Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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müde wirkte.

      »Du net?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Dank’ schön«, antwortete er.

      Zum ersten Mal hatte die Verkäuferin Gelegenheit ihn richtig anzusehen. Und was sie sah, gefiel ihr. Florian hatte dunkles Haar und ein gut geschnittenes Gesicht. Vielleicht war er ein wenig von der Fahrt erschöpft, aber das tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Lisa bemerkte, wie sie ihn immer wieder verstohlen beobachtete, während Sepp Reisinger seine kleine Ansprache hielt.

      Der Wirt hatte noch einmal ein herzliches Willkommen ausgesprochen und erläuterte nun, was geplant war.

      »Um neunzehn Uhr gibt’s Abendessen«, sagte er. »Danach haben S’ Zeit, sich ausgiebig in Sankt Johann umzuschau’n. Aber ich rat’ Ihnen, zeitig schlafen zu geh’n, wenn S’ morgen früh an der Bergtour teilnehmen wollen. Denn dann müssen S’ früh aufsteh’n.

      Der Bergführer heißt Alois Vinger und ist ein erfahrener Mann. Sie können ihm also bedenkenlos vertrau’n. Damit S’ unterwegs net verhungern, bekommen S’ von uns Vesperpakete und Getränke mit. Darum möchte’ ich diejenigen, die an der Tour teilnehmen wollen, bitten, sich auf der Liste einzutragen, die ich gleich herumgehen laß, damit wir entsprechend planen können. Der Vinger-Loisl wird Sie zur Kandereralm führen, wo Sie eine deftige Mahlzeit erwartet. Franz Thurecker ist net nur ein guter Senner, sondern auch ein ausgezeichneter Koch. Natürlich haben S’ da oben die Möglichkeit, zuzuschau’n, wie der Franz seinen Bergkäs’ herstellt und davon zu kosten. Wer mag, nimmt sich ein Stückl davon mit. Bis zur Abreise am Sonntag bewahren wir ihn hier, im Hotel, im Kühlraum

      auf.

      Damit der Tag net zu anstrengend wird, bringt der Loisl sie über den kürzeren Wirtschaftsweg wieder herunter, so daß noch Zeit ist, sich für den Höhepunkt dieser kleinen Reise auszuruh’n – dem Tanzvergnügen, drüben im Saal.

      Nach einem festlichen Dreigängemenü ist dort ein Tisch für Sie reserviert, und bis zum frühen Morgen spielt die Musi’. So, ich glaub’, jetzt wär’ alles gesagt. Wenn’s noch irgendwelche Fragen gibt, dann wenden S’ sich einfach an mich oder eine meiner Mitarbeiterinnen.«

      *

      Die anderen Mitreisenden waren unterschiedlichen Alters, meist Ehepaare, Lisa und die beiden Burschen schienen die jüngsten Teilnehmer an der Veranstaltung zu sein. Daher ergab es sich von selbst, daß die drei sich dazu entschlossen, gemeinsam einen ersten Spaziergang durch das Bergdorf zu machen. Schon auf der Fahrt hierher hatten sie sich unterhalten, und auf jegli-

      che Förmlichkeiten verzichtet. Gleich nachdem sie sich bekannt gemacht hatten, duzten sie sich auch.

      Besonders Sepp Villinger freute sich, daß Lisa sich ihnen anschloß. Von Anfang an hatte er ein Auge auf das hübsche Madel, mit den langen blonden Haaren geworfen.

      Zusammen mit seinem Freund hatte er die Reise gebucht. Florian und er waren, trotz ihrer Jugend, bereits gestandene Geschäftsleute. Aus ihrem Hobby heraus, der Beschäftigung mit Computern, hatte sich eine Firma gegründet. Sie erarbeiteten Programme, die sie mit viel Erfolg verkauften. Nachdem sich dieser Erfolg abzeichnete, hängten sie ihr Studium an den Nagel und stellten das kleine Unternehmen auf die Beine. Inzwischen beschäftigten sie sogar drei Angestellte.

