wolf, 47, eine Architektin aus Kassel. Eichel: „Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren und sind seit über einem Jahr miteinander befreundet.“ Beide hatten sich 1978 auf einem Volksfest bei Kassel kennengelernt und kamen sich sehr schnell näher. Eichel: „Weitere Erklärungen zu unserer Beziehung werden wir nicht abgeben und bitten die Medien, unsere Privatsphäre zu respektieren.“ Damit zogen beide eine klare Trennlinie zur Selbstdarstellung von Parteifreund Rudolf Scharping.
Noch weniger mitteilsam ging es bei Oskar Lafontaine14 zu. Er wollte den Partnerwechsel am liebsten ganz ohne Medien vollziehen. Von 1967 bis 1982 war er mit Ingrid verheiratet. 1982 folgte Margret für sechs Jahre und 1993 Christa Müller („Püppi“). Dieser Frauenwechsel wurde erst am 14. Januar 1994 durch ein kleines Wort publik. Beim Sülze-Essen in Oskars Heimatort Dillingen-Pachten langte der damalige Saar-Ministerpräsident mit seiner Begleiterin kräftig zu und verblüffte die Genossen mit dem Satz: „Ich bedanke mich auch im Namen meiner Frau Christa Müller.“ So kam heraus, dass der damals 50-jährige Oskar seine strohblonde Freundin Christa Müller (damals 37) nach fünf gemeinsamen Jahren in aller Stille standesamtlich geheiratet hatte – mit anschließenden Flitterwochen auf der Karibik-Insel St. Lucia. Zuvor hatte er auf vorsichtige Fragen, ob Christa Müller seine Ehefrau Nummer drei werde, mal mürrisch, mal grinsend geantwortet: „Das geht sie einen feuchten Kehricht an.“ Noch ungnädiger reagierte er nach dem Verlassen von SPD und seiner Christa Müller. Inzwischen zum Star der SED-Nachfolgeorganisation Linkspartei avanciert, erschien die 26 Jahre jüngere Vorzeigefrau der Kommunistischen Plattform immer öfter an seiner Seite. Als der Spiegel 2009 erstmals über eine Affäre Lafontaines mit Sahra Wagenknecht (damals verheiratet mit Filmproduzent Ralph-Thomas Niemeyer) berichtete, reagierte der Ertappte indigniert. Erst im November 2011 bekannte der inzwischen 68-jährige Lafontaine wie beiläufig zum Ende seiner Rede auf dem Linke-Parteitag in Saarbrücken: „Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet.“ Damit sollte Schluss dieser Debatte sein: „Es ist alles gesagt.“ Bleibt nachzutragen, dass sie am 22. Juni 2012 ganz zu ihm zog, sich dort offiziell anmeldete und von Hochzeit sprach.
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Im Laufe der Jahre veränderte sich die Berichterstattung über dieses Privatthema. Inzwischen musste schon viel geschehen, um damit in die Schlagzeilen zu kommen. Gerhard Schröder15 schaffte das erst im dritten Anlauf. Zunächst war er drei Jahre mit Eva (bis 1971) verheiratet, dann folgten Anne (bis 1983) und Hiltrud (Hillu), die ihm im März 1996 die Koffer vor die Tür stellte. Das war dann eine Schlagzeile wert.
Als Schröder später Kanzlerkandidat wurde, fragten einige Genossen besorgt, ob es im Wahlkampf Probleme mit Schröders Privatleben geben könne. Fraktionschef Peter Struck beschwichtigte damals: „Wir haben auch über sein Privatleben gesprochen, aber das gibt für die Konservativen nichts her. Gerd heiratet ja immer seine Frauen.“ Und tatsächlich kündigte Doris Köpf (*1963) im Juni 1996 an, sie werde voraussichtlich im folgenden Jahr zu ihrem Gerd ziehen.
Kennengelernt hatte sie ihn schon viel früher. Dazu ein kurzer Rückblick auf das Jahr 1987. Im September wurde ich auf die strebsame junge Journalistin aufmerksam. Ihre Arbeit bei der „Bild“-Zeitung ließ bei ihr schon nach wenigen Monaten Wandergelüste aufkommen. Also holte ich sie zum 1. Oktober in meine Parlamentsredaktion des „Express“. Die vielseitig interessierte, mädchenhaft junge, blonde Doris Köpf kniete sich voll in die Arbeit und gewann rasch Kontakte zu Politikern. Früh lernte sie Wolfgang Kubicki (FDP) näher kennen, aber auch Prominente aus der CSU wie Peter Gauweiler und besonders Johnny Klein. Ebenso namhafte CDU-Politiker und Berufskollegen wie Sven Kuntze, den Vater ihrer Tochter. Als ich meine Redaktion zur Hauseinweihung einlud, saß sie abends mit ihm platzsparend auf unserer Kaminbank.
Doris Köpf mit Klaus Töpfer in der „Express“-Parlamentsredaktion
Unter den SPD-Politikern lernte sie schon bald Gerhard Schröder („Gerd“) kennen, den sie 1997 heiratete und mit ihrer Tochter zu ihm zog.
Kurz drauf erklärte sie mir: „Ich habe die SPD-Mitgliedschaft beantragt und erwarte jeden Tag mein Parteibuch, auf das ich mich sehr freue.“ Bekanntlich war es ihr damit ernst, denn 2012 startete sie sogar eine Kariere als Landtagsabgeordnete.
Joschka Fischer als junger Grüner
Mit dieser vierten Heirat kam bei Autofan Schröder spätestens im Jahr seiner Kanzlerwahl 1998 der Spruch auf, dass er nun wie beim Audi-Markenzeichen auf dem Kühlergrill den vierten Ring am Finger habe. Sein Vizekanzler Joschka Fischer16 brachte es bald danach auf die fünf olympischen Ringe. Etwas sparsamer war Franz Müntefering17, kurz Münte genannt, mit seinen Ringen.
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Wie das mit Münte anfing, erfuhr ich erst 2004 auf seiner Wahlkampftour. Es war die Zeit des Sturzflugs der SPD. Im sauerländischen Arnsberg (katholisch, CDU) empfingen gerade mal 68 Bürger, einschließlich Bierzapfer, den hohen Gast aus Berlin auf ihrem Marktplatz. Der regionale Spitzenkandidat Franz-Georg Schröder gab mir seine Visitenkarte. Auf der und auf seinem kleinen Werbe-Smart stand alles Mögliche von „ganz nah dran“ bis zu seinem Namen, aber kein Wort von Sozialdemokratie, nicht einmal das Kürzel SPD. So wollte er dem Abwärtssog der eigenen Schröder-Partei entgehen. Dann setzte auch noch Regen dem Sommerfest ein Ende. Schröder war da vorsichtiger als Münte, kam erst Stunden später in die Schützenhalle von Sundern, um den Genossen weltmännisch Mut zuzusprechen. Münte blieb eher hausbacken, erzählte mal wieder, wie er nach dem Krieg den SPD-Ortsverein „Altes Testament“ gründete, benannt nach der Region aus zwölf Gemeinden. Und das in der Kneipe mit dem