Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Lebensabend.«

      »Na, das hast’ dir ja wirklich schon was überlegt. Und ich hab’ geglaubt, du würdest vor Kummer und Sorgen net in Schlaf kommen.«

      Daß der alte Knecht so abgeklärt über seine Situation nachgedacht hatte, erstaunte sie wirklich. Aber um so besser, wenn Florian schon jetzt wußte, wie es mit ihm weitergehen sollte.

      Sie hingegen wollte den Gedanken an einen Abschied vom Hochberghof am liebsten ganz verdrängen. Was konnte man nicht alles daraus machen! Wenn sie doch nur einmal Gelegenheit hätte, mit Felix Thorwald zu reden und ihm darzulegen, wie sie darüber dachte.

      Schon Franz Bachmann hatte auf den Einsatz von künstlichen Düngemitteln verzichtet, die Felder waren nach ökologischen und umweltverträglichen Gesichtspunkten beackert worden, und wenn man auch nicht unbedingt von einem Bio-Bauernhof reden konnte, so waren doch alle Voraussetzungen gegeben, aus dem Hochberghof einen solchen zu machen. Immer mehr Menschen stiegen auf gesunde Naturkost um, der beste Beweis dafür war doch, daß beinahe jedes größere Lebensmittelunternehmen eine eigene Bio-Marke im Angebot hatte. Hinzu kam, daß die Leute gerne auf einem Bauernhof einkauften, der solche Waren anbot.

      Ökologischer Landbau und Selbstvermarktung – das war nach Marias Meinung eine Chance, aus dem maroden Bauernhof wieder ein gesundes Unternehmen zu machen.

      Aber wenn sie an das dachte, was Felix Thorwald gestern gesagt hatte, dann verließ sie gleich der Mut, ihre Idee mit ihm zu besprechen. Es war ja ganz offensichtlich, daß er nicht daran interessiert war, den Hof zu behalten.

      Und doch wäre es so schön gewesen.

      Besonders, wenn… wenn sie sich vorstellte, daß aus ihm und ihr ein Paar geworden wäre.

      Himmel, wie liebte sie diesen Mann!

      Noch nie hatte sie einen anderen so begehrt wie Felix Thorwald. Neben ihm verblaßte jeder Bursche, der ihr auf dem Tanzabend im ›Löwen‹ den Hof machte.

      Aber das alles war nur ein Wunschtraum, der sich nie erfüllen würde.

      Florian hatte seine Mahlzeit beendet und war wieder auf das Feld hinausgefahren. Marie räumte seufzend den Tisch ab. Eher zufällig blickte sie während des Abwasches aus dem Fenster und sah ein Auto auf den Hof fahren.

      Im selben Moment schien ihr Herzschlag auszusetzen, als sie Felix Thorwald aussteigen sah.

      *

      Was ihn dazu getrieben hatte, noch einmal zum Hof hinaufzufahren, konnte er nicht sagen. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich dort noch einmal umsehen zu müssen. Am Morgen waren Felix und Pfarrer Trenker zum Nachlaßgericht in die Kreisstadt gefahren. Nachdem dort die notwendigen Formalitäten erledigt waren, setzten sie sich in ein Café. Sie fanden einen freien Tisch in einer Nische. Der Geistliche beglückwünschte den Hoferben.

      »Sagen S’, Felix, könnten S’ sich wirklich net vorstellen, in den Hochberghof zu investieren?« fragte er. »Ich mein’ – so marode er auch ausschaut, mit ein bissel Geschick und einigen tüchtigen Händen ließe sich schon was daraus machen.

      Und die fleißigen Händ’ wären ja schon da… Auch wenn der Florian bereits die Sechzig überschritten hat, einen bess’ren Knecht finden S’ net so leicht.«

      Der junge Mann atmete tief durch. Mit seiner Frage hatte der Seelsorger eine bereits geöffnete Tür aufgestoßen. Das erste, was Felix am Morgen, als er aufgewacht war, durch den Kopf ging, war die Frage, wie es nun weitergehen soll.

      Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn. Auch wenn man es nicht unbedingt Sehnsucht nach der Heimat nennen konnte, so war da doch etwas wie Verbundenheit mit dem Hof, der rechtmäßig seiner Mutter gehört hätte und der nun in seinem Besitz war.

