Magdalene und die Saaleweiber. Christina Auerswald

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Magdalene und die Saaleweiber - Christina Auerswald

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kosten. Das war zu teuer. Magdalene war in der Lage, mit ihrem Geld hauszuhalten. Noch während die Bäuerin einen neuen Preis nannte, wandte sich Magdalene ab. Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer anderen Person angezogen.

      Vor einem Korb mit Äpfeln stand eine zierliche Frau in einem abgetragenen blauseidenen Kleid, das an mehreren Stellen sorgsam geflickt war. Es war Isabeau Baret, ihre Freundin aus der französischen Kolonie. Die junge Frau hob den Kopf und erkannte Magdalene. Ihre dunklen Locken quollen unter der Haube hervor, die rabenschwarzen Augen lachten.

      »Madeleine, comment ça va?« Sie winkte und zog Magdalene für einen Wangenkuss an sich.

      »Was macht das Kleine?«, fragte Magdalene der Höflichkeit halber, obwohl sie sich diese Frage lieber verkniffen hätte. Es war Neid, gestand sie sich ein. Purer Neid beherrschte ihr klopfendes Herz. Isabeau konnte nichts dafür. Sie war gutherzig und leichtgläubig, und das war nichts, was Magdalene ihr vorwerfen durfte, ihre Schwangerschaft erst recht nicht.

      In das Gesicht der Freundin zauberte diese Frage ein entzücktes Lächeln. Sie legte die Hand auf ihren vorgewölbten Bauch. »Es bewegt sich munter wie ein Fisch im Wasser, am meisten, wenn ich schlafen will.« Sie sah sich um und rief mahnend: »Marthe!« Die pausbäckige Marthe auf ihren kurzen Beinen sah zu ihrer Mutter auf.

      »Und bei dir?«, fragte Isabeau. »Immer noch kein Geschwisterchen für Hans unterwegs?«

      Das war die Frage, die Magdalene erwartet und befürchtet hatte. Obwohl Isabeau diese Frage jedes Mal stellte, wenn sie sich trafen, tat Magdalenes Herz einen schmerzenden Schlag. Isabeau meinte es nicht böse. Sie sprach aus, was alle Leute dachten. Georg Rehnikel hatte Magdalene Bertram vor drei Jahren geheiratet, und langsam wurde es Zeit für Nachwuchs. Die Leute in der Stadt glaubten, der kleine Hans wäre Georg Rehnikels Sohn, der erste der Geschwisterreihe, die folgen würde. Die einzigen Menschen, die wussten, dass nicht Georg ihn gezeugt hatte, waren Magdalene, ihr Onkel Conrad und Georg Rehnikel selbst. Ein weiteres Kind wäre der Beweis ihrer guten Ehe, nicht nur den anderen Leuten gegenüber. Sie war zwar zweimal schwanger gewesen, aber sie hatte beide Kinder verloren, einmal nach vier Monaten, das andere Mal kaum, dass sie die Schwangerschaft bemerkt hatte. Ihrer Freundin davon zu erzählen, schämte sie sich.

      Magdalene schüttelte den Kopf.

      »Nein, noch kein Geschwisterchen für Hans. Und dein Mann«, wechselte sie eilig das Thema, und es war gemein, dass sie jetzt den Kummer ihrer Freundin anschnitt, aber es war nur der gerechte Ausgleich, »hat Frédéric inzwischen Arbeit?«

      Isabeau seufzte. »Die Walkmühle an der Saale wird einfach nicht fertig. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass die Manufaktur auf die Beine kommt. Keiner will Tuch von uns Franzosen kaufen.«

      Magdalene legte ihr die Hand auf den Arm. »Ihr werdet euch eines Tages hier wohlfühlen, das weiß ich.«

      Isabeau senkte den Blick. »Es ist eine Stadt voller Lutheraner.« Sie verfiel in die französische Sprache, wenn ihr etwas naheging.

      Wenn sie so traurig redete, antwortete Magdalene auf Französisch, um sie zu trösten. Magdalene sprach flüssig Französisch, und sie tat es gern. Die Dinge wurden dann klarer, vielleicht, weil sie, wenn sie nach dem richtigen Wort suchte, auf eine gründlichere Weise nachdenken musste. »Ich bin auch lutherisch. Es sind nicht alle feindlich gegen euch. Sieh mich an. Ich zähle mich zu den Pietisten, und die sind von allen Lutheranern die mit dem tiefsten Glauben.«

      Isabeau zuckte die Schultern. »Wodurch sollten sie auserwählt sein, eure Pietisten?«

      »Sie haben herausgefunden, dass man die Liebe Gottes weitertragen muss«, erklärte Magdalene nachsichtig. »Barmherzigkeit ist eine der Aufgaben, die mir mein Glauben stellt. Ich bringe denjenigen von euch Brot, die sich keins leisten können.«

