Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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wagte nur noch zu flüstern, da der Schatten des Hauses schon über sie fiel:

      »Tante Pat sagt doch immer, daß sie sich freut, wenn sie wieder in ihre Wohnung kann. Ich meine, wir brauchen sie doch jetzt nicht mehr. Wir haben Trude und Marie-Luise.«

      Max hatte sich so auf das Nachhausekommen gefreut!

      Pat saß im Wohnzimmer, den bandagierten Fuß auf einem Schemel gelegt.

      »Da bist du ja endlich!« Ein wenig blaß war sie. Max, der sie genau kannte, sah ihr den Ärger an der Nasenspitze an.

      Er küßte sie auf beide Wangen und lächelte auf sie hinunter.

      »Schön nach Hause zu kommen und dich vorzufinden. Der Tag war so hektisch, ich bin einfach nicht dazu gekommen, dich anzurufen. Ich wäre aber heute abend noch zu dir gekommen.«

      »Nun, jetzt bin ich da. Du kannst dich ausruhen, du hast es sicherlich verdient. Das Mädchen, das du eingestellt hast, Max, scheint sehr tüchtig zu sein, wenn ich auch lieber gesehen hätte, daß sie ein wenig…«, Pat sah zu beiden Kin­dern hinüber, die Gesichter waren wie ein aufgeschlagenes Buch.

      »Seht mich nicht an, als wolltet ihr mich zum Teufel wünschen. Sie ist sicher nett zu euch, aber ein Mädchen mit etwas mehr Niveau wäre mir lieber gewesen.«

      »Uns gefällt sie aber«, stieß Thomas böse hervor.

      Pat besaß eine unnachahmliche Art, die Stirn in Falten zu ziehen. Für gewöhnlich brachte sie die Kinder damit zum Schweigen.

      »Wie sprichst du denn mit mir? Ich verbiete mir den Ton, mein Junge. Ich bin erst einige Tage nicht mehr mit ihnen zusammen, und schon scheinen sie völlig verwahrlost zu sein. Häng das mit dem jungen Mädchen zusammen, das ständig bei ihnen war?«

      Jetzt kam Leben in die Zwillinge. Ihre Gesichter wurden brandrot, die Augen funkelten, daß Pat mehr als erschrocken war.

      »Sag’ nichts gegen Marie-Luise«, riefen sie wie aus einem Mund. Das war eine abscheuliche Angewohnheit der Zwillinge, Sätze zur gleichen Zeit zu sagen, das verlieh der Sache so einen unangenehmen Nachdruck. »Wir haben sie schrecklich lieb. Wir mögen sie sehr, sehr gern. Sie ist unsere liebste Freundin«, setzte Doris leidenschaftlich hinzu, und Thomas nickte bekräftigend. »Papa mag sie auch.«

      »So, so«, Pat kräuselte die Lippen und bekam ihr wissendes Gesicht, wie die Kinder es nannten. »Ich denke, ihr laßt euren Vater und mich jetzt ein wenig allein. Ungezogene Kinder kann ich nicht lange um mich haben.«

      Die Kinder waren froh, hinauslaufen zu können. Marie-Luise wäre am liebsten mit ihnen gegangen. Er ging zum Teewagen, auf dem diverse Flaschen standen.

      »Wie ist es mit einem Willkommenstrunk, Pat? Ich sehe, Trude hat dich schon bestens versorgt.«

      Pat nickte und lehnte sich fester im Sessel zurück. Sie ließ ihren Bruder nicht aus den Augen, musterte ihn aufmerksam. Aber sie konnte keine Veränderung an ihm entdecken. Müde und abgespannt war er eigentlich ständig.

      »Gib mir einen Sherry, Max. Und dann setz’ dich zu mir. Max, du mußt mir unbedingt sagen, wer diese Marie-Luise ist. Stell dir vor, die Kinder bemerkten nicht einmal, daß mein Taxi hielt, so vertieft waren sie in ihrem Spiel. Anfangs dachte ich, diese Marie-Luise wäre noch ein sehr junges Mädchen. Aber als ich mit ihr sprach, sah ich natürlich, daß sie nicht viel jünger ist als ich.«

      »Wie alt sie ist, weiß ich nicht.« Er saß in seinem Lieblingssessel, aber er war weit davon entfernt, sich entspannt zu fühlen. Er hielt das Glas in der Hand und schaukelte die Flüssigkeit darin. Sie hatte die Farbe von Marie-Luises Haaren.

