Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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liebst Gerhard, Natalie, und das ist recht. Aber bedeutet Liebe denn Demütigung? Hast du vergessen, wie schamlos Nora Anderson sich an deinen Mann herangemacht hat?«

      »Das war Nora, Angie. Nicht Gerhard.«

      »Ich bitte dich!«

      Sie legte den Kopf zurück und schloß die Augen. Sie hatte Natalie immer für eine patente und kluge Frau gehalten. Sie bewunderte deren Schönheit und Eleganz, ihre Heiterkeit und Lebensfreude. Jetzt aber glaubte sie, ihr säße ein hirnloses Wesen ohne Stolz und innerer Kraft gegenüber.

      »Gerhard«, fuhr Natalie leise fort, »hat auch schuld. Das habe ich nie bezweifelt. Er war damals unglücklich, weil ich ihm nicht nach Lüttdorf folgen wollte. Er hatte das Leben in der Großstadt satt und wollte endlich die Früchte seiner jahrelangen Schufterei genießen. Angie, ich wollte ihm nicht folgen. Meine Freunde und Bekannten in Hamburg waren mir wichtiger als mein Mann. Das war dumm von mir. In den letzten Tagen und Nächten habe ich das begriffen. Wozu bin ich denn verheiratet? Um Kinder zu erziehen und das von meinem Mann verdiente Geld auszugeben? Nein, da muß noch mehr sein, Liebe und Verständnis und das Bestreben, immer für den anderen da zu sein. Liebe heißt doch Mitfühlen, Angie. Ich habe nicht gefühlt. Und wenn ich mal dachte, dann nur an mich.«

      »Aber diese Nora!« erregte Angie sich, »die hat ihn um den Finger gewickelt. Die wird sich was dabei gedacht haben.«

      »Ja, Angie. Sie wird gespürt haben, daß Gerhard sich allein fühlte. Gerhard ist älter geworden. Hast du gesehen, wie ihm die Haare ausgehen?«

      Angie nickte. Sie lächelte dabei. Wenigstens das konnte den Frauen nicht so schnell passieren. Wieder sah sie Natalie an und mußte sich über deren Schönheit wundern. Nicht der Anflug von dem hinter sich gebrachten Kummer sprach aus ihren Zügen. Sie leuchtete nahezu von innen. Das mußte das Glück sein. Sollte sie dieses Glück mit bohrenden Fragen zerstören? Nein, dazu hatte sie kein Recht. Natalie war die Mutter von Xenia und Wolfi. Und die beiden brauchten eine glückliche Mutter, nicht eine Nora, die mit Macht Liebe erwecken wollte und sich dabei wie eine Verrückte benahm.

      Natalie beugte sich vor und nahm die Praline, die Angie wieder zurückgelegt hatte. »Ich werde dir immer dankbar sein«, sagte sie, als sie den Bonbon aufgegessen hatte. »Was Hubertus und du für uns getan habt, ist mehr, als ich verdient habe.« Sie erhob sich und trat ans Fenster. Angie beobachtete sie. Dieses Kleid ließ ihre Schwägerin sehr jung erscheinen.

      Natalie winkte sie zu sich heran. Angie stellte sich wortlos neben sie. Da legte Natalie den Arm auf ihre Schulter und wies mit der freien Hand hinunter in den Garten.

      »Sieh mal, Hubs und Gerhard, Arm in Arm. Sie haben sich verziehen und verstehen sich prächtig. Ist das nicht nett?«

      Angie nickte stumm. Wenn sie nur erst wieder in München wäre. Überall war eitel Harmonie und Sonnenschein, nur in ihrem Herzen herrschte tiefste Finsternis. Thomas Hassberger konnte darin bestimmt kein Lichtchen mehr anzünden. Er war ein Schwindler und ein Spinner.

      »Hubertus braucht einen Vater«, sann Natalie laut vor sich hin. Ihre Worte taten Angie weh.

      »Hubertus’ Vater ist vor Jahren gestorben, Natalie. Ich kann ihn nicht zurückholen.«

      »Um Gottes willen, Angie!«

      Natalie wandte sich sofort zu ihr und zog sie an sich. Denn plötzlich rannen aber Angies Wangen dicke Tränen, und sie schluchzte sogar auf.