      Isabeau seufzte und die kleine Marthe an ihrem Rockzipfel fuchtelte unruhig mit der freien Hand. »Frédéric sagt, dass die Pietisterei schädlich ist. Sie legen die Bibel allein aus, ohne einen Priester.« Sie gab Marthe, die nach den Äpfeln in den Verkaufskörben grapschte, einen Klaps und hielt die Kleine an der Hand fest. Als sie wieder in Magdalenes Gesicht sah, war ihr Blick verdunkelt, hellte sich aber beim Anblick der Freundin auf. »Schlechte Menschen könnt ihr Pietisten aber nicht sein, wenn ihr uns Brot bringt.«

      Die beiden Frauen wandten ihre Aufmerksamkeit Marthe zu, die am Kleid ihrer Mutter zerrte. Isabeau gab ihrer Tochter einen erneuten Klaps und hob ihren Blick zu Magdalene. »Du musst die Liebe Gottes auch in deiner eigenen Familie weitertragen. Es wird Zeit, dass du ein zweites Kind bekommst. Wieso dauert das bei dir so lange?«

      Isabeau meinte es gut. Magdalene wusste das, sie kannte ihre Freundin. Es quälte sie, dass Isabeau nichts über die Sache mit Hans wissen durfte. Vielleicht konnte Magdalene ein Geheimnis mit einem anderen gutmachen, wenn sie über das Amulett unter ihrem Hemd redete. Sie trug es auf der bloßen Haut, seit sie ein kleines Mädchen war. Ihre Amme Anna hatte es ihr vor vielen Jahren geschenkt; Magdalene hielt es sonst sorgfältig verborgen.

      »Dies hier«, sie zog an der Lederschnur und nestelte das Schmuckstück heraus, »wird mir helfen. Es hilft mir immer, wenn ich mir etwas dringend wünsche.« Das Amulett war ein Oval aus Silber und Elfenbein, ein wertvolles Stück, das Wertvollste, was Anna je besessen hatte. »Das ist das Schutzzeichen der Guten Lubbe.« Sie öffnete den winzigen Verschluss und klappte das Deckelchen auf. Kleine weiße Knochenstücke lagen darin.

      Isabeau ließ den Mund offenstehen und berührte mit der Fingerspitze einen der Splitter. »Was ist das?«

      Magdalene klappte das Amulett zu und steckte es zurück an seinen Platz unter ihrem Hemd. »Es sind Knochen. Als ich klein war, hat meine Amme der Guten Lubbe ein Huhn geopfert. An den Knochen hat sie das Zeichen der Lubbe erkannt, dass ich mein Leben lang geschützt sein werde und dass die Lubbe mir in jeder Not beistehen wird.«

      »Das ist Aberglauben«, flüsterte Isabeau.

      »Das ist kein Aberglauben. Man kann nicht gleichzeitig an Gott glauben und abergläubisch sein. Das mit meinem Amulett ist etwas anderes als Aberglauben. Die Gute Lubbe gibt es wirklich. Sie hat mir immer geholfen und wird es auch dieses Mal tun. Sie wird dafür sorgen, dass ich noch mehr Kinder bekomme.«

      Isabeau schüttelte zweifelnd den Kopf. »Gebete werden dir helfen. Gott wird dir ein Mittel schicken, das gegen Kinderlosigkeit hilft. Wer weiß, warum die erste Frau Rehnikel unfruchtbar war. Vielleicht ist sie auch so abergläubisch gewesen und das war ihre Strafe.«

      Nicht immer war Magdalene klug genug, um vor dem Reden zu denken. »Wer sagt denn, dass es an der Unfruchtbarkeit der verstorbenen Frau Rehnikel gelegen hat? Die Ursache kann genauso mein Mann sein.« Sie bemerkte ihren Fehler, hob die Hand und fügte eilig hinzu: »Ich meine, bevor Hans da war, könnte man das vermutet haben, nicht wahr?«

      Was für eine Dummheit war ihr entschlüpft! Mit einem Lächeln wollte Magdalene von ihrem unbedachten Geplapper ablenken.

      Isabeau winkte ab und lächelte verschwörerisch zurück. »An deinem Mann liegt es nicht, der kann zeugen. Das weiß spätestens seit der Sache mit der Magd jeder. Das hat sich sogar bis zu uns herumgesprochen!«

      Magdalenes Lächeln verschwand aus ihren Mundwinkeln. »Welche Sache mit welcher Magd?« Innerhalb eines einzigen Augenblicks war die Luft auf dem Markt stickig geworden. Ihr brannte die Kehle, als würde Galle hinablaufen.

      Isabeau sah das erstarrte Gesicht der Freundin und zögerte. Ihre dunklen Augen blinzelten. »Du weißt nichts davon?« Sie zupfte befangen an Marthes Kleid und fuhr fort: »Die Leute sagen,

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