Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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dem die von den Sennern und Sennerinnen hergestellten Käse ins Tal gebracht, und alles, was oben auf der Hütte gebraucht und nicht selbst produziert werden konnte, hinaufgeschafft wurde.

      Die Kandereralm sei eine der schönsten, hatte Sepp Reisinger ihm versichert. Der Wirt hatte ihn allerdings auch gewarnt – auch wenn er den Wirtschaftsweg benutzte, würde er an die drei Stunden brauchen, um sein Ziel zu erreichen. Wenn diese Rechnung stimmte, dann lag ungefähr noch eine gute Stunde vor ihm.

      Robert setzte den Wanderhut wieder auf und schulterte den Rucksack. Neben der entspechenden Kleidung hatte er auch einen Fotoapparat von zu Hause mitgebracht und bereits etliche Motive abgelichtet. Wolfgang würde sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollen, daß er, Robert, in seinem Urlaub nicht nur tatenlos im Hotelzimmer herumgesessen hatte.

      Der Wanderer hängte sich den Apparat wieder um den Hals und marschierte los. Die schmale Straße war nicht sonderlich befestigt, und der letzte Regen hatte die Ränder ausgewaschen. Robert fragte sich unwillkürlich, wie die Wagen der Bauern es schafften, diese steile Piste hinaufzufahren, ohne dabei vom Weg abzukommen. Er selbst setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, konnte aber auch nicht verhindern, daß er plötzlich ausrutschte, als lockeres Gestein unter ihm nachgab. Robert stieß einen erschreckten Schrei aus, ruderte mit den Armen in der Luft und fiel nach vorne. Es gab einen dumpfen Aufprall, als er mit den Kopf gegen ein Felsstück schlug, das neben dem Weg aus dem Boden wuchs.

      Benommen schüttelte der den Kopf und versuchte, sich aufzurichten, zuckte aber jäh zurück, als ein stechender Schmerz durch seinen rechten Fuß zog. Offenbar hatte er das Bein beim Sturz verdreht und dabei eine Sehne überdehnt.

      Wenn nicht gar Schlimmeres!

      Einen Moment blieb er ruhig liegen und wartete, bis der Schmerz nachließ. Etwas Warmes, Klebriges lief über seine Stirn – Blut, das aus einer Wunde lief, die er sich beim Aufprall auf den Fels zugezogen hatte. Robert tastete nach einem Taschentuch und preßte es gegen die Stirn. Nachdem er sich von dem Schrecken erholt hatte, versuchte er erneut aufzustehen. Es ging leidlich. Immer noch raste eine Schmerzwelle durch den Fuß.

      Prost Mahlzeit, dachte er, da hast’ dir ja was Schönes eingebrockt!

      Er stand, halb gebückt und sich an dem Felsen festhaltend, und überlegte, was er jetzt anfangen sollte. Auf Hilfe konnte er wohl kaum hoffen. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß ausgerechnet jetzt der Wagen eines Bauern vorbeikam, um den Käse von der Alm zu holen.

      Robert versuchte zu humpeln, kam aber gerade mal bis an den Rand des Weges, dann konnte er sich vor Schmerzen kaum noch auf den Beinen halten. In diesem Moment ärgerte er sich, nicht sein Mobiltelefon dabei zu haben. So praktisch es auch war, immer und überall erreichbar zu sein, im Urlaub wollte er gerne darauf verzichten und hatte es daheim in München gelassen. Jetzt mußte er einsehen, daß es vielleicht klüger gewesen wäre, es doch mitzunehmen. Zumindest hätte er jetzt die Bergwacht oder Polizei zu Hilfe rufen können.

      Er setzte den Hut wieder auf, der ihm beim Sturz vom Kopf gefallen war und in erreichbarer Nähe lag. Dann untersuchte er die Kamera, die zum Glück den Sturz unbeschadet überstanden hatte. Schließlich sank er wieder auf den Boden und lehnte sich an den Felsen.

      »So, Robert, dann richte dich mal auf einen langen Tag ein«, sagte er im Selbstgespräch, wobei sein Blick zum Himmel ging.

      Nicht mehr lange, und die Sonne würde mit aller Macht auf ihn herniederbrennen – wahrscheinlich kein guter Beginn eines erholsamen Urlaubs!

      *

      Franzi Burger summte fröhlich die Melodie mit, die aus dem Autoradio erklang. Das junge Madel hatte immer einen bestimmten Sender eingestellt, der Volksmusik spielte. Die Nichte des Senners von der Kandereralm hatte eine besondere Vorliebe für »Anne & Patrick«, dem beliebten Duo, das regelmäßig mit seinen Schlagern die volkstümlichen Hitparaden stürmte. Eben sangen die beiden das Lied von der einsamen Liebe der schönen Sennerin, die den Liebsten verlor, weil der hinaus in die Fremde wollte.

