Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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berührte ihre Schultern. Dann beugte er sich vor und wollte ihren Nacken küssen. Angie machte eine hastige Bewegung. Er verlor das Gleichgewicht und kippte vorn­über, so daß er sich gegen sie stützen mußte. Angie rutschte vom Schemel. Und da saß sie nun auf dem Waldboden und funkelte ihn strafend an.

      »Ich wollte dich nicht mehr sehen, Thomas. Was sollen diese Scherze? Dieses Treffen ist ja wohl kein Zufall. Mit uns ist es aus. Ich kann nur noch Bitterkeit für dich empfinden.«

      »Du?« schmunzelte er und half ihr wieder auf die Füße. »Du und verbittert? Warum eigentlich? Was habe ich verbrochen?«

      Sie stand jetzt vor ihm und zitterte am ganzen Körper. Es mochte der Schrecken sein oder aber der Zorn, der sich dumpf und mächtig in ihr ausbreitete.

      »Du hast mich belogen, Thomas. Du kennst Nora Anderson. Als ich dich hilflos und ratsuchend um deine Meinung bat, bist du mir ausgewichen. Wie ein Feigling! Hast du etwa auch etwas mit ihr gehabt?«

      Thomas, der eben noch ihre Hand festgehalten hatte, ließ sie los. Sein Gesicht wurde ernst, Angie bemerkte es, und wieder stellte sie fest, daß ihr der Ausdruck seiner Augen gefiel. Aber was nützte das? Gerhard hatte sie belogen, und das war schlimm genug. Daß aber Thomas sie angeschwindelt hatte, traf sie viel mehr. Das war, so glaubte sie in diesem Augenblick, nicht wiedergutzumachen. Es berührte sie zutiefst. Denn sie hatte sich in ihn verliebt. Also mußte sie ihre Gefühle unterdrücken.

      Er schob ihr den Schemel hin, aber sie setzte sich nicht. Abwartend und mit dem azurblauen Blick, den ihre Umwelt so fürchtete, sah sie ihn an.

      »Ja, ich kannte Nora«, gab er zu.

      »Warum hast du mir nicht gesagt, daß mein Bruder und sie…«

      Er schüttelte kurz den Kopf.

      »Ich konnte es nicht, Angie. Ich habe Nora über einen schwedischen Freund kennengelernt. Ich fand sie nett und niedlich. Das ist doch kein Verbrechen. Und dann begriff ich, daß sie es auf deinen Bruder abgesehen hatte. Die Frau deines Bruders habe ich nie zu Gesicht bekommen. Ich wußte nur, daß Gerhard Stellmann aus der Großstadt herausziehen und sich in Lüttdorf niederlassen wollte. Das hatte er mir beim ersten Zusammentreffen erzählt.«

      »Ja, und?«

      Er hob die Schultern. »Nichts weiter. Als er sich für die Villa entschied und ich von meinem Kaufinteresse zurücktrat, hatte Nora ihm schon den Kopf verdreht. Sie redete ihm ein, er sollte sich aus seinem Berufsleben zurückziehen, Ich hielt das für einen ausgemachten Unsinn. Und ich sagte es ihm. Nora war dabei. Sie suchte mich am selben Tag in meinem Hotel auf. Dort wohnte ich, weil ich inzwischen die alte Remise an der Birkenallee entdeckt hatte und den Kaufvertrag unterschreiben wollte.«

      »Nora Anderson kam zu dir ins Hotel?« Ihr Herz klopfte wild. Haß auf diese Nora saß zu tief in ihr. Noch nie hatte sie eine Frau erlebt, die sich so schamlos an Männer heranmachte. »Und?« keuchte sie erregt. »Hast du etwa auch?«

      »Nein, Angie. Nora sah in mir keinen Mann, an dem sie ihre Verführungskünste ausprobieren konnte. Sie wußte, ich war ihr Feind.«

      »Feind? Wieso?«

      »Das mußt du doch verstehen. Dein Bruder ist ein vermögender Mann, und er hatte sich in sie verliebt. Sie wollte mit ihm in dieses Haus ziehen. Da ich aber wußte, daß Gerhard Stellmann verheiratet war und Kinder hatte, das hatte er mir beim ersten Zusammentreffen erzählt, machte ich – als ich ihn mit Nora im Arm wiedertraf – keine Mördergrube aus meinem Herzen. Deinen Bruder muß das beeindruckt haben. Wenigstens schien er zur Besinnung gekommen zu sein und wollte sich wieder von Nora trennen. Sie war darüber ganz verzweifelt und gab mir die Schuld am Sinneswandel deines Bruders. Ich war doch der einzige Mensch in Lüttdorf, mit dem dein Bruder gesprochen hatte. Heute ahne ich, daß er mich gern als Freund gewonnen hätte. Nora hat das zu verhindern gewußt. Sie nannte mich einen Spinner. Und ihr Urteil traf auf ein weiches Herz.«

      »Auf welches weiche Herz?« Angie verstand jetzt, warum Gerhard Thomas einen Spinner genannt hatte. Nora hatte ihm das eingeredet.