      »Du hast ihn sehr geliebt, nicht wahr? Du wirst und kannst Peter nie vergessen.«

      Angie schloß die Augen und wischte sich über das Gesicht. Sie wußte nicht, warum sie so weinte. Wenigstens nicht um Peter. Sie hatte sich in Thomas verliebt. Aber sie fühlte sich nicht wie eine Verräterin, sondern wie eine gesunde Frau. Peter und sie waren glücklich gewesen, warum konnte sie es nicht mit Thomas sein?

      »Am liebsten hätte ich, du würdest für immer hierbleiben«, sagte Natalie, um ihre Schwägerin zu trösten. Das waren ausgerechnet die falschen Worte. Angie weinte nur noch mehr. Insgeheim hatte sie auch schon daran gedacht, in Lüttdorf ihr Leben zu beschließen. Oben in der alten Remise an der Birkenallee und in Thomas’ Armen. Aber diese Wünsche waren längst zerstoben. Sie waren wie eines ihrer Bilder blaß und kraftlos geworden. Bilder, auf denen die Farben nicht mehr stimmten. Diese Farben waren verblichen, weil ihnen die Leuchtkraft des Herzens fehlte.

      Zum erstenmal kam ihr der Gedanke, daß ihrem eigenen Herzen vielleicht die Leuchtkraft der Liebe fehlte. Da, wo Liebe war, fühlten sich doch auch Toleranz und Verständnis zu Hause. Warum konnte sie Thomas nicht verzeihen? Er hatte aus Vorsicht und aus Klugheit geschwiegen. Dieses Schweigen hatte sie zu einer Lüge aufgebauscht. Sie schluchzte noch einmal.

      »Ich werde fahren, Natalie. Du, Gerhard und die Kinder werdet glücklich sein. Auch ohne mich und Hubertus.«

      »Aber Hubertus könnte in Lüttdorf zur Schule gehen. Bis ihr eine Wohnung beziehen könntet, wäret ihr unsere Gäste. Du weißt selbst, wie groß und geräumig das Haus ist.«

      Unten wurden die Stimmen der Kinder laut. Natalie wollte ihnen entgegen­eilen. Im Vorbeigehen naschte sie noch einen der köstlichen Pralinen aus der Baden-Badener Lieblingskonditorei ihrer Mutter. Sie war wieder zu Hause und fühlte sich wohl. Die Schokolade schmeckte ihr, und wenn die Kinder im Bett waren, würde ihr auch der von Gerhard kaltgestellte Wein bekommen.

      *

      »Wie viele Patienten noch?« fragte Dr. Thomas Hassberger seine Sprechstundenhilfe.

      »Zwei, Herr Doktor.«

      »Zwei? Wo kommen die denn her? Es ist bereits Mittagszeit.«

      Er war die ganzen vergangenen Tage ungehalten und schlecht gelaunt gewesen. Aber er wußte auch, daß ein Arzt nicht von Stimmungen abhängen durfte. Darum riß er sich zusammen.

      »Also. Der Nächste, bitte, Fräulein Schmal.«

      »Es sind zwei, Herr Doktor.«

      »Na ja«, knurrte er ungeduldig. »Dann der, der zuerst da war. Das wissen Sie doch schon.«

      Fräulein Schmal rührte sich nicht von der Stelle. Aus ihrem Blick war zu erkennen, wie peinlich ihr diese Angelegenheit war.

      »Sie wollen nur zusammen ins Sprechzimmer kommen.«

      »Sind es – Männer?«

      »Ja«, quälte sie sich ab. »Ja, es sind zwei Männer. Einer mit grauen Schläfen, der andere, nun ja, der ist jung und

      hübsch.«

      »So? Jung und hübsch? Sieh mal an!« wunderte Thomas sich. Daß Fräulein Schmal seine Patienten nach ihrem Äußeren taxierte, war ihm neu.

      Sekunden später standen ihm Gerhard Stellmann und Hubertus Winkler gegenüber, und er brach in schallendes Gelächter aus.

      »Die ersten Lüttdorfer Männer, die paarweise in meine Praxis kommen«, amüsierte er sich.

      Hubertus stöhnte laut auf und verdrehte die Augen. Für solche Späße hatte er heute keinen Draht. Er war in großer Not.

      »Wie geht es dir, Hubs?« fragte Thomas seinen Patienten. »Und was kann ich für Sie tun, Herr Stellmann?«

      Er

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