      »Max, laß dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.« Pat war alarmiert. Daß dieses Gefühl der Eifersucht entsprang, wußte sie nicht einmal. Die Fremde hatte sie bei den Kindern völlig ausgebootet. Sie hatten ja kaum einen Willkommensgruß für sie gehabt. Pat war sich sicher: dieses Geschöpf hatte es auf ihren Bruder abgesehen. »Wer ist sie? Wo hast du sie kennengelernt?«

      »Daß du dir nicht abgewöhnen kannst, so viel Fragen auf einmal zu stellen«, spöttelte er und nahm einen tiefen Schluck.

      »Du müßtest sie eigentlich kennen. Ich jedenfalls habe mich wie ein Tölpel gefühlt, als ich sie im Fernsehen bewunderte. Sie heißt Marie-Luise Wagner und ist Schauspielerin am hiesigen Theater. Die zweite Frage: sie hat meine Brieftasche im Wald gefunden und brachte sie mir.«

      Pat starrte ihren Bruder an, als spräche er in einer fremden Sprache.

      »Marie-Luise Wagner! Ich kenne sie, ich habe sie schon einige Male im Fernsehen gesehen. Aber wie soll ich sie erkannt haben! Sie hatte ihre Haare zu Zöpfen geflochten und war in unmöglicher Aufmachung. Dreiviertellange Hosen trug sie, die Farbe konnte man unmöglich erkennen, dazu ein Hemd, das vermutlich irgendein Liebhaber bei ihr vergessen hat.«

      Sie hätte den letzten Satz gern zurückgenommen. Solch einen Blick hatte Max noch nie für sie gehabt.

      »Ich möchte nicht, daß du in einem solchen Ton von ihr sprichst.« Max bemühte sich sichtlich, seinen Ärger zu zügeln.

      »Max! Hast du denn den verstand verloren? Was will denn eine Schauspielerin bei deinen Kindern? Soll sie ihnen Flöhe ins Ohr setzen? Sie ist doch kein Umgang für deine beiden. Ich hatte dich wirklich für verantwortungsbewußter gehalten. Aber wahrscheinlich hat sie nicht nur den Kindern, sondern auch dir den Kopf verdreht.«

      »Das geht zu weit!« Erregt sprang Max auf. Seine Schwester hatte schon immer eine unangenehme Art gehabt, seine geheimsten Gedanken zu erraten.

      »Du scheinst in einer eigentümlichen Stimmung zu sein.« Er sprach viel ruhiger, als ihm zumute war. Mit dem Glas in der Hand wanderte er durchs Zimmer, blieb vor dem Bücherregal stehen, nahm den Elefanten aus Elfenbein in die Hand und stellte ihn zurück. »Wenn du Marie-Luise erst ein wenig besser kennenlernst, wirst du mir recht geben. Sie ist ein völlig natürlicher, ja einfacher, lebensfroher Mensch. Sie ist für meine Kinder eine Bereicherung. Sie ist all das, was du an Trude vermißt. Sie haben sie gern, und ich bin froh, wenn sie mit ihnen zusammen ist.«

      Pat schürzte verächtlich die Lippen. Sie war im höchsten Grad alarmiert. »Die Laune einer verwöhnten Schauspielerin. Vermutlich kommt bald der Reporter und schießt Bilder von ihr mit den Kindern. Das muß eine wundervolle Reklame für sie sein. Mein Gott, Max, bist du denn wirklich so blind? Das Mädchen hat es ganz sicher nicht auf die Kinder abgesehen. Sie will dich. Dich über die Herzen der Kinder.«

      »Das habe ich heute schon einmal gehört«, stieß er böse aus.

      »Max, renn nicht herum und trete den Teppich platt. Setz dich, du weißt, daß mich das Gerenne nervös macht. Max«, über den mit Geschirr und Häppchen beladenen Tisch streckte sie ihm die Hand entgegen. »Es ist doch nur Sorge, die mich so sprechen läßt. Ich will nicht, daß dir und den Kindern weh getan wird. Es ist nur eine Laune dieser Person, das ist doch klar. Sie wird euch drei schnell vergessen haben, wenn sie sich einem anderen Spielzeug zuwendet.«

      »Du hast kein Recht, einen Menschen, den du nicht kennst, so zu beurteilen. Ich schätze sie sehr. Ich habe sie im Theater bewundert – ja, bewundert. Sie ist eine wundervolle Schauspielerin und ein wundervoller Mensch. Ich habe den Abend mit ihr sehr genossen.«

      »Du bist in sie verliebt«, klagte sie und schlug entsetzt die Hände zusammen. »Nein, sag nichts, Max. Ich bin wirklich eine Närrin. Aus Angst um euch drei

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