      »Auf das weiche, verletzte Herz deines Bruders, Angie. Seine Frau war mit dem Kauf des Hauses nicht einverstanden. Sie wollte in der Großstadt bleiben. So wenigstens erzählte Nora es mir. Vielleicht wollte sie deine Schwägerin auch nur in ein schlechtes Licht setzen. Das kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall scheute sie keine Intrige und keine Mühe, um Gerhard für sich zu gewinnen.«

      »Wenn du es gewußt hast, warum warst du dann nicht ganz offen zu mir, Thomas?« In Angies Augen standen Tränen: Sie war in diesen Mann verliebt, und irgendwie imponierte ihr die Art doch, wie er Nora beschrieb und von Gerhard sprach. Aber noch war nicht alles geklärt. Und sie wollte jetzt einfach alles wissen.

      Thomas sah zur Seite. Er hob seine Hand und zeichnete mit dem Finger die Formen des Herzens auf der Staffelei nach.

      »Weil ich weiß, wie wenig Bedeutung solchen Geschichten zuzumessen ist, Angie.«

      »Einer Geschichte mit Nora? Du meinst, solchen ehelichen Ausrutscher oder Seitensprüngen, die das Glück einer ganzen Familie bedrohen?«

      »Ja, Angie. Nora hat die Ehe deines Bruders nie wirklich bedroht. Gerhard hätte so oder so zu Natalie zurückgefunden. Erst, wenn du von der Geschichte durch mich erfahren hättest, wäre die ganze alberne Angelegenheit zu einer Affäre aufgebauscht worden. Du warst Nora gegenüber ahnungslos. Ich wollte dich im Glauben lassen, sie hätte irgend etwas auf dem Kerbholz oder wäre einfach verrückt.« Er lachte, aber Angie war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Dabei mußte sie einsehen, daß er recht behalten hatte. Gerhard war unterwegs, um Natalie zurückzuholen »Dein Schweigen und deine Lügen haben wenig genutzt«, gab sie zu. »Es ist alles herausgekommen, das weißt du.«

      »Ja, aber nicht durch mich, Angie. Und das war mir sehr wichtig.«

      »Warum? Ich dachte, du liebst mich?«

      »Gerade deswegen.«

      Sie sah auf das Herz. »Ich verstehe dich nicht, Thomas.«

      Bezaubernde Stunden hatte sie, nur wenige hundert Meter von hier, in dem Restaurant an einem Abend mit ihm verbracht. Hals über Kopf hatte sie sich in diesen Mann verliebt und war sogar naiv genug gewesen, um sich in schwachen Minuten ein Leben an seiner Seite auszumalen. Ja, sie malte. Und es waren wohl immer Phantasielandschaften oder Illusionen, die dabei herauskamen. Wenigstens begriff sie, daß es ihr ganz unmöglich war, zu einem Wirrkopf wie diesem Mann Vertrauen zu haben. Und wenn sie ihm noch Fragen stellte, dann nur, um den Abschied nicht zu dramatisch werden zu lassen.

      »Meine Ehe ist auf dieselbe Art in die Brüche gegangen.«

      Sie schaute zu ihm auf. Über ihr rauschte es in den Baumkronen. Die Vögel sangen. Es wurde etwas heller. Das Licht schien stärker durch die Stämme der Bäume. Angie bemerkte es mit ihrem geschulten Blick, und darum glaubte sie auch, Thomas’ Geständnis wäre jetzt nichts weiter als ein raffiniertes Mittel, sie vom Arbeiten abzuhalten.

      »Du hast mir erzählt, daß deine Frau einen anderen Mann gefunden und sich von dir hat scheiden lassen. Warum?« erkundigte sie sich mit gerade noch höflich zu nennendem Interesse. »Ist deine Ehe denn an einem Seitensprung zugrundegegangen?«

      »Ich beging diesen Seitensprung, Angie.«

      »Was?« Sie schluckte. Das hatte er ihr damals nicht erzählt. Plötzlich war ihr das veränderte Licht gleichgültig, sie wußte schon, daß sie es an diesem Tag zu keinem einzigen

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