Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Bad die besagte Dose.

      »Was ist denn das?« wollte Robert wissen, als Franz etwas von dem Inhalt über den Fuß strich.

      »In erster Linie Fett«, gab der Thurecker-Franz zurück. »Und viele Kräuter, die bei uns heroben wachsen.«

      Zuerst war es nur ein kühlendes Gefühl, das langsam in den Fuß zu kriechen schien. Dann wurde die Stelle ganz taub, und der Schmerz verschwand von einem Augenblick auf den anderen.

      »Das ist ja eine wahre Wundersalbe!« staunte der Werbefachmann. »Warum kann man so was net in der Apotheke kaufen?«

      Franz schmunzelte. Es war nicht das erste Mal, daß er Leute mit dieser Salbe behandelte und in Erstaunen versetzte.

      »Das Geheimnis hab’ ich von meinem Großvater«, erzählte er später.

      Franzi hatte Kaffee gekocht. Dankbar nahm Robert das heiße Getränk entgegen, und als sich für einen winzigen Moment ihre Finger dabei berührten, da war es,

      als fahre ein elektrischer Schlag durch sie hindurch.

      »Wissen S’, Herr Feldmann, uns’re Vorfahren lebten noch mehr im Einklang mit der Natur, als die Menschen heutzutag’«, fuhr der Senner fort zu erzählen. »Vor hundert und mehr Jahren, da lebte man auf einer Almhütte oft Monatelang mutterseelenallein. Damals gab es noch net die Wirtschaftswege und keine Autos. Der Abstieg ins Tal war lang und beschwerlich. Wenn einem da ein Unglück geschah, mußte man sich schon selbst zu helfen wissen. Man konnt’ sich net einfach ins Auto setzen und mal eben zum Doktor fahr’n. Uns’re Altvorderen entwickelten im Laufe der Zeit immer neue Hilfsmittel, die das Leben auf der Almhütte erträglicher machen sollten. Die Salbe ist eine solche Erfindung. Was sich darin befindet ist Natur pur, ohne jede Chemie.«

      »Und es hilft unglaublich«, sagte Robert. »Ich spür’ schon nix mehr.«

      »Trotzdem sollten S’ nix über-eilen«, warnte der ältere, erfahrene Mann. »Der Fuß muß unbedingt ein, zwei Tag’ geschont werden, sonst könnt’s passieren, daß Sie ihn nachher um so schmerzhafter spür’n.«

      Robert Feldmann nickte verstehend.

      »Ich fahr’ Sie natürlich nachher ins Tal hinunter«, ließ Franzi sich vernehmen. »Allerdings müßten S’ schon warten, bis der Ansturm der Mittagsgäste vorüber ist.«

      Der junge Mann schaute sie an und lächelte.

      »Ach, ich hab’ viel Zeit«, entgegnete er.

      *

      Es waren beinahe noch mehr Wanderer heraufgekommen, als in den letzten Tagen. Franz Thurecker hatte eine große Pfanne mit Geschnetzeltem zubereitet. Dazu gab es Röstkartoffeln und eine Salatbeilage. Schon nach kurzer Zeit mußte der Senner eine weitere Pfanne nachkochen.

      Auf der Sonnenterrasse herrschte ein fröhliches Chaos, und das Stimmengewirr erinnerte Robert an das Summen in einen Bienenstock. Der junge Mann saß immer noch auf seinem Platz, der Fuß schmerzte überhaupt nicht mehr. Er ertappte sich mehrmals dabei, daß er Franzi bewundernd hinterher sah, wenn sie an ihm vorüberging, und zu gerne hätte er gewußt, welche Gedanken sich in ihrem hübschen Köpfchen verbargen. Der Blick, mit dem sie ihn ab und zu streifte, verriet es leider nicht, doch glaubte Robert zu sehen, daß er anders war, als der, mit dem sie die übrigen Gäste anschaute…

      Damit es nicht zu sehr auffiel, wie er sie immer wieder musterte, blickte Robert schließlich in die Ferne. Die Kandererhütte lag zweihundert Meter unter der Almspitze, malerisch in einer Senke. Auf den Wiesen standen die Kühe und labten sich an den saftigen Gräsern und würzigen Kräutern. Ein paar von ihnen trugen schwere Glocken um den Hals, deren lauter Klang von den Felsen widerhallte, wenn die Tiere die Köpfe neigten, um das Futter abzuzupfen. Bewacht wurde die Herde von zwei Hütehunden, die auch ein Auge auf die zahlreichen Ziegen hatten, die unbekümmert zwischen den Kühen hin und her sprangen. Robert Feldmann genoß das Idyll, das so ganz anders war, als die Welt aus der er kam.