      Franzi konnte sich regelrecht in die Rolle der verlassenen Frau steigern, daß ihr unwillkürlich die Tränen in die Augen traten.

      Dennoch konnte sie über sich schmunzeln. Mochten die anderen es vielleicht auch sentimental nennen, Franzi stand dazu, daß solche Melodien sie ansprachen. Zeugten sie doch von der Liebe zur Heimat und den Bergen, und die fühlte das Madel auch ganz tief in seinem Herzen.

      Wenn sie Onkel Franz bei der Arbeit half, blieb Franzi meistens über Nacht oben, auf der Hütte. Dort wartete in der kleinen Kammer ein gemütliches Bett auf die Schläferin. Dort träumte sie nach vollbrachtem Tagwerk und langen Gesprächen mit dem Onkel manch romantische Geschichte, in denen ein attraktiver und geheimnisvoller Fremder die Hauptrolle spielte.

      Gestern allerdings war sie abends nach St. Johann gefahren, um Iris zu besuchen, die Freundin aus Kindertagen, die inzwischen längst verheiratet und Mutter eines prächtigen Burschen war. Tobias, ihr Mann, war auf Dienstreise, und so hatten die beiden jungen Frauen die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Plausch genutzt. Sie hatten sich lange Zeit nicht gesehen, und entsprechend viel gab es zu erzählen. Bis spät in die Nacht hatten sie auf der Terrasse des schmucken Einfamilienhauses gesessen, das Tobias Buchner für sich und seine kleine Familie gebaut hatte. Nach einem gemeinsamen Frühstück hatte sich Franzi am Morgen auf den Weg gemacht. Das Dorf quoll über vor Touristen, und es war zu erwarten, daß auch heute nicht wenige von ihnen den Weg zur Kandereralm herauf fanden. Da wollte Franzi rechtzeitig oben sein, um Onkel Franz bei den Vorbereitungen zu helfen. Schließlich hatte er noch genug mit der Zubereitung des Käses zu tun. Gestern abend hatten sie gemolken und die Milch in das kleine Kühlhaus geschafft. Jetzt war der Senner wohl schon dabei, diese Abendmilch, mit der von heute morgen zu vermischen und auf das Feuer zu setzen um die Gerinnung vorzubereiten. Franzi konnte jede Einzelheit der Käseherrstellung, vom Schneiden des Bruchs, bis zum Auspressen, Salzen und Lagern.

      Franzi ging in Gedanken noch einmal all die Arbeiten durch, die sie an diesem Morgen erledigen wollte: Kartoffeln für das Mittag-essen schälen, Gemüse putzen, die Tische auf der Sonnenterrasse eindecken. Dann in dem Garten nach dem Rechten sehen, Onkel Franz helfen, die reifenden Käselaiber zu waschen und zu wenden. Eine ganze Menge wartete da auf sie, und wenn dann der Ansturm der Gäste einsetzte, gab es noch mal soviel zu tun. Immer wieder waren welche darunter, die es besonders eilig hatten und es nicht abwarten konnten, bis sie bedient wurden. Franzi hatte für solche Leute immer einen kessen Spruch auf den Lippen, schließlich war es nicht einzusehen, warum sie sich im Urlaub nicht mal ein wenig Zeit nehmen konnten. Natürlich konnte sie verstehen, daß man nach einem solchen Aufstieg hungrig und durstig war, trotzdem war es ja auch eine Frage des Anstands, nicht gleich loszumurren, nur weil es mal ein paar Minuten länger dauerte.

      Das junge Madel hatte gerade abgebremst, weil der Weg an dieser Stelle besonders eng war, als es eine Gestalt am Straßenrand hocken sah. Ein junger Mann, der offenbar verunglückt war, wie man unschwer an dem blutigen Taschentuch erkennen konnte, das er sich gegen die Stirn hielt.

      Franzi trat auf die Bremse, hielt an und sprang aus dem Wagen.

      *

      »Gütiger Himmel, wie schau’n Sie denn aus!« rief sie entsetzt, als sie bei ihm angekommen war.

      Robert Feldmann grinste trotz der Schmerzen, die er immer noch hatte, wenn er den Fuß bewegte.

      »Ich fürcht’, net g’rad’ wie ein Adonis.«

      Das Madel schüttelte den Kopf.

      »Na, Sie haben ja Humor. Was ist denn passiert?«

      Der

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