      Ob sie es gutheißen würde, wenn er sein Erbe wieder veräußerte?

      Noch einmal dachte er an den verstorbenen Halbbruder seiner Mutter. Sicher hätte er sich auch gewünscht, daß der Hof im Familienbesitz bleibt. Sonst hätte er kaum diesen rührenden und

      reuevollen Brief geschrieben.

      Felix verspürte das Verlangen, das Grab des Verstorbenen zu besuchen, und Sebastian war gerne bereit gewesen, ihn dorthin zu führen. Als sie jetzt in dem Café saßen, da rief Felix sich den Augenblick in Erinnerung.

      Ein schlichtes Holzkreuz schmückte Franz Bachmanns letzte Ruhestätte.

      »Die Maria kommt einmal die Woche her und pflegt es«, hatte der Geistliche erklärt.

      Der junge Mann sah auf den Blumenschmuck und dachte an das Grab der Eltern auf dem kleinen Friedhof bei Leutstetten.

      Wenn sie sich doch nur hätten versöhnen können, Mutter und Onkel Franz.

      »Wissen S’, ich frag’ net ganz uneigennützig«, unterbrach der Bergpfarrer seine Gedanken.

      Felix sah auf. Die nette Bedienung hatte Kaffee gebracht und sich wieder entfernt. Sebastian Trenker schmunzelte, als er den fragenden Blick seines Gegen-übers sah.

      »Ich liebe meine Heimat«, sagte er. »Und es ist mir ein Graus, mir vorzustellen, was aus dem Hochberghof wird, wenn Sie ihn verkaufen. Ich könnt’ mir schon vorstellen, daß es da Interessenten gibt, aber net, um den Bauernhof als solchen weiterzuführen. Vermutlich würden s’ ihn abreißen und irgendwas darauf bauen, das net hierher gehört.«

      Sebastian dachte dabei in erster Linie an Markus Bruckner, den umtriebigen Bürgermeister von St. Johann, dessen Ehrgeiz es war, aus dem beschaulichen Alpendorf ein Touristenzentrum ersten Ranges zu machen. Immer wieder versuchte er, unter Umgehung des Gemeinderates Projekte durchzudrücken, die für Umwelt- und Naturschützer ein Schrek-kensbild waren. Seiner Meinung nach brauchte St. Johann einen Skilift, um die Wintersaison anzukurbeln, auf jeden Fall eine Diskothek, damit die Touristen ihr Geld auch im Ort ließen, und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann stände schon längst ein großes Ferien- und Kongreßzentrum auf Gemeindegrund, mit allem, was dazugehörte, einschließlich einer teuren Schwimmhalle.

      Pfarrer Trenker war es jedoch, oft in letzter Minute, immer gelungen, diese haarsträubenden Pläne zu durchkreuzen. Zwar lag der Hochberghof nicht direkt am Dorf, doch im Geiste sah Sebastian dort schon ein monströses Etwas entstehen, und den Bruckner-Markus, der sich im Schein seines Erfolges sonnte.

      Felix Thorwald hatte den Ausführungen des Geistlichen zugehört. Jetzt lächelte er.

      »Also, ein Käufer ist ja weit und breit net in Sicht«, meinte er.

      »Noch net«, gab der Seelsorger zu bedenken. »Wenn sich erstmal herumspricht, daß der Hof zum Verkauf steht, dann werden S’ sich vor Angeboten wohl kaum mehr retten können.«

      Felix trank seinen Kaffee aus.

      »Es sind ja noch ein paar Wochen, in denen ich mir überlegen kann, was ich anfange«, wich er einer direkten Antwort aus.

      Er winkte nach der Bedienung. Als sie wenig später vom Tisch aufstanden, stutzte Sebastian.

      In der Nische neben ihnen saß ein Mann am Tisch, der ihn freundlich grüßte. Allerdings war in diese Freundlichkeit eine Spur Verschlagenheit gemischt.

      »Auch das noch«, entfuhr es dem Geistlichen, als er kopfnickend zum Ausgang ging.

      Felix

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