Türkei - Entdeckungen im Morgenland. Claudia Stosik
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Endlich kommen wir in Gaziantep an, bei etwa 40 Grad im Schatten, wobei man die Hitze gut ertragen konnte, weil die Luftfeuchtigkeit relativ niedrig war. Wir nehmen Kurs auf ein Restaurant – über den Dächern der Stadt. Bei der Auswahl des Menüs dürfen wir in der Küche in jeden Topf hineinschauen und unser Essen nach Augenmaßzusammenstellen. In Deutschland undenkbar!
Gaziantep: altarmenische Kirche im Verborgenen
Der Ausblick birgt eine Überraschung, denn jenes Dachrestaurant lässt einen Blick auf eine verfallene, vermutlich armenische Kirche zu. Verborgen inmitten von Häusern fristet sie ihr Dasein.
Unterwegs: In einem Baumwollfeld
Später machen wir Halt an einem Baumwollfeld. Das musste genauestens begutachtet werden. Dabei versinken wir im Schlamm. Abends wird gleich mit Schuhen geduscht. Auf der Fahrt nach Urfa überqueren wir den Euphrat, einer der Paradiesflüsse, an dessen Ufern überhaupt die ersten Schriften gefunden worden waren. Es gibt 2 Quellflüsse, dieser ist 2700 km lang. An jener Stelle, die wir passierten, breitete sich der Fluss auf 150 m aus. Er ist Lebensgrundlage für die Bevölkerung in den von ihm durchflossenen Gebieten und dient dem Bewässerungsfeldbau sowie mehrerer Staudämme.
Urfa – die orientalischste Stadt in der Türkei
Urfa, das alte Edessa, entstand schon 2000 v. Chr. Wie schon erwähnt, nahm das Christentum von Antiocha aus seinen Ausgang und verbreitete sich weiter im Gebiet von Kleinasien. So vermutet man, dass in Edessa das erste Staatswesen gewesen sein soll, welches zum Christentum übertrat. „Im 2. Jahrhundert ist anscheinend von Edessener Juden das Alte Testament ins Aramäische übertragen worden, wohl in der Auseinandersetzung mit den aramäisch predigenden Christen.“8
Urfa oder auch Şanliurfa: links Eingang zur einer Quelle, soll Geburtsort Abrahams sein – Wallfahrtsort für Christen und Moslems gleichermaßen
Soweit in diesem Kontext zur historischen Entwicklung des Christentums. Es würde den Rahmen sprengen, auf alle Stämme, Traditionen und auch Zwistigkeiten einzugehen, die sich zu dieser Zeit abspielten. Heute ist es eigentlich nicht anders.
Urfa ist eine tief religiöse, man kann sagen, eine konservative Stadt. Die Frauen, falls man sie überhaupt zu Gesicht bekommt, wandeln zum größten Teil in tief verschleierter Kleidung durch die Straßen und Gassen. Während des Rundganges begleitet uns ein Einheimischer, Ali, zufällig und anhänglich. Er wäre Autoschlosser, in den Kneipen gäbe es kein Alkohol, so plaudert er munter im Kauderwelsch von englisch, türkisch und persisch. Er wäre eins von 19 Kindern in der Familie, wenn wir es richtig verstanden hatten. Im Basar von Urfa – natürlich boten nur männliche Verkäufer ihre Ware feil –, versetzen wir uns für kurze Zeit in die Atmosphäre des alten Orients. Herrliche Seidenstoffe, teils mit Pailletten verziert, erinnern an Kostüme exotischer Tänzerinnen aus 1000 und einer Nacht.
„Es will nicht jeder kaufen, der feilscht“9.
Der orientalische Basar von Urfa
Westliche Waren sucht man vergeblich, aber danach steht uns sowieso nicht der Sinn. Wir genießen das Fluidum, das man wahrscheinlich nicht mehr an vielen Plätzen dieser Welt vorfinden wird.
Über den Ibrahim-Teich (Abraham) mit zahlreichen „heiligen“ Karpfen, welche munter im Gewässer herumschwammen, existieren verschiedene Legenden aus biblischer Zeit. Das berühmte Wasserbecken hat eine Größe von 20 x 130 Metern.
Wir betreten eine Moschee. Früher waren es ausschließlich Kirchen, aber durch den Einzug des Islam ab ca. 630 n. Chr. durch den Propheten Mohammed, wandelte man die vorhandenen Bauwerke um – innen wie außen. In Urfa gab es auch noch armenische Kirchen, aber die sind verfallen und teilweise baute man Moscheen darauf. Noch oft werden wir diesbezüglich Gelegenheit haben, Gebäude zu sehen, die man sich je nach religiöser Ausrichtung nutzbar macht.
Urfa: Das Wasserbecken mit den „heiligen“ Karpfen
Harran – ein Ort in der Wüste
Nachdem wir in Urfa viel Interessantes kennenlernten, sollte es gegen Abend noch 50 km weiter in südliche Richtung zur nächsten Touristenattraktion gehen – nach Harran. Dieser Ort soll zeitweiliger Aufenthaltsort von „Urahn Abraham“ gewesen sein, den Legenden nach zumindest. Es ist windig, staubig und heiß. Höhepunkt der Dorfanlage sind die Trulli-Hütten, die letzten ihrer Zunft in der Türkei. Diese nach oben spitz verlaufenden Häuser sind aus Lehm gebaut, da dieser die Hitze in den Innenräumen einigermaßen erträglich macht. Auch die Tiere finden darin Unterschlupf.
Unser Reiseleiter erklärt uns, dass schon seit römisch/byzantinischer Zeit antike Stätten als Steinbrüche genutzt wurden und auch hier sollen noch aus jener Zeit antike Steine vorhanden sein. Wenn ein Haus kaputt ist, genehmigt es die türkische Regierung nicht, dass die Häuser in diesem Stil wieder hergestellt werden, obwohl es noch Meister ihres Faches gäbe. Nun sind Flachdach-Häuser vorgeschrieben. In Harran existiert noch das einzige Dorf dieser Art in der Türkei. In Syrien soll es noch mehrere geben, zumindest im Jahr 1990. Wie es heute damit beschaffen ist, nach Krieg und Zerstörung, kann ich nicht beurteilen. Wünschenswert wäre eine Erhaltung dieser sinnvoll gebauten, aber einfachen Häuser. In der Hauptsache leben in Harran Araber und Kurden. Auffällig sind die zahlreichen bettelnden Kinder, die zuweilen anhänglich bis aufdringlich auftreten, unser Reiseführer bemerkt, dass sie nur arabisch sprechen, kein türkisch.
Früher war Harran eine bedeutende Stadt, was man aber nicht vermuten könnte, denn die Dorfbevölkerung lebt in einfachen Verhältnissen. Das Wasser wird noch aus dem Brunnen hochgezogen – der einzigen Wasserstelle im Dorf. Von den eigentlich sechs Wasserstellen existiert nur die eben erwähnte. Auch gibt es nur eine einzige öffentliche Toilette, doch wie ein Reiseteilnehmer bemerkt: „Aber! Abraham ist hier vorbei gezogen“.
Harran: Dorfplatz mit Brunnen am Abend
„Geschichtsstatistische