      Sein Leben war in erster Linie von der Arbeit und geschäftlichem Erfolg bestimmt. Hinzu kamen Empfänge und Einladungen von Geschäftsfreunden und Kunden, geprägt von der Hektik und der Jagd nach Ruhm und Geld.

      Wobei es nicht ganz stimmte – zumindest nicht für Robert. Der zwar beides hatte. Er war als Senkrechtstarter in der Branche berühmt, und der finanzielle Erfolg hatte nicht lange auf sich warten lassen. Allerdings war für ihn Geld nie wirklich wichtig gewesen. Gewiß war es schon beruhigend, ein finanzielles Polster im Rücken zu haben, das einem eine gewisse Unabhängigkeit garantierte, aber Robert protzte nicht damit herum. Er besaß eine kleine Eigentumswohnung, fuhr kein besonders teures Auto, und das meiste Geld gab er für die Eltern aus, denen er ein kleines Häuschen finanzierte.

      Natürlich hatte er auch die andere Seite kennengelernt, die Gesellschaft der jungen und erfolgreichen Leute, die in kürzester Zeit eine Menge Geld verdienten und es genauso schnell wieder mit offenen Händen ausgab. Teure Autos, schicke Villen, exklusive Partys – Robert hatte sich in dieser Welt nie besonders wohl gefühlt, und eigentlich war Melanie Wehmann der Grund, warum er überhaupt dort hingeraten war.

      Die wunderschöne Frau war die Tochter eines Kunden. Robert hatte sich nach Beendigung einer erfolgreichen Werbekampagne, die er für die Wehmann KG entwickelt und durchgeführt hatte, kennengelernt. Für beide schien es Liebe auf den ersten Blick zu sein. Melanie war von dem gutaussehenden und erfolgreichen Werbefachmann fasziniert, und Robert fiel ihrem unglaublichen Charme zum Opfer. Die schönste Zeit ihres Lebens begann, voller glücklicher Zukunftsträume, die dann ein jähes Ende fand.

      Von der Erinnerung überwältigt schlug Robert Feldmann die Hände vor dem Gesicht zusammen und schluchzte unwillkürlich auf. Franzi, die ihn heimlich beobachtete, sah diese Geste und fragte sich, was der junge Mann, in den sie sich verliebt hatte, für ein schweres Los mit sich herumschleppte.

      Die letzten Gäste waren eben gegangen, und als habe er ihren forschenden Blick bemerkt, nahm Robert die Hände herunter und lächelte sie an.

      Doch es war kein freudvolles Lächeln, das ihm gelang. Gequält wirkte es und stimmte das Madel nur noch nachdenklicher.

      »So, jetzt gibt’s gleich was zu essen«, sagte Franzi, um die Verlegenheit des Augenblicks zu überbrücken.

      Zwischendurch hatte sie Robert schon einmal gefragt, ob er Hunger habe und schon essen wolle. Er hatte geantwortet, daß er gerne warten wolle, bis sie und ihr Onkel ebenfalls dazu Zeit fanden.

      Der alte Senner trat aus der Hütte, in den Händen Schüsseln, aus denen es dampfte. Franzi sprang hinzu und nahm sie ihm ab. Nachdem auch Salat und Getränke aufgetischt waren, setzten sie sich zu Robert Feldmann und ließen es sich schmecken. Der junge Mann kam nicht umhin, die Kochkunst des Thurecker-Franzls zu bewundern und ließ sich schwärmerisch über das Essen aus. Der Alte freute sich über das Lob und forderte den Gast auf, nochmals zuzugreifen.

      »Wenn S’ Lust haben, zeig’ ich Ihnen nachher gern’ noch die Käserei«, bot Franz an, nachdem er sich noch einmal nach dem Befinden von Roberts Fuß erkundigt hatte.

      Der Werbefachmann versicherte, daß er keinerlei Schmerz mehr verspürte und versprach, dennoch dem Rat des Senners zu folgen und den Fuß in den nächsten Tagen nicht zu sehr zu strapazieren.

      Daß ihn die Kunst des Käsemachens interessierte, tat er ebenfalls kund, und nach dem Essen marschierten sie zu dritt in die Hütte. Natürlich wußte Robert, wie Käse gemacht wurde, doch die kleinen Kniffe, die Franz Thurecker

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