      »Schaut mal«, rief Lisa begeistert und deutete auf die Lüftlmalereien an den Häusergiebeln. »Schön, net?«

      Die beiden nickten. St. Johann gefiel ihnen auf Anhieb. Das Dorf schien seinen alten Charakter bewahrt zu haben. Es gab kaum moderne Neubauten, von dem kleinen Einkaufszentrum abgesehen.

      »Ich würd’ auch gern’ einmal die Kirche besichtigen«, schlug die Verkäuferin vor.

      Zu ihrer Überraschung nickte Florian Brunner.

      »Eine gute Idee.«

      Dabei blickte er seltsam abwesend zu dem Gotteshaus hinüber, das auf der anderen Straßenseite, auf einer kleinen Erhebung stand.

      Sepp, so schien es, schloß sich ihnen eher widerwillig an. Offenbar hatte er keine rechte Lust, die Kirche zu besichtigen. Allerdings änderte er seine Meinung schnell, als sie durch den kleinen Vorraum in das Kirchenschiff traten.

      »Donnerwetter!« entfuhr es ihm.

      Lisa schmunzelte.

      »Gell, da staunst’, was?«

      Von anderen Gelegenheiten wußte sie, daß es gerade die kleinen Pfarrkirchen waren, die besonders schön ausgestaltet waren. In früheren Zeiten hatten die frommen Dörfler oft ihr Letztes gegeben, wenn es darum ging, die Kirche zum Lobe Got-tes auszustatten. Auch hier in St. Johann waren die Baumeister wirklich verschwenderisch mit Gold und buntem Glas umgegangen.

      Die drei jungen Leute schritten langsam bis zum Altar hinunter, bewunderten jedes Detail.

      »Schad’, daß ich meinen Fotoapparat net dabei hab’«, meinte Sepp.

      »Vielleicht können wir ja noch mal herkommen«, schlug Florian vor.

      Er hatte sich in eine Kirchenbank gesetzt und schaute auf das Kreuz über dem Altar. Sein Freund nickte. Er setzte sich zu ihm, Lisa war inzwischen unter die Galerie gegangen und betrachtete das Bild neben der Tür zur Sakristei.

      »Alles in Ordnung?« fragte Sepp.

      Florian nickte.

      »Ich wollt’ mich bloß einen Moment setzen«, erklärte er.

      »Glaubst’ denn, daß du morgen früh die Bergtour mitmachen kannst, oder soll’n wir absagen. Noch ist’s net zu spät.«

      »Nein, nein, kein Problem. Natürlich werd’ ich mitkommen.«

      Sepp wollte wieder aufstehen und zu Lisa hinübergehen, doch der Freund hielt ihn zurück.

      »Kein Wort zu ihr darüber!« beschwor er den anderen.

      Sepp legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.

      »Natürlich net. Keine Sorge.«

      Er stand auf und stellte sich neben das junge Madel.

      »Hübsches Bild«, sagte er.

      Lisa nickte versonnen. Das Gemälde hieß ›Gethsemane‹ und zeigte Jesus, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Der Gesichtsausdruck des Erlösers ließ erkennen, daß er bereits wußte, welches Leiden am nächsten Tag auf ihn wartete.

      Florian saß immer noch auf der Bank und blickte zu ihnen hinüber. Versunken ruhten seine Augen auf der schlanken Gestalt des Madels.

      Als er am Morgen in den Bus eingestiegen war, zuckte er unwillkürlich zusammen, als er ihrer ansichtig wurde. Wenn es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gab, dann hatte er sie in diesem Moment erlebt. Nie zuvor war ihm ein so unbekümmertes und herzerfrischendes Madel begegnet. Der junge Mann atmete tief durch, während er sich vorstellte, daß Lisa in seinen Armen lag und er sie küßte.

      Doch diese Vorstellung währte nur Sekunden. Es konnte nicht sein, daß er sich verliebte. Durfte nicht sein!

      Nicht

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